Obwohl der Schauerspieler Carl Auen im Laufe seiner Karriere für eine kaum überschaubare Zahl von Kinoproduktionen vor der Kamera stand und sich schon zu Zeiten des frühen Stummfilms einen Namen machte, ist er heute nahezu in Vergessenheit geraten.
Geboren wurde Carl Auen am 16. Februar 1892 in der heute nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf1), über den familiären Hintergrund ist derzeit nichts bekannt.

Seine filmische Karriere begann laut filmportal.de mit dem von Joe May1) (1880 – 1954) ersten, in Szene gesetzte "Stuart Webbs"1)-Streifen "Die geheimnisvolle Villa"1) (1914), wo Auen an der Seite des Protagonisten Ernst Reicher (1885 – 1936) in Erscheinung trat; später sollte noch die Rolle des Grafen Eric Thoralt in der Story "Der rätselhafte Blick" (1918) folgen. Nach weiteren Auftritten in etlichen stummen Kriminalgeschichten, Lustspielen oder Melodramen – unter anderem mit einem kleinen Part in der 1914/15 von Urban Gad1) (1879 – 1947) mit (Noch-)Ehefrau Asta Nielsen (1881 – 1972) realisierten und kriegsbedingt erst am 23. Oktober 1916 in Kopenhagen uraufgeführten Krimi-Komödie "Weisse Rosen"1) – avancierte der Mime in den frühen Detektiv-Serien jener Jahre zum Publikumsliebling, zunächst 1917/18 mit der Figur des (Kriminal-)Rat Arnheim1) in einer von William Kahn1) (1888 – 1943) entwickelten bzw. dessen "William-Kahn-Film" produzieren, wenn auch kurzlebigen Abenteuerreihe, so unter anderem in "Der Fall Dombronowska"1) (1917), "Die getupfte Krawatte"1) (1917), "Unsichtbare Hände"1) (1917) und "Der lachende Tod"1) (1918). 1919/20 verkörperte er mehrfach den von Joe May erfundenen Detektiv Joe Deebs1), den nachhaltigen Ruhm seines Vorgängers Max Landa (1873 – 1933) konnte er damit jedoch nicht erreichen, ebenso wenig wie sein Kollege Ferdinand von Alten (1885 – 1933), der den Joe Deebs 1920/21 mimte.

Carl Auen auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 271/1),
aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Carl Auen auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 271/1), aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei
Szenenfoto mit Carl Auen (links) als Detektiv Joe Deebs und Meinhart Maur? aus "Der heulende Wolf"; Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 39); Lizenz: gemeinfrei

Zu nennen sind die Produktionen
(Link: Wikipedia/filmportal.de)

Szenenfoto mit Carl Auen (links) als Detektiv Joe Deebs
und Meinhart Maur1) als Ki-Tsiang (?)
aus "Der heulende Wolf"
Quelle: virtual-history.com aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 39)
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Der blendend aussehende Carl Auen machte vor allem als Gentlemen, Offizier oder Adeliger eine gute Figur auf der stummen Leinwand, mimte Fürsten, Grafen, Barone und Prinzen. Man sah ihn unter anderem als Partner von Olga Desmond in dem Melodram"Die Grille"1) (1917), mehrfach wurde er von Filmpionier Franz Hofer1) in dessen Lustspielen besetzt, war der titelgebende Prinz Ottokar in "Der Theaterprinz"1) (1917), der Graf Bodo von Hassenstein in "Fräulein Pfiffikus"1) (1917) als Partner von Lina Salten oder der Graf von Schmachtewitz in "Das Luxusbad"1) (1917) an der Seite von Lya Ley; weitere von Hofer inszenierte Filme sollten später folgen. Als nichtsnutziger Vetter von Detektiv Harry Higgs (Hans Mierendorff) bzw. reicher Afrikaforscher Fred Cook tauchte er in den zwei Geschichten "Giovannis Rache"1) (1917) und "Der Saratogakoffer"1) (1917) aus der "Harry Higgs"1)-Reihe auf, unter der Regie von Richard Eichberg1) entstand das Drama "Das Tagebuch des Apothekers Warren"1) (1918) mit Auen und Lori Leux in den Hauptrollen.
  

Carl Auen auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 271/3),
aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin
(Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930))
Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Carl Auen auf einer Künstlerkarte (Ross-Karte Nr. 271/3), aufgenommen im Fotoatelier "Becker &  Maass", Berlin (Otto Becker (1849–1892)/Heinrich Maass (1860–1930)); Quelle: filmstarpostcards.blogspot.com; Lizenz: gemeinfrei
Carl Auen etwa um 1920 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia Als fahrender Sänger Gontard zeigte er sich in dem mit Werner Krauß als schurkischem Schlossverwalter Grödner gedrehten Mystery-Stummfilm "Das verwunschene Schloß"1) (1918), als der in Lorie (Ossi Oswalda), Tochter des Uhrmachers Johann Schmied (Paul Passarge1)), verliebte schwäbische Uhrmachergeselle Christoph Bühler in "Das Schwabemädle"1) (1918).
Die Titelrolle des badischen Oberstleutnants Johann Baptiste Lingg1) (1765 – 1842), der am 20. Februar 1807 die Stadt Hersfeld1) vor der totalen Zerstörung durch Napoléons Truppen rettete, verkörperte Auen in dem Drama "Johann Baptiste Lingg"1) (1920/21), übernahm zugleich die künstlerische Leitung. Auen spielte Hauptrollen in zu Herzen gehenden Geschichten wie "Die Verführten"1) (1919), "Die Sünden der Mutter"2) (1921), "Muss die Frau Mutter werden?"2) (1924), "Lena Warnstetten"1) (1925) oder "Tragödie im Zirkus Royal"1) (1928).
Zu seinen letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte die Rolle des gewieften Gentleman-Ganoven Raoul alias Lux, der "Meisterverbrecher" in der von Edmund Heuberger1) gedrehten "Lux"-Filmreihe1), so unter anderem in "Lux, der König der Verbrecher"1) (1929) und "Besondere Kennzeichen"1) (1929) → Übersicht Stummfilme (Auszug).

Carl Auen etwa um 1920 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Den Übergang zum Tonfilm schaffte Carl Auen nach mehr als 100 Stummfilm-Produktionen zwar problemlos, musste sich jedoch fortan mit Chargenrollen begnügen. Das tat seiner Beliebtheit bei den Nazi-Oberen keinen Abbruch, hatte er sich doch bereits vor der so genannten "Machtergreifung" der Nationalsozialisten dem völkisch gesinnten, antisemitischen "Kampfbund für deutsche Kultur"1) (KfdK) und der "Betriebszellen-Organisation"1) (NSBO) der NSDAP1) angeschlossen. 1933 ernannte ihn Reichspropagandaminister Joseph Goebbels1) zum Leiter der "Fachschaft Film" der "Reichsfilmkammer"1) und übertrug ihm damit eine Schlüsselposition in der Personalpolitik innerhalb der NS-Filmindustrie.
Einer seiner ersten Tonfilm-Produktionen war der in Zusammenarbeit mit der Schweiz entstandene und von Heinz Paul1) gedrehte Streifen "Tannenberg"1) (1932), wo er an der Seite des Protagonisten Hans Stüwe als Generalmajor Postowski, Generalstabschef des von Sigurd Lohde1) dargestellten russischen Kavalleriegenerals Alexander Samsonow1) in Erscheinung trat.
  

Carl Auen 1928 auf einer Fotografie
vonn Nicola Pescheid1) (1864 – 1930)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Carl Auen 1928 auf einer Fotografie von von Nicola Perscheid (1864 – 1930); Quelle: www.cyranos.ch
Zur Filmografie der 1930er Jahre zählen beispielsweise die  Figur des Pastors Sunneby in der von Carl Heinz Wolff1) nach dem Roman von Felicitas Rose1) mit Hans Schlenck in der Titelrolle gedrehten Adaption "Heideschulmeister Uwe Karsten"3) (1933), der Kriminalrat Aßmann in Karl Ritters1) propagandistischen Spionage-Geschichte "Verräter"1) (1936) oder der Historienfilm "Der alte Fritz"1) (1937) mit dem Part des russischen Fürsten Rajumowski neben Otto Gebühr als Preußenkönig Friedrich der Große1). Kleinere Aufgaben übernahm er in den bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1) gehörenden Propagandastreifen "Togger"1) (1937) und "Mein Sohn, der Herr Minister"1) (1937). Letztmalig zeigte sich Auen als ein indischer Adliger in dem von Richard Eichberg1) nach dem Roman von Thea von Harbou1) inszenierten, zweiteiligen Abenteuer "Der Tiger von Eschnapur"1) (1938) und "Das indische Grabmal"1) (1938) – danach war seine Karriere als Filmschauspieler beendet; die Gründe hierfür sind unklar → Übersicht Tonfilme.
  
Nach Ende des 2. Weltkrieges hielt sich der einst so beliebte Stummfilm-Darsteller als Vertreter für Spirituosen über Wasser4).
Carl Auen starb, von der Öffentlichkeit vergessen, am 23. Juni 1972 im Alter von 80 Jahren im Berliner Ortsteil Lichterfelde1)
Quelle (unter anderem): Wikipedia; siehe auch cyranos.ch sowie
filmstarpostcards.blogspot.com (englisch)
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) filmportal.de
4) Ernst Klee: "Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945" ( S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 21)
Lizenz Foto Carl Auen (Urheber: Fotoatelier Becker & Maass, Berlin (Otto Becker (1849–1892) / Heinrich Maass (1860–1930)): Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, Murnau Stiftung, filmportal.de; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
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