Der Schauspieler Hans Adalbert Schlettow wurde am 11. Juni 1888*) als Hans Adalbert Droescher und Sohn eines Offiziers im hessischen Frankfurt am Main1) geboren. Den ursprünglichen Plan, ebenfalls eine Offizierslaufbahn einzuschlagen, musste er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Noch unter seinem Geburtsnamen begann er 1908 als Volontär am "Schauspielhaus Frankfurt"1), sammelte erste Erfahrungen als Bühnendarsteller. Seine nächste Station wurde Barmen1) (heute Wuppertal-Barmen), 1915 wechselte er an das "Hoftheater Mannheim"1), wo er für die nächsten vier Jahre wirkte. 1920 ging er nach Berlin, da er ein Engagement "Phantastischen Theater" in Berlin-Charlottenburg1) erhalten hatte.
Hans Adalbert Schlettow vor 1929; Urheber: Minya Diez-Dührkoop (1873–1929); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4647/1; Lizenz: gemeinfrei Schon früh wandte sich der Schauspieler der aufstrebenden Kinematografie zu, unter dem Künstlernamen "Schlettow" bzw. auch "von Schlettow" trat er erstmals 1917 bei der österreichischen "Saturn-Film"1) in dem von Urban Gad1) (1879 – 1947) – Noch-Ehemann der legendären Asta Nielsen (1881 – 1972) – in Szene gesetzten stummen Streifen "Klosterfriede" in Erscheinung. Mit Urban Gad drehte er dann noch "Die Gespensterstunde"1) (1917) und "Der breite Weg" (1917), jedes Mal als Partner von Maria Widal1) und Olga Engl (1871 – 1946). Bald etablierte sich Schlettow mit Hauptrollen in zahllosen Stummfilmproduktionen, avancierte zu einem vielbeschäftigten Darsteller in den Melodramen, Abenteuern aber auch Lustspielen jener Ära. Anfangs mimte er Liebhaber wie beispielsweise unter der Regie von Albert Heine und Robert Land1) den Titelhelden in "Don Juan" (1922) an der Seite von Margarete Lanner1) (1896 – 1991), verkörperte Grafen oder Personen der Gesellschaft, tauchte aber auch als Detektiv wie in "Abenteuer des Detektivs Harry Wills" (1921) auf.
Mit der Zeit wandelte sich sein Image, vermehrt mimte er verderbte Bösewichter oder finstere Gestalten wie beispielsweise den Teufel in dem Drama "Hiob"1) (1919) oder in "Gott, Mensch und Teufel" (1924) von Regisseur Oskar Schubert-Stevens (1879 – ?).  
 
Foto: Hans Adalbert Schlettow vor 1929
Urheber: Minya Diez-Dührkoop1) (1873 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4647/1
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier
Mit Regisseur Fritz Lang1) drehte er zwei bedeutende Filme, mimte zunächst den zum Mörder werdenden Georg bzw. Chauffeur und Handlanger des wahnsinnigen Verbrecher-Genies Dr. Mabuse1) (Rudolf Klein-Rogge) in den beiden Teilen von "Dr. Mabuse, der Spieler"1) (1922) nach der Romanvorlage von Norbert Jacques1). Furore machte Schlettow dann als abgefeimter Hagen von Tronje1) in den beiden Teilen von Langs Stummfilm-Klassiker "Die Nibelungen"1) (1924): Der Film überzeugte durch seine perfekte, malerische Bildkomposition, einen großen Aufwand an Ausstattung und Masken, innovative Tricks und visuelle Effekte sowie durch hervorragende schauspielerische Leistung. Für Paul Richter war die Heldenrolle des Siegfried1) wie maßgeschneidert. Theodor Loos spielt den schwachen, wankelmütigen König Gunther1) herausragend, Hans Adalbert Schlettow verkörpert einen grimmigen, finsteren Hagen Tronje, Rudolf Klein-Rogge einen wilden und exotischen König Etzel1).2)
In dem Melodram "Die Frauengasse von Algier"1) (1927) tauchte er als rachsüchtiger Bruder des geschändeten Mädchens Mira (Elizza La Porta) auf, als Manager der Titelheldin (Lee Parry) in der Geschichte "Die Frau mit dem Weltrekord"1) (1927) oder als Student Axel in der Adaption "Das gefährliche Alter"1) (1927), realisiert nach dem Buch von Karin Michaëlis1) mit Asta Nielsen als Elsie, Ehefrau des Hochschulprofessors Richard Lindtner (Bernhard Goetzke).

Hans Adalbert von Schlettow als Brigant Carlo und Ellen Richter als Fiametta in
dem Stummfilm "Brigantenliebe"1) von Martin Hartwig1) ("PAGU-Film", Berlin, 1920)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000866) aus
"Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1)
 (Berlin 1935, S. 27) bzw. Ross-Verlag 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Hans Adalbert von Schlettow als Brigant Carlo und Ellen Richter als Fiametta in dem Stummfilm "Brigantenliebe" von Martin Hartwig ("PAGU-Film", Berlin, 1920); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000866) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus  (Berlin 1935, S. 27) bzw. Ross-Verlag 1920; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Von Regisseur Karl Grune1) entstand der vielbeachtete Historien-Zweiteiler "Königin Luise"1) (1927/28) mit Mady Christians als die vom Volk verehrte Königin Luise1) und Mathias Wieman als deren Gemahl Friedrich Wilhelm III.1), in dem Schlettow als Prinz Louis Ferdinand1) überzeugen konnte. In Jacques Feyders1) Verfilmung "Thérèse Raquin"1) (1928; auch "Du sollst nicht ehebrechen!") nach dem gleichnamigen Roman1) von Émile Zola1) zeigte er sich als brutaler Maler Laurent, der gemeinsam mit seiner Geliebten Thérèse (Gina Manès1)) deren kränklichen und schwachen Ehemann Camille (Wolfgang Zilzer) ermordet, in dem Drama "Schuldig"3) (1928), in Szene gesetzt von Johannes Meyer1) nach dem Roman von Richard Voß1), war er der skrupellose Bordell-Besitzer Peter Cornelius.
Hans Adalbert Schlettow vor 1929; Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch: Lizenz: gemeinfrei Joe May1) besetzte ihn in seinem Melodram "Asphalt"1) (1929), einem Sozialstück aus dem Berliner "Kleine-Leute-'Milljöh'", neben Gustav Fröhlich (Wachtmeister Holk) als den schurkischen, international gesuchten Tresorknacker, der sich "Konsul Langen" nennt, und Freund der Holk verführenden Diebin Else Kramer (Betty Amann), genannt "Brillantenelse" war. Die historische Gestalt des Donkosaken und Rebellen Stenka Rasin1) (1630 – 1671) in "Wolga Wolga"1) (1928; auch "Die Ballade des Stenka Rasin") des Exil-Russen Viktor Tourjansky schien Schlettow wie auf den Leib geschrieben, auch in einer weiteren in Russland spielenden Produktion machte Schlettow mit einer Hauptrolle eine melodramatisch-gute Figur: In Georg Asagaroffs1) tragisch endenden, nachträglich mit Musik unterlegt Liebesgeschichte "Das Donkosakenlied"1) (1930) präsentierte er sich als der junge Fürst Viktor Sagarin, der im Streit den Vormund seiner jungen Frau Natascha (Lien Deyers) erschießt und, der Tat verurteilt, nach Sibirien in die Verbannung geschickt wird. Dort kann er fliehen und schart eine Bande von Räubern um sich, dessen Anführer er wird. Als Natascha in die Hände der Räuber fällt, kommt es zur Katastrophe … Mit Wladimir Strijewski1) (auch Wladimir von Strischewsky), vergessener Star-Regisseur unter den zaristisch-russischen Exilanten im Westeuropa der Zwischenkriegszeit, drehte Schlettow seinen letzten Stummfilm und mimte in dem Abenteuer "Troika" (1930, nachvertont) erneut einen Russen, den Troika-Lenker Boris → Übersicht Stummfilme.
    
Foto: Hans Adalbert Schlettow vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz  (gemeinfrei) siehe hier
Mit Beginn des Tonfilms blieb Schlettow ein vielgefragter Leinwanddarsteller, der anfangs noch mit tragenden Parts besetzt wurde, wie in seiner ersten sprechenden Rolle als reicher Großbauer Franz Lechner in "Der unsterbliche Lump"1) (1930) nach der gleichnamigen Erfolgs-Operette von Edmund Eysler1) (Musik) und Felix Dörmann1) (Librtetto), an der Seite von Gustav Fröhlich und Liane Haid. In dem abenteuerlichen Schwank "Der tolle Bomberg" (1932), basierend auf dem gleichnamigen Schelmenroman von Josef Winckler1), erfreute er das Publikum als Baron Gisbert von Bomberg, der im wahren Leben Baron Gisbert Freiherr von Romberg1) (1839 – 1937) hieß und durch seine tollkühnen Streiche im Münsterland große Berühmtheit erlangte; später wurde die Geschichte mit Hans Albers nochmals verfilmt → "Der tolle Bomberg"1) (1957). Neben Karin Hardt (Sabine "Binia" Waldisch) und Carl Balhaus1) (Josi Blatter) trat er als armer Tagelöhner Sepp Blatter in dem dramatischen Bergfilm "An heiligen Wassern" (1932) in Escheinung, auch dieser Stoff nach dem gleichnamigen Roman des Schweizer Schriftstellers Jakob Christoph Heer1) gelangte mit Hansjörg Felmy und Cordula Trantow erneut in die Kinos → "An heiligen Wassern"1) (1960). Zu Schlettows letzten großen Rollen zählte der Gutsherr Baron Axel von Hollperg in der Komödie "Der Jäger aus Kurpfalz" (1933) sowie erneut die Figur des "Stenka Rasin" in dem nun von einem anderen Exil-Russen, Alexander Wolkow1), in Szene gesetzten Tonfilm "Wolga-Wolga" (1936, auch: "Stjenka Rasin").
Seit Anfang der 1930er Jahre musste sich Schlettow jedoch vermehrt mit Nebenrollen zufrieden geben und rückte in die zweite Reihe. Während des Nazi-Regimes war der Schauspieler, der schon vor der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten dem völkisch gesinnten, antisemitischen "Kampfbund für deutsche Kultur"1) und der "NS-Betriebszellen-Organisation"1) angehörte4), an etlichen Propaganda-Streifen beteiligt. So unter anderem als Kommandant der burischen Armee de Wett in dem bis heute zu den "Vorbehalsfilmen"1) zählenden Historienfilm "Ohm Krüger"1) (1941) an der Seite von Emil Jannings, der den südafrikanischen Politiker und Burenpräsidenten Paul Krüger1) (Paulus Kruger; 1825 – 1904) verkörperte.
Schlettow, der laut Kay Weniger1) "im 3. Reich als eifriger Denunziant von Schauspieler-Kollegen gefürchtet wurde"5), konnte sich der Sympathie von Propagandaminister  Joseph Goebbels1) sicher sein. In der Endphase des 2. Weltkriegs nahm ihn dieser im August 1944 in die "Gottbegnadeten-Liste"1) der wichtigsten Filmschauspieler auf, um Schlettow vor einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, zu bewahren.4)
Die Fertigstellung seines letzten Films, die von Eduard von Borsody1) 1944 begonnene Adaption "Die Kreuzlschreiber"1) nach Motiven der gleichnamigen Bauernkomödie1) von Ludwig Anzengruber1) und seinem Part des Bürgermeister von Zwentdorf Altlechner erlebte der Schauspieler nicht mehr; die Produktion wurde erst nach dem Krieg durch die DEFA1) beendet und erstmals am 7. April 1950 in Ost-Berlin aufgeführt → Übersicht Tonfilme.
 
Hans Adalbert Schlettow, dessen Filmografie rund 150 Produktionen umfasst, starb kurz vor Kriegsende am 30. April 1945 im Alter von 56 Jahren in Berlin während der Schlacht um die Reichshauptstadt1); die letzte Ruhe fand er auf dem Bergfriedhof1) in Berchtesgaden1) → Foto der Grabstätte bei knerger.de.
Über das Privatleben des Schauspielers ist so gut wie nichts bekannt, nur so viel, dass er ein großer Italien-Liebhaber gewesen sein soll und das Land mehrfach bereiste, unter anderem mit Eduard von Winterstein (1871 – 1961), mit dem er öfters zusammen vor der Kamera stand, so beispielsweise in "Hiob" (1919), "Die Siebzehnjährigen"3) (1929), "An heiligen Wassern" (1932) und "Ohm Krüger"1) (1941).
In erster Ehe war er mit Ilse Schlettow (geborene Kahlmann) verheiratet, die das Drehbuch zu dem Stummfilm "Friesenblut"1) (1925) schrieb, in dem era als Fischer Klaus Detlefsen auftrat.
Quellen (unter anderem): Wikipedia, cyranos.ch
Fotos bei virtual-history.com;siehe auch (in englisch) filmstarpostcards.blogspot.de
*) Laut Grabsteininschrift → www.knerger.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de
Quelle:
2) Wikipedia zu "Die Nibelungen"
4) Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 (S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 626)
5) Kay Weniger: "Das große Personenlexikon des Films" (2001, Bd. 7, S. 118)
Lizenz: Foto Hans Adalbert Schlettow (Urheber: Minya Diez-Dührkoop/Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
  
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
Verschiedene Stummfilme bei der German Early Cinema Database
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de, Murnau Stiftung; cyranos.ch; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
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