Filmografie
Lionel Blythe Barrymore wurde am 28. April 1878 in Philadelphia1) (Pennsylvania) geboren. Sein Name steht für eine berühmte amerikanische Schauspielerdynastie, die durch seinen Vater begründet wurde: Der als Herbert Arthur Chamberlayne Blyth1) (1849 – 1905) in Indien geborene und später in Großbritannien aufgewachsene Vater wählte als Schauspieler den Künstlernamen "Maurice Barrymore" und war mit seiner Kollegin Georgianna "Georgie" Emma Drew2) (1856 – 1893) verheiratet. Diese wiederum stammte ebenfalls aus einer Schauspielerfamilie, Bruder John Drew Jr., der "Jüngere" (1853 – 1927) sowie ihre Eltern John Drew2) "der Ältere" (1827 – 1862) und Louisa Lane Drew2) (1820 – 1897) waren anerkannte Bühnendarsteller; die in Großbritannien geborene Louisa tourte bereits als Kinderstar durch die USA und leitete später mehr als dreißig Jahre lang das "Arch Street Theatre" in Philadelphia.
Maurice und Georgie bekamen drei Kinder, Lionel Barrymore war der Erstgeborene, Schwester Ethel Barrymore1) (1879 – 1959) und Bruder John Barrymore (1882 – 1942)  wurden ebenfalls berühmte Schauspieler. Auch die Nachkommen traten in die Fußstapfen ihrer prominenten Vorfahren, Schauspielerin Diana Blanche Barrymore1) (1921 – 1960) war die Tochter von John Barrymore und dessen zweiten Frau Blanche Oelrichs1) (1890 – 1950), John Drew Barrymore1) (1932 – 2004) stammte aus John Barrymores dritten Ehe mit Dolores Costello1) (1903 – 1979). Dieser wiederum heiratete in erster Ehe Schauspielerin Cara Williams1), 1954 wurde Sohn John Blyth Barrymore2) geboren; aus der dritten Verbindung mit Ildikó Jaid Makó1) (Jaid Barrymore) stammt Tochter Drew Barrymore1) (geb. 1975), die wie ihr berühmter Großonkel bzw. Großvater zu den gefeierten Hollywood-Stars zählt. 

John Barrymore (l.) 1935 mit seinem Bruder Lionel
Foto mit freundlicher Genehmigung der
  Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 27.09.1935
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300052/05)

John Barrymore (l.) 1935 mit seinem Bruder Lionel; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 27.09.1935; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300052/05)
Schon als Kind stand Lionel Barrymore neben seinen Eltern auf der Bühne, später besuchte er Schulen in London und New York. 1893 gab er sein professionelles Bühnendebüt in New York, der Durchbruch als anerkannter Schauspieler gelang ihm um 1900 am Broadway, weitere Triumphe feierte er unter anderem 1904 mit Rollen in den Stücken "The Mummy and the Hummingbird" von Isaac Henderson (1850 – 1909) und "The Other Girl" von Augustus Thomas (1857 – 1934), 1906 ging Barrymore nach Paris, um dort drei Jahre lang ein Kunststudium zu absolvieren. Nach seiner Rückkehr konnte er am Broadway nahtlos an seine Bühnenerfolge anknüpfen und auch der noch junge Film ließ nicht lange auf sich warten.
Lionel Barrymore erhielt 1908 als einer der ersten Theaterdarsteller einen Vertrag von der Filmgesellschaft "Biograph Studios" und gab noch im gleichen Jahr sein Leinwanddebüt in dem kurzen stummen Streifen "The Paris Hat". Anschließend folgten unter der Regie von David W. Griffith1) kleinere Parts in einer Reihe von stummen Dramen wie "The Battle"1) (1911). "The Musketeers of Pig Alley" (1912) oder "Judith of Bethulia"1) (1914, "Judith von Bethulien"); gleichzeitig machte sich der Schauspieler einen Namen als Drehbuchautor und stand auch schon mal hinter der Kamera. 
Bis Mitte der 1920er Jahre drehte Lionel Barrymore neben seiner Arbeit für das Theater in rascher Folge zahllose weitere Stummfilme, zeigte sich an der Seite von Leinwandstars wie Lilian Gish und Mary Pickford und mimte meist korrupte oder verschlagene Verführer. Mitte der 1920er Jahre zog er sich ganz von der Bühne zurück, um ausschließlich für den Film zu arbeiten, schloss 1926 einen Studiovertrag mit der "Metro-Goldwyn-Mayer"1) (MGM) und wurde zum persönlichen Lieblingsschauspieler von Produzent Louis B. Mayer1). Unter anderem drehte er mit der "göttlichen" Greta Garbo die Literaturadaption "The Temptress"1) (1926, "Dämon Weib") oder mit Gloria Swanson die Somerset Maugham1)-Verfilmung "Sadie Thompson"1) (1928, "…aber das Fleisch ist schwach").
Der Übergang zum Tonfilm gelang Barrymore aufgrund seiner Bühnenerfahrung bzw. seiner seine sonoren Stimme problemlos, so erhielt er einen "Oscar" als "Bester Hauptdarsteller" für seine eindringliche Interpretation des alkoholkranken, dennoch brillanten Rechtsanwaltes Stephen Ashe und Vazers von Jan (Norma Shearer) in dem Melodram "A Free Soul"1) (1931, "Der Mut zum Glück"). Mit dem Film bzw. dem Part des Gangsters Ace Wilfong gelang übrigens dem jungen Clark Gable der Durchbruch zum gefeierten Hollywood-Star. In dem Krimi "Guilty Hands"1) (1931) wiederholte Barrymore dann wenig später mit der Figur des egozentrischen, von sich selbst überzeugten Staranwaltes Richard Grant einen Typus, der ihm in "A Free Soul" zum "Oscar" verholfen hatte.
 
Barrymore stand mit vielen legendären Hollywood-Stars vor der Kamera, drehte unter anderem mit Jean Harlow und Jennifer Jones1), mit Humphrey Bogart, Gregory Peck, Spencer Tracy, James Stewart und Clark Gable. Neben Greta Garbo (als  Mata Hari1)) sah man ihn als General Shubin in dem Spionage- und Liebesmelodram "Mata Hari"1) (1931) oder als Otto Kringelein in der Vickie Baum-Adaption "Grand Hotel"1) (1932, "Menschen im Hotel"), in dem Bruder John Barrymore als verarmter, betrügerischer Baron Felix von Geigern eine der männlichen Hauptrollen spielte. Eine einmalige "Familienzusammenführung" gab es in dem Drama  "Rasputin and the Empress"1) (1932, "Rasputin: Der Dämon Russlands") mit Lionel Barrymore in der Titelrolle des legendären Wanderprediger und Geisterheilers Grigori Rasputin1), Schwester Ethel als Zarin Alexandra1) und Bruder John als Prinz Paul Chegodieff.
Mit Jean Harlow drehte er die mitunter etwas frivole Filmkomödie "The Girl from Missouri"1) (1934, "Millionäre bevorzugt") und mimte den Selfmade-Millionär Paige, tauchte als Dan Peggotty in der Charles Dickens-Verfilmung "David Copperfield"1) (1935) auf oder präsentierte sich an der Seite von Kinderstar Shirley Temple in dem Kassenschlager "The Little Colonel"1) (1935, "Oberst Shirley") als Colonel Lloyd. In dem Horrorklassiker "Mark of the Vampire"1) (1935, "Das Zeichen des Vampirs") war er der Vampir-Experte Professor Zelen, in dem Melodram "The Gorgeous Hussy"1) (1935) stellte er den US-amerikanischen Präsidenten Andrew Jackson1) dar. Erneut neben einer brillanten Protagonistin Greta Garbo sah man ihn in "Camille"1) (1936, "Die Kameliendame") als Monsieur Duval, Vater des jungen Diplomaten Armand (Robert Taylor), gedreht von George Cukor1) nach dem berühmten dem Bühnenstück "Die Kameliendame"1) von Alexandre Dumas d. J.1). Ebenfalls 1937 kam die mit Clark Gable und Jean Harlow die hochkarätig besetzte Filmkomödie "Saratoga"1) in die Lichtspielhäuser, in der Barrymore als "Grandpa Clayton" überzeugen konnte, auch in der Gesellschaftskomödie "You Can't Take It with You"1) (1938, "Lebenskünstler") machte er neben James Stewart und Jean Arthur als exzentrischer Familienpatriarch Martin Vanderhof eine gute Figur. Neben dem Abenteuer "Test Pilot"1) (1939, "Der Testpilot") übernahm Barrymore ab Ende der 1930er Jahre die Rolle des raubeinigen Dr. Leonard Gillespie in den Geschichten um den jungen Krankenhausarzt "Dr. Kildare" (Lew Ayres1)), einer Reihe von insgesamt neun Spielfilmen, die zwischen 1938 und 1942 in den USA produziert wurden und ungemein populär waren. Danach gab es noch einige Streifen, in denen Dr. Gillespie mit wechselnden Kollegen agierte, auch in der Rundfunksendung "The Story of Dr. Kildare", die ab 1950 ausgestrahlt wurde, sprach Barrymore ein Jahr lang diese Figur. Ab 1961 wurde dieser Stoff Grundlage für die erfolgreiche TV-Serie "Dr. Kildare" mit Richard Chamberlain in der Titelrolle. 
Mit seinen Altersrollen wurde der meist etwas knorrige, gestrenge alte Herr, dem es niemand recht machen kann, zu Barrymores Markenzeichen. In nachhaltiger Erinnerung bleibt wohl seine Verkörperung des ebenso geldgierigen wie hartherzigen Geschäftsmanns Mr. Potter in Frank Capras1) Tragikomödie "It's A Wonderful Life"1) (1946, "Ist das Leben nicht schön?") neben James Stewart, aber auch der sympathische Hotelbesitzer James Temple in John Hustons1) spannendem film-noir-Klassiker "Key Largo"1) (1948, "Gangster in Key Largo") mit Humphrey Bogart, Edward G. Robinson und Lauren Bacall gehören zur Filmografie der späten Jahre. An weitere Produktionen mit Barrymore in prägnanten Nebenrollen sind zu nennen das Kriegsdrama "A Guy Named Joe"1) (1943, "Kampf in den Wolken"), das Melodram "Since You Went Away"1)  (1944, "Als du Abschied nahmst"), die Romanverfilmung "The Valley of Decision"1)  (1945, "Die Entscheidung") und der aufwendig inszenierte Western "Duel in the Sun"1)  (1946, "Duell in der Sonne"). Nach den Streifen "Malaya"1) (1949) und "Down to the Sea in Ships" (1949, "Semannslos") war Lionel Barrymore letztmalig in dem Western "Lone Star" (1952, "Mann gegen Mann") neben Clark Gable und Ava Gardner im Kino zu sehen und verkörperte einmal mehr den US-Präsidenten Andrew Jackson1).
Vor allem in der Umbruchphase vom Stummfilm zum Tonfilm fungierte er gelegentlich auch als Regisseur. Sein größter kommerzieller Erfolg war 1929 das Melodram "Madame X", welches Ruth Chatterton zum Star machte und ihm selbst eine "Oscar"-Nominierung als "Bester Regisseur" einbrachte. Einen weiteren Erfolg verzeichnete er mit dem Musikfilm "The Rogue Song" (1930, "Banditenlied") nach dem Libretto von Franz Lehárs Operette "Zigeunerliebe"1), in dem Tenor Lawrence Tibbett1) sein Leinwanddebüt gab. Nach dem kommerziellen Misserfolg der melodramatischen Romanze "Ten Cents a Dance"2) (1931) mit Barbara Stanwyck in der weiblichen Hauptrolle einer verheirateten Tänzerin kehrte Barrymore wieder ausschließlich zur Schauspielerei zurück.→ Übersicht (Auszug) Filmografie.
 
Seit Ende der 1930er Jahre war der Mime aufgrund eines Unfalls, bei dem er sich einen doppelten Bruch der Hüfte zugezogen hatte, bzw. einer forschreitenden schweren Arthritis an den Rollstuhl gefesselt, was seine schauspielerischen Möglichkeiten zwar stark einschränkte, ihn dennoch bis zuletzt viele weitere schöne Filme drehen ließ; die Rollen wurden oft auf seine Situation zugeschnitten. 
Lionel Barrymore starb am 15. November 1954 im Alter von 76 Jahren im kalifornischen Van Nuys1) an den Folgen eines Herzinfarktes. Die letzte Ruhe fand er zunächst auf dem "Mount Vernon Cemetery" in Philadelphia, später wurden seine sterblichen Überreste auf den "Calvary Cemetery" in East Los Angeles1) überführt, wo 1942 Bruder John Barrymore beigesetzt worden war → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der Schauspieler war zwei Mal verheiratet: Seine erste Ehe ging er 1904 mit Schauspielerkollegin Doris Rankin2) (1880 – 1946) ein, aus der Verbindung stammten zwei Töchter, die bereits im Säuglingsalter verstarben, Ethel Barrymore II (1908 – 1910) und Mary Barrymore (1916 – 1917)..3)
Wenige Wochen nach der Scheidung von Doris Rankin ehelichte Lionel Barrymore am 14. Juni 1923 die Stummfilm- und Theaterdarstellerin Irene Fenwick2) (geb. 1887), mit der er bis zu deren frühen Tod am 24. Dezember 1936 verheiratet blieb.
Die Leinwandlegende Lionel Barrymore wirkte in über 300 Produktionen mit, sein ungekünsteltes, naturalistisches Spiel hat nachfolgende Schauspielergenerationen erheblich beeindruckt. Besonders stark orientiert hat sich an ihm Spencer Tracy.4) Doch nicht nur auf der Bühne und auf der Leinwand war Barrymore erfolgreich, auch als Schriftsteller, Komponist und Maler machte er von sich reden. Besonders häufig agierte er aber nebenher am Mikrofon. So sprach er von 1934 bis 1953 jeweils live zu Weihnachten den Ebenezer Scrooge in "A Christmas Carol"1) von Charles Dickens1). Diese Rolle hätte er auch in der Verfilmung von 19381) übernehmen sollen, wegen seiner Krankheiten wurde er dort aber von Reginald Owen1) ersetzt. Auch in der Radioversion des Jahres konnte Barrymore ausnahmsweise nicht dabei sein und wurde in New York vom Erzähler Orson Welles vertreten. Nur 1936 blieb er der Aufführung ebenfalls fern, da seine zweite Ehefrau, die Schauspielerin Irene Fenwick, am Weihnachtstag verstarb. Sein Bruder John sprang für ihn ein.4)

Lionel Barrymore im Studio des
"Armed Forces Radio Service" (AFRS)
in der Sendung "Concert Hall", ca. 1947 → www.otrcat.com
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz sie hier

Lionel Barrymore im Studio des "Armed Forces Radio Service" (AFRS) in der Sendung "Concert Hall", ca. 1947; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei
Seine Memoiren veröffentlichte Barrymore 1951 unter dem Titel "We Barrymores".
Heute erinnert je ein "Stern" auf dem "Hollywood Walk of Fame"1) an den Künstler, einer für seine Arbeit als Darsteller im Film und ein weiterer für seine Radiotätigkeit.  
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de; siehe auch Wikipedia sowie
den ausführlichen Artikel bei Wikipedia (englisch)
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch)
3) Quelle: Wikipedia (englisch)
4) Quelle: Wikipedia (deutsch)
Lizenz Foto Lionel Barrymore: Diese Datei ist ein Werk eines Mitarbeiters der Streitkräfte der Vereinigten Staaten oder des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten, aufgenommen oder hergestellt während seiner offiziellen Anstellung. Als amtliches Werk der Bundesregierung der Vereinigten Staaten ist dieses Bild gemeinfrei.
   
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(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), gutenberg.spiegel.de, filmportal.de)
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