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Sie trat in komischen
kurzen Streifen auf, unter anderem neben Stan Laurel & Oliver Hardy in "Liberty"1) (1929,
"Die Sache mit der Hose"). Nach einer kleineren Rolle in Ernst Lubitschs1)
Tonfilm-Komödie
"The Love Parade"1) (1929,
"Liebesparade")
erhielt sie 1930 als
Schauspielerin erstmals Anerkennung mit der
Rolle der Soldatenbraut Helen in Howard Hughes'
Fliegerfilm "Hell's Angels"1)
("Höllenflieger"), der zugleich Harlows erster
größerer Tonfilm
war. 1931 mimte sie an der Seite von James Cagney die Geliebte des
Gangsterkönigs in dem Gangster-Drama "The Public Enemy"1)
("Der Öffentliche Feind") sowie die
Titelrolle, die der wohlhabenden Society-Lady Ann Schuyler, in der Komödie "Platinum Blonde"1)
("Vor Blondinen wird gewarnt"),
die ihr fortan das Image der
emanzipierten, erotisch unabhängigen Blondine einbrachte. Ab 1932
war Jean Harlow bei "Metro-Goldwyn-Mayer"1) (MGM) unter Vertrag
und zählte zeitweise zu
den populärsten US-Stars der Branche. Als
gewissenloser Vamp tauchte sie in der amüsanten Geschichte "Red-Headed Woman"1) (1932,
"Feuerkopf") auf, erstmals an der Seite von Clark Gable machte sie in dem Liebesdrama "Red Dust"1) (1932,
"Dschungel im Sturm") Furore.
Jean Harlow 1932
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 1932
© ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer
FO300188/03)
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1933 mimte sie die Ehefrau Kitty Packard in der Gesellschaftskomödie "Dinner At Eight"1)
("Dinner um acht") sowie den Filmstar Lola Burns in der turbulenten Satire "Bombshell"2)
("Sexbombe").
Gleich in einer dieser ersten großen Rollen durfte sie als Lola Burns nicht nur sich, sondern
die ganze Filmbranche aufs Korn nehmen und ihr komödiantisches Talent unter
Beweis stellen: Da sind die skurrilen Produzenten, die Stars und Manager und all
die lieben Verwandten und Freunde, die etwas vom Ruhm der Filmstars mitbekommen wollen.
Lola ist Star und möchte gerne ein ruhiges Familienleben als Ehefrau und Mutter führen,
doch damit hat sie kein Glück, am Ende gibt sie ihre bürgerlichen Illusionen auf und
kehrt in die Traumfabrik zurück. In hautengen Kleidern mit tiefem
Dekolletee und ohne Büstenhalter räkelt sich Burns
vor der Kamera, "Born for Men"
steht auf einem Poster, das im Film für ihre Filme wirbt.3)
Doch das Studio bekam Ärger
mit dem "Sexbomben"-Streifen die Frauenvereine rebellierten,
die Moral schaltete sich ein, Pressekampagnen wurden gegen das
"blonde Gift" gestartet. Durch das
Negativ-Image ihrer Filmfiguren, aber auch durch ein skandalreiches Privatleben,
geriet der Star häufig ins Schussfeld konservativer puritanischer Frauenvereine.
Jean Harlow 1934
Urheber: Elmer Russell Ball (1896 1942)
Quelle: Wikimedia
Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Jean Harlow, wie sie sich seit 1935 nach dem Mädchennamen ihrer Mutter
nannte, drehte eine Reihe weiterer Filme, mit Lionel Barrymore
zeigte sie sich in der mitunter etwas frivolen Komödie "The
Girl from Missouri"1) (1934,
"Millionäre bevorzugt"), mit William Powell
präsentierte sie sich in
dem Musical "Reckless" (1935, "Die öffentliche Meinung"),
in dem Abenteuer "China Seas"1) (1935,
"Abenteuer im gelben Meer")
mimte sie als Partnerin von Clark Gable ein
leichtes Mädchens namens China Doll.
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Ein Jahr später sah man sie
zusammen mit Spencer Tracy
in dem Thriller "Riffraff" (1936), einmal mehr als Partnerin von
Clark Gable glänzte sie in der Komödie "Wife vs. Secretary"1) (1936, "Seine Sekretärin").
Mitte der 1930er Jahre änderte MGM das Image
der Harlow zur sportlich betonten "guten Kameradin", in dem Melodram
"Suzy"1) (1936) war
sie das Showgirl Suzy Trent, welches mittellos in Frankreich
strandet. Nach der Screwball-Komödie "Libeled Lady"1) (1936, "Lustige Sünder")
und der Rolle einer armen Witwe in der
Literaturadaption "Personal Property" (1937, "Der Mann mit dem Kuckuck") standen die Dreharbeiten zu der
Rennbahn-Komödie "Saratoga"1) (1937)
mit Clark Gable als Buchmacher Duke Bradley an. Gegen Ende der Arbeiten zu ihrem 24. Film musste Jean Harlow wegen eines
alten Nierenleidens in Los Angeles ins Krankenhaus gebracht werden, wenig später starb
die Hollywood-Blondine dort überraschend mit nur 26 Jahren am 7. Juni 1937
an einer Vergiftung aufgrund von Nierenversagens bzw. einem Gehirnödem, nachdem sie einen medizinischen
Eingriff (angeblich auf Betreiben ihrer streng religiösen Mutter) abgelehnt
hatte. Die letzte Ruhe fand sie auf dem "Forest Lawn Memorial Park"1)
im kalifornischen Glendale1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Die fehlende Szenen der Produktion "Saragota" wurden mit der nur von hinten gefilmten
Mary Dees (1911 2004) gedreht, Harlows Stimme mit Paula Winslowe
(1910 1996) nachsynchronisiert. Der Film konnte am 23. Juli 1937 in den USA uraufgeführt
werden → Übersicht Filmografie (Auszug).
Jean Harlow 1937
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 1937
© ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer
FO300188/01)
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Wie Marlene Dietrich,
Greta Garbo und
Mae West war auch Jean Harlow einer
der großen weiblichen Kino-Stars der 1930er Jahre. Als das
"platinblonde Sexsymbol" ist sie auch über ihren Tod hinaus ein Begriff geblieben.
Dennoch ist Jean Harlow zumindest in Europa im Gegensatz
zu anderen großen Stars der Filmgeschichte in Vergessenheit geraten und ihre
Filme werden kaum noch gezeigt. Ihr früher Tod kann wohl kaum eine
Ursache hierfür sein, denn Marilyn Monroe und
James Dean
haben noch nach Jahrzehnten ihren legendären Ruhm bewahrt. Vielleicht fehlte der Harlow wie manche
Filmchronisten schreiben das romantische Flair, der Mythos des
zeitlosen Schönheitsidols. In seinem Buch "Hollywood Fotografien
aus der Kobal Collection" schreibt dr britische Schriftsteller und
Filmkritiker David Thomson1) über den
in den USA anhaltenden Ruhm von Jean Harlow: "Sie
bleibt eine von Hollywoods ewigen Sexgöttinnen, nicht zuletzt wegen ihrer Fähigkeit,
sexuelle Verfügbarkeit zu versinnbildlichen."4)
Bei aller schauspielerischen Qualität, bei aller Faszination und Strahlkraft
ihres Gesichtes, gibt es keinen eigentlichen Jean-Harlow-Film, der allein von ihr, ihrer Figur, ihrem Image geprägt ist:
sie war eine brillante Ensemble-Schauspielerin, eine von mehreren markanten
Figuren in Gesellschaftskomödien und -dramen: Das blonde Dummchen, mit dem
der ungehobelte, reiche Geschäftsmann Wallace Beery1)
in George Cukors "Dinner um acht" verheiratet ist, hat die Macht, ihren
Mann und seine politisch intriganten Absichten zu durchkreuzen.
Das Leben der Jean Harlow thematisiert Gordon Douglas'1) Biopic
"Harlow"5) (1965, "Die Welt der Jean Harlow")
nach dem eher trivialen Buch "Harlow: An Intimate Biography" von Irving Shulman
(1913 1995) mit Caroll Baker1)
in der Titelrolle sowie das fiktionale TV-Drama "Harlow" (1965) mit Carol Lindley1),
das sich lose an dem Leben von Jean Harlow orientiert → Wikipedia
(englisch). 2004 verkörperte Gwen Stefani1)
die Leinwandlegende Jean Harlow in
der Filmbiografie "Aviator"1)
über den von Leonardo DiCaprio1)
dargestellten Flugpionier Howard Hughes1) (1905 1976).
In ihrem kurzen Leben war Jean Harlow drei Mal verheiratet: Die 1927 überstürzt geschlossene Ehe
der damals 16-Jährigen mit dem sieben
Jahre älteren, wohlhabenden Geschäftsmann Charles Fremont McGrew endete
bereits 1929 vor dem Scheidungsrichter, Anfang Juli 1932 ging sie die zweite
Verbindung mit der "rechten Hand" des Produzenten Irving Thalberg1),
dem mehr als doppelt so alten deutschstämmigen Drehbuchlektor und Regisseur
Paul Bern1)
ein, der wenige Monate später am 5. September 1932 seinem Leben mit nur 43 Jahren durch Selbstmord
ein Ende setzte. Am 13. September 1933 folgte mit
dem Kameramann Harold Rosson1) (1895 1988) Ehemann Nummer 3, von dem
sie sich bereits am 11. März 1934 wieder offiziell trennte. Die große
Liebe ihres Lebens soll der Filmstar William Powell (1892 1984) gewesen
sein, der sie jedoch nicht heiratete, mit dem sie aber bis zu ihrem frühen
Tod liiert war.
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