Karlheinz Böhm wurde als einziges Kind der Sopranistin Thea Linhard1)
(1903 1981) und des
berühmten Dirigenten Karl Böhm1)
(1894 1981) am 16. März 1928 im hessischen Darmstadt1) geboren. Sein Vater war geborener Grazer,
seine Mutter Münchnerin, Böhm selbst fühlte sich als Weltbürger, lebte
seit Jahrzehnten in Österreich, dessen Staatsbürgerschaft er inne hatte, sowie
lange Jahre in Äthiopien1), dessen Ehren-Staatsbürgerschaft ihm 2003
als erstem Ausländer zuteil wurde. Böhm verbrachte seine Jugend in Darmstadt, Hamburg und Dresden, in Hamburg besuchte er die Volksschule und das Gymnasium; ein gefälschtes ärztliches Attest verhalf ihm 1939 zur Ausreise in die Schweiz, wo er ein Internat, das "Lyceum Alpinum Zuoz", besuchte. 1946 zog er mit seinen Eltern nach Graz, dort machte er im selben Jahr das Abitur. Er wollte ursprünglich Pianist werden, studierte aber auf Drängen seines Vaters Anglistik und Germanistik und anschließend in Rom ein Semester Kunstgeschichte. Böhm brach hier jedoch sein Studium ab, um Schauspielunterricht zu nehmen, ließ sich in Wien von Albin Skoda1) (1909 1961) und an der "Schauspielschule Krauss"1) ausbilden.
Karlheinz Böhm avancierte zum Leinwandhelden und Liebhaber Nummer Eins, wie neben Ulla Jacobsson in den Melodramen " und ewig bleibt die Liebe"1) (1954) und "Die heilige Lüge"2) (1955); Regie führte bei beiden Produktionen Wolfgang Liebeneiner1). Böhm zeigte sich beispielsweise in der nach einem Drehbuch von Johannes Mario Simmel gedrehten Literaturadaption "Die Hexe"2) (1954), zusammen mit Sonja Ziemann und Dieter Borsche in der Liebeskomödie "Ich war ein hässliches Mädchen"2) (1955) nach dem Roman von Annemarie Selinko1), mit Maj-Britt Nilsson1) in der schwedisch-deutschen Produktion "Schwedenmädel"1) (1955, "Sommarflickan") oder neben Eva Bartok als Fähnrich Mitja in Josef von Bákys Melodram "Dunja"1) (1955), dem Remake der Puschkin-Erzählung "Der Postmeister"1) aus dem Jahre 1940 mit Heinrich George in der Titelrolle → "Der Postmeister"1) (1940); in der Neuverfilmung spielte nun Walter Richter diesen Part. Mit Ernst Marischkas Sissi-Filmen gab es dann "das" neue Liebespaar des deutschen Films Romy Schneider und Karlheinz Böhm. Böhm war der liebenswerte Kaiser Franz-Josef an der Seite von Romy Schneiders Figur der Sissi. Mit Romy verkörperte er das brave, saubere Idol der 1950er Jahre. Insgesamt kamen drei dieser rührseligen, dennoch bis heute noch beliebten Streifen in die die Lichtspielhäuser, Auftakt war 1955 "Sissi"1), zwei Jahre Jahr später folgte "Sissi Die junge Kaiserin"1), mit "Sissi Schicksalsjahre einer Kaiserin"1) fand die Trilogie 1957 ihren tränenreichen Abschluss. | ||||
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Seitdem widmete sich Karlheinz Böhm dem Kampf gegen Hunger und Lethargie in äthiopischen Flüchtlingslagern. Mehrere Monate pro Jahr lebte er unter einfachsten Bedingungen in Äthiopien, die restliche Zeit war er in Europa unterwegs auf Vortragsreisen. Mit großem Einsatz widmete sich Böhm zusammen mit seiner vierten Frau, der Äthiopierin Almaz Teshome er lernte sie 1987 im Erertal, wo sie als landwirtschaftliche Beraterin tätig war, kennen ganz der Hilfe zur Selbsthilfe für die Ärmsten der Welt. Seit 1986 für die Organisation tätig, wurde Almaz Böhm1) im Jahre 1999 einstimmig zur stellvertretenden Vorsitzenden, 2008 zur geschäftsführenden Vorsitzenden und im November 2011 zur Vorstandsvorsitzenden der Stiftung gewählt. Im Dezember 2013 legte sie ihr Vorstandsmandat nieder, um sich um ihren schwerkranken Ehemann zu kümmern, wirkt jetzt als Schirmherrin der Stiftung. Das erste gemeinsame Kind von Almaz und Karlheinz Böhm, Nikolas, kam im Dezember 1990 in Addis Abeba zur Welt. Daraufhin folgte die Hochzeit am 16. November 1991 in Graz; die Tochter Aida wurde im Februar 1993 geboren. Böhm selbst sagte über sein Engagement: "Meine Motivation ist nicht falsch verstandenes Christentum, sondern Wut. Wut über das, was wir alle wissen, und dennoch nichts dagegen tun. Wir sollten nicht alles hinnehmen, sondern etwas ändern als Menschen für Menschen." Inzwischen ist das Spendenaufkommen auf mehr als 150 Mio. Euro gewachsen. "Hilfe zur Selbsthilfe" war bis zuletzt Böhms Lebensaufgabe geblieben, Äthiopien wurde ihm zur zweiten Heimat. Für dieses Engagement veröffentlichte er das Buch "Nagaya ein Dorf in Äthiopien". |
Im Mai 2001 konnte in Berlin das 20-jährige Bestehen der
"Menschen für Menschen-Stiftung" gefeiert werden, fünf Monate
später wurde Karlheinz Böhm für seine humanitären Leistungen mit dem
"Bundesverdienstkreuz"1) (Großes Verdienstkreuz mit Stern) ausgezeichnet.
Seit 2003 besaß er die äthiopische Ehren-Staatsbürgerschaft, die ihm als
bisher einzigem Ausländer anlässlich der Einweihung des "Alem Katema Enat
Krankenhauses" im Distrikt Merhabete vom damaligen äthiopischen Staatschef
Meles Zenauwi1)
verliehen wurde. Für sein einzigartiges Engagement als Gründer der Organisation
"Menschen für Menschen" aber auch sein Wirken im deutschen Film
erhielt Böhm am 13. Februar 2008 anlässlich der 58. Internationalen Filmfestspiele
in Berlin die "Berlinale Kamera"1), die seit 1986 an Filmpersönlichkeiten
oder Institutionen vergeben wird, denen sich die "Internationalen
Filmfestspiele" besonders verbunden fühlen und denen sie mit dieser Ehrung
ihren Dank ausdrücken möchten Frank Elstner1) hielt die Laudatio.
Wenige Wochen zuvor hatte Böhm Anfang Januar bei einem Festakt in München den internationalen
"Hundertwasser-Preis"1) entgegen nehmen können. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis
der "WasserStiftung" wird alle zwei Jahre vergeben und zeichnet Einzelpersonen, Initiativen oder Unternehmen aus,
die sich für die nachhaltige Nutzung von Wasser oder für die Wasserversorgung in benachteiligten Gebieten einsetzen.
Am 11. Juli 2008 kam eine weitere Ehrung hinzu, während eines Festaktes in München
wurde Böhms außerordentliches Engagement mit dem "Bayerischen Verdienstorden"1)
gewürdigt. An weitere Auszeichnungen sind die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold"1) (2008),
der österreichische "Save the World Award"1) (2009)
und der "UNESCO-Ehrenpreis"1) (2009)
zu nennen → Übersicht der Auszeichnungen bei Wikipedia.
Foto: Karlheinz Böhm im Januar 2008 in München |
Am 16. März 2008 beging der prominente Entwicklungshelfer, den die Menschen in
Äthiopien
"Mister Karl" oder "Doktor Karl" nennen, seinen 80. Geburtstag. Die
Medien würdigten das Engagement Böhms mit zahlreichen
Artikeln und Dokumentationen, das ZDF zeigte den von Wolfgang Niedermair nach einer Idee von
Kurt Mayer1)
entstandenen 45-minütigen Film "Vom Kaiser Franz Joseph zum Mister Karl".
Am 23. April 2008 präsentierte Markus Lanz1)
ab 20.15 Uhr ebenfalls im
ZDF die Spendengala rund um das Lebenswerk Böhms unter dem Titel "Alles Gute Karlheinz Böhm Ein Leben für
Afrika". Mitte März 2008 feierte der 90-minütige Film "Mister Karl. Karlheinz Böhm Wut und
Liebe" Kinopremiere, der das bewegte Leben eines Weltbürgers skizziert,
der wie kaum ein anderer unermüdlich gegen die Armut in Afrika
kämpfte. Der bekannte österreichische Dokumentarfilm-Regisseur Kurt Mayer lässt
in diesem Film unter anderem auch erstmals Wegbegleiter und Lebensgefährten, darunter Böhms
zweite Frau Gudula Blau und seine Töchter, zu Wort kommen → dok.at. Foto: Karlheinz Böhm am "green carpet" bei den "Save the World Awards" 2009 (Kernkraftwerk Zwentendorf, Niederösterreich) Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Urheber: Manfred Werner Tsui; Lizenz CC-BY-SA 3.0. Lizenz zur Veröffentlichung siehe hier |
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Darüber hinaus erschien rechtzeitig zum 80. Geburtstag in Zusammenarbeit mit
Beate Wedekind1) im Verlag Rolf Heyne die ausführliche Biografie "Mein Leben Suchen Werden Finden".
In der Autobiografie mit Bildern und Texten von Karlheinz Böhm legt er Zeugnis ab vom
Aufwachsen in einer wohlhabenden Familie im Deutschland der Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts,
über eine von Brüchen geprägte Schauspielerkarriere bis zu seiner aktiven Arbeit heute in Äthiopien,
auch im 21. Jahrhundert einem der ärmsten Länder der Welt.
Böhm erzählt sein Leben: voll Nachdenklichkeit und Amüsement, voll
Liebe und Zorn. In feinen Anekdoten berichtet Karlheinz Böhm über die Dreharbeiten
mit den schönsten Frauen der Welt, reflektiert seine Ehen, gedenkt des
Vaters, der in seinen Armen starb und informiert über die Arbeit
seiner Äthiopien-Stiftung Menschen für Menschen.
(Quelle: menschenfuermenschen.de) Böhm selbst hatte zu seinem runden Geburtstag gemeinsam mit seiner Frau Almaz sowie seiner Stiftung "Menschen für Menschen" die Bildungskampagne "ABC2015" in Äthiopien ins Leben gerufen, mit der Alphabetisierungsrate drastisch erhöht werden soll. Alle Kinder sollen eine Schulbildung erhalten und auch Jugendliche und Erwachsene werden in die Bildungsoffensive eingebunden. Von den knapp 80 Millionen äthiopiern können rund 30 Millionen weder lesen noch schreiben. Die Hälfte aller Kinder war noch nie in einer Schule. Diese Mängel sind für Karlheinz Böhm der größte Hemmschuh für Wirtschaft und Gesellschaft, er weiß, dass Entwicklung ohne Bildung nicht möglich ist: "Die Stärkung des Bildungsbereiches ist deshalb die Schlüsselaufgabe unserer Arbeit." (Quelle: menschenfuermenschen.de)
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Anlässlich des 90. Geburtstages ihre Mannes brachte Almaz Böhm am 14. März 2018 das Buch mit dem Titel "Karlheinz Böhm" auf den Markt, in dem über 80 Freunde und Wegbegleiter aus Äthiopien, Deutschland und Österreich Geschichten rund um den unvergessenen Karlheinz Böhm erzählen, auch Fotos und Dokumente werden präsentiert. Kurz zuvor war am 16. Februar 2018 von Günter Krenn die Biografie "Die Welt ist Bühne: Karlheinz Böhm" erschienen, mit dem der Autor ein facettenreiches Künstlerporträt zeichnet. Im Klappentext steht ein Zitat von Karlheinz Böhm: "Theaterspielen ist Einatmen. Aufnehmen der Schwingungen zwischen Bühne und Publikum Film ist Ausatmen. Abgeben dessen, was in einem steckt. Ohne Bühne aber könnte ich nicht vor der Kamera stehen." | |||
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de Siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, filmportal.de filmreporter.de, tls.theaterwissenschaft.ch sowie menschenfuermenschen.de |
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) prisma.de,
4) tls.theaterwissenschaft.ch 5) Quelle: tls.theaterwissenschaft.ch sowie die Biografie "Die Welt ist Bühne" von Günter Krenn |
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Lizenz Foto Karlheinz Böhm (Urheber: Manfred Werner – Tsui): Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported lizenziert. Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren; es gibt keine unveränderlichen Abschnitte, keinen vorderen und keinen hinteren Umschlagtext. Der vollständige Lizenztext ist im Kapitel GNU-Lizenz für freie Dokumentation verfügbar. | ||||
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