Paul Hubschmid wurde am 20. Juli 1917 im Schweizerischen Schönenwerd1)
nahe Aarau1)
als erstes Kind des Buchhalters Paul Hubschmid sen. geboren, der als Kosthausverwalter (Kantinenleiter) der
Schönenwerder "Bally-Schuhfabriken"1)
tätig war. "Seine Mutter Alice, geb. Noël, Tochter eines Küchenchefs,
schrieb für das "Aargauer
Tagblatt"1) und betreute später einen
"Kummerkasten" für die schweizerische Zeitschrift "femina"1).
Hubschmid hatte einen ein Jahr jüngeren Bruder, Fritz, und die drei Jahre jüngere
Schwester Alice." notiert Wikipedia. Nach dem
Abitur an der "Alten Kantonsschule"1) in Aarau
absolvierte Hubschmid eine Schauspielausbildung am Wiener "Max
Reinhardt Seminar"1) , ein erstes Engagement
erhielt er in der österreichischen Hauptstadt am "Volkstheater"1) und
anschließend am "Theater in der
Josefstadt"1). Später ging er nach Berlin, wo er
an das "Deutsche Theater"1)
verpflichtet wurde; ab Ende der 1930er Jahre trat er dann auch auf der
Leinwand in Erscheinung. Sein Debüt gab er gleich mit einer Hauptrolle in dem Schweizer Spielfilm "Füsilier Wipf"1), on Szene gesetzt von Leopold Lindtberg1) und Hermann Haller1) nach dem Roman von Robert Faesi1). Hubschmid spielte den furchtsamen Rekruten Reinhold Wipf, der während seiner Militärzeit zum selbstbewussten Mann und patriotischen Bürger heranreift. Lindtbergs Soldatendrama, das sich im Klima der geistigen Landesverteidigung zum Überraschungserfolg entwickelte, machte den 21-jährigen Darsteller der Titelfigur über Nacht zum ersten Schweizer Kinostar. DVD-Cover "Füsilier Wipf" mit freundlicher Genehmigung von Peter Gassmann (Praesens-Film AG, Zürich) © Praesens-Film AG → DVD-Veröffentlichung Infos zum Film sowie weitere Fotos bei cyranos.ch |
Ab 1939 filmte er, bis auf wenige Ausnahmen, fast ausschließlich in Deutschland,
hauptsächlich für die "Tobis"1)- und "Terra-Film"1), letztere war das
Sammelbecken junger
Talente, die zu Stars aufgebaut werden sollten. Der groß
gewachsene, fotogene Hubschmid konnte zwar nicht als Typus des Schweizers
eingesetzt werden, für den man keine Verwendung sah, doch wurde er zum
"ausländischen" Helden und Liebhaber umfunktioniert. Auch während des Krieges drehte Hubschmid
in Deutschland, was ihm seine
Landsleute
lange nicht verzeihen konnten und ihm nach 1945 einen zeitweiligen Boykott an Schweizer
Bühnen einbrachte. Paul Hubschmid selbst bedauerte, dass er angesichts der "Scheußlichkeiten
des NS-Regimes" nicht klarere Konsequenzen gezogen habe.
Er hielt dies bis zuletzt für unentschuldbar, "erklärbar höchstens
durch meine Jugend und eben meinen Schweizer Pass." Als Patriot und Kossuth1)-Anhänger Imre von Hontos ging er in dem Anti-Habsburg-Streifen "Maria Ilona"1) (1939) als Bruder der Titelheldin (Paula Wessely) stolzen Hauptes für Ungarns Freiheit in den Tod. Eine weitere große Rolle, ein damals ungewöhnlicher Vertrauensvorschuss für einen jungen Neuling war dann die einer politischen Zielfigur, des gegen zeitsymptomatischen Defätismus nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie ankämpfenden österreichischen Ex-Kapellmeisters und Leutnants Rainer in dem Film "Der Fall Rainer"2) (1942), in Szene gesetzt von Paul Verhoeven nach dem Roman "Der Mann mit der Geige" von Herbert Reinecker1).
Paul Hubschmid 1968 anlässlich des Drehs für den "Swissair"-Kurzfilm |
Auf der deutschsprachigen Leinwand dagegen avancierte Hubschmid, trotz so
starker Konkurrenz wie O. W. Fischer
und
Dieter Borsche,
als Partner von
Marika Rökk,
Sonja Ziemann
oder Liselotte Pulver
mit seinem unverwechselbaren Akzent zum männlichen Topstar des deutschen
Kinos der 1950er und 1960er Jahre. Er wurde unter anderem berühmt
mit Filmen wie "Maske in Blau"1) (1953)
mit Marika Rökk, "Musik bei Nacht"1) (1953)
mit Gertrud Kückelmann
und "Salzburger Geschichten"1) (1956)
nach dem Roman "Der kleine Grenzverkehr"1)
von Erich Kästner1)
mit Marianne Koch.
Paul Hubschmid als Praktikant Bölsterli, Assistent des sturen |
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In den von Fritz Lang1) nach dem Roman "Das indische Grabmal"1) (1919) seiner Ex-Frau Thea von Harbou1) gedrehten Abenteuern "Der Tiger von Eschnapur"1) (1958) und "Das indische Grabmal"1) (1959) konnte er als Ingenieur Harald Berger an der Seite von Publikumslieblingen wie Walther Reyer (Fürst Chandra), René Deltgen (Fürst Ramigani) und Claus Holm (Dr. Rhode) sowie der schönen Debra Paget1) (Tempeltänzerin Seetha) punkten, ebenso wie als Dr. Jean Berner, Freund von Paul Frank, genannt "Büffel" (Bernhard Wicki), der in Helmut Käutners1) harmlos verspielten Dreieckskomödie "Die Zürcher Verlobung"1) (1957) nach dem Roman von Barbara Noack1) schließlich das Herz der Schriftstellerin Juliane "Julchen" Thomas (Lieselotte Pulver) eroberte. |
Auch seine Figur des mittellosen Pariser Nachwuchsarchitekten Costa in der
Komödie "Scampolo"1) (1958) mit
Romy Schneider
ist sicherlich vielen noch in Erinnerung. Einen blendenden Major von Tellheim
gab er 1960 in Dietrich Haugks1)
Adaption "Heldinnen"1)
nach dem Lessing-Lustspiel "Minna
von Barnhelm"1) ab und
verzauberte nicht nur seine Minna von Barnhelm (Marianne Koch), mit Maria Schell drehte er das
Melodram "Ich bin auch nur eine Frau"1) (1962)
und mimte den notorisch flirtfreudigen Modefotografen Martin Bohlen.
Dass der stets charmant auftretende Hubschmid nicht nur auf Romanzen oder Rührstücke abboniert war, zeigte
er als smarter Johnny Zamaris in dem Krimi
"Die
Rote Hand"1) (1960) und als Journalist Werner Homfeld
in dem Abenteuer "Die Diamantenhölle am Mekong"1) (1964), vor allem aber als
Bond-Verschnitt in "Der Mann mit den 1000 Masken"2) (1966),
wo er sich als Sonderagent "Supersieben" zum Verwandlungskünstler
entpuppte. Dem sich wandelnden Zeit- bzw. Kinogeschmack des Publikums trug das
von Will Tremper1) in Szene gesetzte
Drama "Playgirl"1) (1966) Rechnung, wo
Hubschmid an der Seite seiner späteren zweiten Ehefrau Eva Renzi1) als Liebhaber
auftauchte, die als flottes, lebenshungriges Fotomodell auf der Suche nach dem
passenden Mann war. Danach wurden Hubschmids Aktivitäten auf der Leinwand seltener, als Ende der 1950er Jahre das deutsche Unterhaltungskino zusammenbrach und sich der "Neue Deutsche Film"1) formierte, war Hubschmid so was wie der Klassenfeind, der "Papas Kino" repräsentierte und jene Klientel bediente, die längst zum Pantoffelkino gewechselt war. DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung der heute nicht mehr existierenden "e-m-s new media AG" |
Wie so viele seiner Kollegen/Kolleginnen machte er konsequent
in "seinem" Metier weiter, von Durbridge-Straßenfegern (1970, "Wie ein Blitz")
bis zu Serien-Seitensprüngen wie dem Quotenrenner "Forsthaus Falkenau"1),
wo er Ende der 1980er Jahre in der ersten Staffel als Max Baron von Bernried
auftrat. Anfang der 1970er Jahre moderierte der Schauspieler auch Schlager-Galas im Fernsehen. In
der Serie "Jolly Joker"1) (1991/92) stand er in einer Episode auch erstmals mit seiner Adoptivtochter
Anouschka Renzi1)
vor der Kamera zugleich eine seiner letzten
filmischen Arbeiten. Ein Millionenpublikum
unterhielt Hubschmid im Laufe seiner Karriere vor allem als
Leinwanddarsteller, seine Aktivitäten in TV-Produktionen bleiben eher
überschaubar. Hier ist neben den erwähnten Serien unter anderem der
Krimi "Hotel
Royal" (1969) zu nennen, weiterhin Rolf von Sydows1)
Adaption "Das ohnmächtige Pferd"3) (1975)
nach der Komödie von Françoise Sagan1) mit der Rolle des Lord Henry James Chesterfield,
Vater von Pricilla (Beatrice Richter), sowie Eva Renzi als Coralie,
oder der ZDF-Film "Zurück
an den Absender"1) (1981), wo er
neben Rudolf Platte in der
Rolle des pensionierten Briefträgers Herr Felix den Verleger gab → Übersicht
Filmografie.
Die Memoiren lassen schon im Titel sein ambivalentes Verhältnis zu jener Eigenschaft erkennen, die sein öffentliches Bild als Filmstar der 1950er und 1960er Jahre prägte. Dass er mehr konnte, als den Liebhaber und Bonvivant vom Dienst zu geben, konnte er nur selten zeigen. Er habe sich zu oft unter Wert verkauft, meinte er auch einmal in einem Interviews, und zu viele zu schlechte Filme gemacht, weil er bei manchmal fünf Filmen pro Jahr gelegentlich die Kontrolle verloren habe. Warum er so viele Filme gemacht hat, zwischen 120 und 130, sagte er nicht. Mit seiner blendenden Erscheinung und dem Gardemaß von l,92 Meter verkörperte Hubschmid den idealen Liebhaber des deutschen Nachkriegskinos. In USA als ein deutscher Rock Hudson gehandelt, verharrte er auch in deutschen Filmen lange in den Posen des schönen, eitlen Mannes mit Blazer und Halstuch. Sein komödiantisches Talent bewahrte ihn jedoch vor der Schablone und bescherte ihm selbstironische Alters-Charaktere.*)
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Textbausteine des Kurzportraits aus
"Lexikon der deutschen
Film- und TV-Stars"*) Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, tls.theaterwissenschaft.ch, filmportal.de sowie die Nachrufe bei www.swissinfo.ch, www.berliner-zeitung.de und den Artikel zum 100. Geburtstag (2017) bei www.nzz.ch Fotos film.virtual-history.com |
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*) "Lexikon der
deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf
Heinzlmeier/Berndt Schulz
(
Ausgabe 2000, S. 173) Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) wunschliste.de, 4) felix-bloch-erben.de, 5) mahnke-verlag.de, 6) tls.theaterwissenschaft.ch |
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