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Hansi (Johanna) Knoteck wurde am 2. März 1914 in Wien als
Johanna Gnoteck und Tochter eines Versicherungsdirektors
geboren, die Mutter war ebenfalls Schauspielerin. Schon als junges Mädchen fühlte sich die Großnichte der berühmten Wiener Burgschauspielerin
Katharina Schratt1) (1853 1940) zur Bühne hingezogen,
nach dem Besuch einer Klosterschule absolvierte die 14-Jährige eine Ballettausbildung an der
"Wiener
Hofoper"1), studierte dann drei Jahre lang in Wien
an der "Akademie für Musik und Darstellende
Kunst"1). Nach ihrem Bühnendebüt im
böhmischen Marienbad1)
(heute Tschechien) wechselte die junge Schauspielerin an das Theater in Mährisch-Ostrau1)
(heute Ostrava, Tschechien), folgte dann
einem Ruf an das "Alte Theater"1)
in Leipzig, wo sie in "Der junge Baron Neuhaus",
einem Lustspiel aus der Zeit Maria Theresias1) von Stefan von Kamare (1880 1945), einen ersten großen Erfolg verbuchen konnte. Nachdem die erst 20-jährige
Hansi Knoteck nach Berlin gegangen war, wurde sie rasch für den Film entdeckt, blieb
dem Theater trotz umfangreicher Arbeit vor der Kamera jedoch stets treu. So zeigte
sie sich beispielsweise als die naive Josefine Klösterli, genannt "Puppi",
in der Komödie "Stille Gäste" von Richard Billinger1)
oder als Titelheldin Turandot in dem gleichnamigem tragikomischem
Märchen1) von Carlo Gozzi1).
Sie gestaltete Gerhart Hauptmanns1) Elfengestalt
Rautendelein in dem Märchendrama "Die versunkene Glocke"1) oder die
Protagonistin in Hauptmanns Traumdichtung "Hanneles
Himmelfahrt"1).
Foto: Hansi Knoteck ca. 1935
Quelle: Dr. Oskar Kalbus: "Vom Werden deutscher Filmkunst. 2. Teil: Der Tonfilm"
(Bild-Nr. 185, Cigaretten-Bilderdienst
Altona-Bahrenfeld, 1935) bzw. Wikimedia
Commons Urheber: Unbekannt; Angaben zur Lizenz siehe hier |
Bereits mit ihrem Leinwanddebüt als Kitty, Tochter von Graf Egge (Friedrich Ulmer), in
Hans Deppes1)
Literaturverfilmung "Schloß Hubertus" (1934) nach dem gleichnamigen
Roman1) von Ludwig Ganghofer1) zeichnete sich
ihr Weg als Nachfolgerin von Lien Deyers (1909 1965) und Vorgängerin
von Maria Schell
(1926 2005) ab. Aufgrund
ihres durchschlagenden Erfolgs als Grafentochter Kitty, die
aus Liebe zu einem mittellosen
Maler (Hans Schlenck) gegen gesellschaftliche Vorurteile anzukämpfen
hat, wurde Hansi Knoteck zur Protagonistin Ganghoferscher Mädchen-
und Frauenfiguren. Nach ihrer Rolle der Tochter des Titelhelden in Artur Robisons1)
Melodram "Fürst Woronzeff"1) (1934) von keinem geringeren als
Frauenschwarm Albrecht Schoenhals
(1888 1978) gespielt , folgte der Part der Dienstmagd Helga Christmann in
Detlef Siercks1) (=Douglas Sirk)
Drama "Das Mädchen vom Moorhof"1) (1935) nach dem Roman von
Selma Lagerlöf1).
Dieser Film war einer der wenigen Produktionen, in denen Hansi Knoteck
ihre darstellerische Ausdruckskraft unter Beweis stellen konnte,
eindringlich demonstrierte sie mit berührender
Schlichtheit die ungebrochene Zuneigung und Treue zu einem Mann (Kurt
Fischer-Fehling1)), der erst spät ihre charakterliche Größe erkennt, und verzichtete
auf jegliche sentimentale Attitüde.
Überwiegend deckte Hansi Knoteck im Heimatfilm die breite Palette
seelenvoller Frauenfiguren ab, die wenig Raum ließen für eine
Entwicklung zur dramatischen Schauspielerin.
Vom Publikum wurde sie nicht zuletzt wegen ihrer Natürlichkeit und mädchenhaften Anmut
geliebt, alleine zwischen 1934 und 1937 konnte man sie in elf Produktionen
bewundern. Sie spielte Hauptrollen in Filmen wie "Waldwinter"2) (1936)
nach dem Roman von Paul Keller1) hier erstmals zusammen
mit ihrem späteren Ehemann Viktor Staal und "Das schöne Fräulein
Schragg"1) (1937) nach dem Roman von Fred Andreas1), aber auch
in dem NS-Propagandastreifen
"Ritt in die Freiheit"1) (1937),
einem als Historienfilm deklarierten Streifen, der noch heute
zu den "Vorbehaltsfilmen"1)
zählt. Knotecks Affinität zur feinnervigen, sich dabei selbst
persiflierenden Rollengestaltung überzeugte auch Karl Hartl1), der
ihr in der inzwischen legendären Krimi-Satire "Der Mann, der Sherlock Holmes war"1) (1937) den Part der Jane Berry an der Seite von
Heinz Rühmann und Hans Albers übertrug eine ihrer wenigen Auftritte außerhalb des
Heimatfilm-Genres. Erneut mit Regisseur Hans Deppe und als Partnerin von
Paul Richter
drehte sie "Das Schweigen im Walde"2) (1937)
nach dem gleichnamigen Ganghofer-Roman1), wenig
später erlebte man sie mit Johannes Heesters in der Komödie "Wenn
Frauen schweigen"2) (1937),
einmal mehr mit Viktor Staal in "Gewitter im Mai" (1938)
und mit Paul Hörbiger in der heiteren Geschichte "Prinzessin Sissy"2) (1939).
Mit dem Film "Heimatland"2) (1939), den Ernst Martin
(1891 1954) nach der Operette "Monika"1) von
Nico Dostal1) (Musik) in Szene gesetzt hatte, bemühte sich Hansi Knoteck als
attraktive Bauerntochter Monika und Partnerin von Wolf Albach-Retty
erneut, dem Rollenklischee zu
entgehen. Doch dieser Ausbruchsversuch hatte nur zur Folge, dass sie nun parallel
zu ihren melodramatischen Heimatfilmen auch in ländlichen
Lustspielen wie "Das
sündige Dorf
"1) (1940) besetzt wurde. In
der Filmzeitung "Der Film" (Nr. 51) hieß es 1940, Hansi Knoteck
sei "ohne Felsgipfel, Bergwiesen und strohgedeckte Bauernhäuser,
ohne Edelweiß und Dirndlkleider nicht denkbar." Bis Kriegsende
nahm sie nur noch wenige Rollenangebote an, trat in Streifen
wie "Im Schatten des Berges"1) (1940), "Die Erbin vom Rosenhof"2) (1942)
und "Das war mein Leben"2) (1944)
in Erscheinung, der Musikfilm "Frühlingsmelodie"1) (1945)
gelangte nicht mehr in die Lichtspielhäuser.
Der Ruf, den Hansi Knoteck sich mit Heimatfilmen vor dem Krieg erspielt hatte, prägte ihre
überschaubaren Rollen im bundesdeutschen Nachkriegsfilm, der in den 1950er Jahren
der Sehnsucht nach der "heilen Welt" Rechnung trug; so
blieben die Rollenangebote fast ausschließlich auf das Genre
"Heimatfilm" begrenzt. Man erlebte sie unter anderem als
Sennerin Resi neben Adrian Hoven
in "Heimat, deine Sterne"1) (1951)
nach dem Roman "Der Jagerlois" von Ludwig Thoma1)
und als Else Kuschitzky,
Ehefrau von Willi (Viktor Staal), in der Romanverfilmung bzw. melodramatischen Geschichte um das "Haus des Lebens"1) (1952).
Sie spielte Hauptrollen in "Heimatglocken"1) (1952),
erneut mit Ehemann Viktor Staal in "Am
Anfang war es Sünde"1) (1954)
und mit Claus Holm in "Der Pfarrer von
Kirchfeld"1) (1955) nach dem
Volksstück von Ludwig
Anzengruber1), wo sie eine Kriegerwitwe
mimte. Nach dem Spielfilm "Der
dunkle Stern"1) (1955) um ein
kleines, dunkelhäutiges Mischlingskind (Elfie Fiegert1)) und der Rolle der Frau des
Artisten Casseno (Viktor Staal) beendete Hansi Knoteck (vorerst) ihre
Leinwandkarriere. In den 1970er Jahren feierte sie ein kurzes Comeback
als Mutter des Titelhelden Friedl (Alexander Stephan1))
in Harald Reinls1) Remake
"Der
Jäger von Fall"1) (1974),
in dem Viktor Staal als Förster ebenfalls zur Besetzung gehörte. Danach zog sie sich endgültig vom Filmgeschäft zurück und
verschwand aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit → Übersicht Filmografie.
Hansi Knoteck verbrachte ihren Lebensabend in einem Seniorenheim im oberbayerischen
Eggstätt1) (Landkreis Rosenheim). Dort starb
sie nach Informationen von Hanns-Georg Rodek1),
Filmredakteur bei "Die Welt", bzw. der Gemeindeverwaltung am 23. Februar 2014 wenige
Tage vor ihrem 100. Geburtstag. Die letzte Ruhe fand sie auf dem Münchener "Nordfriedhof"1) (Grab Nr. 64 5 14)
→ Nachruf bei www.welt.de.
Die Schauspielerin, welche vor allem durch ihr gefühlsbetontes, oft
verhaltenes Spiel der älteren Generation in nachhaltiger Erinnerung bleiben wird, war seit
Heiligabend 1940 bis zu dessen Tod
am 4. Juni 1982 mit dem
ehemaligen Ufa-Star Viktor Staal verheiratet, mit dem sie vor allem in
den 1930er Jahren mehrfach vor der Kamera stand; insgesamt trat das
Paar gemeinsam in acht Filmen auf.
Der 1942 geborene Sohn, Dipl-Ing. Hannes Staal ergriff den
Architektenberuf.
Nach Knotecks Tod wurde der Grabstein Viktor Staals vom Waldfriedhof in Gauting1) auf den Münchner
"Nordfriedhof" umgesetzt → Foto der Grabstätte bei
knerger.de.
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Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de (Fremde
Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung) |
- 1934: Schloß Hubertus
(nach dem gleichnamigen
Roman von Ludwig
Ganghofer; als Kitty, Tochter von Graf Egge = Friedrich
Ulmer)
→ filmdienst.de,
filmreporter.de
- 1934: Fürst Woronzeff
(als Nadja, Tochter von Fürst Woronzeff = Albrecht Schoenhals)
→ filmportal.de
-
1935: Das Mädchen vom Moorhof
(nach der Novelle "Tösen från Stormyrtorpet" von Selma
Lagerlöf;
als die junge Bauernmagd Helga Christmann)
→ filmportal.de
- 1935: Der Zigeunerbaron
(nach der gleichnamigen
Operette von Johann
Strauss (Musik); als "Zigeunermädchen" Saffi;
Adolf Wohlbrück als Sándor Barinkay)
-
1935: Die Heilige und ihr Narr
(nach dem Roman von Agnes Günther;
als Prinzessin Rosmarie)
- 1936: Inkognito
(nach einer Vorlage von August
Christian Riekel alias Harald Bratt; als Friedel Reimer)→ Murnau
Stiftung
-
1936: Waldwinter
(nach dem Roman von Paul Keller;
als Marianne von Soden, Viktor
Staal als Schriftsteller Walter Peters)
- 1937: Ritt in die Freiheit
(Vorbehaltsfilm;
als Polin Janka Koslowska, Viktor Staal als Rittmeister
Wolski)
-
1937: Brillanten
(als Tänzerin Mimi Huygens, Viktor Staal als Piet Maartens, Gehilfe
des Juweliers)
- 1937: Das Schweigen im Walde
(nach dem gleichnamigen
Roman von Ludwig
Ganghofer; als das Mädchen Lo Petri)
-
1937: Der Mann, der Sherlock Holmes war
(mit Hans Albers und
Heinz Rühmann;
als Jane Berry) → filmportal.de
- 1937: Wenn
Frauen schweigen (als Charlott, Ehefrau von Curt van Doeren = Johannes
Heesters)
-
1937: Das
schöne Fräulein Schragg (nach dem Roman von Fred
Andreas; Fridericus-Rex-Film mit
Otto Gebühr als
Preußenkönig Friedrich II.;
als Anna-Maria, Tochter von
Geheimrat Schragg = Paul Bildt)
-
1938: Gewitter im Mai
(als Dorle Weber, Viktor Staal als Bergbauernsohn Poldi Sonnleitner)
→ filmdienst.de
- 1939: Heimatland
(nach der Operette "Monika" von
Nico Dostal
(Musik); als Bauerntochter Monika)
- 1939: Prinzessin Sissy
(mit Traudl
Stark; als Hanna Hofer, Enkelin des Pfandleihers = Richard
Waldemar)
-
1939: Waldrausch
(nach dem gleichnamigen
Roman von Ludwig
Ganghofer; als Beda)
→ filmportal.de
- 1939: Der Edelweißkönig
(nach der Novelle von Ludwig Ganghofer; als Veverl)
- 1940: Das
sündige Dorf
(nach dem gleichnamigen
Schwank von Max
Neal; als Vevi, Tochter des Sägfeilers
Korbinian Bachmaier = Josef
Eichheim) → filmportal.de
-
1940: Im Schatten des Berges
/ Les Risque-tout (als Margret Murhaupt, Verlobte von Andreas
Aichbichler,
Leiter der Bergwacht = Attila
Hörbiger)
- 1941: Venus vor Gericht
(Vorbehaltsfilm;
als Charlotte Böller)
→ filmportal.de
-
1941: Der laufende Berg
(als Vroni) → filmdienst.de
- 1942: Die Erbin vom Rosenhof
(als Stasi, künftige Erbin des "Rosenhofs")
-
1944: Das war mein Leben
(nach der Erzählung von Gustav Kampendonk;
als Anna Weber)
- 1945: Frühlingsmelodie
(keine Uraufführung; als Eva Aderholz)
-
1948: Leckerbissen
(Dokumentarfilm mit Spielhandlung; Archivmaterial)
- 1950: Die
fidele Tankstelle (als Christl Hinterholzer, die Wirtstochter)
-
1950: Grenzstation 58
(als Anna Leitner)
-
1951: Heimat, deine Sterne
/ Der Jagerloisl vom Tegernsee (nach dem Roman "Der Jagerlois"
von Ludwig
Thoma;
als Sennerin Resi, Adrian
Hoven als deren Verlobter Jagerloisl)
- 1952: Haus des Lebens
(nach dem Roman von Käthe
Saile alias Käthe Lambert; als Else, Frau von
Willi Kuschitzky
= Viktor Staal)
-
1952: Heimatglocken
(als Lehrerstochter Maria, Verlobte von Jungbauer Mathias = Armin
Dahlen)
- 1954: Am Anfang war es Sünde
(als Bäuerin Anna, Viktor Staal als Weinbauer Jacob)
-
1955: Der Pfarrer von Kirchfeld
(nach dem Volksstück von Ludwig
Anzengruber; mit Claus
Holm; als Kriegerwitwe Stricker)
→ filmportal.de
- 1955: Der
dunkle Stern (als Frau von Artist Casseno = Viktor Staal)
→ filmportal.de
-
1974: Der
Jäger von Fall (nach dem gleichnamigen
Roman von Ludwig
Ganghofer; als Mutter von Friedl,
dem Jäger von Fall = Alexander
Stephan; Viktor Staal als Förster)
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