Durch die Filmszene kam der Heranwachsende mit etlichen
UFA-Stars in Berührung, unter ihnen auch Hans Söhnker, der ihm nach eigenen
Angaben die Augen für die Grausamkeiten der braunen Machthaber öffnete
und den Jungen zum Umdenken der NS-Ideologie veranlasste. Während der
Zeit des so genannten "Dritten Reiches" verbarg Söhnker in
Kooperation mit anderen Filmleuten in seinem Wochenendhaus am "Wünsdorfer
See"1) immer wieder Juden,
schützte sie so vor der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten,
wodurch Söhnker selbst mehrfach auf die schwarze Liste der Gestapo
geriet. Krüger bekräftigte wiederholt, Söhnker sei 1943 "der wichtigste
Mensch" in seinem Leben geworden, "weil der den Mut besaß,
einem Adolf-Hitler-Schüler zu sagen, dass sein Halbgott ein Verbrecher
ist. Und dass der Krieg verloren ist". Söhnker sei während
dieser Zeit zudem "ein
bisschen" sein "Ersatzvater" geworden.
Anfang 1945 machte Krüger sein Notabitur, wurde noch gegen Ende des 2. Weltkrieges
zur Waffen-SS-Division "Nibelungen"1) als
Gruppenführer bzw. Panzergrenadier an die Westfront eingezogen. Wikipedia notiert: "Als er sich während eines Gefechtes weigerte,
auf einen amerikanischen Spähtrupp, in dem auch schwarze Amerikaner
dienten, zu schießen, wurde er zum Tode verurteilt, jedoch führte der
zuständige SS-Offizier die Exekution nicht aus, sondern machte Krüger zu
seinem Meldegänger. Bei seinem zweiten Meldegang desertierte
er, versteckte sich in den Wäldern und gelangte schließlich nach Hamburg.
Er schlug er sich kurze Zeit in der Lüneburger
Heide mit Schreinerarbeiten durch, da er seine Pläne, Ingenieur oder
Innenarchitekt zu werden, noch nicht aufgegeben hatte.
Das Foto (auch Hintergrund) wurde mir freundlicherweise von dem
Fotografen
Heinz Hammer zur Verfügung gestellt.
© Heinz Hammer (www.hammer-fotografie.de)
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Doch dann ging er
auf Anraten Wolfgang Liebeneiners als Statist an das "Hamburger
Schauspielhaus"1), wo
er von dem Regisseur gefördert wurde. Zudem war Krüger als Sprecher,
vorwiegend beim NWDR1) tätig;
die bei der ARD Hörspieldatenbank
gelisteten Produktionen findet man hier.
1947 wechselte Krüger an die "Niedersächsische Landesbühne"
nach Hannover, wo er vornehmlich als "Naturbursche" und jugendlicher
Komiker besetzt wurde. Rasch profilierte er sich als ernsthafter
Theaterdarsteller, gehörte in den folgenden Jahren zum
Schauspiel-Ensemble großer Bühnen wie in Hamburg, Berlin, München
und Stuttgart. 1948/49 beispielsweise trat er in Hamburg an der "Jungen Bühne"
auf, überzeugte in Stücken wie dem Kriminalstück "Mordprozess Mary Dugan"
von Becky Gardiner, "Der Stundenhändler" von Ernst Nebhut1) (1890 1974) oder in
dem Tennessee Williams-
Schauspiel "Die Glasmenagerie"1); daneben erhielt er auch Aufgaben am
"Thalia Theater"1). In Berlin spielte er
am "Theater am Kurfürstendamm"1),
unter anderem 1949/50 in "Die Saat ist grün" ("The Corn Is Green")
von Emeiyn Williams1) oder
1952 an den "Münchner Kammerspielen"1) in der deutschen Erstaufführung
des Stücks "Wolken sind überall" ("The Moon Is Blue")
von F. Hugh Herbert1)
→ Verfilmung 1953.
1949 schlug Krüger endgültig eine filmische Laufbahn ein, mit netten
Rollen in unterhaltsamen Streifen wie "Das Fräulein und der
Vagabund"1) (1949), "Diese Nacht vergess ich
nie"1) (1949), "Käthchen für alles"1) (1950),
"Das Mädchen aus der Südsee"1) (1950) oder "Mein
Freund der Dieb"1) (1951) geriet auch Krüger bald zum
Publikumsliebling. Die Filme forderten ihm zwar keine tiefgehenden
schauspielerischen Leistungen ab, dennoch waren diese ganz dem
Zeitgeschmack entsprechenden Geschichten überaus erfolgreich. Wirkliches, darstellerisches Format zeigte Krüger erst in anspruchsvolleren
"Seelenschnulzen" mit melodramatischem Tiefgang wie beispielsweise 1952 in Rolf Jugerts "Illusion in Moll"1), in
Harald Brauns Melodram "Solange
Du da bist"1) (1953),
wo er als junger Kriegsheimkehrer erschrocken mit ansehen muss, dass seine Frau
(Maria
Schell) zusehends in den Bann eines Filmregisseurs, dargestellt von
O. W. Fischer, gerät, oder in Alfred Weidemanns Krimi "Alibi"1) (1955)
mit der Figur des Angeklagten Harald Meinhardt.
1953 überzeugte Krüger auch unter der Regie von Otto Preminger1) an der Seite
von Johanna Matz und
Johannes Heesters in "Die Jungfrau auf dem Dach"1),
der deutschsprachigen Version der Komödie "The Moon Is
Blue"1) (1953, "Wolken sind überall"): Es entstand eine turbulente Komödie mit
Eifersucht und Situationskomik, die in ein strahlendes, aber doch ironisch
erzähltes Happyend mündete. Preminger drehte damals den Broadway-Hit von
Hugh Herbert gleich in zweifacher Version, einmal mit den US-Team David Niven
und William Holden, einmal mit den deutschen Schauspielern Hardy Krüger und
Johannes Heesters. Die deutsche Version reichte nicht ganz an die
amerikanische Fassung heran, dennoch hob sich der Film wohltuend von dem
gängigen Unterhaltungs-Allerlei ab.
Hardy Krüger und Maria Schell in dem Film "So lange Du da bist"
Fotografie (Weltpostkarte) von "Schorcht Filmverleih GmbH" (München), 1953
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2009-a_0000072)
Eigentümer/© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Da Krüger mit den ihm in Deutschland angebotenen, eher seichten Rollen unzufrieden
war, ging er Mitte der 1950er Jahre ins Ausland bzw. zunächst nach London und Paris.
Nach dem Kassenschlager "Liane, das Mädchen aus dem Urwald"1) (1956) mit
Marion Michael hatte er eine Beteiligung an weiteren "Liane"-Filmen
"aus künstlerischen Gründen" vorerst abgelehnt, wechselte das Genre
und war in den kommenden Jahren vermehrt als "positiver Held"
in Kriegs- oder Gangsterfilmen, aber auch ambitionierten
Produktionen wie Helmut Käutners1) freien "Hamlet"-Adaption "Der
Rest ist Schweigen"1) (1959) zu sehen. "Krüger, mit kurzem Haarschnitt
und Brille, ist als leicht verklemmter Intellektueller flach und trocken, das jedoch mit
Stil." schrieb damals die "Stuttgarter Zeitung".
Die Rolle des "Hamlet aus dem Ruhrpott" war ein interessanter Versuch,
doch er scheiterte letztlich an der Unverbindlichkeit der
Aussage: Hamlet, als Privatgelehrter in den Wohlstandsjahren unserer
Nachkriegsgesellschaft aus Amerika zurückkehrt und von dem Vorgefundenen
enttäuscht, ist politisch und psychologisch ungenau angelegt. Immerhin
war es der schüchterne Versuch, aktuelle Probleme ins Kinobild der späten 50er Jahre zu
bringen, ein seltene Ausnahme für das Kino jener Tage.
(Quelle: prisma.de)
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1957 verkörperte Krüger die positive Figur des unpolitischen Oberstleutnant Franz
von Werra1) in Roy Bakers1)
spannendem, britischen Kriegsfilm "Einer kam durch"1)
("The One That Got Away"). Ein Kritiker (Manfred Delling, † 2018) schrieb am 21.12.1957 unter anderem in "Die
Welt": "Wenn der von Werra nicht vollends zum Edelgermanen wird, so ist das nicht zuletzt
(Krügers) Verdienst. Statur und Naturell schließen bei ihm ja eine übertriebene 'Zackigkeit'
weitgehend aus. Zweifel, ob in Krüger nicht ein wirklich qualifizierter Filmdarsteller steckt,
beseitigt dieser Film. Krüger ist wirklich
gut.". In dem spannenden Spionagethriller "Der Fuchs von Paris"1) (1957),
mit dem Regisseur Paul May1) die Geschichte eines misslungenen Verrats im Paris von 1944
thematisierte, gab er an der Seite von Martin Held den jungen Hauptmann Fürstenwerth,
der von seinem Onkel unwissentlich als Werkzeug bei der Verschwörung bzw.
als Verbindungsoffizier zur Résistance benutzt wird. Mit Martin Held
hatte Krüger auch für Werner Klinglers1) Gaunerkomödie
"Banktresor 713"1) (1957) vor der Kamera gestanden:
Aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, gibt es für den
jungen Herbert Burkhardt die schwierigsten Probleme. Er findet keine Arbeit,
hat 1957
den Anschluss an die Gesellschaft verloren, sucht nach einer
Existenzgrundlage; dabei wird er zum Verbrecher. Gemeinsam mit
seinem jüngeren Bruder unternimmt er einen Bankeinbruch. Klingler
hat mit ausgezeichneter Besetzung Martin Held, Krüger und
Nadja
Tiller einen für damalige Verhältnisse routinierten,
spannenden Film inszeniert.
"Gestehen Sie, Dr. Corda"1) (1958) von Josef von Báky war ein ungewöhnlicher
Krimi: Narkosearzt Corda hat ein Verhältnis mit seiner Assistentin
Gabriele (Eva Pflug),
von dem seine Frau (Elisabeth Müller) nichts weiß. Eines Tages findet man Gabriele ermordet
im Park. Hauptverdächtiger ist
Krüger alias Corda; alles weist darauf hin, dass er von
dem Verbrechen gewusst hat. Natürlich ist der Verdacht falsch:
"Ein unschuldig Verurteilter ist eine Angelegenheit aller anständigen
Menschen", heißt es im Vorwort zu Bákys Film, der die
Geschichte eines klassischen Justizirrtums erzählt.3)
Abbildung DVD-Cover mit freundlicher
Genehmigung von "Pidax
film"
welche die Produktion Mitte Oktober 2014 auf DVD herausbrachte
"Gestehen Sie, Dr. Corda" bei filmportal.de
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Zum weiteren Highlight mit Krüger in der Hauptrolle geriet beispielsweise
Alfred Weidenmanns1)
Krimi "Bumerang"1) (1960),
wo er als Gegenspieler
von Mario Adorf und Martin Held auftrat: Erzählt wird in
"Bumerang" die Geschichte von Robert Wegner (Krüger), der mit
zwei Komplizen, dem kaltschnäuzigen Schränker Georg (Mario Adorf) und
dem schwachen Willy (Horst Frank), einen Bankraub ausführen will. Doch
eine Frau zwischen zwei Männern, ein dummes Missgeschick und unbegründete
Eifersucht, die zu banalem Verrat führt, lassen den Coup platzen.
Besondere Brisanz erhält Wegners Flucht durch seine Verbindung zu dem
sympathischen Kommissar Stern (Martin Held), dem Wegner im Krieg einmal
das Leben gerettet hatte. Sterns Versuch, sich beim von der Vergangenheit
eingeholten Wegner wenigstens durch eine Lebensrettung zu revanchieren,
scheitert. Faszinierend ist vor allem die psychologisch genau erzählte
Geschichte um Wegner, einem Fremden in dieser Welt, einem Außenseiter mit
einem unerfüllbaren Traum. (
) Als Kriminalfilm der 50er Jahre
brauchte "Bumerang" internationale Vergleiche nicht zu scheuen.4)
Für Helmut Käutner spielte Krüger
im selben Jahr in dem im Jahre 1870/71 angesiedelten Kriegs-Schwank
"Die Gans von Sedan"1),
1961 war er der Held in der
Ost-West-Liebesgeschichte "Zwei unter Millionen"1), als dessen Co-Produzent er auch verantwortlich zeichnete.
Weltweite Anerkennung erlangte Krüger als einer der wenigen deutschen
Filmschauspieler in einer Reihe von international erfolgreichen Produktionen, die
unter so namhaften Regisseuren wie Joseph Losey1),
Stanley Kubrick1),
Howard Hawks1),
Alessandro Blasetti1) oder
Luchino Visconti1) entstanden und wo er an der Seite von
Stars wie John Wayne,
Claudia Cardinale oder
Sean Connery
glänzen konnte. Losey besetzte ihn in
dem Thriller "Blind
Date"1) (1959, "Die Tödliche
Falle"), in Howard Hawks'
Streifenr "Hatari!"1), einem der besten und unterhaltsamsten Abenteuerfilme aus
dem afrikanischen Busch, zeigte er sich 1961 als Rennfahrer Kurt Müller neben John Wayne und
Elsa Martinelli.
Hollywoodstars wie James Stewart,
Peter Finch und
Richard Attenborough
waren neben Krüger die Protagonisten in Robert Aldrichs
Literaturverfilmung "The Flight of the Phoenix"1) (1965,
"Der Flug des Phönix"):
Die Transportmaschine einer Ölgesellschaft
muss wegen eines Sandsturms in der Sahara notlanden. Krüger, der
ehrgeizige junge Techniker baut aus dem alten Kasten ein schmuckes
Flugzeug, das sich gerade noch rechtzeitig in die Lüfte erhebt. Der
Dualismus zwischen dem amerikanischen Piloten und dem deutschen
Flugzeugkonstrukteur bewegt sich zwar auf Klischee-Ebene, hier ehrgeiziger
Neuerer, dort abgeklärter Konservativer, doch es ist eine spannend erzählte
Geschichte, die durchaus auch ihre Kanten hat. schreibt prisma.de.
Mit Anthony Quinn und
Anna Magnani stand Krüger für Stanley Kramers humorvolle
Geschichte "The Secret of Santa Vittoria"1) (1959,
"Das Geheimnis von Santa
Vittoria")
vor der Kamera:
prisma.de
notiert:
Quinn glänzt als rustikaler Bürgermeister im süditalienischen Weinort Santa
Vittoria, dessen Geheimnis darin besteht, dass er mit Hilfe der
Bevölkerung eine Million Flaschen Wein vor den trinkfreudigen deutschen
Invasoren versteckt. Während Bürgermeister Bambolini dem deutschen Kommandanten Sepp von Prum
alias Hardy Krüger schöntut, spart seine resolute Ehehälfte Rosa alias Anna Magnani
nicht mit giftig bösen Worten. Sie hilft der pfiffigen Milieuburleske über Längen und macht mit
ihrer Skepsis und Überlegenheit die naive Story glaubwürdig.
Serge Bourginons zärtlich-melancholische Geschichte "Les dimanches de
Ville-d'Aray"1) (1962,
"Sonntage mit Sybill") errang nicht zuletzt wegen
Krügers eindringlich-sensiblen Spiels 1963 einen "Oscar"1)
als "Bester fremdsprachiger Film".
Eine Zusammenarbeit mit Montgomery Clift ergab sich in dem Spionagethriller "L'Espion"1) (1966,
"Lautlose Waffen"),
mit Regisseur Visconti drehte er als Partner von Anne Heywood1) das Melodram "La monaca di Monza"1) (1969,
"Die Nonne von Monza"),
der freien Lebensgeschichte der Virginia de Leyva (1575 1650). Mit
Regisseur Stanley Kubrick entstand das pompös ausgestattete
Familienepos "Barry Lyndon"1) (1975),
an der Seite von Titelheld Ryan O'Neal
sowie Marisa Berrenson1)
mimte er den Hauptmann
Potzdorf. Eine interessante Rolle war auch die des Piloten Einar Lundborg1) neben Sean Connery
(Roald Amundsen1)) und Claudia Cardinale
(Schwester Valeria) in der italienisch-sowjetischen Großproduktion
"Krasnaya palatka"1) (1969,
"La tendra rossa"/"Das rote Zelt"), mit
der Regisseur Michail Kalatosow1) die missglückte Luftschiff-Polar-Expedition
des italienischen Luftschiffpioniers und Generals Umberto Nobile1) am 24./25. Mai 1928 über den Nordpol erzählte.
Als Richard Attenborough 1976 "A Bridge Too Far"1)
("Die Brücke von Arnheim") mit Stars wie Dirk Bogarde,
Sean Connery, James Caan1),
Michael Caine,
Elliot Gould1),
Gene Hackman,
Ryan O'Neal, Robert Redford,
Maximilian Schell,
Laurence Olivier und
Liv Ullmann
drehte, gehörte auch Krüger als General Ludwig zur Besetzung: Der Film handelt von der
Schlacht von
Arnheim1), die eine der umstrittensten militärischen Aktionen gegen Ende des
Zweiten Weltkriegs war. Durch eine breitflächige Besetzung der Rheinbrücken
in Holland hoffen die Alliierten den Krieg im Handstreich beenden zu können.
Das Unternehmen schlägt fehl und fordert ungeheuer viele Tote. Als kritischer
Angriff auf falschverstandenes Militär-Ethos und kriegerische Aktionen gedacht,
gerät der Film durch seine brillant inszenierte Materialschlacht zum abenteuerlichen Kriegsfilm.3)
Für Carl Schultz entstand das Abenteuer "Blue Fin" (1978,
"Die Sturmfahrt der Blue Fin"),
mit Richard Burton,
Roger Moore und
Richard Harris drehte er das Abenteuer
"The Wild Geese"1) (1978,
"Die Wildgänse kommen"),
mit Dennis Hopper1) den spannenden Thriller
"Slagskämpen" (1984,
"Inside Man Der Mann aus der Kälte").
Als "Wüstenfuchs" Generalfeldmarschall Erwin Rommel1)
(1891 1944) stand Krüger für
das aufwendig inszenierte, zwölfteilige US-amerikanische Kriegsepos
"War and Remembrance"1) (1988, Feuersturm und
Asche → fernsehserien.de) nach dem Roman von
Herman Wouk1) vor der Kamera einer seiner vorerst letzten Arbeiten
vor der Kamera.
Erst Anfang der 1970er Jahre übernahm Krüger wieder vereinzelt Aufgaben
für den deutschsprachigen Film, eine erste Arbeit für das Fernsehen war der dreiteilige
Straßenfeger "Das Messer" (1971) nach
Francis Durbridge1) mit der Figur
des Geheimagenten Jim Ellis. Nach 15 Jahren
Leinwandpause in Deutschland mimte er dann 1975 die schrullige
Titelrolle
in Peter Schamonis in Montana und Spanien gedrehtem Comedy-Western "Potato Fritz"1), der jedoch an den
Kinokassen floppte. Ein ganz anderes Betätigungsfeld fand Krüger ab
Mitte der 1980er Jahre auch als Drehbuchautor beim Fernsehen.
1986 schrieb er für die NDR-Serie "Geschichten aus der Heimat"
die Story "Sonnenschauer" und spielte in dieser Folge auch die Hauptrolle.
Danach sah man ihn 1987 in der Dokumentation "Ein Lachen im Gesicht und Narben auf der
Seele", mit der Christian Bauer den "blonden Tiefstrahler und Star des deutschen Nachkriegs-Kinos" so DER SPIEGEL porträtierte.
Nach mehr als 20 Jahren ließ sich Hardy Krüger dann überreden lassen,
wieder als Schauspieler vor die Kamera zu treten, bis Mitte August 2010 fanden in Berlin die Dreharbeiten zu der
von Carlo Rola1) inszenierten ZDF-Familiensaga "Familiengeheimnisse"2) statt, in der
sich Krüger neben Dennenesch Zoudé1) mit einer Hauptrolle
präsentierte; der zweite Drehblock begann Ende September in Kenia. In
weiteren Rollen sah man unter anderem Gila von Weitershausen,
Jördis Triebel1),
Barnaby Metschurat1)
und Devid Striesow1); Sendetermin war der 9. Januar 2011
→ tittelbach.tv;
Übersicht zur Filmografie siehe hier.
Bereits in den 1970er Jahren begann das Allroundtalent, Romane und Sachbücher zu publizieren, aus
dem Filmstar wurde der Weltreisende und Kosmopolit. Ob auf Bora Bora oder in New Mexico,
am Rio Grande, in Thailand, Macao oder Neuseeland, in Alaska oder Indien "Der
TV-Weltenbummler" Hardy Krüger reiste in diesen Jahrzehnten, begleitet von der Kamera,
quer durch die Kontinente.
In Reportagen berichtete er zum Beispiel über die Südsee oder die
Taos-Indianer1).
Schon in den frühen 1960er Jahren
hatte es den Afrika-Liebhaber in die Ferne getrieben: Von 1961 bis 1973 war
er Besitzer des eleganten und luxuriösen Farm-Hotels
"Momella Game Lodge" in Tansania1), das dann aber pleite ging.
Sein 1983 beim "Bertelsmann-Verlag"1) in München erschienener Roman "Junge
Unrast" ist eine verschlüsselte Autobiografie, 1998 folgten
weitere Erinnerungen unter dem Titel "Wanderjahre. Begegnungen eines jungen Schauspielers".
Hardy Krüger mit dem Journalisten Rolf Seelmann-Eggebert1)
während einer NDR-Talkshow Mitte der 1980er Jahre
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin
Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Hardy Krüger war Keiner, der gerne stillsaß, die Lust auf Neues, auf andere Welten und
frische Erfahrungen trieb ihn immer wieder an- und um. So fand er
nicht nur faszinierende Ziele bei seinen
"Reisen zu Menschen und Götter". Er ging seinen Weg auch als
Schriftsteller, unter anderem mit den Romanen "Eine Farm in
Afrika" (1970), "Wer stehend stirbt, lebt länger" (1973) und "Schallmauer" (1978), dem Kinderbuch "Sawimbulu"1) (1971) sowie den
Erzählungen "Die Frau des Griechen" (1980). Im Oktober 2001 veröffentlichte er sein
Buch "Szenen eines Clowns": "Vorwiegend heiter" sind diese
Geschichten aus einem erfolgreichen Schauspielerleben, die in ihrer Komik nicht
selten das Groteske streifen. Vertraute Akteure und seltsame Requisiten finden
sich als Mitwirkende in diesen Szenen eines Clowns so James Stewart an
einem Kronleuchter, Richard Burton mit falschem Drehbuch, ein falscher und ein echter Krüger,
Max Schmeling, Yul Brynner, Sean Connery, Robert Redford, Peter Finch,
Erster Grenzsoldat, Zweiter Grenzsoldat, Berliner, Sachsen, eine Blume des Bösen und viele
andere
Aus all dem macht Hardy Krüger mehr als nur
amüsante Anekdoten: nämlich hinreißende Erzählungen, voller Humor,
Menschenliebe, Witz und dem Wissen, dass manches, worüber wir lachen,
sich vor einem dunklem Hintergrund ereignet. (Quelle: www.kulturinitiative.de;
Seite nicht mehr existent)
Eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Berlin brachte Krüger mit dem
Briefroman "Zarte Blume Hoffnung Liebesbriefe aus einer
geteilten Stadt" zu Papier, welcher auch als Bühnenversion am
Hamburger "Ernst-Deutsch-Theater"1) am 29. September 2005 in einer
Inszenierung von Kay Neumann zur Uraufführung gelangte. Krüger, der den
Stoff für die Bühne theatergerecht bearbeitet hatte, übernahm in dieser
Mischung aus Schauspiel und szenischen Lesung neben Judy Winter als Vera Ahrens den männlichen Part des John Ribbeck.
Sein im Herbst 2007 bei "Bastei Lübbe"1) publiziertes Buch "Die andere Seite der Sonne"
weist "sieben hintergründige Geschichten von großer Erzählkunst"
aus, wie es im Klappentext heißt. Weiter wird ausgeführt "Intensiv
realistisch und doch voller Träume, Stimmungen, Dramen und Sehnsüchte.
Die Schauplätze sind Gauguins Insel Hiva Oa in der Südsee, der Dschungel
Brasiliens, der Weiße Nil im Osten Afrikas und dann auch Irland und
Berlin. Doch wird man diese Orte auf der anderen Seite der Sonne suchen müssen.
Dort, wo es hell ist, weil sich Frauen und Männer begegnen. Dort, wo es
dunkel ist, weil sie sich suchen. Dort, wo die Tage die Nächte umarmen.
Mit sparsamen und zugleich poetischen Mitteln gelingen Hardy Krüger mit
diesen Erzählungen Meisterwerke von herbem Charme und rätselhafter
Kraft." Insgesamt veröffentlichte der Autor Krüger rund 20 Bücher, mit seinem im
Oktober 2010 erschienenen Roman, der Liebesgeschichte "Tango
africano", befand sich Krüger auf einer ausgedehnten Lesereise;
unter anderem war er am 24. Oktober 2010 zu Gast im Berliner "Schlosspark
Theater"1). Gemeinsam mit Peter Käfferlein
und Olaf Köhne publizierte er Mitte Oktober 2016 die
Erinnerungen unter dem Titel "Was das Leben sich erlaubt Mein Deutschland und ich"
und beschreibt in diesem Buch seine Kindheit in Zeiten des Krieges
und "erzählt im Gespräch von seiner Heimat Deutschland, seiner Liebe zu Afrika und seinem Leben in
Amerika, Frankreich und England: Wer ihn damals prägte, was ihn heute antreibt und warum er sich um die Welt von morgen sorgt.
(Quelle: www.hoffmann-und-campe.de)
Anlässlich des 90. Geburtstages erschien Mitte März 2018 die
Sonderausgabe "Ein Buch von Tod und Liebe", in der Hardy Krügers schönste Erzählungen
zusammengefasst sind → Veröffentlichungen bei Wikipedia.
Nur noch sporadisch stand Krüger während seiner fulminanten Filmkarriere
auf der Bühne. Abgesehen von seinem Auftritt am
"Ernst Deutsch Theater"1) im Herbst 2005 zeigte er sich Mitte der
1980er Jahre während einer
breit angelegten Theater-Tournee gemeinsam mit Mario Adorf in dem
liebenswürdig-nostalgischen Zweipersonen-Stück
"Wiedersehen im Herbst" des US-amerikanischen Dramatikers Bernhard Sabath. Das von Krüger bearbeitete und von
Adorf inszenierte Stück präsentierte Tom Sawyer1) (Krüger) und
Huckleberry Finn1)
(Adorf), die sich als alte Männer wieder treffen.
Neben Romy Schneider und
Gert Fröbe zählte Krüger zu den wenigen
Weltstars, die aus dem berühmten deutschen Nachkriegsfilm hervorgegangen
sind. Der Junge mit dem offenen Lachen und dem blonden Haarschopf wurde im
Film der 50er Jahre immer als charmanter Leichtfuß eingesetzt.
Doch seine
gesunde Skepsis gegenüber der Generation der Väter mündete bald in
Auflehnung. Montgomery Clift war sein Vorbild, ein widerspenstiger Held,
der mit dem Kopf durch die Wand wollte. So boxte sich Krüger im
internationalen Kino nach oben, als Draufgänger und bärtiger
Weltenbummler, für den das Abenteuer zum Alltag wurde.5)
Mit einer Hommage anlässlich seines 75. Geburtstages ehrte das "Filmmuseum Berlin"1) 2003 den
außergewöhnlichen Schauspieler, Weltstar und Autor. Um eine große Weltkarte,
die die Stationen seiner internationalen Karriere durch Fotos markierten,
waren Plakate, Drehbücher, Fotos und Erinnerungsstücke gruppiert.
Folgestation dieser Ausstellung war ab Mitte April bis Ende Juni 2005 das
"Deutsche Filmmuseum"1) in Frankfurt am Main. Auch zu Krügers 80. Geburtstag
am 12. April 2008 wurde in den Medien immer
wieder auf die internationale Bedeutung des Schauspielers verwiesen, der
als Sympathieträger maßgeblich an der Entstehung eines positiven Bilds
vom Nachkriegsdeutschland beteiligt war. "DIE WELT" schrieb
unter anderem anlässlich des runden Geburtstages "Er zählt zu den
populärsten deutschen Schauspielern. Keiner machte wie Hardy Krüger nach
dem Krieg international Karriere und wurde sogar zum Liebling der Engländer.
Er zeigte der Welt die Leichtigkeit des Deutschseins und den Deutschen die
Welt." → vollständiger Artikel bei www.welt.de
Hervorzuheben ist Krügers politisches Engagement hervorgerufen bzw. geprägt von seiner
Jugend während des Nazi-Regimes und seinen Eindrücken des Zweiten
Weltkrieges. Zusammen mit der "Amadeu
Antonio Stiftung"1) setzte sich
der Weltstar seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus ein. 2013 gründete
er zusammen mit "Exit
Deutschland"1), dem Journalisten
Klaus Bednarz1) sowie den
Schauspielern Hark Bohm
und Dieter Hallervorden die Initiative
"Gemeinsam gegen rechte Gewalt". Ziel der Initiative ist die Präventionsarbeit
gegen Rechtsextremismus. Außerdem war er Unterstützer der vom Magazin
"Stern"1) gestarteten Aktion "Mut
gegen rechte Gewalt"1).
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Während seiner langen Karriere konnte Krüger zahlreiche Auszeichnungen
entgegennehmen, 1959 und 1960 erhielt er jeweils einen "Otto"1) in
Bronze bzw. in Silber der Zeitschrift "Bravo"1), der
"Deutsche Filmpreis"1) (1983) sowie eine "Goldene
Kamera"1) (1986) sind weitere Preise, die Krügers filmisches Schaffen würdigten.
Auch im neuen Jahrtausend gehörte das Multitalent zu den prominenten
Persönlichkeiten, deren außergewöhnliche Leistungen geehrt
wurden. 2001 überreichte man ihm einen
Ehrenpreis im Rahmen der Verleihung des "Bayerischen Filmpreises"1), im gleichen Jahr wurde er zum
"Ritter der Ehrenlegion der Republik Frankreich"
ernannt.
Am 27. November 2008 fand in der "Oberrheinhalle" in Offenburg1)
mit einer Gala die 60. "Bambi"-Verleihung1) statt,
Krüger erhielt die begehrte Trophäe für
sein Lebenswerk. "Hardy Krüger ist ein Weltenbummler und Sonnyboy.
Als einer der wenigen deutschen Schauspieler hat es es geschafft, auch Hollywood von sich zu überzeugen",
hieß es in der Begründung der Jury. 2009 wurde Krüger mit dem
"Großen Verdienstkreuz1) der Bundesrepublik Deutschland"
ausgezeichnet. Seit 4. September 2014 besaß auch er einen "Stern" auf dem
Berliner "Boulevard
der Stars"1) → Foto
bei Wikimedia
Commons sowie Auswahl der
Auszeichnungen bei Wikipedia.
Hardy Krüger am 5. November 2013 anlässlich der Pressekonferenz
"Gemeinsam gegen rechte Gewalt" im Historischen Rathaus von Köln
Urheber: © Raimond
Spekking; Lizenz: CC BY-SA 4.0 Quelle:
Wikimedia Commons mit weiteren Fotos von der Veranstaltung
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Hardy Krügers Tochter Christiane1) (geb. 1945) aus der
Verbindung
mit seiner späteren Ehefrau (1950 bis 1964), der Hamburger Schauspielerin Renate "Reni" Densow
(1918 2006), ergriff ebenfalls den Schauspielerberuf, wie auch
Sohn
Hardy Krüger jr.1)
(geb. 1968) aus der zweiten Ehe (1964 bis 1977) mit der italienischen Malerin Francesca Marazzi;
ein weiteres Kind aus dieser Verbindung ist die 1967 geborene Tochter
Malaika. 1978 heiratete Krüger die
US-Schauspielerin Anita Park und lebte bis 2013 unter anderem in einem Blockhaus nahe dem
Lake Arrowhead1) in einem Waldgebiet
der San Bernardino Mountains1) oberhalb von Los Angeles; in jüngerer Zeit wohnte er
halbjährlich im kalifornischen Palm Springs1).
Dort starb Hardy Krüger am 19. Januar 2022 im Alter von 93 Jahren am
12. April hätte er seinen 94. Geburtstag begehen können.
Wie seine Agentur mitteilte, sei er "plötzlich und unerwartet verstorben".
Seine damaligen Co-Autoren sowie Agenten, Olaf Köhne und Peter Käfferlein, schrieben in der Mitteilung zum Tod Krügers:
"Der Schauspieler, Schriftsteller und Weltenbummler engagierte sich zeitlebens gegen das Vergessen der Naziverbrechen. Der Kampf gegen
Rassismus und die Aufklärung der Jugend waren sein persönliches Lebenswerk. Seine Herzenswärme, seine Lebensfreude und
sein unerschütterlicher Gerechtigkeitssinn werden ihn unvergessen machen.".
"Ich genieße die Freiheit", hat das Multitalent einmal gestanden. Und als eine
seiner Antriebskräfte benannte er den "Respekt vor der Schöpfung". Beides speiste
sich aus einer intakten und glücklichen Beziehung, die ihm auch im
hohen Alter einen sympathischen Hauch von Jungenhaftigkeit bewahrte.
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