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Hanns Lothar wurde am 10. April 1929
als Hans Lothar Neutze und Sohn eines Justizbeamten in Hannover1) geboren; seine Brüder
Horst-Michael Neutze (1923 2006) und
Günther Neutze (1921 1991)
avancierten ebenfalls zu renommierten Schauspielern.
Lothar besuchte die Höhere Schule seiner Geburtsstadt, und gehörte
bereits mit 16 Jahren zum Ensemble der "Städtischen Bühnen
Hannover"1).
Sein Debüt hatte er 1941 als "Standhafter Zinnsoldat" in
dem gleichnamigen Weihnachtsmärchen1)
von Hans Christian Andersen1), vier Jahre später
überzeugte er neben seinen beiden Brüdern und dem jungen Hannes Messemer in
dem Shakespeare-Stück "Komödie der Irrungen"1).
Eine Reihe klassischer und moderner Rollen folgten im Verlaufe der nächsten
Jahre, in denen sich Lothar mit seinem facettenreichen Spiel als
Charakterdarsteller profilierte, wie beispielsweise in Shakespeares "Wie es Euch gefällt"1)
oder "Der Eismann kommt" von Eugene O'Neill1). Anfang der 1950er Jahre wurde
Lothar an die "Städtischen Bühnen
Frankfurt"1) berufen, wo er unter
anderem in Bruno Franks Komödie "Sturm im Wasserglas"1), Schillers "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua"1)
und "Die kleinen
Füchse" von Lillian Hellman1) auf der Bühne stand. 1954 ging der Schauspieler nach
Hannover zurück, um schließlich von 1955 bis 1962 in Hamburg als Mitglied des
"Thalia-Theaters"1)
eine neue künstlerische Heimat zu finden.
Der damalige Intendant Willy Maertens1)
hatte den jungen Schauspieler in Hannover "entdeckt", am 14. Oktober 1955
gab Lothar sein Hamburger Debüt.
In der Hansestadt heiratete er 1959 auch seine Kollegin,
die Schauspielerin Ingrid Andree; aus der Verbindung,
die 1965 geschieden wurde, stammte die 1960 geborene Tochter Susanne Lothar, die sich
ebenfalls als bedeutende Schauspielerin einen Namen machte.
Hanns Lothar als ehemaliger Kampfpilot George Spencer
in dem TV-Film
"Flug
in Gefahr"1) (1964)
Regie und Drehbuch (zusammen mit Werner Sommer): Theo Mezger1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR
Media Services; © SWR |
Das "Hamburger Abendblatt" (13.03.1967, Nr. 61, S. 7)
schrieb unter anderem in einem Nachruf: Man kann sie nicht alle aufzählen, die vielen Rollen, die nun kamen. Aber einige sind aus dem
künstlerischen Schaffen dieses Schauspielers, der sich nie auf einen
"Typ" festlegen ließ, nicht fortzudenken. Da war sein Dr. Jura in Bahrs
"Das
Konzert"1), sein Marius
in Pagnols1) "Fanny", sein Paul Schippel in
Sternheims1) "Bürger Schippel". Und man erinnert sich vor allem an
zwei Premieren, die erfüllt waren von seiner herrlichen komödiantischen Lust am Spielen:
"Süßer Vogel Jugend"1) von Tennessee Williams mit
Gisela von Collande1)
als Partnerin und "Das Ei" von Félicien Marceau1).
Maertens: "Er hatte einen weiten schauspielerischen Bogen. Er war oft etwas schwierig, aber ich
bin immer großartig mit ihm ausgekommen."
Zum Film kam Hanns Lothar Ende der 1940er Jahre und spielte einen kleinen
Part in Gustav Fröhlichs Regiedebüt "Wege im Zwielicht"1) (1948),
doch erst 1959 brachte ihm seine Rolle des wahnbefangenen Christian Buddenbrook in der
zweiteiligen Adaption "Buddenbrooks"1)
nach dem berühmten, gleichnamigen
Roman1) von Thomas Mann1) unter der
Regie von Alfred Weidenmann1) Starstatus
ein: Für seine außergewöhnliche
Darstellung wurde er mit dem "Filmband
in Silber"1)
als "Bester
Nebendarsteller" sowie mit dem "Preis der deutschen Filmkritik"1)
ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt er ein "Filmband in Gold"1) für die
eindrucksvolle Verkörperung des Rechtsanwalt Dr. Fox in Wolfgang Staudtes1)
spannendem, sozialkritischem Krimi "Der letzte Zeuge"1). Lothar wirkte, wenn auch eher sporadisch, in verschiedenen erfolgreichen
Kinoproduktionen mit, so unter anderem 1960 als intriganter Thöni Grieg neben
Hansjörg Felmy
und Cordula Trantow in Weidemanns Bergdrama "An
heiligen Wassern"1),
im gleichen Jahr sah man ihn an der Seite seiner Ehefrau Ingrid Andree als
Journalist Hans Burdach in Josef von Bákys1) Beamten-Satire "Sturm im Wasserglas"1)
nach der gleichnamigen
Komödie1)
von Bruno
Frank1), in der
Lothar schon auf der Bühne brilliert hatte. In Franz
Peter Wirths1) Liebesfilm "Bis zum Ende aller Tage"1) 1961) nach dem Roman "Brackwasser"
von Heinrich Hauser1) mimte er den Kuddel Bratt,
das "Karlchen", bester Freund von Schriftsteller Kurt (Walter Giller) in Kurt Hoffmanns1) Adaption "Schloß
Gripsholm"1) (1963) nach
der Erzählung "Schloß
Gripsholm. Eine Sommergeschichte"1) von Kurt Tucholsky1).
In nachhaltiger Erinnerung bleibt Lothar
auch als zackiger, hackenschlagenden Sekretär Schlemmer von Direktor
C.R. MacNamara
(James Cagney) in
Billy Wilders1)
Ost-West-Satire "One,
Two, Three"1) (1961, "Eins, Zwei, Drei").
Letztmalig sah man Hanns Lothar als Modeschöpfer Emile Cavin
in der amüsanten Krimigeschichte "Lange
Beine lange Finger"1) (1966) neben
Martin Held und Senta Berger auf der
Leinwand → Übersicht Kinofilme.
Beim Fernsehen fand der charismatische Schauspieler ebenfalls vielfältige
Aufgaben, erstmals spielte er 1954 in John Oldens1) heiter-anrührenden
Geschichte "Im
sechsten Stock" nach dem Theaterstück "Sixième
étage" von Alfred Gehri
neben Inge Meysel und Ehefrau
Ingrid Andree, es folgten prägnante Rollen ambitionierte TV-Produktionen wie
beispielsweise der Amerikaner Yank in Rudolf Steinboecks1)
Inszenierung "Das heiße
Herz" (1957) nach dem Theaterstück "The Hasty Heart"
von John
Patrick1) oder der Part des Bill in Paul Verhoevens John Van Druten-Verfilmung
"Das Lied der Taube"2) (1960). In der Fernsehfassung
des Dramas "Biedermann
und die Brandstifter"1) (1958)
von Max
Frisch1) hatte Lothar
mit der Rolle des Kellners und "Brandstifters" Eisenring geglänzt, in
Fritz Umgelters1), im Stile
einer Reportage inszeniertem Fernsehfilm "Freundschaftsspiel"2) (1963) beeindruckte er
mit der Figur des Star-Fußballers Erwin Koll ebenso wie mit der Titelrolle in
Wolfgang Schleifs1), auf einer wahren Begebenheit
basierendem Dokumentarspiel "Der Fall Harry Domela"2) (1965): Der 22-jährige Harry Domela1)
hoelt Mitte der 1920er Jahre
unter verschiedenen falschen Namen wie Adalbert von der Recke, Graf von Lieven,
Baron Korff und zuletzt als Prinz Wilhelm von Preußen die feine Gesellschaft der Weimarer Republik
zum Narren. Militärs und hohe Kommunalbeamte fielen auf ihn genau so herein
wie Heidelberger Korpsstudenten und Vertreter des thüringischen Hochadels.
Ganz Deutschland hatte 1927 den Prozess gegen den falschen
Prinzen mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit verfolgt und belacht
Lothars letzte TV-Rolle war der Kunstfälscher Lothar Malskat1) in
dem Drama "Der Fall Lothar Malskat"2) (1966) zu dem Maria Matray und
Answald Krüger1)
das Drehbuch geschrieben hatten → Übersicht TV-Produktionen.
Hanns Lothar avancierte bei Film und Fernsehen durch sein intensives, aber unprätentiöses
Spiel zum Publikumsliebling und wirkte in rund 65 Produktionen
mit. Er schien seine Rollenfiguren nicht darzustellen, sondern sie zu
leben, wie ein Medium verwandelte er sich in sie, ohne jedoch als
Schauspieler ganz zu verschwinden ein faszinierender Balanceakt.
Er hatte eine individuelle Ausdrucksskala, zu der eine faszinierende Mischung
aus Charme und Impertinenz gehörte. Bei aller Versenkung in die Rollen, zeigte er
das Quantum Lässigkeit und Alltäglichkeit,
das ihn zur Identifikationsfigur vor allem eines jungen und kritischen Publikums machte.3) Für
das "Hamburger Abendblatt" (13.03.1967, Nr. 61, S. 7) war "Hanns Lothars Wirkung auf sein Publikum
fast ein Phänomen. Er war kein strahlender Held und kein Liebhaber, dem die Fans nachrannten. Aber er strahlte die gewinnende Liebenswürdigkeit eines
Menschen aus, der "wie du und ich" in den Gefilden des Alltäglichen angesiedelt war. Und dadurch
wurde er vielleicht so populär."
Sein früher und unerwarteter Tod machte den Schauspieler zur Legende, Hanns Lothar
starb am 11. März 1967 rund vier Wochen vor seinem 38. Geburtstag in Hamburg an Nierenversagen mit
nachfolgendem Kreislaufkollaps. Er wurde mitten aus den Proben am
"Jungen Theater" (heute "Ernst Deutsch Theater"1)) zu "Meuterei auf der Caine",
einer Bühnenversion nach dem preisgekrönten Roman "Die Caine war ihr Schicksal"
von Herman Wouk1) gerissen, wo er an
der Seite von Hansjörg Felmy
(Commander Queeg) den Verteidiger geben
sollte, zudem führte er erstmals Regie; die Premiere fand in tiefer
Trauer um Lothar am 21. März 1966 statt.
Der Charaktermime hinterließ seine dritte Frau Gabriele, die er nach seiner Scheidung
von Ingrid Andree am 24. Juli 1966 geheiratet
hatte; die Verbindung mit der damals 23-jährigen Lübeckerin Gabriele Wiemer
galt als glücklich.
Aus der zweiten Ehe mit Ingrid Andree stammte die 1960 geborene Tochter Susanne Lothar1), welche ebenfalls zu einer angesehenen
Charakterdarstellerin
avancierte; Susanne Lothar starb am 21. Juli 2012 mit nur 51 Jahren in Berlin. In erster Ehe
war Lothar von 1950 bis 1954 mit der Schauspielerin Kari Noller
verheiratet, aus seiner Beziehung mit der Schauspielerin Elfriede Rückert1)
ging der Schauspieler Marcel Werner1)
(1952 1986) hervor, der später von Stiefvater Carlos Werner adoptiert wurde.
Die letzte Ruhe fand Hanns Lothar auf dem "Friedhof Ohlsdorf"1)
(Planquadrat AC 11) in Hamburg → Foto der Grabstelle
bei knerger.de
sowie Wikimedia Commons.
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei Internet Movie Database
sowie filmportal.de (Fremde
Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage)
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Kinofilme
Fernsehen
- 1954: Im
sechsten Stock (nach dem Theaterstück "Sixième étage"
von Alfred Gehri; als Georges) → fernsehserien.de
- 1955: Das heiße Herz
(nach dem Theaterstück "The
Hasty Heart" von John Patrick;
Regie: Rudolf
Steinboeck;
als Yank, ein Amerikaner;
Kurzinfo: Das Stück
spielt in einem britischen Militärhospital irgendwo im Südosten
von
Asien. Hier führen fünf Angehörige der alliierten Streitkräfte
das unbeschwerte Leben von Männern, die noch einmal
mit einem blauen Auge aus dem Dschungelkrieg davongekommen sind.
Eines Tages werden sie vor die kaum lösbare
Aufgabe gestellt, ihrem schottischen Kameraden Lachie (Heinz Reincke)
sein schweres Schicksal tragen zu helfen.
Lachie ist unheilbar krank, weiß es aber noch nicht. Um diese eine
Situation drehen sich die heiter-tragischen
Geschehnisse, in die auch hin und wieder Schwester Margaret (Hanna Rucker),
der gute Geist des Hospitals, eingreifen muss.
(Quelle: © SWR
Media Services zu einer späteren
Produktion) → IMDb
- 1955: Der Fall Winslow (nach dem Bühnenstück "The
Winslow Boy" von Terence
Rattigan; als Dickie Winslow) → Verfilmung 1948
- 1956: Das träumende Mädchen (nach der Komödie
"Dream Girl" von Elmer
Rice; als Clark Redfield) → IMDb
- 1956: Keiner stirbt leicht
(als Paddy)
- 1957: Minna von Barnhelm (nach
dem gleichnamigen
Lustspiel von Gotthold
Ephraim Lessing; mit Sonja Sutter als
Minna und Max Eckard
als Major von Tellheim; Regie: Ulrich Erfurth;
als ein Bedienter)
- 1957: Die Festung (als Soldat)
- 1957: Das heiße Herz (nach dem Theaterstück "The
Hasty Heart" von John Patrick;
Regie: Peter Beauvais;
als Yank, ein Amerikaner)
- 1958: Stunde der Wahrheit (nach
dem Hörspiel "Bilanz" von Heinrich Böll; als Lorenz)
- 1958: Biedermann und die Brandstifter
(nach dem Theaterstück
von Max Frisch; als Kellner Wilhelm Maria Eisenring
(Brandstifter))
→ IMDb
- 1958: Der Tod auf dem Rummelplatz
(als Kriminalassistent)
- 1958: Begegnung in Singapur (als Jim Watkins)
- 1958: Der Tod des Handlungsreisenden
(nach dem Theaterstück
von Arthur Miller; als Happy, zweiter Sohn des
Handlungsreisenden
von Willy Lomann = Kurt Ehrhardt)
- 1959: Ende des
sechsten Stocks (als Georges)
- 1960: Das Lied der Taube (nach dem Theaterstück von John Van Druten;
als Bill)
- 1960: Die Verwandlung (als
Kommissar Don Casello)
- 1962: Seelenwanderung.
Eine Parabel (nach der Parabel von Karl
Wittlinger; 1964 auch Kino; als Axel)
- 1963: Stalingrad
(über die Schlacht
von Stalingrad, frei nach dem Roman
von Theodor Plievier; als Soldat Gnotke)
→ Chronik
der ARD
- 1963: Was ihr wollt (nach der Komödie
von William Shakespeare; als Junker Andreas von Bleichenwang)
- 1963: Freundschaftsspiel
(als Fußballstar Erwin Koller)
- 1963: Das Himmelbett (Sieben Stationen einer Ehe von
Jan de Hartog;
als Michel, Ingrid
Andree als Agnes)
- 1963: Kleider machen Leute
(nach der Novelle
von Gottfried Keller; als Wenzel Graf)
- 1963: Der schlechte Soldat Smith (nach dem Theaterstück von
William Douglas-Home; als Nachrichten-Offizier Hauptmann Smith)
- 1964: Flug
in Gefahr (als ehemaliger Kampfpilot George Spencer)
- 1964: Die
fünfte Kolonne (Krimiserie; als Autohändler Robert Henz in der Folge
"Eine Puppe für Klein-Helga")
- 1964: Stunden der Angst
(nach dem Bühnenstück "Desperate hours" von Joseph
Hayes; als der ausgebrochene Sträfling bzw.
Geiselnehmer
Glenn Griffin; das Werk wurde verfilmt als
"An
einem Tag wie jeder andere" (1955) mit Humphrey
Bogart als Glenn Griffin)
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"Stunden der Angst":
Abbildung DVD-Cover mit
freundlicher Genehmigung
von Pidax-Film, welche den
Krimi am 30.07.2021
auf DVD herausbrachte |
- 1965: Der Fall Harry Domela
(über den Hochstapler Harry
Domela; als Harry Domela)
- 1965: Drei leichte Fälle (als Humphrey Millar)
- 1965: Die Katze im Sack
(Zweiteiler nach "Lay here among the Lilies" von James
Hadley Chase; als Privatdetektiv Vic Malloy)
- 1965: Der
neue Mann (als Ingenieur Fred Staples)
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"Der neue Mann":
Abbildung DVD-Cover sowie
Szenenfoto mit Hanns Lothar (l.)
als Ingenieur Fred Staples
(die beiden anderen Darsteller
konnten nicht ermittelt werden)
Mit freundlicher Genehmigung
von Pidax-Film, welche
die
Produktion im Juni 2013
auf DVD herausbrachte |
- 1966: Wir machen Musik. Eine kleine Harmonielehre (als Karl Zimmermann) → IMDb
- 1966: Stoppt die Welt Ich möchte aussteigen (nach
dem Musical "Stop the World I Want to Get Off!"
von Leslie Bricusse und
Anthony Newley;
als Manager und Frauenheld Littlechap) → IMDb
- 1966: Der Fall
Lothar
Malskat (über den Maler und Kunstfälscher Lothar
Malskat; als Lothar Malskat)
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