Wirken am Theater (Auszug) / Filmografie
Paul Hörbiger erblickte am 29. April 1894 im damals zur k. u. k-Doppelmonarchie Österreich-Ungarn1) gehörenden Budapest1) geboren und wuchs mit seinen Brüdern auf. Er war ein Sohn des Ingenieurs Hanns Hörbiger1) (1860 – 1931), dem Begründer der umstrittenen "Welteislehre"1),  und Spross einer alten Orgelbauerfamilie aus "Hörbig" in der Tiroler Wildschönau, und dessen Ehefrau Ehefrau Leopoldine, der Bruder des Schauspielers Attila Hörbiger (1896 – 1987) und Schwager von Paula Wessely (1907 – 2000). 
Porträt Paul Hörbiger; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft / Urheber: "Sascha-Film"; Copyright ÖNB/Wien/Sascha-Film; Bildarchiv Austria (Inventarnummer 157.868–B) 1902 zog die Familie nach Wien, Hörbiger besuchte später das "Stiftsgymnasium St. Paul"1) in Kärnten und belegte nach der Matura (Abitur) das Fach "Chemie" an der "TH Wien", kam aber zu keinem Abschluss, da der 1. Weltkrieg Krieg ausbrach. Er diente ab 1914 als Freiwilliger in einem Gebirgsartillerie-Regiment, mehrfach ausgezeichnet, wurde er noch am 1. November 1918 zum Oberleutnant befördert. Durch den Krieg bzw. die Inflation in den 1920er Jahren verlor der Vater sein gesamtes Vermögen, das er in Kriegsanleihen investiert hatte, und die Familie verarmte. "Diese Krise konnte er bis zu seinem Tod im Jahre 1931 durch die Gründung einer Handelsgesellschaft für die Kundenbetreuung unter schwierigen Bedingungen überwinden. Die von ihm gegründete Firma "Hoerbiger & Co" entwickelte sich zur "Hoerbiger Holding"1) und ist heute Weltmarktführer im Bereich der Komponenten für Kompressoren. (…) Alfred Hörbiger (1891 – 1945), einer der Söhne Hörbigers, trat 1925 in die Firma ein und übernahm die Geschäftsleitung." notiert Wikipedia. Alfred Hörbiger, der als akademischer Maler künstlerisch sehr begabt war, starb am 31. Juli 1945 im Alter von nur 54 Jahren in der Innsbrucker Universitätsklinik. Während Attila Hörbiger an einen natürlichen Tod glaubte, erstattete Paul Hörbiger 1951 Anzeige gegen Unbekannt wegen Mordverdachts. Es folgten insgesamt 15 Prozesse, begleitet von Exhumierungen und Obduktionen des Leichnams. Über diesen Rechtsstreit kam es auch zur Zerrüttung des Verhältnisses zu seinem Bruder Attila Hörbiger; sämtliche Verfahren wurden 1963 mangels Beweisen eingestellt. → spiegel.de

Porträt Paul Hörbiger
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft / Urheber: "Sascha-Film"1); © ÖNB/Wien/Sascha-Film
Bildarchiv Austria (Inventarnummer 157.868–B)

Nach Ende des 1. Weltkrieges wandte sich Paul Hörbiger dem Theater zu und fand nach schauspielerischer Ausbildung in der "Theaterschule Otto" in Wien eine erste Anstellung zur Spielzeit 1919/20 am Stadttheater im böhmischen Reichenberg (heute Liberec1), Tschechien), wo er mit der Figur des Schneidergesellen Zwirn in Nestroys Zauberposse "Der böse Geist Lumpazivagabundus"1) erstmals Aufmerksam erregte. Von Reichenberg kam er 1920 nach Prag, wo er sechs Jahre lang am "Neuen Deutschen Theater" verpflichtet war und sich als Charakterkomiker einen Namen machte.
Von 1926 bis 1940 war Hörbiger Ensemblemitglied des "Lessingtheaters"1) und des "Deutschen Theaters"1) in Berlin. Unter der Intendanz von Max Reinhardt1) (1873 – 1943) und Heinz Hilpert1) (1890 – 1967) interpretierte er klassische und moderne Rollen, wie zum Beispiel in Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung", in Paul Armonts "Madame hat Ausgang" und ähnlichen Stücken. Ab 1929 wirkte er zudem in Berlin an den "Baranowsky-Bühnen" und am "Kabarett der Komiker"1). Im Jahre 1936 gründete er mit Regisseur E. W. Emo1) (1898 – 1975) und dem österreichischen Konsul Karl Künzel1) (1898 – 1954) in Berlin die Produktionsfirma "Allgemeine Filmaufnahme und Vertriebs G.m.b.H.", kurz "Algefa"1) genannt.

Paul Hörbiger 1938 im "Kabarett der Komiker"
Urheber: Willy Pragher1); Lizenz: CC BY 3.0;
Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg
Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons

Paul Hörbiger 1938 im "Kabarett der Komiker"; Urheber: Willy Pragher; Lizenz: CC BY 3.0; Rechteinhaber: Landesarchiv Baden-Württemberg; Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek bzw. Wikimedia Commons
Paul Hörbiger (Rollenbildnis) um 1940; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft / Urheber: Franz Blaha; Copyright ÖNB/Wien/Franz Blaha; Datierung: um 1940; Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 862/6) Hörbiger lebte und arbeitete 14 Jahre lang in Berlin, musste dann aber die Stadt verlassen, weil er sich für zwei jüdische Kollegen eingesetzt hatte. Joseph Goebbels1) selbst als "oberster Schirmherr des deutschen Films" hatte kein Hehl daraus gemacht, dass er "diese schlappen Wiener Fresser und Gaudébrüder" zutiefst verachte und in der Reichshauptstadt nicht mehr wünsche. Ungeachtet diese Äußerungen verfügte Goebbels 1944, Hörbiger als "unersetzbaren" Künstler in die so genannte "Gottbegnadeten-Liste"1) aufzunehmen
Hörbiger war inzwischen nach Wien zurückgekehrt, wo er seit 1940 am "Burgtheater"1) wirkte. Hier machte er sich vor allem als vorzüglicher Darsteller in Stücken von Ferdinand Raimund1), Johann Nestroy1) und Carlo Goldoni1) einen Namen. Seine "Burgtheater"-Premiere feierte Hörbiger in dem Schauspiel "Der Franzl" mit dem Untertitel "Fünf Bilder Eines Guten Mannes" von Hermann Bahr1), wo er die Titelrolle, den oberösterreichischen Heimatdichters Franz Stelzhammer1) (1802 – 1874), verkörperte. 1943 trat Hörbiger bei den "Salzburger Festspielen"1) als Papageno in der Oper "Die Zauberflöte"1) von Wolfgang Amadeus  Mozart1) auf – in der Inszenierung von Dirigent Clemens Krauss1) wirkten unter anderem Georg Hann1) (Sarastro), Julius Patzak1) (Tamino), Hildegard Kapferer (Königin der Nacht), Irma Beilke1) (Pamina) und Gusti Huber (Papagena) mit.
 
 
Paul Hörbiger (Rollenbildnis) um 1940
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft / Urheber: Franz Blaha → bildarchivaustria.at;
© ÖNB/Wien/Franz Blaha; Datierung: um 1940
Bildarchiv Austria (Inventarnummer P 862/6)
Von Januar bis April 1945 saß der Schauspieler wegen angeblichen Hochverrats in Untersuchungshaft. Die österreichische Schriftstellerin und Journalistin Hilde Spiel1) (1911 – 1990) sah in Hörbigers kaisertreuer Vergangenheit sowie in seinem "stolzen Bewusstsein, eine slawisch-magyarisch-österreichische Mischung" zu sein, eine Hauptursache für seinen Konflikt mit den braunen Machthabern. Die BBC meldete sogar, dass Hörbiger hingerichtet worden sei und im Gedenken an ihn wurde das "Fiakerlied" gespielt – doch Totgesagte leben lang …
Nach Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit für den Film – insgesamt hat der Grandseigneur unter den Wiener Volksschauspielern in über 250 Filmen mitgewirkt, war ab den 1930er Jahren zu einem der meistbeschäftigten Filmschauspieler überhaupt avanciert – konzentrierte sich Hörbiger ab Mitte der 1960er Jahre wieder verstärkt auf seine Rollen am Theater, gehörte ab 1965 erneut zum Ensemble des Wiener "Burgtheaters"; seinen letzten Bühnenauftritt hatte er dort als Dienstmann in dem Stück "Komödie der Eitelkeit" von Elias Canetti (Regie: Hans Hollmann) → Übersicht Wirken am Theater (Auszug).
Auch wenn Hörbiger nach Ende des 2. Weltkrieges überwiegend vor der Kamera stand, spielte er dennoch regelmäßig Theater, hatte unter anderem Auftritte in Österreich, der Schweiz und in Deutschland, wie beispielsweise am Berliner "Renaissance-Theater"1). Gastspielreisen führten ihn überdies nach New York, Moskau und Israel.
Seit 1927 arbeitete Hörbiger für den Film, bereits in stummen Dramen fiel er durch seine vorzüglichen Darstellungen auf. So unter anderem als Diener des Agenten "No. 326" (Willy Fritsch) in Fritz Langs Abenteuerstreifen "Spione"1) (1928). Hörbiger verkörperte in der Stummfilm-Ära in über 20 Produktionen sowohl witzige als auch bösartige Charaktere, wurde jedoch in Produktionen wie "Dyckerpotts Erben"1) (1928), "Die Dame mit der Maske"2) (1928), "Die Räuberbande" (1928), "Asphalt"1) (1929) oder "Der Sträfling aus Stambul"1) (1929) meist nur mit prägnanten Nebenrollen besetzt.
Kurz nach dem Beginn der großen Zeit des Tonfilms machte er in Filmen wie Gustav Ucickys Operettenadaption "Der unsterbliche Lump"2) (1930), wo er an der Seite von Gustav Fröhlich, Liane Haid und Bruder Attila auftrat, von sich reden, spielte nun meist den herzensguten Menschen, der Lebenslust und Güte ausstrahlte. Obwohl er ähnliche Rollen wie Hans Moser darzustellen pflegte – Kellner, Dienstmänner, Fiaker, Portiers – entstand keine Konkurrenz, sondern man besetzte beide Darsteller oftmals im gleichen Film, die sich ideal zu ergänzen wussten – Moser war der missmutige Grantler, Hörbiger der gemütliche Sympathieträger. Hörbiger glänzte in k.u.k.-Operetten und musikalischen Komödien wie "Zwei Herzen im 3/4 Takt"2) (1930) oder "Die lustigen Weiber von Windsor" (1931), sein Name wird mit Wiener Schmäh und Heurigen-Glückseligkeit in Verbindung gebracht. Als Heurigensänger trat er in dem Kinoklassiker "Der Kongress tanzt"1) (1931) auf und sang das unvergessene Lied "Das muss ein Stück vom Himmel sein", in Georg Jacobys Operettenadaption "Die Csardasfürstin"2) (1934) schmetterte er mit Paul Kemp "Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht".

Paul Hörbiger auf einer Fotografie des Fotoateliers "Zander & Labisch", Berlin
Urheber Siegmund Labisch1) (1863–1942)
Quelle:  www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier
 

Paul Hörbiger auf einer Fotografie des Fotoateliers "Zander & Labisch", Berlin; Urheber Siegmund Labisch (1863–1942); Quelle:  www.cyranos.ch
Porträt Paul Hörbiger; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft / Urheber: "Ross-Verlag"; Copyright ÖNB/Ross-Verlag; Bildarchiv Austria (Inventarnummer Pf 2589:C (7)) Seine Sangeskünste bewies Hörbiger in etlichen musikalischen Komödien, etwa auch in "Prinzessin Sissy"2) (1938), wo er als Herzog Max in Bayern1) bzw. Vater der künftigen Kaiserin Elisabeth1) (Traudl Stark) die Lieder "Geh frag' nicht warum wir heut' so glücklich sind" und "So blau, wie Du es willst, kann der Himmel nicht sein" zu Gehör brachte. Am berühmtesten wurde Hörbiger mit dem "Hobellied"1) aus dem Alt-Wiener Zaubermärchen "Der Verschwender"1) von Ferdinand Raimund sowie dem Leitmotiv aus dem 1936 von E.W. Emo gedrehten Alt-Wiener Volksstück "Fiakerlied"2), das vom Schicksal des (fiktiven) feschen Fiakerkutschers Ferdinand Strödl (Paul Hörbiger) und einer Volkssängerin (historische Figur der "Fiaker-Milli"1)), gespielt von Gusti Huber, handelt; siehe auch den Artikel bei Wikipedia.  
Vor allem in den 1930er Jahren spielte Hörbiger etliche Hauptrollen, so als Partner von Luise Ullrich in "Das Einmaleins der Liebe"2) (1935) nach Motiven der Nestroy-Posse "Einen Jux will er sich machen"1), mit Maria Andergast in der Komödie "Endstation"1) (1935), in Carmine Gallones heiteren Geschichte "Wenn die Musik nicht wär'"3) (1935) zusammen mit Karin Hardt und als "Kinderarzt Dr. Engel"2) in dem gleichnamigen Heimatfilm von Johannes Riemann aus dem Jahre 1936. Eine blendende Figur machte Hörbiger als Wiener Walzerkönig Johann Strauss1) in dem Musikfilm "Petersburger Nächte"1) (1934), als volkstümlicher Straßensänger "Der liebe Augustin" brachte er in E.W. Emos gleichnamigen Film aus dem Jahre 1940 mit Spottliedern auf eine einflussreiche Mätresse am Hofe Kaiser Leopolds II.1) (Michael Bohnen) Kaiserhof und Adel in Verlegenheit und fordert damit die Rache der Gräfin Valais (Hilde Weissner) heraus.
 
Porträt Paul Hörbiger
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft / Urheber: "Ross-Verlag"; © ÖNB/Ross-Verlag
Bildarchiv Austria (Inventarnummer Pf 2589:C (7))
In dem von Leopold Hainisch inszenierten Melodram "Lache Bajazzo"2) (1943) nach Motiven von Leoncavallos Oper "Pagliacci"1) überzeugte Hörbiger, neben Beniamino Gigli als Opernsänger Morelli, mit einer seiner wenigen Charakterrollen, die er auf der Leinwand zeigen konnte und verkörperte die zentrale Figur des alten Canio, der wegen Totschlags aus Eifersucht zwanzig Jahre hinter Gittern gesessen hat. Eine Zusammenarbeit mit Gigli hatte es ebenfalls in dem parallel in Italien gedrehten pathetisch-theatralischen Opernfilm "I Pagliacci" (1943, Bajazzo) von Guiseppe Fatigati1) gegeben, auch hier gestaltete Hörbiger den Canio. Andere Streifen mit Hörbiger als Protagonist sind in Vergessenheit geraten, etwa "Heimkehr ins Glück"1) (1933, mit Heinz Rühmann), "Ich heirate meine Frau"1) (1934), "Spiel mit dem Feuer"3) (1934), "Liebelei und Liebe"2) (1938) oder "Oh, diese Männer"2) (1941). 
Zu Hörbigers Leinwandauftritten bis Ende der 1940er Jahre zählen die unterschiedlichsten Figuren, etwa der der Wissenschaftler Dr. Stephan Paulus, der in dem Melodram "Der Blaufuchs"1) (1938) seine Frau Ilona (Zarah Leander) an den attraktiven Flieger Tibor Vary (Willy Birgel) verliert oder der nette Portier Franz Huber in Helmut Käutners, von den Nazis gleich nach der Premiere am 25. August 1939 verbotenes Spielfilmdebüt "Kitty und die Weltkonferenz"1). Der Clown Doddy in der Romanze "Männer müssen so sein"1) (1939), der Stationsvorsteher Lautenschläger in Paul Verhoevens opulentem Kostümfilm "Salonwagen E 417"1) (1939) oder der Geigenvirtuose Georg Hellmesberger in Herbert Maischs Musikfilm "Die Zaubergeige"1) (1944) sind einige weitere Rollen, mit denen sich Hörbiger in die Herzen des Kinopublikums spielte.
 
Hörbigers Rollen-Repertoire war breit gefächert, mehrfach verkörperte er historische Persönlichkeiten, etwa Musiker wie die Komponisten Joseph Haydn1) in dem Kurzfilm "Die Abschieds-Symphonie" (1934), Franz Schubert1) in "Drei Mäderl um Schubert"1) (1938), Carl Millöcker1) in "Glück muss man haben" (1945, UA 1950 als "Operettenklänge"1)) sowie den Walzerkönig Johann Strauss1) (Sohn) neben dem erwähnten Film "Petersburger Nächte" (1934) auch in in "Rosen aus dem Süden" (1934) sowie Johann Strauss1) (Vater) in dem Historienepos "Unsterblicher Walzer" (1939). Hörbiger spielte Schriftsteller wie Franz Grillparzer1) in "Brüderlein fein"2) (1942), Militärs wie den Generalfeldmarschall Radetzky1) in "Hoch klingt der Radetzkymarsch"1) (1958) und gerne hochrangige Adlige wie den österreichischen Kaiser Leopold I.1) in "Des jungen Dessauers große Liebe"2) (1933) mit Willy Fritsch und Trude Marlen. Den gütigen Kaiser Franz Joseph1) mimte er bereits 1934 in dem von Géza von Bolváry inszenierten Jahrhundertwende-Märchen "Frühjahrsparade", der Geschichte über die Entstehung des "Deutschmeister-Regimentsmarsches"1) von Wilhelm August Jurek1), in diese Rolle schlüpfte Hörbiger erneut in dem farbenprächtigen Remake "Die Deutschmeister"1) von Ernst Marischka aus dem Jahre 1955 mit Romy Schneider, für das Robert Stolz1) die Musik komponiert hatte. Ein "gefälliger, volkstümlicher Film in der operettenhaften Atmosphäre des alten Wien", notiert das "Lexikon des internationalen Films". Dass Hörbiger den Kaiser Franz Joseph nie als senilen alten Herrscher darstellte, sondern immer als einen in Würde gealterten Monarchen, mag auch mit Hörbigers kaisertreuer Gesinnung zu tun gehabt haben. Einen weiteren österreichischen Kaiser, Ferdinand V.1), gab er in dem Historiendrama "Maria Ilona"2) (1939, mit Paula Wessely), den Herzog Max Joseph in Bayern1) verkörperte er nicht nur in "Prinzessin Sissy"2) (1938), auch in "Königswalzer"2) (1935) war er mit dieser Figur zu sehen gewesen, an der Seite von Curd Jürgens als Kaiser Franz Joseph von Österreich1) und Carola Höhn als Herzogin Elisabeth in Bayern, genannt Sisi1).

In den Nachkriegsjahren konnte Paul Hörbiger seine Film- und Theater-Karriere nahtlos fortsetzen, wobei vor allem die 1950er Jahre ein regelrechtes Paul-Hörbiger-Jahrzehnt wurden. Hörbiger verstand es, Dienstmännern, Hausmeistern, Fiakerkutschern oder Schustern ebenso Kontur zu verleihen wie Ärzten, Professoren, Kavalieren, Geheimräten oder Fürsten. Man sah ihn beispielsweise 1948 in der Literaturverfilmung "Der Engel mit der Posaune"1)  zusammen mit seinem Bruder Attila und seiner Schwägerin Paula Wessely, im dem Klassiker "Der dritte Mann"1) (1949, The Third Man) mimte er den verschüchterten Portier Karl, beeindruckend war 1949 auch seine Interpretation des Tods in "Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar"1) neben Carl Wery als Kaspar Brandner, inszeniert von Josef von Baky nach einer Novelle von Franz von Kobell1) bzw. dem Bühnenstück "Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies" von Joseph Maria Lutz1).
 
 

Paul Hörbiger, fotografiert von Fritz Eschen1) (1900–1964)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0050514)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen
Urheber: Fritz Eschen; undatiertes Foto
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Paul Hörbiger, fotografiert von Fritz Eschen (1900–1964); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_e_0050514); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Fritz Eschen; Urheber: Fritz Eschen; undatiertes Foto; Quelle:www.deutschefotothek.de
Paul Hörbiger im Oktober 1963; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft / Urheber: Photo Simonis; Copyright ÖNB/Wien/Photo Simonis; Datierung: um 10.1963; Bildarchiv Austria (Inventarnummer Sim 95) Doch es sind vor allem die Lustspiele, mit denen der sympathische Schauspieler als kongenialer Partner von Hans Moser (1880 – 1964), in Erinnerung geblieben ist. So etwa in "Wir bitten zum Tanz"1) (1941), "Schrammeln"1) (1944), "Der Hofrat Geiger"1) (1947), "Ober, zahlen!"1) (1957) oder "Hallo Dienstmann"1) (1952), ein Streifen nach einer Idee Hörbigers, zu dem Rudolf Österreicher1) das Drehbuch verfasst und Hörbiger das Titellied geschrieben hatte. Auch der Text des berühmten Songs "Der alte Sünder"1) (1951) aus der gleichnamigen, von Franz Antel gedrehten Komödie, stammte aus Hörbigers Feder.
Zur Filmografie zählt auch der Klassiker des Heimatfilms "Schwarzwalmädel"1) (1950), wo Hörbiger an der Seite von Sonja Ziemann und Rudolf Prack als Domkapellmeister auftauchte oder der herzig-sentimentale Romy Schneider-Film "Mädchenjahre einer Königin"1) (1954). Nicht ganz so gute Kritiken erhielt Paul Martins kabarettistisch angehauchtes Lustspiel "Die Frauen des Herrn S."1) (1951), dennoch lieferte Hörbiger neben Loni Heuser als zänkischer Xanthippe1) und Sonja Ziemann als schöner Sklavin Euritrite als Philosoph Sokrates1) einen neuerlichen Beweis seiner Schauspielkunst ab. Mit Marianne Koch zeigte er sich in der Heimatkomödie "Und der Himmel lacht dazu"1) (1954), glänzend seine Verkörperung des Gymnasialprofessors Gollwitz in dem Schwank "Raub der Sabinerinnen"1) (1954) neben einem ebenso brillanten Gustav Knuth als Schmierentheaterdirektor Emanuel Striese.
 
Paul Hörbiger im Oktober 1963
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft / Urheber: Photo Simonis
© ÖNB/Wien/Photo Simonis; Datierung: um 10.1963
Bildarchiv Austria (Inventarnummer Sim 95)
Bis Ende der 1950er Jahre präsentierte sich Hörbiger vornehmlich in Heimatfilm-Produktionen wie "Die Försterbuben"1) (1955), "Die Christel von der Post"1) (1956), "Das Donkosakenlied"1) (1956), "Wien, du Stadt meiner Träume"1) (1957), "Heimweh … dort, wo die Blumen blühn"1) (1957), "Hoch droben auf dem Berg"1) (1957), aber auch in klamaukhaften Komödien wie "Charley's Tante"1) (1956, mit Heinz Rühmann) und "Der schräge Otto" (1956, mit Walter Giller). Dass Hörbiger gerne österreichische historische Persönlichkeiten mimte, bewies er noch einmal als Erzherzog Joseph von Österreich-Ungarn1) in Wolfgang Liebeneiners Biopic "Sebastian Kneipp – Ein großes Leben"1) (1957) neben dem unvergessenen Carl Wery in der Titelrolle des durch seine Wasserheilmethoden bekannt gewordenen bayerischen Priester Sebastian Kneipp1) (1821 – 1897).
 
Während Paul Hörbiger in den 1960er und 1970er Jahren weiterhin anspruchsvolle Rollen am Theater erhielt, wurden die Filmangebote immer seichter und flacher. Er hatte meist den Parade-Wiener zu verkörpern, wo keine schauspielerische Tiefe verlangt wurde, beispielweise als Amtsgerichtsrat Zwicker in "Im singenden Rößl am Königssee"1) (1963) oder als Severin Petermann in "Happy-End am Wörthersee"1) (1964).
Zu seinen letzten Arbeiten für das Kino gehörten "Ruf der Wälder"1) (1965) und "Sie nannten ihn Krambambuli"1) (1972). Populär blieb Paul Hörbiger in seinem letzten Lebensabschnitt vor allem auch durch Fernsehserien wie mit der Titelrolle in "Der alte Richter" (1969/70) und als Poldi Wanner, ehemaliger Portier im "Hotel Sacher", in zwei Folgen der Geschichte um "Hallo, Hotel Sacher… Portier"1) (1973/74). Ansonsten spielte das Fernsehen eine eher untergeordnete Rolle im schauspielerischen Schaffen Paul Hörbigers → Übersicht der umfangreichen, über 250 Produktionen umfassenden Filmografie.
 
Paul Hörbiger signiert seine 1979 veröffentlichten Erinnerungen "Ich hab für euch gespielt",
aufgezeichnet von Georg Markus1).
Das Foto, welches 1980 entstand, wurde mir freundlicherweise von der Fotografin
Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Paul Hörbiger signiert sein Buch 01; Copyright Virginia Shue Paul Hörbiger signiert sein Buch 02; Copyright Virginia Shue

Seit Mitte der 1960er Jahre lebte der herzkranke Hörbiger meist zurückgezogen in seinem Landhaus in der niederösterreichischen Gemeinde Wieselburg1), widmete sich der Orchideenzucht und seinen Hunden. Paul Hörbiger starb am 5. März 1981 im Alter von 86 Jahren in Wien. Beigesetzt wurde der "unvergessliche Volksschauspieler wienerischer Prägung" – so der damalige Wiener Oberbürgermeister Leopold Gratz1) – auf dem "Zentralfriedhof"1) (Gruppe 32 C, Nr. 52) in einem Ehrengrab der Stadt Wien, die ihn damit als einen der ganz Großen für immer anerkannte → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Zahlreiche Auszeichnungen, die Paul Hörbiger während seiner langen Karriere entgegen nehmen konnte, belegen seine außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen bzw. seine Reputation: Bereits 1942 wurde er zum "Staatsschauspieler" ernannt, das "Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich"1) überreichte man ihm 1964. Im gleichen Jahr erhielt Hörbiger die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien"1), 1969 folgte die Ernennung zum " Kammerschauspieler"1). Das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" (1969), der "Girardi-Ring" (1972), das "Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst1) Erster Klasse" (1974), der "Ehrenring der Stadt Wien"1) (1977) und der "Nestroy-Ring"1) (1980) sind weitere Ehrungen, die dem Künstler zuteil wurden. In Wieselburg erinnert die "Paul-Hörbiger-Straße" an den einstigen prominenten Bewohner des Städtchens, 2009 wurde der "Paul-Hörbiger-Weg" im 13. Wiener Gemeindebezirk nach dem legendären Künstler benannt.
 
Paul Hörbiger war seit Mitte September 1921 mit der der Stummfilm- bzw. Theaterschauspielerin Josefa "Pippa" Gethke1) (1895 – 1989) verheiratet gewesen, die er am "Landestheater Prag" kennengelernt hatte. Bei Wikipedia kann man lesen: "Der Hochzeit vorausgegangen war ein Mordanschlag auf Paul Hörbiger. Ursprünglich wollte Josepha ihren Schauspielerkollegen Rudolf Dietz heiraten. Nachdem sie ihn für Hörbiger verlassen hatte, lauerte Dietz dem Paar in einem Gasthof im mährischen Wisowitz1) auf. Er richtete den Revolver auf Josepha, doch die Schüsse trafen Paul Hörbiger. Dabei wurden die Lunge durchschossen und eine Rippe durchbohrt. Zur ärztlichen Erstversorgung wurde Hörbiger in ein Irrenhaus nahe Wisowitz gebracht, ehe er nach Wien transportiert werden konnte, wo er von Professor Paul Albrecht operiert wurde. Auf dem Krankenbett verspricht Josepha, ihn zu heiraten." Aus der Ehe, die 1939 scheiterte, stamm(t)en die Töchter  Christl (geb. 17.03.1922) und Monica (geb. 05.05.1930, Mutter von Christian Tramitz1)), sowie die Söhne Hansi (1926 – 1929) und Thomas Hörbiger1) (1931 – 2011), der als einziges Kind von Paul Hörbiger ebenfalls Schauspieler wurde, sich zudem einen Namen als Textdichter machte; dessen 1979 geborene Tochter Mavie Hörbiger1) setzte die Schauspielertradition der Hörbiger-Dynastie erfolgreich fort → Wikipedia.
Paul Hörbiger bleibt unvergessen: Er war die Verkörperung des "Alten Sünders", der Wein, Weib und Gesang liebt und beim Heurigen den Herrgott einen guten Mann sein lässt. Der Komödiant und Volksschauspieler vereinte alle Erscheinungsformen wienerischer Wesensart in sich, das Grantig-Verschmitzte, Lebenslustige ebenso wie das Vertrottelte und Morbide. Die Palette seiner darstellerischen Möglichkeiten reichte vom jugendlichen Liebhaber und Spaßvogel bis zum kauzigen Sonderling und verschrobenen Patriarchen. Er pflegte den romantischen Theaterstil, der Probleme lieber mit "Schmäh" zudeckt als frontal austrägt, und wenn, dann in Form der Intrige.5)
  
Der Schauspieler Paul Hörbiger gehörte zusammen mit Hans Moser zum Urgestein des österreichischen Films, deren Popularität einmalig war und sich in unzähligen Filmen widerspiegelte. Bekannt und berühmt wurde Paul Hörbiger durch das "Fiakerlied", aber auch durch den Film "Der alte Sünder". Das amerikanische Magazin "Life" brachte anlässlich einer Amerika-Tounee des Künstlers ein Riesenbild und den Text "Wer ist das? Ein Weißhaariger im schlecht sitzenden Frack singt Wienerlieder ohne Stimme – und das Publikum jubelt. Richtig: Das ist Paul Hörbiger." Der "schlecht sitzende Frack" mag in Amerika zutreffend gewesen sein; jedoch die Filme, die Hörbiger als Frackträger zeigen, bestätigen keinesfalls die "Life"-Meldung.
6)

   

Paul Hörbiger mit Kind während der Dreharbeiten des Film "Der liebe Augustin"2) (1940)
Produktionsfirma: "Wien-Film GmbH"1), Wien
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Körperschaft / Urheber: Lothar Rübelt1)  (1901–1990)
© ÖNB/Wien/Lothar Rübelt; Datierung: 07.1940
Bildarchiv Austria (Inventarnummer 005_40_031_01_069_A_1B_30A)

Paul Hörbiger mit Kind während der Dreharbeiten des Film "Der liebe Augustin" (1940); Produktionsfirma: "Wien-Film GmbH", Wien; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Körperschaft / Urheber: Lothar Rübelt  (1901–1990); Copyright ÖNB/Wien/Lothar Rübelt; Datierung: 07.1940; Bildarchiv Austria (Inventarnummer 005_40_031_01_069_A_1B_30A)

Siehe auch  Wikipedia, cyranos.ch, whoswho.de, filmportal.de,
austria-forum.org, geschichtewiki.wien.gv.at
Fotos bei film.virtual-history.com  
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) Murnau-Stiftung
Quelle:
4) nach Georg Markus: Die Hörbigers: Biografie einer Familie (Amalthea, 2006)
5) Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars von Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz, Ausgabe 2000, S. 168
6) nicht mehr verfügbarer Artikel bei  www.wienbibliothek.at anlässlich einer Ausstellung zu Paul Hörbiger
Lizenz Foto Paul Hörbiger (Urheber "Fotoatelier Zander & Labisch", Berlin): Das Atelier von Albert Zander und Siegmund Labisch († 1942) war 1895 gegründet worden; die inaktive Firma wurde 1939 aus dem Handelsregister gelöscht. Externe Recherche ergab: Labisch wird ab 1938 nicht mehr in den amtlichen Einwohnerverzeichnissen aufgeführt, so dass sein Tod angenommen werden muss; Zander wiederum war laut Aktenlage ab 1899 nicht mehr aktiv am Atelier beteiligt und kommt somit nicht als Urheber dieses Fotos in Frage. Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei. (Quelle: Wikipedia)
     
Theater-Wirken (Auszug)
Quelle (überwiegen): "Henschel Theaterlexikon",
 Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010, S. 368/369)
(Fremde Links: Wikipedia, cyranos.ch;  R = Regie, P = Premiere, UA = Uraufführung)
"Deutsche Theater", Berlin "Volksbühne", Berlin "Burgtheater", Wien "Salzburger Festspiele"
Filme
Stummfilme / Kinofilme (Tonfilme): bis 1945nach 1945 / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, Die Krimohomepage, fernsehserien.de)
Stummfilme (Auszug) Kinofilme (Tonfilme) Fernsehen (Auszug)
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