Nadja Tiller (Maria Nadja Tiller) wurde am 16. März 1929 als Tochter des Königlich Sächsischen und Hannoverschen Hofschauspielers sowie Direktor des "Wiener Stadttheaters"1) Anton Tiller1) (1881 – 1967) und dessen Ehefrau, der Operettensängerin Erika Körner-Tiller1) (1902 – 1979), in Wien geboren. 
Nadja Tiller als Gerda Arnoldsen in "Buddenbrooks" (1959); Copyright K.H. Vogelmann (1927 – 2011), mit freundlicher Genehmigung der Familie Vogelmann Nach der Volksschule besuchte sie in Wien die Oberschule, nahm gleichzeitig Ballettunterricht bei Grete Wiesenthal1)  (1885 – 1970) und der Tänzerin bzw. Professorin Riki Raab1) (1899 – 1997). Später ließ sie am "Horak-Konservatorium" (heute "Franz Schubert Konservatorium"1)) sowie ab 1945 am berühmten "Max-Reinhardt-Seminar"1) zur Schauspielerin ausbilden, besuchte bis 1949 die "Universität für Musik und darstellende Kunst Wien"1).
1949 gab Nadja Tiller ihr Bühnendebüt am Wiener "Theater an der Josefstadt"1), stand in den kommenden Jahren weiter auf der Bühne und arbeitete dazwischen als Mannequin im Hutsalon "Susi"; bis 1952 war sie am "Theater an der Josefstadt" engagiert. 1949 und 1951 zur "Miss Austria"1) gewählt, schaffte sie dann den Sprung zum Film. Ihre erste kleine Rolle in dem Biopic "Eroica"1) (1949) fiel allerdings dem Schnitt zum Opfer, aber schon im selben Jahr spielte sie erfolgreich in dem Streifen "Märchen vom Glück"1) an der Seite von O. W. Fischer, um dann nach weiteren Einsätzen in dem Melodram "Illusion in Moll"1) (1952) als Gegenspielerin von Hildegard Knef aufzutauchen.
Nadja Tiller wurde anfangs gern als Flittchen oder schicke Mondäne eingesetzt: "Ich musste große Hüte mit Schleiern tragen, mich mit Schmuck behängen und mich so benehmen, wie sich – außer im deutschen Film – kein Vamp benimmt." sagte die Tiller einmal über ihre damaligen Rollen.
 
Foto: Nadja Tiller als Gerda Arnoldsen in "Buddenbrooks"1) (1959)
© K.H. Vogelmann (1927 – 2011)
Mit freundlicher Genehmigung der Familie Vogelmann
Von Regisseur Rolf Thiele1) erhielt sie dann endlich ansprechendere Aufgaben, so in der Gesellschafts-Schmonzette "Die Barrings"1) (1955), in der sie als als dynamische Baronstochter Gerda von Eyff um die Hand ihres Geliebten Fried von Barring (Dieter Borsche) kämpft und ihn schließlich heiratet. In der Fortsetzung "Friederike von Barring"1) (1955) durchlebte sie in der Rolle von Gerdas Enkelin alle Stationen einer sich, trotz großer Lebenstüchtigkeit und -härte, nach Liebe und Geborgensein sehnenden Frau. 1957 spielte sie einmal mehr an der Seite von O. W. Fischer in dem ägyptischen Arzt-Drama "El Hakim"1), gedreht nach dem Roman "Dr. Ibrahim" von John Knittel1). Zu einem ersten Höhepunkt ihrer Karriere geriet 1958 die mit Carl Raddatz, Mario Adorf, Gert Fröbe und Peter van Eyck prominent besetzte und von Rolf Thiele inszenierte, sozialkritische Geschichte "Das Mädchen Rosemarie"1): Der Film, angelehnt an das Leben der Edeldirne Rosemarie Nitribitt1) brachte der Tiller skandalträchtigen Ruhm: Er zeigte auf ironische Art die Verquickung von Bonzen, Nutten und Heuchelei im prüden Klima der 1950er Jahre und stieß dabei auf erbitterten Widerstand. Das Außenministerium verweigerte die Freigabe für die "Internationalen Filmfestspiele von Venedig"1) mit der Begründung, der Film "schädige das Ansehen der Bundesrepublik".

Nadja Tiller 1950
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 01.01.1940
©/Rechteinhaber ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300439/03 POR MAG)

Nadja Tiller 1950; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: New York Times Photo; Datierung: 01.01.1940; Copyright/Rechteinhaber ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO300439/03 POR MAG)
Wikipedia notiert hierzu: "Als auf Vorschlag der italienischen Festspielverantwortlichen der "Internationalen Filmfestspiele von Venedig" der Film noch vor seinem Deutschlandstart auf der "Biennale"1) gezeigt werden sollte, sah sich der zuständige Filmreferent des "Auswärtigen Amtes", Franz Rowas1), am 9. August 1958 den Film gemeinsam mit Vertretern der "Export-Union des deutschen Films"1) an. Er kritisierte anschließend, der Film verallgemeinere negative Erscheinungen und verbinde den politischen Werdegang und wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik mit moralischem Niedergang. Der Streifen könne dem deutschen Ansehen im Ausland schaden und insbesondere jenen Kreisen neue Argumente liefern, welche die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik mit Missgunst beäugten. Da die Regierung die Aufführung rechtlich nicht verhindern konnte, appellierte Rowas an die "staatsbürgerliche Verantwortung" der "Export-Union". Da auch die Drohung, Zuschüsse zu kürzen oder eine Exportkontrolle für deutsche Filme einzuführen, erfolglos blieb, wies das "Auswärtige Amt" die "Deutsche Botschaft in Rom"1) an, beim Leiter der "Biennale" auf die Absetzung des Films zu drängen – ohne Erfolg. Mitte August erfuhr die deutsche Presse von der versuchten staatlichen Einflussnahme. Unter anderem die "Neue Rhein Zeitung"1), "Bild"1) und "Hamburger Echo"1) berichteten spöttisch über das Vorgehen des "Auswärtigen Amtes"."
  
Vollkommen konträr war dann nur ein Jahr später die Figur der kühlen Gerda Arnoldsen in Alfred Weidenmanns1) zweiteiligen, Star-besetzten Adaption "Buddenbrooks"1) (1959) nach dem gleichnamigen Roman1) von Thomas Mann1), die noch im gleichen Jahr mit dem "Deutschen Filmpreis"1) ausgezeichnet wurde. Da das Niveau des deutschen Films Ende der 1950er Jahren immer flacher wurde, suchte Nadja Tiller, wie andere deutsche Stars, Alternativen in französischen Produktionen, drehte aber auch in England, Italien und Hollywood. In rund 70 weiteren Filmen nutzten verschiedenste Regisseure in den kommenden Jahren ihre geheimnisvoll-attraktive Ausstrahlung, zeitweilig galt sie neben Sophia Loren als erotischste Frau des europäischen Films. 1986 zeigte sie sich noch in dem Thriller "Der Sommer des Samurai"1) von Hans-Christoph Blumenberg1) als mysteriöse Waffenexpertin Dr. Feuillade.
Wie andere Filmstars, die nach den für die Kinokassen glorreichen 1950er und 1960er Jahren etwas ins Abseits gerieten, konnte Nadja Tiller ihren Filmglamour nur zögerlich ins Medium Fernsehen hinüberretten. Später gab sie einmal zu Protokoll, man habe sie beim Fernsehen wohl vergessen. Größere Produktionen wie die Serien "Es muss nicht immer Kaviar sein"1) (1977), "Hotel zur schönen Marianne" (1978) oder die Pferdesaga "Alles Glück dieser Erde" (1994, neben Rolf Hoppe als dessen Freundin) und Bernd Böhlichs1) Fünfteiler "Sturmzeit"1) (1998) nach der Romantrilogie von Charlotte Link1), blieben Ausnahmen. Um so mehr begeisterte sie auf Boulevard-Theatertourneen mit und ohne ihren Film- und Lebenspartner Walter Giller (1927 – 2011), mit dem sie seit 5. Februar 1956 verheiratet war, das Publikum; zusammen mit ihm bestritt sie 1983 auch einige Ausgaben der TV-Sketch-Reihe "Locker vom Hocker" → fernsehserien.de.
Walter Giller Eine ihrer vorerst letzten Theaterrollen war die alternde amerikanische Diva Joan Crawford in "Nächte mit Joan" an den "Hamburger Kammerspielen"1) neben Andreas Brucker1); das Stück, uraufgeführt am 9. Oktober 1996, von Horst Königstein1) über die späten Jahre der Hollywood-Diva Joan Crawford nach einer Idee von Cas Enklaar (1943 – 2022) und Motiven seiner Theaterperformance "Een Avond met Joan" wurde 1998 auch im Fernsehen ausgestrahlt → filmdienst.de. 1999 spielte Nadja Tiller zusammen mit Ehemann Walter Giller im Kurzfilm "Immer" ein 70-jähriges Liebespaar auf gelegentlichen Abwegen, fast wie im richtigen Leben. Im gleichen Jahr konnten die Fernsehzuschauer sie in der Komödie "Holstein Lovers"2) mit der Hauptrolle der spleenigen Carla an der Seite von Günther Schramm erleben, 2000 sah man sie in dem Beziehungsdrama "Zwischen Liebe und Leidenschaft"2) und ein Jahr später in der spritzigen Komödie "Das Weibernest"2). In der Pilcher1)-Verfilmung "Wind über dem Fluss" (2001, → fernsehserien.de) mimte sie die Reederei-Besitzerin Anne Fairburn bzw. Mutter der jungen Jenny (Floriane Daniel1)), stand als Hanne Jahnke zusammen mit Ursula Karusseit vor der Kamera, die es als Freundinnen im "besten Alter in "Der zweite Frühling"2) (2003) noch einmal "krachen" lassen wollen. Im Frühjahr 2004 spielte sie, gemeinsam mit ihrem Ehemann Walter Giller, in der fesselnden zweiteiligen Familiensaga "Das Bernsteinamulett"2) die Gunhild Reichenbach und Mutter des Physikers Alexander Reichenbach alias Michael von Au1).

Foto: Walter Giller 1996 mit Hund Nelly vor dem Plakat
zu dem Theaterstück "Nächte mit Joan"  
Das Foto  wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Im September 2005 konnte man das ehemalige "Traumpaar der Wirtschaftswunder-Ära" in der heiter-romantischen Komödie "Liebe wie am ersten Tag"1) erneut zusammen auf dem Bildschirm bewundern. Augenzwinkernd nahm es sich hier selbst auf die Schippe, Giller trat mit dem kleinen Part eines gealterten Kapitäns in Erscheinung, der seiner langjährigen Angebeteten, der Hotelbesitzerin Elisabeth Rosenbauer (Nadja Tiller), auf witzige Art Avancen macht. Eine weitere gemeinsame Arbeit war der TV-Liebesfilm "Lauras Wunschzettel"1), der Anfang Dezember 2005 zur Ausstrahlung gelangte. Hier mimte Giller einen älteren, geheimnisvollen Mann mit weißem Bart, bei dem die allein erziehende Mutter Laura (Christine Neubauer1)) ihren Wunschzettel abgibt. Ehefrau Nadja machte als glamourös-elegante Mutter des Schokoladenfabrikanten Sebastian (Francis Fulton-Smith1)) eine gute Figur, die ihren Sohn unbedingt unter die Haube bringen will.
In Christine Kabischs1) heiter-turbulenten Ehekomödie "Ich heirate meine Frau"1) (2007), der temporeichen Fortsetzung von "Der Traum vom Süden"1) (2004) mit Elmar Wepper und Gila von Weitershausen in den Hauptrollen des Ehepaares Walter und Henriette, präsentierte sich Nadja Tiller Anfang März 2007 mit der Rolle der gewitzten Schwiegermutter, die mit Raffinesse versucht, zwischen den inzwischen getrennt lebenden Eheleuten zu vermitteln. Unterhaltsam war auch die von Matthias Tiefenbacher1) in Szene gesetzte heitere Geschichte "Liebling, wir haben geerbt!"1), die Anfang Juni 2007 in der ARD ausgestrahlt wurde. Nadja Tiller gab die traditionsbewusste Großtante Käthe, die ihrer Nichte Hannah Held (Sabine Postel1)) und deren Zahnarzt-Gatten Martin (Florian Martens1)) ein millionenschweres Erbe anvertrauen will. Doch diese Erbschaft kann nur bei einem intakten Familienleben zustande kommen, durch Martins Affäre mit seiner Arzthelferin und Hannahs Scheidungsabsichten müssen sich beide etwas einfallen lassen, um der Erbtante Harmonie vorzugaukeln. Doch die beiden ahnen nicht, dass die kluge und vorausschauende Erbtante ihnen längst auf die Schliche gekommen ist… Wie in den vergangenen Jahren war auch Walter Giller mit einer Gastrolle (als Franz Todsen) in dieser Familienkomödie mit von der Partie.
  
Danach zeigte sich Nadja Tiller Mitte April 2009 als spielsüchtige Mutter des Hochzeits-Planers Max Palfy (Heikko Deutschmann1)) in der witzigen Geschichte "Liebe ist Verhandlungssache"2), gemeinsam mit ihrem Mann Walter Giller zeigte sie sich auch in Xaver Schwarzenbergers1) Tragikomödie "Und ewig schweigen die Männer"1); die ARD strahlte den Film am 20. Mai 2009 aus. In der NDR-Verfilmung über den Aufstieg und Fall des ersten Fernsehkochs der Wirtschaftswunder-Zeit Clemens Wilmenrod (1906 – 1967) mit dem Titel "
Es liegt mir auf der Zunge"1) gehörte sie neben den Protagonisten Jan Josef Liefers1) (Clemens Wilmenrod) und Anna Loos1) (dessen Ehefrau Erika Wilmenrod) ebenfalls zur Star-Besetzung und verkörperte die Mutter des kochenden TV-Pioniers. Ehemann Walter Giller hatte einen Mini-Auftritt, gezeigt wurde der Film in der ARD erstmals am 25. November 2009 → Übersicht TV-Produktionen.  
Im Kino präsentierte sich Nadja Tiller nach etlichen Jahren Leinwandabstinenz in Til Schweigers1), mit einem "Bambi"1) prämierten Roadmovie "Barfuss"1) (2005), das Schauspieler-Ehepaar Tiller/Giller tauchte dann ab 24. Dezember 2009 in der von Leander Haußmann1) inszenierten Komödie "Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!"1) auf: Haußmann realisierte ein Remake des erfolgreichen Dramas "Lina Braake"1) von Bernhard Sinkel1) aus dem Jahre 1975 mit Lina Carstens und Fritz Rasp. Hauptfigur des Films über Senioren in einem Altersheim ist eine pensionierte Lehrerin, gespielt von Eva-Maria Hagen, die von ihrer Bank betrogen wurde und nun zu verhindern versucht, dass die Bank in ihrer Straße ein Einkaufszentrum baut. Leander Haußmanns Vater Ezard Haußmann (1935 – 2010) verkörperte die Figur des Johann Schneider, wobei der gewählte Rollenname durchaus an den Baulöwen Jürgen Schneider1) erinnern sollte. Mitwirkende waren neben den Hauptdarstellern Eva-Maria Hagen und Ezard Haußmann sowie den Publikumslieblingen Nadja Tiller und Walter Giller weiterhin unter anderem Ralf Wolter, Horst Pinnow1) und von der "jungen Garde" Daniel Brühl → Übersicht Kinofilme sowie Filmografie.
 
Auch im fortgeschrittenen Alter nahm Nadja Tiller sporadisch Gelegenheiten wahr, um sich auf der Bühne dem Publikum zu zeigen, dem Theater war sie trotz der vielen Film- und Fernsehverpflichtungen stets treu geblieben. So brillierte sie unter anderem in den Jahren 1967 und 1968 bei den "Salzburger Festspielen"1) als Buhlschaft in dem Traditionstück "Jedermann"1) von Hugo von Hofmannsthal1), inszeniert von Helene Thimig mit Walther Reyer in der Titelrolle. In den 1970er und 1980er Jahren hatte sie feste Theaterengagements in Lübeck, Berlin und Wien, gestaltete beispielsweise 1976 in Lübeck sowie 1981 in Wien die weibliche Hauptrolle in dem Musical "Lady in the Dark"1) von Moss Hart1) mit der Musik von Kurt Weill1) und den Gesangstexten von Ira Gershwin1), oder, wie erwähnt, 1996 an den "Hamburger Kammerspielen"1) die Titelrolle in dem Stück "Nächte mit Joan".  Im September/Oktober 2010 war Nadja Tiller in der Rolle der "größten Diva aller Zeiten" in einem Stargastauftritt in Schorsch Kameruns1) Inszenierung des Stückes "Vor uns die Sintflut" im "Thalia-Theaterzelt" in der Hamburger Hafencity zu sehen.3) Seit der Premiere am 24. Januar 2015 erfreute Nadja Tiller in Philipp Kochheims1) Inszenierung des Musical-Klassikers "My Fair Lady"1) am "Staatstheater Braunschweig"1) als resolute Mrs. Higgins das Publikum und feierte damit ein fulminantes Bühnen-Comeback; bis Mitte Juni 2015 standen weitere Vorstellungen auf dem Spielplan. "Mit der Verpflichtung von Nadja Tiller als Mrs. Higgins ist Kochheim ein Super-Coup gelungen. Die große alte Dame des Schauspiels und Films überzeugte mit ihren 85 Jahren durch enorme Präsenz und beste Diktion." notierte unter anderem deropernfreund.de. Und bei kult-tour-bs.de konnte man lesen: "Mit Nadja Tiller als Mrs. Higgins hat Kochheim grandioses Geschick und ein Gefühl für die Defizite dieser Stadt bewiesen, die er jedenfalls mit dieser Besetzung großartig auszufüllen verstand. Nadia Tiller, die Grande Dame des Films und Schauspiels, erfüllte mit dieser Rolle höchste Ansprüche an die Schauspielkunst und Akzentuierung. Als sie auf der Bühne erschien, hätte man eine fallende Nadel selbst auf Teppich gehört. Oder, wie Kochheim es in einem Interview mit dem NDR treffend beschrieb: Es gibt eine Sache, die glaube ich, kein Schauspieler der Welt herstellen kann, nämlich Aura."
Nadja Tiller lebte zusammen mit Walter Giller lange Jahre in Castagnola1) im Tessin/Schweiz; aus der Verbindung gingen Tochter Natascha (geb. 1959) und Sohn Jan-Claudius (geb. 1964) hervor, der als Finanzmakler tätig ist. In der Sendung "Beckmann"1) vom 28.11.2005 kündigte das Ehepaar an, dass es die Schweiz verlassen werde: "Wir haben uns entschlossen, 2006 ins Seniorenheim nach Hamburg zu ziehen", zwar seien "übliche Altersprobleme mit Haaren, Augen, Zähnen, Herz, Hüfte, Knie und Füßen mit Ersatzteilen" zu lösen, aber auf keinen Fall wollten sie jedoch ihren Kindern "auf den Wecker" fallen. In ihrem neuen Domizil wolle das Paar zwei getrennte Apartments beziehen, "Walter schnarcht", verriet Nadja Tiller den Zuschauern. Seit Mitte März 2008 wohnte Nadja Tiller nun gemeinsam mit ihrem Ehemann im Seniorenstift "Augustinum"1) in Hamburg. Walter Giller, der seit einigen Jahren an Lungenkrebs litt, erlag am 15. Dezember 2011 mit 84 Jahren in einer Hamburger Klinik seiner Krankheit.

Nadja Tiller und Walter Giller 2009
Urheber: Kassner; Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE; Quelle: Wikimedia Commons

Nadja Tiller und Walter Giller 2009; Urheber: Kassner; Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE; Quelle: Wikimedia Commons
Anlässlich des 80. Geburtstages von Nadja Tiller am 16. März 2009 würdigten die Medien die Leistungen der Schauspielerin. "Ikone, Diva und endlich Charakterdarstellerin" titelte beispielsweise Dieter Bartetzko1) in seinem Portrait in der F.A.Z → www.faz.net. Der Berliner TAGESSPIEGEL wählte die Überschrift "Nadja Tiller: Die Furchtlose". Das "Filmarchiv Austria"1) widmete der "Grande Dame" des Unterhaltungsfilms zu dem runden Geburtstag bis Ende März 2010 eine umfassende Filmschau. Die ehemalige Laufsteg-Schönheit wandelte sich zur ungeliebten Madame Pompadour der fünfziger Jahre. Lebenshungrig und triebhaft erweckte die großäugige Wienerin mit den langen Beinen das ganze Typenarsenal von Glamour Girls, Salonschlangen und verworfenen Biestern zu wollüstigem Leben, das man damals verabscheute, aber immer wieder sehen wollte. Später verkörperte Nadja Tiller in vielen Filmen den Typus "Erfolgsfrau", der sich in einer Welt der Männer deren Spielregeln aneignet, sich durchsetzt, ohne ihre erotische Ausstrahlung zu verlieren.4)
Für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film gab es für die Wienerin 1979 das "Filmband in Gold"1). Zu ihren weiteren Ehrungen zählen unter anderem die "Ehrenmedaille der Stadt Wien"1) (1999), das "Österreichische Ehrenkreuz 1. Klasse für Kunst und Wissenschaft"1) (1999), seit 2000 war Nadja Tiller Trägerin des "Bundesverdienstkreuzes1) am Bande. Am 27. Januar 2005 feierte im "Deutschen Theater"1) in München der "DIVA-Award"1), mit dem herausragende Lebensleistungen, langjährige künstlerische Arbeit, dauerhafter Erfolg bei Publikum und Kritik und besondere Verdienste gewürdigt werden, in ihrer neuen Form als "Deutscher Entertainment Preis" Premiere. Der "Lifetime Achievement Award 2005" ging an "das" Traumpaar des deutschen Films, Fernsehens und Theaters: Das Künstlerehepaar Nadja Tiller und Walter Giller wurden auf der Gala für ihr herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet. Einen weiteren begehrten Medienpreis, den "Bambi"1), erhielt Paar für sein Lebenswerk am 30. November 2006 in Stuttgart. Die beiden hätten im Wirtschaftswunder-Deutschland das Traumpaar des Show-Business verkörpert und seien dies bis heute geblieben, hieß es zur Begründung. 2009 folgte mit dem "Askania Award" ein neuerlicher Preis für das "cineastische Lebenswerk" sowie 2014 der "Hörspielpreis" der "Deutschen Akademie der Darstellenden Künste"1) für das Hörspiel "Traumrollen" (Regie: Jean-Claude Kuner): Zusammen mit Fritz Lichtenhahn präsentierte sie sich in dem Hörspiel "Traumrollen", welches am 22. Februar 2014 im "Literaturhaus Frankfurt" von der "Deutschen Akademie der Darstellenden Künste" zum "Hörspiel des Jahres 2013" gekürt bzw. erstmals am 13. April 2013 im "Deutschlandfunk"1) gesendet wurde.
"Das Stück im Stück handelt von der Einladung des Autors an die Künstler, für ihn Hauptrollen zu geben. Sie nehmen an und lassen die Hörer teilhaben an Gesprächen über berufliche Erfolge und erfüllte Traume, aber auch über ausgeschlagene Angebote und private Einschnitte wie den Tod der Partner. Zugleich weitet sich das Gespräch der beiden, das mit der Arbeit an Traumrollen wie in "Romeo und Julia" konfrontiert wird, zu einer großen Reflexion über die Kraft des Lebens und den unersetzlichen Reichtum der Kunst. Ein wunderbares Denkmal für Nadja Tiller und Fritz Lichtenhahn, ein Glücksfall für das Radio und seine Hörer!" meinte die Jury unter anderem in ihrer Begründung → jean-claude-kuner.de.

Fritz Lichtenhahn und Nadja Tiller, fotografiert von
Jean-Claude Kuner während der Arbeiten zu "Traumrollen
Foto mit freundlicher Genehmigung von Jean-Claude Kuner
Quelle: jean-claude-kuner.de; © Jean-Claude Kuner

Fritz Lichtenhahn und Nadja Tiller, fotografiert von Jean-Claude Kuner während der Arbeiten zu "Traumrollen"; Foto mit freundlicher Genehmigung von Jean-Claude Kuner
Am 13. November 2016 konnte man das weit über 80 Jahre alte Sprecherpaar noch einmal hören, in dem vom "Schweizer Radio und Fernsehen"1) (SRF) und "Südwestrundfunk"1) (SWR) ausgestrahlten Stück "Das Gartenhaus" nach einer 1989 publizierten Novelle von Thomas Hürlimann sprachen beide ein älteres Ehepaar, das plötzlich den eigenen Sohn verliert. "Die von Depression und sinnloser Wut gegen das Unvermeidliche heimgesuchten Eheleute entwickeln immer skurrilere Trauerrituale. Ein regelrechter Kleinkrieg beginnt, verzweifelt und komisch zugleich." kann man bei der ARD Hörspieldatenbank lesen; → mehr bei jean-claude-kuner.de. Es sollte die letzte gemeinsame Arbeit der beiden Schauspieler-Legenden sein, Fritz Lichtenhahn starb am 24. Mai 2017 im Alter von 85 Jahren in Hamburg – auch er lebte zuletzt in der Seniorenresidenz "Augustinum".
  
Dass Nadja Tiller am 16. März 2019 ihren 90. Geburtstag beging, wollte man kaum glauben, zeigte sich die einstige Leinwand-Diva doch so elegant und charmant wie eh und je. So beeindruckte die Jubilarin am Vorabend in der "NDR Talk Show"1) Zuschauer und Gäste mit ihrer blenden Erscheinung. Nadja Tiller war gemeinsam mit ihrer Tochter Natascha, ihrem Sohn Jan-Claudius sowie ihren vier Enkelinnen in das NDR-Studio gekommen. Pünktlich um Mitternacht gratulierten neben der Familie die Moderatoren Barbara Schöneberger1) und Hubertus Meyer-Burckhardt1) sowie die anwesenden Gäste, unter anderem Uwe Ochsenknecht1) und Cordula Stratmann1), der "Vorzeigedame des deutschsprachigen Films" – als Überraschungsgast und Gratulant stieß übrigens noch Volker Lechtenbrink dazu, der Nadja Tiller schon als Kind bewundert hatte.
Nicht nur bei Filmfans herrschte große Trauer über die Meldung, dass Nadja Tiller in der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 2023 – rund vier Wochen vor ihrem 94. Geburtstag – im Seniorenstift "Augustinum Hamburg"1) gestorben sei. Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth1) würdigte die zu Recht als "Film-Diva" bezeichnete Künstlerin unter anderem mit den Worten: "Mit Nadja Tiller verlieren wir einen der großen Stars des deutschsprachigen Nachkriegskinos, eine Schauspiellegende, die über viele Jahrzehnte die Film- und Fernsehlandschaft prägte. Ob auf der Leinwand, dem Bildschirm oder der Bühne, Nadja Tiller beeindruckte mit ihrer großen Bandbreite und enormen Wandlungsfähigkeit."
Die Urne mit den sterblichen Überresten wurde – wie die ihres Ehemannes Walter Giller – vor Büsum1) (an der Meldorfer Bucht1) in Schleswig-Holstein) in der Nordsee beigesetzt. Am Familiengrab ihrer Eltern auf dem Wiener Zentralfriedhof1) erinnert eine Gedenktafel an die großartige Schauspielerin → Foto bei knerger.de.
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia, filmportal.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2)   prisma.de
Quellen: 3) Wikipedia (abgerufen 30.09.2011), 
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 352)
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