Wirken am Theater (Auszug) / Filmografie
Kinofilm: "Jules und Jim" / "Fahrenheit 451"
Hörspiel-Produktionen
Oskar Werner wurde am 13. November 1922 im Wiener Gemeindebezirk Mariahilf1) als Oskar Josef Bschließmayer und Sohn eines Versicherungsangestellten geboren; seine Eltern ließen sich scheiden, als er sechs Jahre alt war. Werner blieb bei seiner Mutter, die in einer Hutfabrik arbeitete, besuchte die Realschule bis zur Oberprima und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Von Jugend an begeisterte er sich für das Theater, besuchte aber zuerst ein Technikum, bevor er sich für den Schauspielberuf entschied und Unterricht bei dem Burgschauspieler Professor Helmuth Krauss1) (1805 – 1963) nahm.
Schon als Schüler hatte er in der Hörspielreihe "Das ist mein Wien" den Mozart1) unter der Regie von Lothar Müthel1) (1896 – 1964) gesprochen, 1940 kam er gleich nach der Schule ( nach nicht bestandener Matura1) ohne Abschluss) zum Reichsarbeitsdienst1), war anschließend ab 1941 als Soldat die meiste Zeit in Wien stationiert und zeitweise für die Bühne beurlaubt. Ab 1. Oktober 1941 hatte ihn Intendant Lothar Müthel an das Wiener "Burgtheater"1) verpflichtet, dem Werner (1946 hatte er seinen Namen geändert) dann mit kleinen Unterbrechungen zunächst bis 1949 angehörte. Er trat in jenen Jahren in klassischen und modernen Stücken in etwa 50 Bühnenrollen auf. 1944 wurde er noch einmal zu einem Offizierslehrgang eingezogen, doch nach zwei Monaten wieder als ungeeignet entlassen; bei einem amerikanischen Luftangriff trug er eine Verletzung davon. Ende 1944 flüchtete der Pazifist mit seiner "halbjüdischen" und zwölf Jahre älteren Frau, der Kammerschauspielerin Elisabeth Kallina1) (1910 – 2004), die er im gleichen Jahr am 31. Mai geheiratet hatte, und der grade geborenen gemeinsamen Tochter Eleonore in die Umgebung von Wien, wo sich das Paar bis Kriegsende versteckt hielt. Trotz späterer Scheidung blieben beide bis zu Oskar Werners Tod freundschaftlich verbunden.
Oskar Werner mit der Titelrolle in "Heinrich V." von William Shakespeare, 1961 am "Wiener Burgtheater", Regie: Leopold Lindtberg; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Ungenannt; Datierung: 1961; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600091/16) Unmittelbar nach Kriegsende nahm Werner die Arbeit am "Burgtheater" wieder auf, hatte 1947 in Wien außerdem Engagements am "Raimund Theater"1) und am "Volkstheater"1) sowie bei den "Salzburger Festspielen"1). Ab 1950 gehörte er dem Wiener "Theater in der Josefstadt"1) an, von 1952 bis 1954 trat er am "Schauspielhaus Zürich"1) auf; ab 1955 wirkte er dann vor allem wieder am Wiener "Burgtheater". Einige seiner wichtigsten Bühnenrollen waren 1946 der Marquis Clitandre in der Molière-Komödie "Der Menschenfeind"1), der Leporello in Calderón de la Barcas1) Schauspiel "Über allen Zauber Liebe", 1948 der Fliegeroffizier Hartmann in Zuckmayers "Des Teufels General"1), der Bürgersohn Brackenburg in Goethes "Egmont"1) sowie 1951 der Renommist und Verräter Louis Creveaux in "Der Gesang im Feuerofen", ein Theaterstück über Widerstand und Kollaboration in Frankreich während des 2. Weltkriegs und eine Rolle, die ihm Carl Zuckmayer1) auf den Leib geschrieben hatte.

Oskar Werner mit der Titelrolle 
in
"Heinrich V."1) von William Shakespeare
1961 am "Wiener Burgtheater", Regie: Leopold Lindtberg1)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Ungenannt; Datierung: 1961
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer FO600091/16)

1947 entdeckte Karl Hartl den jungen Künstler endgültig für den Film. Bereits Ende der 1930er Jahre hatte er Komparsenrollen in einigen Leinwandproduktionen übernommen, mit dem Paula Wessely-Film "Der Engel mit der Posaune"1) (1948) startete der Theatermime nun auch eine beachtliche Filmkarriere. An der Seite von Ewald Balser als Ludwig van Beethoven1) stellte er in dem Biopic "Eroica"1) (1949) als Beethovens Neffen Karl1) dar, 1951 sah man den überzeugten Pazifisten in der britisch-österreichischen Produktion "Entführung ins Glück" ("Wonder Kid"). 1950 hatte Werner mit der "20th Century Fox"1) in Hollywood" einen Vertrag abgeschlossen, nach der Rolle des Obergefreiten "Happy" in dem Kriegsdrama "Entscheidung vor Morgengrauen"1) (1951, "Decision Before Dawn") geriet der Name "Oskar Werner" auch in Amerika zum Begriff; den ursprünglich siebenjährigen Vertrag mit Hollywood löste er allerdings kurze Zeit später wegen "künstlerischer Bevormundung" wieder auf. In Frankreich drehte er mit Regisseur René Chanas den Liebesfilm "Ein Lächeln im Sturm" (1951, "Un sourire dans la tempete"), weitere Produktionen aus diesen Jahren waren "Ruf aus dem Äther" (1950), "Das gestohlene Jahr" (1951), "Lola Montez"1) (1955), "Der letzte Akt"1) (1955), "Reich mir die Hand, mein Leben"1) (1955) sowie das TV-Drama "Ein gewisser Judas"2) (1958), welches er unter dem Pseudonym Erasmus Nothnagel selbst inszenierte.
 

Oskar Werner als Beethovens Neffe Karl
in "Eroica" (1949), Regie: Walter Kolm-Veltée1)
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: "Sascha-Film"; Datierung: 1948
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer Pf 2.625 D (1))

Oskar Werner als Beethovens Neffe Karl in "Eroica" (1949), Regie: Walter Kolm-Veltée; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: "Sascha-Film"; Datierung: 1948; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer Pf 2.625 D (1))
Oskar Werner als "Hamlet", Aufführung 1956 am "Theater in der Josefstadt"; Regie: Lothar Müthel, Premiere: 09.09.1956; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Harry Weber (1921–2007); Datierung: 1956; Copyright Harry Weber / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria, Inventarnummer HWvp 319 Werner galt in den 1950er Jahren als einer der besten Liebhaber-Darsteller, später konzentrierte er sich auf die Interpretation sensibler und widersprüchlicher Charaktere, oft mit neurotischem Einschlag. Auf der Bühne feierte er in jenen Jahren ebenfalls seine größten Triumphe, beispielsweise als Shakespeare'scher "Hamlet"1) und als Kleist'scher "Prinz von Homburg"1), aber auch als Kinderkönig in "Der Turm"1) von Hugo von Hofmannsthal1). Als Schiller-Interpret  brillierte Werner mit der Titelrolle in "Don Karlos"1) und als Ferdinand in "Kabale und Liebe"1), beeindruckte als St. Just1) in Büchners "Dantons Tod"1), in verschiedenen Shakespeare-Dramen, in Cocteaus1) "Bacchus" und in Shaws1) "Candida". 1958 führte ihn eine Tournee als "Hamlet" durch ganz Westdeutschland, 1959/60 ging das von ihm begründete "Oskar-Werner-Ensemble" mit Grillparzers "Weh dem, der lügt!"1) und Schillers "Kabale und Liebe" auf Gastspielreisen. Erfolge feierte Werner dann wieder Anfang der 1960er Jahre als Titelheld in Goethes Torquato Tasso"1), auch im Fernsehen war er 1964 in dieser Rolle zu erleben Nachdem Werner sich 1960 mit der Leitung des "Burgtheaters" überworfen hatte, trat er lange Jahre nicht mehr in Österreich auf, erst 1970 zeigte er sich wieder bei den " Salzburger Festspielen"1).

Oskar Werner als "Hamlet"
Aufführung 1956 am "Theater in der Josefstadt"
Regie: Lothar Müthel, Premiere: 09.09.1956 → Info
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Harry Weber (1921–2007); Datierung: 1956
© Harry Weber / ÖNB Wien; Bildarchiv Austria, Inventarnummer HWvp 319

Sein mit sich in der Titelrolle inszenierter Salzburger "Hamlet" markierte eine Wende, deutete einen physischen Absturz an und geriet aus der Sicht der Kritiker zum Debakel. DIE ZEIT (Rudolf Walter Leonhardt1), 04.09.1970) schrieb unter anderem: "Oskar Werner gab in Salzburg einen "Hamlet", der bald expressionistisch deklamierend alle jene Zurückhaltung vermissen ließ, die Hamlet selber den Schauspielern empfiehlt; bald wieder psychologisch interpretierend die Shakespeare-Verse einfach verschluckte, die ihm nicht ins Konzept paßten. Dennoch war Oskar Werner als Darsteller des Salzburger "Hamlet" nicht uninteressant. Völlig fehlbesetzt war er als Regisseur. Nicht nur, weil der Regisseur Werner alles Licht auf den "Hamlet" Werner lenkte; es gelang ihm dabei sogar, Schauspieler immerhin vom Range eines Ewald Balser (König Claudius) und einer Antje Weisgerber (Gertrude) als Laiengruppe erscheinen zu lassen." Zum gänzlichen Fiasko wurde 1983 sein selbstinitiiertes "Oskar-Werner-Festival Wachau", hier gab er auf der Bühne des "Brauhofsaales" in Krems in einer eigenen Inszenierung den (vom Alkohol gezeichneten) Titelhelden in "Prinz Friedrich von Homburg"1) von Heinrich von Kleist1) – zur Premiere verließ nach der Pause die Hälfte des Publikums den Saal. "Die "Homburg"-Premiere im Kremser "Brauhof" war eine der raren angesagten Katastrophen, die trotzdem stattfinden. Eigentlich war das Comeback des einstigen Bühnen- und Filmstars Oskar Werner (…) für kommenden Dezember am Wiener "Burgtheater" geplant. Dem Burg-Herrn Achim Benning1) war auf mehreren Bittfahrten nach Liechtenstein gelungen, den kontaktscheuen 60jährigen, der sich als Einsiedler vom Triesener Berg gefiel, aus seiner depressiven Versunkenheit zu rütteln und ihn an jene Bühne zurückzulocken, die Oskar Werner 1961 zornlodernd verlassen hatte. (…) Eigentlich war er, der Burgschauspieler, nichts als eine schöne Kunsterinnerung der älteren Generation – die Erinnerung an Feuer und Pathos, an schmale, nervöse, blonde Prinzlichkeit, an die hohe Allüre, die Anmut und Grandezza eines knäbischen Wams-und-Degen-Trägers, an das Charisma und Fluidum einer sogenannten "magischen Bühnen-Präsenz", nach der die Wiener so süchtig sind. (…) Die Voyeure und Adabeis (Anm. = Schickeria) der Kulturszene durften deshalb nicht fehlen, als der Mythos Oskar Werner in einem Wachauer Brauhofsaal sich selber zerstörte. In der völligen Identifikation mit Kleists Traumwandler-Prinz lebte da ein Idol von gestern in wirrer Entrücktheit, Verrücktheit seinen eigenen Glückstraum, seine eigene Ruhmsucht zu Ende. Die Heldenbekränzung am Schluß fand nicht mehr statt." notierte spiegel.de → Übersicht Wirken am Theater (Auszug)

Um so mehr erinnerte man sich an die schauspielerischen, meisterlichen Leistungen, mit denen Werner in den 1960er Jahren das Publikum in internationalen Kinoproduktionen faszinierte: 1962 sah man ihn als introvertierten Schriftsteller Jules und Partner von Jeanne Moreau sowie Henri Serre1) in François Truffauts berühmt gewordenen Klassiker bzw. Literaturadaption "Jules und Jim"1) ("Jules et Jim"). Für seinen herzkranken österreichischen Schiffsarzt Dr. Schumann in Stanley Kramers1) hochkarätig besetztem, preisgekröntem Drama "Das Narrenschiff"1) (1964, "Ship of Fools") nach dem gleichnamigen Roman1) von Katherine Anne Porter1) wurde er mit dem Preis des "New York Film Critics Circle"1) als "Bester Hauptdarsteller" ausgezeichnet, zudem gab es eine "Oscar"- und eine "Golden Globe"1)-Nominierung als "Bester Hauptdarsteller". Werner soll über seine Rolle in diesem Film gesagt haben: "Sie ist zwar nicht allzu groß, kommt aber meinem Charakter ungemein entgegen. Ich weiß, was Melancholie ist." Für seine Verkörperung des ehrgeizigen Kommunisten Fiedler und Gegenspielers von Richard Burton in dem Spionagethriller "Der Spion, der aus der Kälte kam"1) (1965, "The Spy Who Came In from the Cold"), von Martin Ritt1) nach dem gleichnamigen Bestseller1) von John le Carré1) in Szene gesetzt, wurde Werner mit dem "Golden Globe" als "Bester Nebendarsteller" belohnt. Ein weiterer Film, mit dem sich der charismatische Schauspieler auf der Leinwand unsterblich machte, war die Figur des Feuerwehrmannes bzw. Außenseiters Guy Montag in François Truffauts pessimistischen Utopie "Fahrenheit 451"1) (1966), realisiert nach dem gleichnamigen Roman1) von Ray Bradbury1). Hier beeindruckte er als ein Mann, der sich vom blind gehorchenden Untertan eines Obrigkeitsstaates zum Widerstandskämpfer wandelt. Mit Kevin Billington drehte er das Drama "Zwischenspiel" (1968, "Interlude") und mimte einen verliebten Stardirigenten, Michael Anderson1) besetzte ihn als zweifelnden Geistlichen David Telemond in der opulenten Bestsellerverfilmung "In den Schuhen des Fischers"1) (1968, "The Shoes of the Fisherman") neben Anthony Quinn in der Hauptrolle des Kiril Lakota, der vom einfachen Priester zum Papst aufsteigt. Letztmalig zeigte sich Werner auf der Leinwand in der Literaturadaption "Reise der Verdammten"1) (1976, Voyage of the Damned) als Arzt Dr. Egon Kreisler, in dem Kapitän Gustav Schröder1) (Max von Sydow) einen Vertrauten findet. Thematisiert wurde eine historisch verbürgte Episode kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges bzw. die Irrfahrt der St. Louis1), bei der 937 nahezu ausnahmslos deutsche Juden auf der "St. Louis"1), einem Passagierschiff der Hamburger Reederei "HAPAG"1), im Mai bis Juni 1939 von Hamburg nach Kuba und zurück nach Antwerpen reisten. Auch hier war Werner erneut für einen "Golden Globe" in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" nominiert, unterlag jedoch Laurence Olivier in "Der Marathon-Mann"1) (1976, "Marathon Man") → Übersicht Filmografie.
 
Seit Anfang der 1970er Jahre bewegte sich der eigenwillige Schauspieler nur noch selten aus seinem Refugium in Triesen (Liechtenstein) fort. Bereits 1952 erwarb er in der Gemeinde ein Grundstück und baute darauf ein Haus, das 1974 wesentlich erweitert wurde. Werner liebte die Einsamkeit in seinem Anwesen und schätzte es, zusammen mit seinen rund 5.000 Büchern in vollkommener Anonymität zu leben. An der Pforte zu seinem Grundstück hing ein Schild mit der Aufschrift: "Gewährt, daß ich ersuche, keine unangesagten Besuche. Private – no visitors please". Sporadisch unternahm er ausgedehnte und gut besuchte Rezitationstourneen, die ihn durch die deutschsprachigen Länder und die USA führten. Alkoholprobleme und Depressionen kennzeichneten seine letzten Lebensjahre, das versuchte Comeback 1983 mit dem "Wachau-Festival" in Krems geriet wie erwähnt zum Debakel, auch mitunter aus eigener Tasche organisierte Lesungen arteten zur Publikumsbeschimpfung aus.
Ein Jahr später starb der als schwierig und exzentrisch geltende Oskar Werner am 23. Oktober 1984 einsam und allein in einem Hotel in Marburg1) wenige Wochen vor seinem 62. Geburtstag an den Folgen eines Herzinfarktes – kurz vor Beginn einer Rezitations-Tournee durch Deutschland; er hatte in Marburg die Dichterlesung vorbereitet. In seinem Testament verfügte Werner, obwohl er ein hundertprozentiger Wiener war, sein Begräbnis in Liechtenstein – das ihm von der Stadt Wien angebotene Ehrengrab hatte er schon zu Lebzeiten abgelehnt. 2011 wurden seine sterblichen Überreste exhumiert, eingeäschert und die Urne an der südwestlichen Friedhofsecke beigesetzt; an der Friedhofsmauer wurde eine Erinnerungstafel angebracht. → Fotos der inzwischen nicht mehr existenten Grabstelle auf dem Friedhof in Triesen (Liechtenstein) bei knerger.de und Wikimedia Commons sowie der Erinnerungstafel bei Wikimedia Commons.
Gerhard Rohde1) schrieb in seinem Nachruf in der F.A.Z.1) (24.10.1984) unter anderem: "Oskar Werner war immer ein Gefährdeter, ein Gratwanderer, ein Egozentriker, ein nervlich aufs äußerste angespannter Künstler. (…) Werners früher Hamlet: kein, wie manche heute vielleicht vermuten könnten, zuckendes Nervenbündel, kein neurasthenischer Zögerer, vielmehr ein "junger Herr aus großem Hause", wie Hofmannsthals Octavian, federnd, kraftvoll, glänzend sprechend. So war auch sein Homburger, in seinen besten Jahren, ein sensibler, feuriger Jüngling, der fürchterlich abzustürzen droht (…). Als das Theater sich änderte, hat Oskar Werner, wie manche andere Stars, den Anschluß verloren. Sein manieristischer Stil prägte nicht mehr eine Aufführung, sondern verlor sich in narzißtischen Soloauftritten. Sein Salzburger "Hamlet" von 1970 markierte in gewisser Weise die Wende. Man spürte förmlich physisch den Absturz. Da spielte sich einer blindwütig ins Abseits, einer, der nur sich noch gelten lassen wollte."4)

    
Der sensible und leidenschaftliche Charakterdarsteller war in erster Ehe seit 31. Mai 1944 mit der zwölf Jahre älteren Schauspielerin Elisabeth Kallina1) (1910 – 2004) verheiratet, die unter den "Nürnberger Rassegesetzen"1) als "Halbjüdin" galt; die gemeinsame Tochter Elena erblickte 1944 das Licht der Welt. Nach der Scheidung von Elisabeth Kallina, mit der Werner bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden blieb, ging er 1954 die zweiter Ehe mit Anne Power (05.04.1928 – 25.12.2011) ein, Adoptivtochter des Hollywood-Stars Tyrone Power. Aus einer späteren Beziehung mit dem US-amerikanischen Fotomodell Diane Anderson (Tochter der Schauspielerin Joan Bennett1)) stammt der 1966 geborene Sohn Felix Florian Werner, der in den USA als Independent-Produzent tätig ist → spiegel.de. Zwischen 1970 und 1979 war die Schauspielerin Antje Weisgerber (1922 – 2004) seine Lebensgefährtin, die sich ihm zuliebe gänzlich aus ihrem Beruf zurückzog. Die Liebe zerbrach aufgrund Werners zunehmender Alkoholsucht und manischer Depressivität.
Rollenbildnis Oskar Werner ca. 1949; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: "United States Information Service"1)  (USIS)"; Datierung: 1949; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer US 8860/35) In frühen Jahren war Werner von fast mädchenhafter Zartheit, mit einem Kopf wie ein blonder Boticelli-Engel, war die geniale Ausnahmegestalt des Nachkriegs-Schauspiels. Der brillante Darsteller mit der kapriziösen Sprechtechnik fiel immer "aus der Rolle", war jedoch dabei komödiantisch lebendig, wandlungsfähig und charmant, ein jugendlicher Liebhaber mit schwierigem Charakter. Später spielte er oft den Vergrübelten, Leidenden, im Theater den "Prinz von Homburg", auf der Leinwand den Beethoven-Neffen Karl wie in "Eroica".5)
  

Bei Wikipedia wurde ausgeführt: "Oskar Werner ist der wohl berühmteste Schauspieler Österreichs und wird allgemein als Genie betrachtet. Sein Freund Spencer Tracy hielt ihn für den besten Schauspieler der Welt. Der blonde, attraktive, stets jugendlich wirkende Werner war durch sein Aussehen, seine Intelligenz und sein Charisma der geborene Filmdarsteller. Berühmt wurde seine fast hypnotische Stimme, die mit ihrer sanften, poetischen Modulation und der charakteristischen Wiener Sprachfärbung noch heute eine besondere Faszination ausstrahlt. Diese kommt gerade auch in den Hörspielproduktionen zur Geltung, in denen er als Sprecher mitwirkte."6)

Rollenbildnis Oskar Werner ca. 1949,
vermutlich zur Aufführung "Mein Herz ist im Hochland"
von William Saroyan1) am Theater in der Josefstadt"
Regie: Rudolf Steinboeck, Premiere: 29.12.1949 → Info
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: "United States Information Service"1)  (USIS); Datierung: 1949
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer US 8860/35)

Folgende Hörspiel-Produktionen sind bei der ARD Hörspieldatenbank gelistet:
   
Hörspielproduktionen
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, tls.theaterwissenschaft.ch)

   

Plakat zur Ausstellung "Oskar Werner" bzw. der Retrospektive im Wiener "Metro-Kino" (09.11. - 03.12.2002); Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: "Filmarchiv Austria" / Perndl + Co; Datierung: 2002; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer PLA16390985) Im November 2002 wäre der international berühmte österreichische Theater- und Filmschauspieler Oskar Werner 80 Jahre alt geworden. Das Wiener "Theatermuseum"1) ehrte den Künstler mit einer Retrospektive, von Ulrike Dembski und Christiane Mühlegger-Henhapel erschien aus diesem Anlass das Begleitbuch "Oskar Werner. 'Welch einen sonderbaren Traum träumt ich'".
Von dem Schauspieler und Autor Michael Degen kam Anfang März 2015 das Buch "Der traurige Prinz" mit dem Untertitel "Roman einer wahren Begegnung" auf den Markt. Packend erzählt Degen von seinem Zusammentreffen mit dem berühmten, tragisch endenden Ausnahmeschauspieler Anfang der 1980er Jahre in Liechtenstein. "Degen gastierte mit dem Münchner "Residenztheater" als Jean in einer Ingmar Bergman1)-Inszenierung von "Fräulein Julie"1). Oskar Werner besuchte die Vorstellung, weil er Degen für sein "Wachau Festival" verpflichten wollte. Werner lädt den zehn Jahre jüngeren Kollegen in sein Haus ein, sie erzählen sich ihr Leben, soweit Degen zu Wort kommt, streiten, besaufen sich eine Nacht lang mit "Grünem Veltliner" von Willy Bründlmayer."3) Bei der "Deutschen Welle" kann man lesen: "Der traurige Prinz" ist ein Buch über einen Menschen in der Lebenskrise, der seinem Absturz in Zeitlupe zuschaut, aber nichts mehr tun kann. Und irgendwann auch nicht mehr will. Dem Schauspieler-Kollegen Michael Degen hat Oskar Werner einen erschütternden Einblick in die Abgründe seiner Psyche gewährt. Nur ein Jahr nach der Begegnung der beiden Männer erlag er einem Herzinfarkt – während einer Theatertournee durch die deutsche Provinz." → weitere Literatur zu Oskar Werner bei Wikipedia

Plakat zur Ausstellung "Oskar Werner"
bzw. der Retrospektive im Wiener "Metro-Kino"1)
(09.11.–03.12.2002) → Pressemitteilung der Stadt Wien
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: "Filmarchiv Austria"1) → filmarchiv.at / Perndl + Co; Datierung: 2002
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer PLA16390985)

Kurz vor seinem überraschenden Tod erzählte Werner vor laufender Kamera seinem Freund Mathias Praml aus seinem Leben. Darauf basiert der 1984 gezeigte TV-Film "Oskar Werner – Ich durfte am Tisch der Götter sitzen", der am 2. Juni 2017 auf DVD veröffentlicht wurde → film-rezensionen.de.
2014 entstand anlässlich des 30. Todestages die rund 25-minütige ORF-Dokumentation "Oskar Werner – Ein österreichisches Genie" von Siegfried Steinlechner, in der Weggefährten wie Lotte Tobisch1), Achim Benning1) und André Heller1) zu Wort kamen → Memento bei web.archive.org.
Zum 75. Geburtstag legte die "Österreichischen Post"1) 1997 eine 7-Schilling-Sonderpostmrke auf → Foto bei austria-forum.org.
Am 27. Mai 2003 wurde zu Ehren des Schauspielers im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf1) die Kreuzung Millergasse–Mittelgasse–Garbergasse als "Oskar-Werner-Platz" benannt. "Mit der Namensgebung werden die Verdienste des großen Mimen Oskar Werner (1922 – 1984) gewürdigt, dessen Wirken am "Burgtheater" und in internationalen Film-Produktionen unvergessen ist. Der Schauspieler stammte aus Mariahilf, sein Geburtshaus ist in der Marchettigasse 1a zu finden. Anlässlich der Platzbenennung wird ein "Fest für Oskar Werner" gefeiert. Prof. Elfriede Ott1) erzählt den Gästen über ihre Zusammenarbeit mit Oskar Werner und berichtet von gemeinsamen Erlebnissen." teilte die Stadt Wien mit → www.ots.at.
Am Geburtshaus in der Marchettigasse 1a befindet sich eine Gedenktafel, gestiftet von der "ISSA – Akademie für ganzheitliche Kunsttherapie"  → Foto bei Wikimedia Commons. Bereits seit 12. Oktober 1994 existiert an der Wohnhausanlage "Oskar-Werner-Hof"6) (Lenaugasse 19) im 8. Wiener Gemeindebezirk Josefstadt1) eine steinerne Gedenktafel für den Schauspieler Die Inschrift lautet: "Zur Erinnerung an den grossen Menschendarsteller – Oskar Werner (1922–1984), dem die Josefstadt viele Jahre Heimat war. Gewidmet vom Kulturverein Freunde der Josefstadt" → geschichtewiki.wien.gv.at.
Siehe auch prisma.de, Wikipedia, geschichtewiki.wien.gv.at, oskarwerner.at sowie
den kurzen Nachruf bei www.spiegel.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) Die Krimihomepage, 6) geschichtewiki.wien.gv.at
Quelle:
3) www.nachtkritik.de
4) "Henschel Theaterlexikon",  Hrsg. C. Bernd Sucher (Henschel Verlag, 2010,S. 930)
5) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 387)
6) Wikipedia (abgerufen 2011)
Wirken am Theater (Auszug)
Quelle: Wikipedia (nach Robert Dachs: "Oskar Werner – Ein Nachklang", 1992)
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie, P = Premiere)
Wiener "Burgtheater" / "Akademietheater" Wiener "Raimund Theater" "Salzburger Festspiele" Wiener "Volkstheater" Wiener "Theater in der Josefstadt" "Schauspielhaus Zürich" "Städtische Bühnen Frankfurt" Europäisches Tourneetheater "Der Guckkasten" Tourneetheater "Der Grüne Wagen" "Tiroler Landestheater Innsbruck" "Theaterensemble Oskar Werner", Gastspiele "Oskar-Werner-Festival Wachau" (Bühne des "Brauhofsaales" in Krems)
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, geschichtewiki.wien.gv.at, Die Krimihomepage)
Kinofilme Fernsehen
Jules und Jim
Originaltitel: Jules et Jim
Liebesfilm, Frankreich 1961
Regie: François Truffaut
Drehbuch: Henri-Pierre Roché, François Truffaut, Jean Gruault
nach dem gleichnamigen Roman von Henri-Pierre Roché
Musik: Georges Delerue
Kamera: Raoul Coutard
Darsteller:
Jeanne Moreau: Catherine, Oskar Werner: Jules,
Henri Serre: Jim, Marie Dubois: Thérèse,
Sabine Haudepin: Sabine, Vanna Urbino: Gilberte,
Boris Bassiak: Albert, Anny Nelson: Lucie
(Fremde Links: Wikipedia)
 
Die Geschichte einer ungewöhnlichen Dreierbeziehung. Paris zu Beginn unseres Jahrhunderts: Zwei Freunde, der Deutsche Jules (Oskar Werner) und der Franzose Jim (Henri Serre), verlieben sich in die faszinierende, unberechenbare Cathérine (Jeanne Moreau). Sie entscheidet sich zunächst für Jules und heiratet ihn. Doch fünf Jahre später, nach dem Ersten Weltkrieg, kehrt Jim zu den beiden Freunden zurück … die Liebe kann die Freundschaft zwischen Jules und Jim nicht aufwiegen.

Ein Meisterwerk der Filmgeschichte, von Star-Regisseur François Truffaut inszeniert und mit historischen Aufnahmen des Pariser Stadtlebens vor dem Zweiten Weltkrieg garniert. In dieser melancholisch-heiteren Dreiecksgeschichte, die viele Kritiker für seinen besten Film halten, spielt Oskar Werner, der fünf Jahre später in "Fahrenheit 451" erneut mit Truffaut zusammenarbeitete, den jungen Deutschen Jules, die französische Filmdiva Jeanne Moreau ist als das Objekt der Begierde der beiden Freunde zu sehen. Truffaut über Jeanne Moreau und Oskar Werner: "Wenn man das Glück hat, mit solchen Menschen zu arbeiten, kann das Resultat auf der Leinwand gar nicht banal sein."

Filmkritiken
Lexikon des internationalen Films: Die tödlich endende Geschichte ihrer Liebe zu dritt schildert Truffauts Film mit eminentem Fingerspitzengefühl für die Zwischentöne des Menschlich-Seelischen ebenso wie des Filmisch-Optischen. Zum ästhetischen Genuss tragen auch die sensible Kameraführung und der fließende Schnitt bei. Enttäuschend fiel die deutsche Verleihsynchronisation aus; sie hat die leichtfüßige Ironie des Originals in betulichen Ernst verwandelt.
Neue Zürcher Zeitung: Diese ungewöhnliche Geschichte einer Liebe zu dritt hat Truffaut fern von jeder Frivolität, jedem falschen Beigeschmack inszeniert.

Quelle: Dirk Jasper FilmLexikon (Seite nicht mehr online)
Siehe auch Wikipedia, prisma.de

Fahrenheit 451
Großbritannien, 1966
Genre: Science Fiction
Regie: François Truffaut
Drehbuch: Jean-Louis Richard, François Truffaut
nach dem gleichnamigen Roman von Ray Bradbury
Musik: Bernard Herrmann
Kamera: Nicolas Roeg
Darsteller:
Oskar Werner: Guy Montag, Julie Christie: Clarisse/Linda Montag,
Cyril Cusack: Der Captain, Anton Diffring: Fabian,
Jeremy Spenser: Mann mit dem Apfel, Bee Duffell: Alte Dame mit Büchern,
Alex Scott: Buchmensch: "Das Journal des Henry Brulard"
(Fremde Links: Wikipedia)
  
In einer
Welt der Zukunft, die nirgendwo zeitlich oder örtlich festgelegt wird, legt der Feuerwehrmann Montag Feuer, statt Feuer zu löschen. Er verbrennt Bücher, denn in dieser Gesellschaft ist es verboten, Bücher zu lesen und zu besitzen. Als er eines Tages trotz Warnung seines Vorgesetzten selbst der Faszination des Lesens unterliegt, wird er verraten und flieht in die Wälder, wo Büchermenschen leben, die ihre Lieblingsbücher auswendig gelernt haben, um sie der Nachwelt zu erhalten.

François Truffauts erster Farbfilm bezeichnet im Titel den Angelpunkt seiner Geschichte: Bei 451 Grad Fahrenheit beginnt Papier zu brennen. Er zeigt eine total entpersönlichte Science-Fiction-Welt, in der Kommunikation völlig technisiert ist und das Fernsehen als wichtigster Agent einer anonymen Staatsmacht fungiert, in der aber auch eine kleine Anzahl von Leuten Sensibilität entwickelt. "Selbst mit geschlossenen Augen könnte ich ihren Beruf erraten", sagt Clarisse, das Mädchen, das Bücher liebt, als sie den Feuerwehrmann Montag trifft. Kein Wunder: Montag riecht nach Kerosin wie ein Metzger nach Blut. Angesichts anonymer Manipulation und Bedrohung kann auch der Held nur anonym bleiben: ein Anti-Held, mit dem man sich nicht mehr identifizieren kann. Montags Beziehungen zu anderen Menschen sind total versachlicht, im Beruf auf das Vernichten, im privaten Leben auf kommunikative Kurzformeln. Unmenschlichkeit zeigt sich in dieser Ordnung weniger im Verbot der Kommunikation als in der Bereitwilligkeit der Betroffenen, Verbote zu akzeptieren.

In "Fahrenheit 451" gibt es nur wenige Menschen, die eigene Initiative zeigen: Clarisse, die zum aktiven Widerstand entschlossen ist, und besonders die alte Frau, die sich mit ihren Büchern verbrennen lässt, weil sie so sterben will, wie sie gelebt hat. Mit ihr verbrennen jene Bücher, die als anerkannter Kulturbesitz seit Generationen überkommen sind, sterben Balzac ebenso wie die "Cahiers du Cinéma". Die Bücher, um die es hier geht, bleiben nicht Objekte. Sie bestimmen das Verhalten von Menschen. Schon deshalb erfasst die Kamera sie nicht im Anschnitt, sondern total. Truffaut hat dazu in seinem Tagebuch von den Dreharbeiten notiert: "Die Bücher sind hier Personen, und sie auf ihrem Weg abzuschneiden, käme auf das gleiche heraus, wie wenn man den Kopf eines Schauspielers außerhalb des Filmausschnittes ließe."
Oskar Werner überzeugt in der Rolle des Feuerwehrmanns Montag, der seine Liebe zu den Büchern entdeckt, die er eigentlich verbrennen soll. An Werners Seite agiert Julie Christie, die hier in einer Doppelrolle zu sehen ist: als Montags debile Ehefrau Linda und als Clarisse, die Montags Läuterung einleitet. Für die gelungenen Kamerafahrten zeichnet der spätere Regisseur Nicolas Roeg verantwortlich.

Quelle: mynetcologne.de
Siehe auch Wikipedia, prisma.de
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