Karla Runkehl wurde am 7. November 1930 in westpommerschen Stettin1) (heute
Szczecin, Polen) in eine Bauernfamilie
hineingeboren. Gegen Ende des 2. Weltkrieges aus ihrer Heimat vertrieben,
besuchte sie ab 1945 in Greifswald1) eine Oberschule, die sie jedoch bald wieder
verließ, um Schauspielerin zu werden. Die 17-Jährige ging nach Berlin, ließ sich ab 1948 am Nachwuchsstudio der DEFA1) entsprechend ausbilden und
schloss das Studium 1951 mit dem Staatsexamen ab. Bereits während der
Ausbildung stand sie noch ungenannt vor der Kamera, trat als
Küchenmädchen Frieda in Wolfgang Schleifs heiteren Geschichte "Saure Wochen, frohe Feste"1) (1950) in Erscheinung.
Ein erstes Engagement erhielt Karla Runkehl zur Spielzeit 1952/53 von
Intendant Wolfgang Langhoff1)
am "Deutschen Theater"1), wo sie mit der Rolle eines Stubenmädchens in Shaws
"Pygmalion"1) (Regie:
Rudolf Noelte1)) ihr Bühnendebüt gab. Später
gestaltete sie unter anderem das Dienstmädchen Lidi in der Tragikomödie
"Der Putenhirt" (1953) von Julius Hay1) oder wirkte 1958
als Magd in der
Uraufführung von Peter Hacks'1) bürgerlichem Lustspiel "Der Müller von
Sanssouci" mit. Gastspiele führten die Schauspielerin an das "Staatsschauspiel
Dresden"1), an das "Volkstheater
Rostock"1) sowie nach Bremen und Stettin.
Karla Runkehl als Magd in "Der Müller von Sanssouci"
von Peter Hacks in der Regie von Wolfgang
Langhoff1) an den
"Kammerspielen" des "Deutschen Theaters", Berlin
(Uraufführung: 05.03.1958)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0004479_1_007)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 05.03.1958
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Aufmerksamkeit erregte Karla Runkehl in Kurt Maetzigs1) zweiteiligen, aufwendigen
Biografie "Ernst
Thälmann Sohn seiner Klasse"1) (1954)
und "Ernst
Thälmann Führer seiner Klasse"1) (1955)
über das Leben des KPD-Führers Ernst Thälmann1),
dargestellt von Günther Simon. Hier verkörperte Karla Runkehl im ersten Teil das
junge Arbeitermädchen Änne Harms, die sich in Thälmanns Freund Fiete Jansen
(Hans-Peter Minetti) verliebt, im zweiten Teil war sie dann
dessen Ehefrau "eine in ihrer Mütterlichkeit schöne Frau, ein durch Leid geläuterter
Charakter" (Hofmann, 1959).**)
Ihre Darstellung des Werdegangs vom Hamburger Arbeitermädchen zur charakterlich und politisch gefestigten
Frau und Mutter galt als Inbegriff des sozialistischen Frauenbilds. Auch die nachfolgenden Filme stilisierten
sie zum Vorbild der DDR-Jugend.2)
Neben Günther Simon zählte Karla Runkehl in jenen Jahren zu den
Publikumslieblingen der DEFA, spielte beispielsweise eindringlich die Irene Schorn
in Konrad Wolfs1) Frühwerk "Genesung"1) (1955): "Der "falsche"
Arzt Friedel Walter (Wolfgang Kieling)
trifft nach dem Kriege seine Jugendliebe (Runkehl) wieder, die illegal am
antifaschistischen Widerstandskampf teilgenommen und einen Gelähmten
geheiratet hat. Friedel verzichtet auf seine Liebe, gibt seinem Partner neue
Kraft und findet selbst zum neuen Anfang, indem er sich dem Gericht
stellt."3)
Porträt Karla Runkehl um 1954
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pkm_0001184_001)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 1954 (?)
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Erneut unter der Regie Kurt Maetzigs überzeugte
sie als eigenwillige, idealistische Bäuerin Annegret in
dem Zweiteiler "Schlösser
und Katen"1) (1956/57), mit dem die revolutionäre
Veränderungen in einem mecklenburgischen Dorf zwischen 1945 und 1956
thematisiert wurde. Der Autor und Dramaturg Klaus Wischnewski1) notierte in der Fachzeitschrift "Deutsche
Filmkunst" (Nr.3, 1957) unter anderem: "Ihre Gestaltung ist tiefer, differenzierter als in ihren vorhergehenden Rollen, und sie ist frei von Verhemmungen, die dort spürbar
waren." Hochgelobt wurde Runkehls Darstellung der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters1)
in dem Biopic "Nur eine Frau"1) (1958; Regie:
Carl Balhaus1))
nach dem gleichnamigen Roman von Hedda Zinner1), in "Einer von uns"1) (1959)
zeigte sie sich als Arbeitersportlerin Lilly
erneut mit dem die zentrale Figur des Arbeitersportlers Richard Bertram
verkörpernden Günther Simon. Der Film war dem Olympia-Teilnehmer von 1936,
Werner Seelenbinder1)
(1904 1944), gewidmet, der wegen seiner Tätigkeit im
kommunistischen Widerstand vom Volksgerichtshof in Potsdam zum Tode verurteilt
und am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet wurde.
Mit der zentralen Rolle der Klassenlehrerin Fräulein Karin Platzke
präsentierte sie sich noch in dem Jugendfilm "Die
aus der 12b"1) (1962) nach dem
Theaterstück "Leistungskontrolle" von Hedda Zinner, rückte in den
nachfolgenden Kinoproduktionen jedoch zunehmend in die zweite Reihe, oft auf
Mütterrollen oder Nachbarinnen reduziert → Übersicht Kinofilme.
Seit Ende der 1950er Jahre arbeitete Karla Runkehl vermehrt für den
"Deutschen Fernsehfunk"1) (DFF), spielte beispielsweise die junge
Schauspielerin Susanne Riemenschmied in der Literaturverfilmung "Gerichtet bei Nacht"4) (1960),
gedreht nach dem Roman "Mich wundert, dass ich so fröhlich bin" von Johannes Mario Simmel1), musste sich aber auch hier in den kommenden Jahren mit Nebenrollen
begnügen → Übersicht TV-Produktionen.
Ihre Theater-Engagements blieben seit Anfang der 1960er Jahre
ebenfalls von untergeordneter Bedeutung.
Karla Runkehl,
1959 mit dem "Kunstpreis der DDR"1) ausgezeichnet und einstiger
"Vorzeige-Star" der DEFA, starb am 24. Dezember 1986 mit nur 56 Jahren in
Kleinmachnow1) (Brandenburg);
die letzte Ruhe fand die mit
einem Zahnarzt verheiratete Mutter zweier Töchter auf dem dortigen
Waldfriedhof.
"Ihre Ausstrahlungskraft, die ausdrucksstarke Natürlichkeit ihres Spiels und ihrer
Figuren, die dem Zuschauer nachhaltig in Erinnerung bleiben und Identifikationsmöglichkeit schaffen,
machen Karla Runkehl für mehrere Jahre zu einer der beliebtesten Schauspielerinnen der DDR."
konnte man bei defa-sternstunden.de lesen (Seite nicht mehr online → Memento
bei web.archive.org).
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie
filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, defa-stiftung.de, filmportal.de, fernsehenderddr.de)
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Kinofilme (DEFA-Produktionen,
wenn nicht anders vermerkt)
- 1950: Saure Wochen frohe Feste
(als
Küchenmädchen Frieda) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1951: Corinna Schmidt
(frei nach dem Roman "Frau
Jenny Treibel" von Theodor
Fontane; ungenannte Nebenrolle)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1952: Frauenschicksale
(als Freundin von Renate Ludwig = Sonja
Sutter) → filmportal.de,
defa-stiftung
- 1953: Das
Stacheltier
(Kurz-Spielfilm): Der Bart ist ab
(als Inge)
- 1954/55: Filme über Ernst
Thälmann, dargestellt von Günther
Simon (als Arbeitermädchen Änne Harms,
später Frau von Fiete Jansen = Hans-Peter
Minetti)
- 1954: Hexen
(als Neulehrerin Marianne Paul) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1955: Genesung
(nach dem Hörspiel von Karl-Georg
Egel und Paul
Wiens; als Irene Schorn) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1956/57: Schlösser
und Katen (nach dem Roman von Kurt
Barthel alias Kuba; als Bäuerin Annegret) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1958: Nur eine Frau
(nach dem Roman von Hedda Zinner
über die Frauenrechtlerin Luise
Otto-Peters;
als Louise Otto-Peters)
→ defa-stiftung.de
- 1959: Maibowle
(als Rosa) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1960: Einer von uns
(AT: "Werner Seelenbinder";
als Losverkäuferin bzw. Arbeitersportlerin Lilly)
→ defa-stiftung.de
- 1961: Urlaub ohne Dich
(als Irma Strube)
→ defa-stiftung.de
- 1962: Ärzte
(als Susanna)
→ defa-stiftung.de
- 1962: Die
aus der 12b (nach dem Theaterstück "Leistungskontrolle" von
Hedda Zinner;
als Klassenlehrerin Frl. Karin Platzke)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1962: Mord ohne Sühne
(nach dem Roman "Im Namen des Volkes" von Theo
Harych über den "Fall
Jakubowski"; als Dora Mettner)
- 1962: Die
Igelfreundschaft / Uprchlík (Kinderfilm; Produktion DEFA/Tschechoslowakei
nach der Erzählung von Martin
Viertel;
als Mutter von Heiner)
→ defa-stiftung.de
- 1962: Die Entdeckungen des Julian Böll
(mit Raimund
Schelcher als Julian Böll; als Jutta Böll)
- 1962: Ach,
du fröhliche
(als Frau Siebkorn) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1963: Daniel und der Weltmeister (nach
dem Kinderbuch von Wera
und Claus
Küchenmeister; als Mutter) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1965: Der Frühling braucht Zeit
(als Luise Faber) → filmportal.de,
defa-stiftung.de,
prisma.de
- 1968/1971: Die
Russen kommen (Aufführungsverbot; EA: 03.12.1987; nach der Erzählung
"Die Anzeige" (in "Ferien am Feuer")
von Egon
Richter; als Mutter Bergschicker) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1970: Im Spannungsfeld
(als Parteisekretärin) → defa-stiftung.de
- 1973: Unterm
Birnbaum (nach der gleichnamigen
Erzählung
von Theodor Fontane; als Male)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1974:
verdammt, ich bin erwachsen
(nach dem Roman von Joachim
Nowotny; als Mutter von Klaus Kambor)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1974: Johannes Kepler
(über Johannes
Kepler, dargestellt von Reimar
Johannes Baur; als Frau von Kepplers Assistent,
dem Astronomen Tycho Brahe,
dargestellt von Kurt Böwe)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1975: Am Ende der Welt
(ungenannte Nebenrolle)
→ defa-stiftung.de
- 1977: Die
unverbesserliche Barbara (als Fürsorgerin)
→ defa-stiftung.de
- 1978: Sabine Wulff
(als Mutter von Sabine = Karin
Düwel) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1980: Die
Verlobte (nach den Romanen "Haus der schweren Tore"
und "Leben, wo gestorben wird" von Eva
Lippold;
als Beamtin im Polizeigefängnis) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1980: Pugowitza
(nach dem Roman "Pugowitza oder Die silberne Schlüsseluhr"
von Alfred
Wellm; als Frau Sagoreit)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1982: Romanze mit
Amélie
(nach dem Roman von Benito
Wogatzki; als Frau Hillner) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1982: Die Kolonie
(als Frau Lindemann)
→ defa-stiftung.de
- 1982: Sonjas Rapport
(nach der Autobiografie von Ruth
Werner; als Ollo)
- 1986: Rabenvater
(als Frau Blümchen) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
Fernsehen (Auszug; DFF-Produktionen)
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