Lída Baarová wurde am 7. September 1914 als Ludmila Babková und Tochter eines Magistratsbeamten in der damals zum Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn1) gehörenden tschechischen Hauptstadt Prag1) in eine gutbürgerliche Familie hineingeboren. Schon mit fünf Jahren erhielt sie Tanzunterricht und absolvierte später eine Schauspielausbildung am Staatlichen Konservatorium ihrer Geburtsstadt; anschließend erhielt sie ein Engagement am dortigen "Neuen deutschen Theater". Bereits mit 17 Jahren gab sie ihr Leinwanddebüt und erhielt weitere Rollen in tschechischen Produktionen. 1934 holte sie die UFA1) nach Deutschland und wenig später wurde sie als Partnerin von Gustav Fröhlich (1902 – 1987) für das Melodram "Barcarole"1) (1935) verpflichtet – Lída Baarová avancierte praktisch über Nacht zum Leinwandstar.
Nach der erneut mit Gustav Fröhlich gedrehten Geschichte "Leutnant Bobby, der Teufelskerl" (1935) folgten die NS-Propaganda-Streifen "Die Sunde der Versuchung"2) 1936) und "Verräter"1) (1936). In "Die Fledermaus"2) (1937) nach Motiven der gleichnamigen Operette1) von Johann Strauss (Sohn)1) war dann Hans Söhnker ihr Partner, in der Adaption "Der Spieler"1) (1938) nach der gleichnamigen Novelle1) von Fjodor Dostojewski1) mimte sie als die junge Russin Nina die Tochter des pensionierten General Kirileff (Eugen Klöpfer). In all diesen Produktionen stellte die bildschöne Schauspielerin meist den Typus des geheimnisvollen Vamps dar, trat neben so populären Kollegen/Kolleginnen jener Ära wie Willy Birgel, Hilde Körber, Mathias Wieman oder Grethe Weiser in Erscheinung. Außerdem spielte sie in Berlin an den "Kammerspielen" des "Deutschen Theaters"1) und an der "Volksbühne"1).
 
Schlagzeilen machte dann die bis dahin heimliche Liaison der schönen Baarová mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels1) durch die legendäre Ohrfeige, die der eifersüchtige Gustav Fröhlich angeblich dem "Schirmherr des deutschen Films" gegeben haben soll. Im Sommer 1936 hatte Fröhlich in Berlin eine Villa in der Nachbarschaft der Familie Goebbels auf der Insel Schwanenwerder1) gekauft, wo die Baarová mit dem Filmstar lebte. Goebbels war, trotz seiner nach außen plakativ dargestellten Bilderbuch-Ehe für Affären mit jungen, attraktiven Schauspielerinnen bekannt, wurde auch der "Der Bock von Babelsberg" genannt.
Lichtbild/Szenenfoto mit Lída Baarová aus "Preussische Liebesgeschichte" (1938); Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Goebbels balzt nach allen Regeln der Kunst: Er spielt am Flügel romantische Weisen, rudert Lida über den See, füttert mit ihr Rehe im Wald und turtelt am Kamin. Die 22-Jährige wehrt sich nicht lange gegen seine Avancen. Sie trennt sich von Fröhlich und Goebbels hat freie Bahn bei seiner "Liduschka": "Er war sehr geistreich. Wir haben viel gelacht und wir haben uns gut verstanden. Ich muss sagen, er war ein sehr nobler Mensch." Aus der Affäre wird eine ernsthafte Liebe.3)
Als der Propagandaminister nach zwei Jahren erkennen ließ, dass er sich wegen der Schauspielerin scheiden lassen wolle, wandte sich Magda Goebbels1) im August 1938 unmittelbar an Hitler1), der wutschnaubend ein Ende der Beziehung angeordnet haben soll. Lída Baarová fiel in Ungnade, bekam Spielverbot und die Premiere des 1938 zusammen mit Willy Fritsch gedrehten Historiendramas "Preußische Liebesgeschichte"1) wurde untersagt; erst am 12. April 1950 gelangte die Produktion unter dem Titel "Liebeslegende" zur Uraufführung.
 
Lichtbild/Szenenfoto mit Lída Baarová
aus "Preussische Liebesgeschichte" (1938)
Quelle: cyranos.ch
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Ende 1938 wurde die Schauspielerin aus Deutschland ausgewiesen und sie kehrte in ihre Heimat zurück. Wikipedia notiert: "Im Jahr 1939 ging Baarová zurück in ihre Heimatstadt Prag. Sie wohnte mit ihren Eltern und ihrer Schwester Zorka Janů (1921 – 1946), die ebenfalls eine talentierte Schauspielerin war, in einer Villa, die Baarová vom Architekten LadislavŽák (1900 – 1973) für sich und ihre Eltern 1937 im Villenviertel Hanspaulka hatte bauen lassen. In Prag konnte Baarová wieder spielen, und bis Ende des Jahres  1941 hat sie wahrscheinlich die erfolgreichsten Filme ihrer Karriere gedreht. Jedoch holte Baarová das Spielverbot von 1938 in Prag Ende 1941 ein." Ihre letzte filmische Arbeit in Tschechien war unter der Regie von Otakar Vávra1) die Adaption "Turbina" (1941) nach dem Roman (dt. "Die Turbine") von Karel Matěj Čapek-Chod1) über den Niedergang des von František Smolík (1891 – 1972) dargestellten Fabrikanten bzw. Mühlenbesitzers und Ratsherrn Ullik, wo sie dessen Tochter Tynda spielte. 1942 ging Baarová nach Italien und drehte dort fünf Filme, unter anderem das von Enrico Guazzoni1) in Szene gesetzte Historiendrama "La fornarina" (1943) über Margherita Luti1), genannt "La Fornarina", bevorzugtes Modell des Malers Raffael1) und vermutlich dessen Geliebte, in dem sie neben Raffael-Darsteller Walter Lazzaro (1914 – 1989) die Titelrolle der Margherita verkörperte.
Nach Kriegsende wurde Lída Baarová von den Tschechen wegen Kollaboration mit den Nazis und als Spionin angeklagt und für 18 Monate in dem berüchtigten Prager "Gefängnis Pankrác"1) inhaftiert. Erst Ende 1946 ließ man sie, nun rehabilitiert, wieder frei: "Ihre Beziehung zu Goebbels habe vor der Zeit der "Gefährdung der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich" stattgefunden, und sie habe auch später nicht mit deutschen Behörden kollaboriert. Im Zuge des Verfahrens wurde festgestellt, dass sie weder Menschen denunziert noch angezeigt hatte. Ihre Mutter starb während eines Verhörs an einem Herzinfarkt. Ihre Schwester Zorka Janů beging im März 1946 Suizid, nachdem sie als Schwester einer mutmaßlichen Kollaborateurin Hitlerdeutschlands keine Engagements in der Tschechoslowakei bekommen hatte." kann man bei Wikipedia lesen. Kurz nach ihrer Freilassung heiratete Lída Baarová 1947 den Puppenspieler Jan Kopecký, einen Verwandten des kommunistischen Politikers Václav Kopecký1), und flüchtete mit ihm vor den Kommunisten unter abenteuerlichen Umständen zunächst über Bratislava1) nach Österreich, später nach Argentinien.
 
Nach ihrer Rückkehr nach Europa ging Lída Baarová ab 1950 wieder nach Italien, drehte in Rom einige Filme und versuchte vergeblich als Schauspielerin Fuß zu fassen. Lediglich mit dem von Federico Fellini1) gedrehten ersten Meisterwerk "I vitelloni"1) (1953, "Die Müßiggänger") konnte sie an alte Erfolge anknüpfen. Die nachfolgen Filme sind jedoch eher zu vernachlässigen, nach der von José Antonio Isasi-Isasmendi1) realisierten spanischen Produktion "Blutige Rhapsodie" (1958, "Rapsodia de sangre") über den im Herbst 1956 stattgefundenen "Ungarischen Volksaufstand"1)  beendete sie ihre filmische Karriere → Übersicht (Auszug) Kinofilme.
Seit 1956 von Jan Kopecký geschieden, zog sie ins österreichische Salzburg und erhielt Engagements an deutschsprachigen Theatern. Anfang der 1960er Jahre war die Baarová erstmals auch wieder in Boulevardstücken auf deutschen Bühnen zu sehen, so in Düsseldorf, Heidelberg und Bad Godesberg – doch immer noch schlugen ihr Ressentiments entgegen. 1975 engagierte sie Rainer Werner Fassbinder1) für sein Stück "Die bitteren Tränen der Petra von Kant"; es sollte der letzte schauspielerische Triumph ihrer wechselvollen Karriere sein.
  
Lída Baarová, die nach langjähriger Beziehung seit 1969 bis zu dessen Tod im Jahre 1972 mit dem schwedischen Professor Dr. Kurt Lundwall, prominenter Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in Salzburg, verheiratet war, starb am 28. Oktober 2000 im Alter von 86 Jahren – von den Medien fast unbeachtet – nach langer Krankheit in Salzburg1). Ihre letzten Jahre verbrachte der einst an Luxus gewöhnte UFA-Star vereinsamt, von der Parkinsonschen Krankheit gezeichnet in ihrer Salzburger Wohnung und lebte von einer bescheidenen Rente. Sie wurde auf eigenen Wunsch in ihrer Geburtsstadt Prag in einem Familiengrab (Urnenhain Strašice) beigesetzt → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Nach dem Tod der Künstlerin wurden im Februar 2001 im Koblenzer Verlag "Kettermann und Schmidt" die Memoiren "Lida Baarova: Die süße Bitterkeit meines Lebens" veröffentlicht, die die einstige Filmdiva bereits 1995 geschrieben hatte; damals fand sie jedoch kein Verleger für ihre Lebensgeschichte.
Ihr Leben war abenteuerlicher als ihre Filmrollen. Dennoch beeindruckte die schöne Frau mit der dunklen Stimme und den großen, melancholischen Augen auf der Leinwand an der Seite von Teufelskerlen und Patrioten, sie liebte auch Verräter leidenschaftlich. Blonde Konkurrentinnen hatten gegen diese luxuriöse, exotische, ausländische Variante des Vamps, die junge Russinnen, Italienerinnen, Französinnen oder litauische Prinzessinnen spielte, ebensowenig eine Chance, wie der sie liebende deutsche Leinwandheld seiner Zeit.4)
  
2015 wurde ihre Lebensgeschichte von dem tschechischen Regisseur Filip Renč1) recht melodramatisch und ambivalent beurteilt für das Kino verfilmt. Der Originaltitel "Lída Baarová" trug bei uns den Titel "Die Geliebte des Teufels"1), Tatiana Pauhofová1) stellte die junge, Zdenka Hartmann-Procházková die greise Lída Baarová dar. Propagandaminister Joseph Goebbels wurde von Karl Markovics1), der Schauspieler Gustav Fröhlich von Gedeon Burkhard1) verkörpert.
Von der tschechischen Regisseurin und Drehbuchautorin Helena Třeštíková1) sowie Jakub Hejna stammt der 95-minütige Dokumentarfilm "Zkáza krásou" (2016, "Doomed Beauty"/"Verhängnisvolle Schönheit") → IMDb.
Die Affäre zwischen Goebbels und der jungen, Baarova  verarbeitete der tschechische Komponist Aleš Březina1) zu seinem Revue-artigen Musical, das nach dem tschechischen Kosenamen von Lida Baarova schlicht "Liduschka" heißt → deutschlandfunk.de,
Siehe auch Wikipedia,zukunft-braucht-erinnerung.de, cyranos.ch, filmportal.de sowie
den Nachruf bei deutsch.radio.cz
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Quelle:
3) wdr.de (Stichtag/2005/10/27)
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 24)
Lizenz Szenenfoto aus "Preussische Liebesgeschichte": Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
          
Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de

(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), filmportal.de)
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