Übersicht (Auswahl) Film / Hörspiel
Hans Christian Blech 01; Copyright Werner Bethsold Hans Christian Blech wurde am 20. Februar 1915 als Sohn eines Beamten in Darmstadt geboren. Nach dem Besuch einer Höheren Handelsschule sowie einer abgebrochenen Kaufmannslehre erwarb er sich sein darstellerisches Rüstzeug an der Schauspielschule des "Hessischen Landestheaters"1), an deren Bühne er auch sein Debüt gab. In den nachfolgenden Jahre profilierte er sich am den Theatern in Baden-Baden, Krefeld (1936–37), Kiel (1937–1938) und Freiburg (19381#150;1939) zu einem anerkannten Charakterdarsteller. Am "Alten Theater"1) in Leipzig spielte er noch bis 1941, wurde dann zur Wehrmacht eingezogen. Blech kämpfte in Russland, wurde verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft.


Foto zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1)  (1925–2019); © Werner Bethsold
Das Foto entstand Anfang der 1990er Jahre während einer Hörspielproduktion.
Nach Kriegsende war er ab 1947 vorwiegend an den "Münchener Kammerspielen" engagiert, deren Ensemble er bis 1954 angehörte. Danach arbeitete er unter anderem am "Bayerischen Staatsschauspiel"1), gab Gastspiele am Wiener "Burgtheater"1), am "Schauspielhaus Zürich"1) sowie an der "Freien Volksbühne Berlin" und war besonders in sozial- und gesellschaftskritischen Stücken überaus erfolgreich.
Mit seinen Interpretationen gebrochener Charaktere wie beispielsweise als Büchners "Woyzeck" oder den großen Einzelgängern der Literatur schrieb Blech Theatergeschichte. An den "Münchener Kammerspielen" brillierte Blech unter anderem*) als
(Fremde Links: Wikipedia)
Am "Bayerischen Staatsschauspiel" machte er beispielsweise mit der Titelrolle in Fritz Kortners Inszenierung von Büchners "Dantons Tod"1) (1959) Furore, am "Schauspielhaus Zürich" gestaltete er unter der Regie von Kurt Horwitz den Möbius in der Uraufführung (21.02.1962) von Dürrenmatts "Die Physiker"1) an der Seite der unvergessenen Therese Giehse als Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd; diese Figur interpretierte er zudem an den "Münchner Kammerspielen" und am Wiener "Burgtheater". An der "Freien Volksbühne Berlin" gab er den einstigen RAF-Bomberpiloten Peter Dorland in der Uraufführung (09.10.1967) von Rolf Hochhuths1) Tragödie "Soldaten – Nekrolog auf Genf" (Regie: Hans Schweikart), mit O. E. Hasse als Winston Churchill1) und Dieter Borsche als Władysław Sikorski1), polnischer General und Exil-Präsident → www.spiegel.de, www.zeit.de. Am "Württembergischen Staatstheater Stuttgart"1) gestaltete er die Titelrolle in Shakespeares "Richard III."1) (1968) und den Werftbesitzer in der Uraufführung (15.05.1970) von Hochhuths "Guerillas", jeweils in Inszenierungen von Peter Palitzsch1).
Schon 1939 war Blech von dem legendären Emil Jannings für die Leinwand entdeckt worden, doch sein Debütfilm "Der letzte Appell" (Regie: Max W. Kimmich1)) blieb wegen des Kriegsausbruchs unvollendet, nach Kriegsende holten ihn Regisseure wie Erich Engel1) und Helmut Käutner1) vor die Kamera. 1948 mimte Blech den durchtrieben-heimtückischen Mörder Karlheinz Gabler in dem DEFA-Justizdrama "Affaire Blum"1), 1954/1955 erlangte er dann Starruhm als tückisch-feiger Soldatenschinder Wachtmeister Platzek in Paul Mays "Kommiss"-Trilogie "08/15"1) (1954), "08/15 – Im Krieg" (1955) und "08/15 – In der Heimat" (1955) nach den Romanen von Hans Hellmuth Kirst.
Ab Ende der 1950er Jahren wirkte Blech auch in einigen Hollywood-Produktionen, vornehmlich monumentalen Kriegsdramen mit, wie als Major Werner Pluskat in "Der längste Tag"1) (1962, The Longest Day), als Widerstandskämpfer in "Morituri"1) (1965) oder als Hauptmann Carl Schmidt in "Die Brücke von Remagen"1) (1969, The Bridge at Remagen), um nur einige zu nennen. Zu seinen weiteren herausragenden Kinorollen zählen die des Deserteurs Rudolf Barth ("Tiger") in Anatole Litvaks "Entscheidung vor Morgengrauen"1) (1951), der Wachtmeister Willi Kolanski in Geza von Cziffras Krimi "Banditen der Autobahn"2) (1955), der Laertes in Wim Wenders' preisgekröntem Film "Falsche Bewegung"1) (1975) oder die des Hofrats Behrens in Hans W. Geißendörfers Thomas Mann-Adaption "Der Zauberberg"1) (1982).
 

Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem Fotografen
 Edmond Frederik zur Verfügung gestellt.
© Edmond Frederik (Lizensiert)

Hans Christian Blech; Copyright Edmond Frederik
Hans Christian Blech als Wilhelm Urack mit Peter Kuiper (Professor Gerlinger) in "Collin"; Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; Copyright SWR Im Fernsehen feierte der Mann mit den markanten Gesichtzügen ab Mitte der 1950er Jahre ebenfalls Erfolge und verkörperte oft historisch belastete Gegenwartscharaktere. Die Zahl der Fernsehrollen, denen Blech im Laufe seiner lang Karriere Profil und Format verlieh, lassen sich kaum überblicken. Unvergessen bleiben seine Auftritte in der Büchner-Verfilmung "Woyzeck" (1966; Regie: Rudolf Noelte1)), die Titelfigur in der 8-teiligen Romanadaotion "Theodor Chindler" (1979), seine Verkörperung des einflussreichen Sicherheitsoffiziers Wilhelm Urack neben Curd Jürgens in dem von Peter Schulze-Rohr nach dem Roman von Stefan Heym1) inszenierten Zweiteiler "Collin" (1981) oder der Maler Lauters in Tom Toelles Dreiteiler "Via Mala"1) (1985) nach dem bekannten Heimatroman von John Knittel1) an der Seite von Mario Adorf als tyrannischem Sägemühlenbesitzer Jonas Lauretz.
 
Hans Christian Blech als Wilhelm Urack mit Peter Kuiper1) (Professor Gerlinger) in "Collin"
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services;  © SWR
1990 beispielsweise glänzte Blech als königstreuer Protagonist in Hartmut Griesmayrs Literaturverfilmung "Meister Timpe"3) oder als "Genosse Honecker"1) in der ARD-Sendung "Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution"1), einer Mischung aus Moderation und Dokumentation, Interview und szenischer Rekonstruktion, 1992 als biederer Dorfpfarrer Nothsack in Heiner Carows schwarzen Komödie "Begräbnis einer Gräfin"1). Zu Blechs letzten Arbeiten vor dere TV-Kamera zählte die Rolle des Richard, Bruder des Immobilienhais Friedrich (Rolf Hoppe), in dem von Frank Beyer in Szene gesetzten Gesellschaftsdrama "Das Große Fest" (1992, → prisma.de) sowie der Gelehrte Dr. Hummer in dem von Tom Toelle inszenierten Fernsehfilm "La Paloma fliegt nicht mehr" (1992), gedreht nach Motiven der Erzählung von Siegfried Lenz über den Zweikampfs zweier alter Männer um die Vorherrschaft in einem Hamburger Altersheim, mit Wolfgang Reichmann als "Knöpfle" und Klaus Schwarzkopf als "Frunse" → mehr Filmografie.
Das Rollenrepertoire des Schauspielers mit dem markanten, durch einen Autounfall zernarbten Gesichts war breit gefächert: Er spielte beispielsweise Attentäter, Deserteure, Flüchtlinge, Spätheimkehrer oder Arbeiter; gequälte und quälende Existenzen, die vor der Vergangenheit davonlaufen, verkörperte er eindrucksvoll und brachte seine Kriegserfahrungen oftmals in seine Rollen ein.4)
Darüber hinaus stand der Schauspieler bereits seit Kriegsende oftmals in Hörspiel-Studio und bereicherte mit seiner unverwechselbaren Stimme so manches Stück. Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Hans Christian Blech, der ab 1952 eine Zeit lang mit der Schauspielerin Ernie Wilhelmi (1933 – 2007) verheiratet war, starb am 5. März 1993 in München an Herzversagen. die letzte Ruhestätte fand er auf dem "Alten Friedhof" in seiner Geburtsstadt Darmstadt → Foto der Grabstätte bei knerger.de. Sein schriftlicher Nachlass befindet sich in der Berliner "Akademie der Künste"1) → archiv.adk.de.

Foto zur Verfügung gestellt von Werner Bethsold1)  (1925–2019)
Das Foto entstand Anfang der 1990er Jahre während einer Hörspielproduktion.
© Werner Bethsold

Hans Christian Blech 02; Copyright Werner Bethsold
Während seiner Schauspielerkarriere wurde der Charaktermime mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt: 1966 verlieh man ihm auf dem "Internationalen Fernsehfestival" in Prag den Preis als "Bester Darsteller" in "Woyzeck", 1975 erhielt er gemeinsam mit seinen Schauspielerkollegen das "Filmband in Gold"1) für seine Rolle in "Falsche Bewegung". Ein Jahr später wurde er mit einem weiteren "Filmband in Gold " für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" ausgezeichnet. 1979 folgte der "Bambi"1) für "hervorragende schauspielerische Leistungen" sowie 1981 die "Goldene Kamera"1) für "Collin". Zusammen mit Claudia Rohe/Jürgen Flimm1) (Regie), Martin Wiebel (Produktion), Cordt Schnibben1) (Co-Drehbuch) und Dirk Dautzenberg (Erich Mielke1)) erhielt auch Blech 1991 den "Grimme-Preis"1) in Silber für "Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution", 1992 wurden Blechs schauspielerisches Wirken mit dem "Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten" anlässlich der Verleihung des "Bayerischen Fernsehpreises"1) gewürdigt; ein Jahr zuvor hatte man ihn als "Ordentliches Mitglied" in der "Bayerischen Akademie der schönen Künste"1) aufgenommen.
Siehe auch prisma.de, Wikipedia, darmstadt-stadtlexikon.de, tls.theaterwissenschaft.ch, filmportal.de
sowie www.promigrab.de und den Nachruf bei www.zeit.de
*) Henschel Theaterlexikon (Hrsg. C. Bernd Sucher; Henschel Verlag, 2010, S.  84/85)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) deutsches-filmhaus.de
4) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars"  von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 41)
  
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der
Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, prisma.de,
Die Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
1950er 1960er ab den 1970ern
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia,
deutsche-biographie.de, Historisches Lexikon der Schweiz)
1950er Jahre 1960er Jahre ab den 1970er Jahren
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