Übersicht (Auswahl) Filmografie / Hörspiel
Ernst Fritz Fürbringer wurde am 27. Juli 1900 als Sohn eines Sanitätsrates in Braunschweig1) geboren. Er besuchte zunächst die Realschule, war später Fähnrich der Marine und gehörte dem Freikorps im Baltikum an. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges Krieg begann er auf einem Bauernhof bei Lüneburg eine landwirtschaftliche Lehre und wurde wenig später "Zweiter Beamter" auf einem Gut in Ostpreußen; von dort aus wechselte er als landwirtschaftlicher Inspektor nach Schleswig-Holstein. Als ihn die Sehnsucht nach städtischem Kulturleben, insbesondere nach dem Theater packte, gab er seine agronomische Berufslautbahn abrupt auf und wurde kaufmännischer Lehrling bei einer Hamburger Firma.
Eine Zeitlang war er Verkäufer einer angesehenen Hamburger Agenturfirma für Eisen, Stahl, Rot- und Buntguss. Seine freie Zeit widmete er damals vor allem den großen Theaterdramen, von denen er so begeistert war, dass er anfing zu Hause komplette Partien einzustudieren.
Zwischen 1924 und 1925 entschloss er sich dann zu einer professionellen Ausbildung und nahm in Hamburg Unterricht bei Carl Zistig (1887 – 1942. Um mehr Zeit für die Schauspielausbildung zu haben, wechselte er in dieser Zeit in die Buchführung der Firma "Siemens-Schukert".
1925 gab Fürbringer sein Bühnendebüt in einer Schauspielschüler-Aufführung der Franz Grillparzer1)-Tragödie "Des Meeres und der Liebe Wellen" in der Rolle des Qberpriesters an den "Hamburger Kammerspielen"1) und erhielt dort spontan sein erstes Engagement. Dort gehörte der Schauspieler zehn Jahre lang zum Ensemble, auch wenn ihm der damalige Oberspielleiter Gustaf Gründgens attestiert haben soll, er sei "der unkomödiantischste aller Schauspieler, die ich kenne". Nach 1935 ging Fürbringer zum "Bayerischen Staatsschauspiel"1) in München, wo er bis 1942 Mitglied war und startete daneben aber auch eine bemerkenswerte Filmkarriere.

Ernst Fritz Fürbringer in der Rolle des Caesar1)
Urheber: Hanns Holdt1) (1887 – 1944)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ernst Fritz Fürbringer in der Rolle des Caesar; Urheber: Hanns Holdt (1887 – 1944); Quelle: cyranos.ch; Lizenz: Gemeinfreiheit
Sein Leinwanddebüt gab Fürbringer nach einem Einsatz in dem Dokumentarfilm "Wasser hat Balken" (1933 mit einem kleinen Part in Hans Deppes Adaption "Straßenmusik"2) (1936) nach dem Stück von Paul Schurek1), Rollen in zahlreichen weiteren Produktionen folgten. Er spielte Diener, Kammerherren oder war 1942 der Staatsmann Fürst von Metternich1) in dem von Willi Forst inszenierten Streifen "Wiener Blut"1) nach der gleichnamige Operette1) von Johann Strauss1). Man sah ihn beispielsweise neben La Jana als Illusionist Garvin in der Artisten- und Künstlergeschichte "Truxa"1) (1936), ein Jahr später als Ministerialrat mit Ptotagonist Heinrich George in "Ein Volksfeind"1) (1937) nach dem gleichnamiges Drama1) von Henrik Ibsen1) oder in dem aufwendig gedrehtem Revuefilm "Es leuchten die Sterne"1) (1938), wo er als Filmregisseur Hans Holger einmal mehr an der Seite von La Jana auftauchte. 1940 präsentierte er sich in Luis Trenkers Historienfilm "Der Feuerteufel"1) erneut als Metternich, gehörte als Herr von Schornow 1940 zur Besetzung der von Hans Schweikart1) mit Käthe Gold (Minna) und Ewald Balser (Major von Tellheim) in Szene gesetzten Lessing-Adaption1) "Das Fräulein von Barnhelm"2). Bis Kriegsende folgten prägnante Rollen auch in einigen NS-Propaganda-Produktionen, so unter anderem als Hofarchitekt Baron Eosander1) in dem Biopic "Andreas Schlüter"1) (1942) mit Heinrich George als Baumeister Andreas Schlüter1) oder als britischer Geschäftsmann Sir Bruce Ismay1) in dem Schiffsuntergangs-Drama "Titanic"1) (1943).
Zwischen 1942 und 1945 hatte der Schauspieler einen Hausvertrag mit der "Bavaria-Filmkunst"1) und war während des 2. Weltkrieges für Theater und Film vom Wehrdienst freigestellt.
Ernst Fritz Fürbringer als Kommissar mit Hartmut Reck (Raskolnikoff) in der TV-Fassung (1959) von Leopold Ahlsens Schauspiel "Raskolnikoff" nach dem Roman "Schuld und Sühne" von Fjodor Dostojewski; Regie: Franz Peter Wirth; Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; Copyright SWR Nach Kriegsende spielte Fürbringer wieder vermehrt Theater, war zwischen 1954 und 1959 Ensemblemitglied der "Städtischen Bühnen Frankfurt"1), gab Gastspiele in München an der "Kleinen Komödie"1) (bis 1978), erneut am "Bayerischen Staatsschauspiel" sowie an den "Münchner Kammerspielen"1) (ab 1950), ferner an der "Berliner Komödie"1) und am "Theater am Central"3) in Zürich. Er gab auf der Bühne viele Heldenrollen in Klassikern, glänzte aber auch als distinguierter Frackträger in zahlreichen Boulevardstücken.
  
Ernst Fritz Fürbringer (Kommissar) mit Hartmut Reck (Raskolnikoff)
in der TV-Fassung (1959) von Leopold Ahlsens1) Schauspiel "Raskolnikoff"4)
nach dem Roman "Schuld und Sühne"1) von Fjodor Dostojewski1)
Regie: Franz Peter Wirth1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; © SWR
Im bundesdeutschen Nachkriegskino blieb er weiterhin ein gefragter Darsteller und wurde überwiegend mit profilierten Nebenrollen besetzt, wirkte in rund 50 Kinoproduktionen mit: So erlebte man ihn beispielsweise erst 1947 als Advokaten Rienösl in dem bereits 1944/45 gedrehten, ganz auf Hans Moser zugeschnittenen Streifen "Der Millionär"1), ein Jahr später neben Heinz Rühmann als Professor Kalkhoff in "Der Herr vom andern Stern"1) (1948). Als Inspektor Hirzinger tauchte er 1951 in dem Krimi "Grenzstation 58"1) auf, mimte den Bankier Petterson in dem Thriller "Die Dame in Schwarz"1) (1951) oder einen Staatsanwalt in dem Melodram "Der Kaplan von San Lorenzo"1) (1953) mit Dieter Borsche in der Titelrolle. Fürbringer war der Präfekt in der heiteren Geschichte "Käpt'n Bay-Bay"1) (1953) mit Hans Albers, der 1. General in dem Drama "Es geschah am 20. Juli"1) (1955) über das gescheiterte Hitler Attentat1) vom 20. Juli 1944 mit Bernhard Wicki als Claus Schenk Graf von Stauffenberg1), der Vater Hubert Scharfenberg in dem Heimatstreifen "Heiße Ernte"1) (1956), der Lord Horace in "Robinson soll nicht sterben"1) (1957) nach dem Theaterstück von Friedrich Forster1) oder der Landgerichtsdirektor Dr. Schleffien in dem vielbeachtetem Krimi "Nachts, wenn der Teufel kam"1) (1957) über den von Mario Adorf dargestellten angeblichen Serienmörder Bruno Lüdke1). Als Schulinspektor Wagner zeigte er sich in dem Rühmann-Film "Der Pauker"1) (1958) und ein Jahr später als Sir Archibald in dem Wallace-Krimi "Der Frosch mit der Maske"1) (1959) – diese Figur mimte er auch 1960 in "Der Rote Kreis"1) sowie in "Die Bande des Schreckens"1). Es folgten Auftritte in Produktionen unterschiedlichsten Genres wie die Krimikomödie "Vorsicht Mr. Dodd!"1) (1964) mit Heinz Rühmann, die Wallace-Verfilmung "Die Gruft mit dem Rätselschloß"1) (1964), der Kriegsfilm "Brennt Paris?"1) (1966, "Paris brűle-t-il?") oder die beiden "Kommissar-X"1)-Stories "Kommissar X – In den Klauen des goldenen Drachen"1) (1966) und "Kommissar X jagt die roten Tiger"1) (1971). In den Ludwig-Thoma-Verfilmungen "Lausbubengeschichten"1) (1965), "Tante Frieda – Neue Lausbubengeschichten"1) (1965) und "Ludwig auf Freiersfüßen"1) (1969) trat er als Schulrektor in Erscheinung. Zuletzt sahen ihn die Kinobesucher 1973 mit dem kleinen Part eines Pastors in der deutsch-französisch-italienischen Koproduktion bzw. dem Spionagestreifen "Die Schlange"1) auf der Leinwand, gedreht von Henri Verneuil1) nach dem Roman "Le treizičme suicidé" von Pierre Nord1) → Üersicht Kinofilme.
Ab Mitte der 1950er Jahre war Fürbringer vor allem dem Fernsehen verbunden und wirkte in rund 150 TV-Produktionen mit, darunter in zahlreichen ambitionierten Klassikerverfilmungen, aber auch Krimiserien/-reihen wie "Der Kommissar", "Tatort"1) oder "Derrick"1)
In nachhaltiger Erinnerung ist Fürbringer als Kaiser Karl V.1) in Franz Peter Wirths1) Biopic "Der arme Mann Luther"1) (1965) mit Hans Dieter Zeidler als Reformator Martin Luther1) geblieben, 1967 spielte er den Inspektor Brown in dem Straßenfeger "Der Tod läuft hinterher", 1968 war er der Herzog von York1) in der Shakespeare.Adaption1) "König Richard II." mit Hannes Messemer in der Titelrolle des Richard II.. Dass Fürbringer besonders gut verschieden geartete historische Personen zu verkörpern wusste, zeigte er auch als Generalfeldmarschall von Witzleben1) in dem zweiteiligen Doku-Drama "Operation Walküre"1) (1971), als Heerführer Graf von Tilly1) in dem Mehrteiler "Wallenstein" (1978) oder als Kardinal Thomas Cajetan1) in Rainer Wolffhardts1) Zweiteiler "Martin Luther"1) (1983), diesmal mit Lambert Hamel in der Titelrolle.

Ernst Fritz Fürbringer als "ausgebooteter" Andrew Sloane in dem Fernsehspiel
"Der neue Mann"4) (1965), gedreht von Rolf Hädrich1) nach einem Buch
des bekannten amerikanischen Drehbuchautors Rod Serling1)
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax Film", welche die Produktion des
Hessischen Rundfunks Ende Februar 2013 auf DVD herausbrachte;
→ siehe  den Artikel im "Edgar Wallace Forum".

Ernst Fritz Fürbringer als Andrew Sloane in dem Fernsehspiel "Der neue Mann" (1965); Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax film"
Ebenfalls 1983 hatte man den Schauspieler als Konsul Möller der ZDF-Familienserie "Konsul Möllers Erben"5) erleben können, hierzu notiert Pidax-Film: "Diese Familiensaga basiert auf dem gleichnamigen großen Hamburg-Roman von Adolph Wittmaack1) aus dem Jahr 1913, der die Geschichte der Kaufmannsfamilie Möller von 1888 bis 1914 erzählt. Der Handel und der Wandel der Zeit stehen dabei im Mittelpunkt. Das Drehbuch schrieb Herbert Asmodi1), der mit seinen Romanadaptionen "Die Frau in Weiß" und "Der eiserne Gustav" einst die Straßen leerfegte." Weitere beachtenswerte Auftritte hatte Fuerbringer in Serien und Mehrteilern wie "Helga und die Nordlichter"1) (1984), "Vor dem Sturm"1) (1984) und "Der Sonne entgegen"1) (1985). Zuletzt sahen ihn die Fernsehzuschauer 1985 als Anwalt Dr. Möller in den Geschichten "… Erbin sein – dagegen sehr"1) sowie 1986 bzw. 1987 als Konstantin Taubricht in einigen Episoden des Quotenrenners "Die Schwarzwaldklinik"1) → Übersicht TV-Produktionen.
 
"Konsul Möllers Erben": Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Familiensaga Ende Juli 2022 auf DVD herausbrachte. "Konsul Möllers Erben": Szenenfoto mit Ernst Fritz Fürbringer als Konsul Möller; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Familiensaga Ende Juli 2022 auf DVD herausbrachte.
"Konsul Möllers Erben": Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit
Ernst Fritz Fürbringer als Konsul Möller
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche die Familiensaga
Ende Juli 2022 auf DVD herausbrachte.

Neben seiner umfangreichen Tätigkeit für Theater, Film und Fernsehen war E. F. Fürbringer auch ein gefragter Synchronsprecher und lieh so berühmten Kollegen wie Gregory Peck oder Vittorio de Sica seine Stimme → www.synchronkartei.de. Als Sprecher machte er sich seit Ende der 1940er Jahre zudem in zahlreichen Hörspielen einen Namen: eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Darüber hinaus engagierte er sich viele Jahre als Dozent an der Münchener "Otto-Falckenberg-Schule"1), um dort angehenden jungen Künstlern handwerkliche Fähigkeiten des Schauspielerberufs wie auch eigene Erfahrungen zu vermitteln6)
 
Der beliebte Charakterdarsteller Ernst Fritz Fürbringer, dem zahlreiche Nachrufe Präzision, Noblesse, Eleganz und feinen Witz attestierten, starb am 30. Oktober 1988 im Alter von  88 Jahren in München; die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen "Waldfriedhof"1) (Neuer Teil, Gräberfeld 421, anonym) → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Er war seit 1932 mit seiner Frau Lizzi (geb. Rademacher) verheiratet und hinterließ drei Kinder –  Hannes, Sabine und Ulrike. 

Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) tls.theaterwissenschaft.ch, 4) Die Krimihomepage, 5) fernsehserien.de
6) Quelle: Wikipedia
Lizenz Foto Ernst Fritz Fürbringer (Urheber: Hanns Holdt): Der Urheber dieses Werks ist 1944 gestorben; es ist daher gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 75 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung,
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, Die Krimihomepage)
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