Filmografie / Hörspiel
Ruth Hellberg wurde am 2. November 1906 als Ruth Elisabeth Gribbohm in Berlin geboren und nahm später den Künstlernamen ihrer Mutter (Margarethe Gribbohm), der Schauspielerin und Theaterhochschullehrerin Margit Hellberg (1884 – 1969), an. Ihr Vater, Fritz Holl1) (1883 – 1942), Intendant und Regisseur an einem Berliner Theater und Margit Hellberg waren nicht verheiratet.*) Aufgewachsen in einem künstlerisch geprägten Elternhaus, entschied sich auch Tochter Ruth für den Schauspielerberuf, nahm entsprechenden Unterricht und gab ihr Bühnendebüt am "Landestheater Meiningen"1). Weitere Erfahrungen sammelte sie bei der Theaterkompanie von Hans Holtorf1) (1899 – 1984) und zog mit der "Holtorf-Truppe" durch die Provinz. Später stand sie an den "Hamburger Kammerspielen"1) und den "Münchner Kammerspielen"1) auf der Bühne, Verpflichtungen führten sie nach Königsberg, Leipzig ("Altes Theater"1)) und Wien, zwischen 1938 und 1945 war sie unter der Intendanz von Gustaf Gründgens in Berlin am "Preußischen Staatstheater"1) engagiert.
Die zarte Ruth Hellberg hinterließ stärkste Eindrücke, obwohl sie nur zwei Jahre, von 1929 bis 1931, dem Ensemble des "Alten Theaters" angehörte. Sie war ergreifend in ihrer ersten Rolle in Leipzig, als "Gretchen" (in Gorthes "Faust"1)), entrückt als "Käthchen von Heilbronn"1), innig als Solveig in "Peer Gynt"1) und bezaubernd als Viola in "Was ihr wollt"1), aber ebenso überzeugend in modernen Werken wie "Rivalen"2) von Maxwell Anderson1), der "Ehe" von Alfred Döblin1), die mit ihr als Tochter und Lina Carstens als Mutter uraufgeführt wurde.3)
 
Seit Anfang der 1930er Jahre war Ruth Hellberg auch für den Film tätig, ihr Leinwanddebüt gab sie 1933 in Gerhard Lamprechts1) Streifen "Was wissen denn Männer"4), nach Produktionen wie "Freundin eines großen Mannes"4) (1934) und "Es leuchten die Sterne"1) (1938) feierte sie unter der Regie ihres Ehemannes Wolfgang Liebeneiner1), den sie 1934 geheiratet hatte, in der Adaption "Yvette. Die Tochter einer Kurtisane" (1938) nach der Novelle "Yvette" von Guy de Maupassant1) ihren größten Kinoerfolg. Es folgten tragende Rollen wie in "Heimat"1) (1938) nach dem gleichnamigen Schauspiel von Hermann Sudermann1) mit Zarah Leander und Heinrich George oder erneut neben Heinrich George sowie Hilde Krahl in "Der Postmeister"1) (1940), gedreht von Gustav Ucicky1) frei nach der gleichnamigen Erzählung1)  von Alexander Puschkin1). Ihren letzten Auftritt in einer während des 2. Weltkrieges realusierten Produktion hatte Ruth Hellberg in dem italienischen Musikfilm "Tragödie einer Liebe" (1941, "Vertigine") mit Beniamino Gigli.
 
Nach Kriegsende konnte Ruth Hellberg nicht mehr an ihre früheren Leinwanderfolge anknüpfen und widmete sich der Arbeit am Theater, wirkte unter anderem in Stuttgart, Wiesbaden und Hamburg und ging auf Gastspielreisen. Vereinzelt übernahm sie Aufgaben für das Fernsehen, zeigte sich unter anderem als Frau von Michael Kramer (Martin Held) in der von Peter Beauvais1) in Szene gesetzten Verfilmung "Michael Kramer" (1965) nach dem gleichnamigen Drama1) von Gerhart Hauptmann1) oder als Frau des Forstmeister (Hans Quest) in dem ebenfalls von Beauvais inszenierten TV-Spiel "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (1967) nach dem gleichnamigen Märchen von Adelbert von Chamisso mit Götz George als Peter Schlemihl. Einmal mehr für Peter Beauvais gab sie die Marie in der Geschichte"Finito d'amor"7) (1972) oder für Thomas Engel1) war sie die reizende alte Dame Emmi Zubermann, die in "Villa zu vermieten" (1982) gemeinsam mit ihrer ungleichen Zwillingsschwester Frieda Dingelstätt (Edith Heerdegen) einen ungewöhnlichen Weg findet, das eintönig gewordene Leben anregender zu gestalten → guenterstrack.de. Einen etwas außergewöhnlichen Experimentalfilm mit dem Titel "Wüsten" (Regie: Thomas Balzer), ein sogenanntes Videospiel auf drei Ebenen, konnten die Fernsehzuschauer im Mai 1990 erleben. Ruth Hellweg war neben Marianne Brandt, Ellen Frank, Gefion Helmke und anderen eine von acht alten Damen, die sich am Silvesterabend zusammengefunden hatten und Geschichten aus ihrem Leben erzählten →  filmdienst.de. Zwei Mal wirkte Ruth Hellweg mit prägnanten Rollen noch in Kinoproduktionen mit, für Volker Schlöndorff1) gab sie in dem Emanzipationsdrama "Strohfeuer"4) (1972) die Mutter der frisch geschiedenen Elisabeth Junker (Margarethe von Trotta1)), in Hermine Huntgeburths1)  schwarzen Komödie "Im Kreis der Lieben"4) (1991) spielte sie als Emmi Grund die Mutter von Gertrud (Karin Baal) bzw. die Großmutter von Maria (Barbara Auer1)). "Großmutter, Mutter und Enkelin – Familie Grund ist schrecklich funktional: Maria, die jüngste der drei Frauen, reist als professionelle Heiratsschwindlerin durchs Land und erleichtert willige Männer um Bares; Mutter Gertrud sorgt für Marias perfekte äußere Erscheinung und bereichert das Familienleben um Emotionales; und Emmi, die Seniorin, verwaltet in der Küche die Finanzen. Entspannung findet das gestresste Trio beim abendlichen Rommé …" kann man bei berlinale.de lesen. → Übersicht Filmografie.
 
Zudem arbeitete sie als Sprecherin für den Hörfunk sowie weiterhin umfangreich für die Synchronisation, lieh wie schon seit Mitte der 1930er Jahre vielen international bekannten Kolleginnen ihre Stimme. Zu nennen sind beispielsweise Elisabeth Bergner als Zarin Katharina1) in "Katharina die Große"1) (1934, "The Rise of Catherine the Great"), Vivien Leigh unter anderem als Cleopatra1) in "Caesar und Cleopatra"1) (1945, "Caesar and Cleopatra") und als Titelheldin "Anna Karenina"1) (1948), Martha Scott1) als Miriam in "Ben Hur"1) (1959), Myrna Loy als Beatrice Corman in "Mitternachtsspitzen"1) (1960, "Midnight Lace") oder Helen Hayes1) als Ada Quonsett in "Airport"1) (1970) → mehr bei synchronkartei.de.
Bereits Mitte der 1920er Jahre war sie an Live-Sendungen der Münchener "Deutsche Stunde in Bayern"1) beteiligt gewesen, ab Herbst 1945 stand sie dann wieder öfters im Hörspiel-Studio. Als ihr Jürgen Dluzniewski1) Mitte der 1980er Jahre das Hörspiel "Ruth"8) widmete (EA: 08.08.1986), sprach sie sich selbst. Die ARD-Hörspieldatenbank führt hierzu aus: "Das Leben einer Schauspielerin soll aufgefächert werden hier: Ruth Hellberg, die 80-jährig in München lebt. "Ruth ist eine bemerkenswerte Frau", schreibt Jürgen Dluzniewski, der mit dieser Arbeit sein erstes größeres Hörspiel vorlegt: "In der Ufa-Zeit, wo ihr die Rolle der kleinen Kokotte wie auf den Leib geschrieben war, wurde sie als Filmstar gefeiert. Nach dem Krieg spielte sie fast nur noch auf der Bühne – so unter Gründgens in Hamburg, aber auch in Stuttgart und Berlin. Ihr Leben ist ein Kaleidoskop der Ausdrucksmöglichkeiten darstellender Kunst: Theater, Film, Hörspiel". Dieses Hörspiel will nicht eine dokumentarische akustische Biografie geben, sondern die Skizze einer besonderen Lebensweise, einer ganz eigenen Art zu denken und zu handeln, mit allen Sprüngen und Widersprüchen. Ruth erzählt, spricht über ihre Träume und Leidenschaften, ihre Liebe zur Oper und wie gerne sie Sängerin geworden wäre. Sie führt ihre alten Filme vor, trällert Arien aus der Zauberflöte. Und über allem steht die Liebe zu den Menschen, das fieberhafte Interesse am Schaffen anderer und damit die Betroffenheit über das Nicht-Interesse der anderen. Nichts kränkt und erregt sie mehr als die Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit ihrer Umwelt." Eine weitere Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
Die Schauspielerin Ruth Hellberg starb, von den Medien relativ wenig beachtet, im hohen Alter von 94 Jahren am 26. April 2001 in Feldafing1) bei München. Die letzte Ruhe fand sie auf dem Evangelischen "St.-Annen-Kirchhof"1) (Feld 008–144), Teil des städtischen "Friedhof Dahlem"1) im Berliner Ortsteil Dahlem1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Ihre 1934 geschlossene Ehe mit Wolfgang Liebeneiner1) (1905 – 1987) endete vor dem Scheidungsrichter, wenig später heiratete Liebeneiner 1944 die Schauspielerin Hilde Krahl (1917 – 1999). Aus einer Liaison mit dem Schauspieler Oskar Homolka (1898 – 1978) ging die früh verstorbene Tochter Christine hervor, aus der Verbindung mit dem deutsch-niederländischen Verleger Fritz Landshoff1) (1901 – 1988), der 1936 im Amsterdamer Exil den Roman "Mephisto"1) verlegte, in dem Autor Klaus Mann1) seinen Ex-Schwager Gustaf Gründgens als die Romanfigur Hendrik Höfgen porträtierte, Sohn Andreas.9)
Von dem deutsch-schweizerischen Autor und Regisseur Thomas Blubacher1) stammt das 2018 veröffentlichte Buch "Ich jammere nicht, ich schimpfe. Ruth Hellberg" mit dem Untertitel "Ein Jahrhundert Theater". "Thomas Blubacher erzählt diese wechselvolle Schauspielerinnen-Biographie spannend, temporeich und mit großartiger Genauigkeit als ein Kaleidoskop der Theatergeschichte im 20. Jahrhundert." kann man auf der Seite des "Wallstein Verlages" lesen → wallstein-verlag.de.

Abbildung Buchcover mit freundlicher Genehmigung
des "Wallstein Verlages"

Buchcover "Ich jammere nicht, ich schimpfe. Ruth Hellberg"; mit freundlocher Genehmigung des "Wallstein Verlages"
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch
 Fotos bei virtual-history.com
Quelle: *) Volker Wachter, 3) Leipziger stadtinfo2000.de (Seite nicht mehr existent)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fischer-theater.de, 4) filmportal.de, 5) filmdienst.de, 6) Die Krimihomepage, 7) deutsches-filmhaus.de
9) Quelle: Wikipedia (Stand Oktober 2021)
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Murnau Stiftung, Wikipedia, Die Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de, fernsehserien.de)
Kinofilme Fernsehen
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, fischer-theater.de, whoswho.de)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de