Bereits während ihrer Schulzeit im "Johanna-Stift", einem von dem
Gutsbesitzer Eduard Arnhold1) gestifteten Waisenheim für Mädchen
mit angeschlossener Schule an der alten Zollstation Werftpfuhl in Hirschfelde1)
(heute Werneuchen-Hirschfelde,
Brandenburg1)),
spielte sie bei Schulaufführungen und mit 14 Jahren
stand sie für einen Kulturfilm erstmals vor der Kamera. Nach dem Abitur machte
sie auf Drängen ihrer Mutter Probeaufnahmen bei Fritz Lang1)
(1890 1976), der sie 1927
mit der Doppelrolle des gutmütigen Arbeitermädchens Maria und dem nach ihrem
Ebenbild erschaffenen kaltherzigen Maschinenmenschen in seiner stummen
Zukunftsvision "Metropolis1)
besetzte. "Übergroße Augen im schmalen Gesicht, das von einer
Strahlenkrone gerahmt wurde, ein biegsamer Mädchenkörper, dunkler Sog und
blickloses Trauern ihre ebenso ätherische wie zweideutige Schönheit schien
Brigitte Helm für immer auf die Rolle der "femme fatale" festzulegen."
schrieb die "taz" am 13.06.1996 anlässlich des Todes der
Schauspielerin in einem Nachruf.
Fritz Lang und seine Schauspielerriege schrieben Filmgeschichte, 2001 wurde "Metropolis" als erster
überhaupt in das "Weltdokumentenerbe"1)
der UNESCO1)
aufgenommen → Artikel zu dem Stummfilm-Klassiker bei filmportal.de.
Die Produktion bzw. ihr Leinwanddebüt geriet für Brigitte Helm zu einem großen Erfolg, sie erhielt von der UFA1)
einen Zehn-Jahres-Vertrag und wirkte in der Folgezeit in etlichen weiteren
Stummfilmen überwiegend als Hauptdarstellerin mit.
Szenenfoto aus "Metropolis" mit Brigitte Helm und
Heinrich
George,
der den Grot, Wächter der Herz-Maschine, spielte
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen
Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: Künstlerpostkarte im "Ross-Verlag"1),
Berlin
© "Ross-Verlag" / ÖNB
Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer Pf 2580 : C (4))
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So zeigte sie sich unter anderem 1927
als Magda, Tochter des Müllers (Albert Steinrück), in dem Anti-Kriegsfilm "Am Rande der
Welt"1) und neben der Titelheldin Édith Jéhanne1) als blinde, hilflose Gabriele Ney in Georg Wilhelm Pabsts1) Melodram "Die Liebe der Jeanne Ney"1)
sowie als Protagonistin in der nicht minder melodramatischen Geschichte
"Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna"1) (1929). Vor allem aber
machte Brigitte Helm 1928 mit der Figur des männermordenden Vamps Alraune
in dem von Henrik Galeen1) in Szene gesetzten
gleichnamigen Stummfilm1)
nach dem Schauerroman "Alraune.
Die Geschichte eines lebenden Wesens"1)
von Hanns Heinz Ewers1) Furore, eine Figur, die sie für Regisseur
Richard Oswald1)
auch in der Tonfilmfassung "Alraune"1) (1930) verkörperte.
Eine ihrer letzten Stummfilmrollen war die der blonden, verführerischen Cleo in der Geschichte "Manolescu Der König der Hochstapler"1) (1929)
mit Iwan Mosschuchin
als eleganter Herzensbrecher Georges Manolescu1).
Und bei Wikipedia kann man lesen: "Brigitte Helm, der ewigen Vamp-Rollen überdrüssig, klagte angesichts ihrer neuerlichen
femme-fatale-Besetzung, Nacktszene im Badezuber inklusive, gegen die UFA. Im September 1929 kam es deswegen zu einem Prozess,
in dem die Helm klagte: "Unter Tränen habe ich die Ufa gebeten, mich nicht immer als Vamp herauszustellen ich will nicht
immer Vamp sein ich habe in Nina Petrowna doch auch gezeigt, daß ich anderes kann. Als ich die
Rolle in Manolescu bekam, da habe ich sie zurückgegeben weil sie unanständige Szenen enthielt, die ich nicht spielen wollte.
Die Rolle wurde dann umgearbeitet, die unanständigen Szenen blieben trotzdem. Sie wurden dann aber von einer anderen Schauspielerin gegeben."
(zit. nach "Der Deutsche", Berlin, Nr. 223, vom 22.09.1929)
Brigitte Helm vor 1929
Urheber: Alexander
Binder1) (1888 1929)
Quelle: Wikimedia Commons;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Den Übergang zum Tonfilm schaffte Brigitte Helm nicht
ganz problemlos, da ihr die entsprechende Sprachschulung fehlte.
Dennoch gelang es ihr sich 1930 als Partnerin von Star-Tenor Jan Kiepura
in Carmine Gallones1) Romanze "Die singende Stadt"2)
zu behaupten.
Ihr Ruf als männermordender
Vamp entstand durch ihre Doppelrolle (Alraune ten Brinken/Alma) in dem 1930
gedrehten Film "Alraune". Ihre somnambule Figur legte sie meist im
Film auf laszive Verführerinnen, maskenstarre Luxuswesen von hohler
Hübschheit, herzlose Herrinnen und Hexen von äußerlicher Sinnesglut und
innerer Eiseskälte fest. Doch sie konnte auch komplizierte Charaktere
glaubhaft darstellen, um ihre Existenz kämpfende moderne Mädchen,
verbitterte Mittelstandsfrauen in der Männergesellschaft, hochgebildete
Damen der Gesellschaft oder tragisch Liebende. Mit ihrer schlanken Gestalt
bewegte sie sich ungezwungen vor der Kamera und ihre Gesten und Gänge über
die Leinwand ließen oftmals die Handlung der Filme vergessen.3)
Eine ihrer letzten Vamp-Rollen mimte sie 1932 als Wüstenkönigin Atinea in allen
drei Sprachversionen von Georg Wilhelm Pabsts1)
Abenteuer "Die
Herrin von Atlantis"1) ("L'Atlantide"/"The
Mistress of Atlantis"). Weitere Produktionen mit Brigitte Helm waren unter
anderem die Komödie "Die
Gräfin von Monte Christo"2) (1932) mit
Rudolf Forster,
die Literaturadaption "Fürst
Woronzeff"2) (1934) mit Albrecht Schoenhals
und der Science-Fiction-Streifen "Gold"1) (1934)
mit Hans Albers, Produktionen, von denen auch französischsprachige Versionen mit
Brigitte Helm realisiert wurden.
Während ihrer kurzen, steilen Karriere als Filmschauspielerin drehte Brigitte Helm nebenbei auch in Frankreich und
in Großbritannien, wo sie unter anderem auch die ausländischen Versionen ihrer deutschen Filme
synchronisierte. Nach Komödie "Ein
idealer Gatte"1) (1935),
gedreht von Herbert Selpin1)
nach dem gleichnamigen
Bühnenwerk1) von Oscar Wilde1), bzw. der Rolle der distinguierten Lady Chiltern
und Ehefrau von Lord Robert Chiltern (Karl Ludwig Diehl) zog sich der Star 1935 mit
knapp dreißig Jahren nach rund zehn Stumm- und 26 Tonfilmen nach Ablauf des Ufa-Vertrages wegen
Meinungsverschiedenheiten mit dem NS-Regime sowie persönlichen
Schwierigkeiten sie 1934 hatte einen Autounfall verschuldet und saß für kurze Zeit in
Haft aus dem Filmgeschäft zurück → Übersicht
Filmografie.
Nach dem Scheitern
ihrer ersten Ehe (19281934) mit Rudolf Weißbach heirate sie wenig später im April 1935 den
aus einer reichen, sehr distinguierten Industriellenfamilie stammenden Kaufmann Dr. phil. Hugo Eduard Kunheim (1902 1986),
Leiter der von Caesar Wollheim (1814 1882) gegründeten Kohlengroßhandlung
gleichen Namens4),
und zog mit ihm zunächst nach Italien, dann in die Schweiz, wo sie von der Öffentlichkeit
zurückgezogen bis zuletzt lebte. Aus der Verbindung mit Kunheim gingen vier
Kinder hervor, Pieter (1936 2010), Viktoria
"Tora" (1937 2012), Matthias (* 1938/39) und Christoph (* 1942).
1968 erhielt die Leinwand-Legende das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges
und hervorragendes Wirken im deutschen Film".
Brigitte Helm vor 1929
Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander
Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Brigitte Helm starb am 11. Juni 1996 im Alter von 88 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen im schweizerischen
Ascona1); die letzte Ruhe fand sie auf dem
dortigen Friedhof an der Seite ihres Ehemannes → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
Hanns-Georg Rodek1)
schrieb in seinem Nachruf in "Die Welt" am 13.06.1996 unter anderem "Im Laufe von 100 Jahren hat
der deutsche Film genau zwei Ikonen hervorgebracht, die weltweit sofort
Erkennung finden. Die eine schlägt, auf einem Piano sitzend, die langen Beine
übereinander, heißt Marlene Dietrich und stammt aus dem "Blauen
Engel"1). Die andere steckt in einer Art Ritterrüstung, welche die Brüste
betont, und assoziiert sofort "Metropolis". Nur anders als bei
Marlene ist der dazugehörige Name in Vergessenheit geraten. Brigitte Helm
wollte es so."
Von Daniel Semler stammt die im Februar 2008 publizierte, reich bebilderte
Monografie "Brigitte Helm Der Vamp des deutschen Films" → hhprinzler.de
sowie filmhistoriker.de.
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*) Geburtsjahr 1908 laut Inschrift
des Grabsteins → knerger.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de
Quelle:
3) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf
Heinzlmeier/Berndt Schulz
(Ausgabe 2000, S. 154)
4) "Fünf Monate in Berlin: Briefe von Edgar N. Johnson aus dem Jahre 1946", herausgegeben
von Werner Breunig, Jürgen Wetzel (Verlag: De Gruyter, Fußnote 19, S. 117).
Der Vater von Dr. phil. Hugo Eduard Kunheim war der Chemiker Dr. Erich Kunheim (1872921),
der in vierter Generation das Unternehmen "Fabrik chemischer Produkte Kunheim & Co."
(→ "Berliner
Blau") leitete sowie Mitglied im Preußischen Abgeordnetenhaus
war → www.luise-berlin.de.
Lizenz Fotos Brigitte Helm (Urheber: Alexander
Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre
urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische
Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer
gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
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Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch), Murnau Stiftung, filmportal.de) |
Stummfilme
- 1927: Metropolis
(Regie; Fritz
Lang; als Arbeitermädchen Maria / Maschinenmensch) → Murnau Stiftung
plus Artikel
"Projekt:
Metropolis", filmportal.de
plus Artikel "Fritz
Langs "Metropolis" im Wandel der Zeit", cyranos.ch
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Szenenfoto aus "Metropolis":
Alfred Abel (links) als Johann "Joh"
Fredersen,
Brigitte Helm als "Maschinenmensch" Maria
und Rudolf Klein-Rogge als Erfinder Rotwang
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000827)
aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von
Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 96)
bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10/Ross-Verlag 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 |
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Szenenfoto aus "Metropolis":
Brigitte Helm (Maria / Maschinenmensch) und
Heinrich George als Wärter der Herzmaschine Groth
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000829)
aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film"
von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 101)
bzw. Bilder aus dem Sammelwerk Nr. 10/Ross-Verlag 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Urheber: Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
|
- 1927: Die
Liebe der Jeanne Ney
(nach dem Roman von Ilja
Ehrenburg; Regie: Georg
Wilhelm Pabst;
mit Édith Jéhanne in der Titelrolle; als Cousine Gabriele Ney) → filmportal.de,
Murnau
Stiftung
- 1927: Am Rande der
Welt
(als Magda, Tochter des Müllers = Albert
Steinrück) → filmportal.de
- 1928: Alraune
(nach dem Roman "Alraune.
Die Geschichte eines lebenden Wesens" von Hanns
Heinz Ewers; als Alraune)
→ filmportal.de
- 1928: Die
Yacht der sieben Sünden
(nach dem Roman von Paul
Rosenhayn; als Marfa) → filmportal.de
(Foto)
- 1928: Abwege
(als Irene, Frau von Rechtsanwalt Dr. Thomas Beck = Gustav
Diessl) → filmportal.de
- 1928: Das
Geld / L'argent (nach dem Roman "L'Argent"
von Émile Zola;
als Baronin Sandorf)
- 1929: Skandal in Baden-Baden
(nach dem Roman "Die Geliebte Roswolskys" von Georg Froeschel;
als Tänzerin Vera Kersten)
- 1929: Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna
(als Nina Petrowna, Mätresse von Kosaken-Oberst Teroff = Warwick Ward;
Franz
Lederer als Kornett Michael Andrejewitsch Silief)
→ filmportal.de
- 1929: Geheimnisse
des Orients / Shéhérazade (ungenannte Nebenrolle) → filmportal.de
- 1929: Manolescu Der König der Hochstapler
(nach einer Novelle von János Székely; mit
Iwan
Mosschuchin
als Georges Manolescu;
als die blonde, verführerische Cleo) → filmportal.de
Tonfilme
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