Filmografie / Hörspiel
Harald Leipnitz wurde am 22. April 1926 als Sohn eines Schlossermeisters in der bergischen Stadt Elberfeld1) (heute Wuppertal-Elberfeld) geboren. Direkt nach dem Abitur musste er im 2. Weltkrieg seinen Dienst bei der Luftwaffe antreten, begann dann nach Kriegsende zunächst kurz ein Medizinstudium. Er befreundete sich mit einer Laienspieltruppe und fand Gefallen an der Schauspielerei. Leipnitz gab sein Studium auf, nahm Schauspielunterricht bei Hans Caninenberg (1913 – 2008) und debütierte 1948 in Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena"1) an den "Wuppertaler Bühnen"1), denen er für die nächsten 12 Jahre verbunden blieb. 1960 wechselte er nach München an das "Bayerische Staatsschauspiel"1), weitere Engagements in Berlin, Düsseldorf oder Stuttgart sowie bei Tourneetheatern sollten folgen.
Bereits seit Mitte der 1950er Jahre trat Leipnitz schon mit kleineren Rollen wie in "Das Glück sucht seine Kinder" (1958) im Fernsehen in Erscheinung. Den Zuschauern empfahl er sich auch 1965 mit dem dreiteiligen Durbridge-Straßenfeger "Die Schlüssel", spielte darin die Hauptrolle des Modefotografen Eric Martin, der nicht an den Selbstmord seines Bruders Philip (Peter Thom1)) glaubt und in mysteriöse Mordfälle verwickelt wird.
Leipnitz' Domäne blieb jedoch trotz vielfältiger TV-Aufgaben vorerst der Kinofilm, erstmalig war er 1963 mit der Figur des jungen Geschäftsmanns Wolfgang Spitz in dem Drama "Die endlose Nacht"1) von Will Tremper1) auf der Leinwand zu sehen und erhielt bei der Verleihung der "Deutschen Filmpreise"1) das "Filmband in Silber"1) in der Kategorie "Beste darstellerische Leistung".

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Harald Leipnitz 01; Copyright Virginia Shue
In den 1960er Jahren zeigte er sich mit prägnanten Rollen in zahlreichen Abenteuerstreifen und auch in den beliebten Edgar Wallace-Streifen1) jener Zeit wirkte er mit. So mimte er den Jimmy Flynn in "Die Gruft mit dem Rätselschloss"1) (1964), den Inspektor Bratt in "Der unheimliche Mönch"1) (1965) und den Inspektor Craig in "Die blaue Hand"1) (1967). Zu nennen sind überdies die Karl-May-Verfilmungen1) "Der Ölprinz"1) (1965) und "Winnetou und sein Freund Old Firehand"1) (1966), mit denen er im Kino präsent war. Vor allem in den 1960er Jahren legte Leipnitz nicht sehr großen Wert auf die Qualität der Produktionen, in denen er mitwirkte und trat in etlichen Fließband-Reißern wie beispielsweise "Agent 505 – Todesfalle Beirut"1) (1965) oder "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu"1) (1966, "The Brides of Fu Man Chu" in Erscheinung. Selbst in den dümmlichen "Wirtinnen"-Sexstreifen "Die Wirtin von der Lahn"1) (1967), "Frau Wirtin hat auch einen Grafen"1) (1968), "Frau Wirtin hat auch eine Nichte"1) (1968) und "Frau Wirtin bläst auch gern Trompete"1) (1970) tauchte er an der Seite von Protagonistin Terry Torday1) auf.
In den 1970er Jahren wirkte der Schauspieler unter anderem in den Simmel-Verfilmungen "Alle Menschen werden Brüder"1) (1973) und "Gott schützt die Liebenden"1) (1973) mit. Seine letzte Arbeit für das Kino war noch kurz vor seinem Tod die Rolle des von seinem Zellennachbarn Vincent (Hardy Krüger Jr.) liquidierten mysteriösen "Kannibalen" Carl in Michael Pohls düsterem, rund 60-minütigem Science-Fiction-Film " Vortex"1) (2001), der erst nach Ableben des Schauspielers fertiggestellt wurde → Übersicht Kinofilme.
Harald Leipnitz mit Ulli Philipp in einem leider nicht mehr zu ermittelndem Theaterstück; Copyright Virginia Shue Als in den 1980er und 1990er Jahren interessante Rollenangebote beim Film immer spärlicher wurden, konzentrierte sich Leipnitz vermehrt auf die Arbeit beim Fernsehen und beim Boulevard-Theater. Unter anderem ging er Ende der 1970er Jahre mit Ingrid Steeger auf Tournee, erfreute mit ihr zusammen das Publikum in der Komödie "Die Eule und das Kätzchen" von Wilton Manhoff (1919 – 1974), einem Stück, das bereits 1970 erfolgreich mit Barbra Streisand und George Segal1) verfilmt worden war → "Die Eule und das Kätzchen" (1970).
 

Harald Leipnitz mit Ulli Philipp in einem 
leider nicht mehr zu ermittelndem Theaterstück
 
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Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Auf dem Bildschirm erlebte man ihn mit Gastauftritten in etlichen populären Krimiserien wie "Der Kommissar", "Derrick"1) oder "Der Alte"1), in der Literaturadaption "Vier gegen die Bank"1) (1976) kam er als Schauspieler Peter Pagodi daher, in dem Durbridge1)-Zweiteiler "Die Kette" als der vom Dienst beurlaubten Scotland-Yard-Inspektor Harry Dawson und in "Ein Mord liegt auf der Hand"2) nach der Novelle "Lord Seviles Vebrechen"1) von Oscar Wilde1) als Erik Erasmus. Leipnitz gehörte mit Episodenrollen zur Besetzung der Kultserien "Monaco Franze – Der ewige Stenz"1) (1983) sowie "Kir Royal"1) (1986), wo er gleich in der ersten Geschichte "Wer reinkommt, ist drin"1) den Besitzer eines Münchner Schickeria-Restaurants mimte. In den Stories um "Die glückliche Familie"1) (1987–1991) mit Maria Schell und Siegfried Rauch war er einigen Folgen der Modellschneider Meister Möckelburg, in "Unsere Schule ist die beste"3) (1994–1995) der Direktor Harald Schönauer. Für zwei Folgen aus der RTL-Serie "Ein Schloss am Wörthersee"1) stand er 1990 sowohl vor ("Der Ehrengast"3)) als auch hinter der Kamera ("Der Pechvogel"3)). Zu einer seiner letzten Bildschirm-Auftritte zählte die bereits 1996 produzierte Serie "Immer Ärger mit Arno"3) (EA: 1999) mit der Figur des frischgebackenen, vergnügungssüchtigen Witwers Arno → Übersicht TV-Produktionen.
 
Die blaue Hand; Copyright Einhorn-Film Die Gruft mit dem Rätselschloss; Copyright Einhorn-Film
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Einhorn-Film
© Einhorn-Film/Weltlichtspiele Kino GmbH
 
Als Sprecher war Leipnitz ebenfalls gefragt, so lieh etlichen Leinwandstars seine markant-unverwechselbare Stimme. Von seinen mehr als 180 Arbeiten für die Synchronisation sind berühmte Kollegen zu nennen wie Alain Delon (1960, "Nur die Sonne war Zeuge"1)), Max von Sydow (1957, "Das siebente Siegel"1), 2. Synchro 1972), Albert Finney (1963, "Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen"), Donald Sutherland (1973, "Wenn die Gondeln Trauer tragen"1)), Richard Harris (1976, "Robin und Marian"1)) oder Charles Aznavour (1982, "Die Fantome des Hutmachers"1)) → mehr bei synchronkartei.de. In Hörspielproduktionen war er im Rundfunk vielfach in Kriminalhörspielen sowie in Bearbeitungen von Weltliteratur zu hören – unter anderem als Major von Crampas in dem Dreiteiler "Effi Briest"4) (1974) nach dem gleichnamigen Roman1) von Theodor Fontane1) mit Cordula Trantow als Titelheldin. Jugendlichen Hörern ist seine Stimme vor allem in Stücken nach Romanen von Michael Ende1) bekannt, so als Erzähler in der in zwei Teilen ausgestrahlten Geschichte von "Momo"1) (1976, Teil 1 / Teil 24)) und dem Zweiteiler "Die unendliche Geschichte"4) (1981) nach dem gleichnamigen Bestseller1) sowie als der geheime Zauberrat Beelzebub Irrwitzer in "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch"4) (1991/92, zwei Teile) nach dem gleichnamigen Kinderbuch1); eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier. Zu erwähnen ist auch die bei "Phonogram"1) verlegte Produktion "Jim Knopf und die wilde 13"1) (1973), ebenfalls aus der Feder von Michael Ende. Wikipedia notiert: "1978 übernahm Leipnitz auch bei Ellis Kauts1) "Meister Eder und sein Pumuckl"1) die Rolle des Erzählers für die Folgen 34 bis 39 der sogenannten 1. Auflage der LP-Produktionen der "EMI Electrola". Seine Beiträge wurden in den 1980er Jahren, als bei Erstellung der 2. Auflage auch auf die Erstauflage zurückgegriffen wurde, nicht mehr verwendet."
 
Harald Leipnitz, der während seiner Schauspielerkarriere in mehr als 160 Kino- und TV-Produktionen mitwirkte und vereinzelt auch Regie führte, starb am 21. November 2000 im Alter von 74 Jahren in München an den Folgen seiner Krebserkrankung. Bereits seit Ende der 1990er Jahre hatte Leipnitz gesundheitliche Probleme, 1998 musste er sich einer Hüftoperation unterziehen, er bekam Herzprobleme und erlitt eine Gehirnembolie, wenig später diagnostizierten die Ärzte Lungenkrebs. Die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof der österreichischen Gemeinde Köstenberg1) bei Velden am Wörther See1) (Kärnten) – Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Der Schauspieler war seit 1948 mit Walburga Dohle verheiratet und hatte drei Kinder, Sohn Thomas (geb. 1949) sowie die Töchter Christine (geb. 1956) und Cosima (geb. 1962). Nach der Trennung von seiner Frau er seit 1969 mit Ingrid Weis, Schwester der Schauspielerin Heidelinde Weis, liiert, eine Scheidung von seiner Ehefrau erfolgte jedoch nicht.
Harald Leipnitz 02; Copyright Virginia Shue Die Verlockungen des gelebten Lebens, die Lust auf Abenteuer und Frauen jeder Art und die Freude am Spiel waren Harald Leipnitz in jeder seiner zahlreichen Film- und Fernsehrollen anzusehen. Seine Augen verloren nie jenen Glanz, der über Falten triumphiert, kein Alter kennt und noch jede seiner vielen peinlichen Rollen galant überspielte. Leipnitz war ein gebrochener Charakter, der sich nie festlegen ließ, ein idealer zwiespältiger Held, der sogleich wieder krumme Dinger drehte und noch jedem für ihn bereiteten Bett entkam, wenn anderswo süßere Früchte lockten. Leipnitz kultivierte in seinen besten Filmen die Überlegenheit des lässigen Lebenszockers. Mit der leicht knarrigen Stimme verlieh er seinen Charakteren zudem Undurchschaubarkeit und Ambivalenz, selten im deutschen Film und recht eigentlich ein Zeichen von Noir-Helden. (Quelle: www.kino.de)
 
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
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Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Siehe auch Wikipedia, prisma.de
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Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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