Filmografie / Hörspiel
Klaus Löwitsch wurde am 8. April 1936 als Sohn einer Berliner Balletttänzerin und eines österreichischen Diplomingenieurs in Berlin geboren; 1946 zog die Familie nach Wien, wo der junge Klaus seine Jugend verbrachte. Nach einer klassischen Tanzausbildung an der dortigen "Akademie für Musik und darstellende Kunst"1) sowie einem Studium am "Max-Reinhardt-Seminar"1) in darstellender Kunst verzeichnete Löwitsch 1955 einen ersten Bühnenerfolg in dem Musical "Kiss me Kate"1) an der "Wiener Volksoper"1)
Klaus Löwitsch 01 Ab Ende der 1950er Jahren wirkte Löwitsch an diversen Theatern im deutschsprachigen Raum, unter anderem in Wien am "Theater in der Josefstadt"1) und an den "Münchner Kammerspielen"1), wo er unter anderem in Peter Steins1) Inszenierung des Brecht-Dramas "Im Dickicht der Städte"1) als Hotelbesitzer J. Finnay, genannt "der Wurm" zu sehen war → Theatertreffen 1968. Hans Hollmann1) besetzte ihn in dem Stück "Leben Eduards des Zweiten von England", das Bertolt Brecht1) nach "Edward II"1) von Christopher Marlowe1) verfasst hatte, als Piers Gaveston1), Günstling des Königs Eduard II.1), an der Seite des Protagonisten Romuald Pekny → Theatertreffen 1971. Löwitsch stand unter anderem in Köln, Konstanz, Hamburg und Zürich auf der Bühne, später erneut in München am "Bayerischen Staatsschauspiel"1). Zur Spielzeit 1998/98  zeigte er noch einmal, das er ein brillanter Brecht-Interpret war, unter der Regie von Thomas Langhoff1) gab er am Berliner "Deutschen Theater"1) in "Der kaukasische Kreidekreis"1) den schlauen Dorfschreiber bzw. Richter Azdak. Die Tageszeitung "Neues Deutschland"1) notierte unter anderem (01.04.1998): "Der Schauspieler, der 16 Jahre nicht auf einer Bühne stand und nach eigener Aussage ein Brecht-Fan nicht unbedingt ist, spielt dessen Volksfigur mit Bravour. Ein kantiger, ruppiger und äußerst gewiefter Lumpenproletarier laviert sich durchs Leben und jongliert schließlich mit dem Recht. Wobei er auf den Geschmack kommt, nicht nur, weil ein Richter die Hand aufhalten kann. Wenn er für Grusche richtet, dann trotzig gegen die an die Macht zurückgekehrte Adelskaste. Löwitsch fügt sich überraschend homogen ins Ensemble. Er läßt sich Zeit, kann zuhören, ist gestisch variabel. Manchmal im Tonfall scheint er dem Strohm näher als dem Azdak." → berliner-schauspielschule.de
Von besonderer Bedeutung war für Klaus Löwitsch die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder1) ab Beginn der 1970er Jahre, der Löwitsch in seinem mit dem Ensemble des "Antiteaters"1) realisierten TV-Film "
Pioniere in Ingolstadt"1) (1971) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Marieluise Fleißer1) als Feldwebel besetzte.
  
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt.  Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Zum Film war der Schauspieler bereits Mitte der 1950er Jahre gekommen und zeigte sich erstmals, wenn auch mit einem ungenannten Part, in dem Streifen "Dunja"1) (1955), gedreht von Josef von Báky1) frei nach Alexander Puschkins Novelle "Der Postmeister"1), auf der Leinwand. Eine Reihe weiterer, meist zweitklassiger Produktionen schlossen sich an und Löwitsch wurde meist auf die Rolle des rüpelhaften Bandenmitglieds wie in dem Rühmann-Film "Der Pauker"1) (1958) oder als Killer wie in dem Krimi "Die schwarze Kobra"1) (1963) festgelegt. Mit der Figur des Rowdies Werner erregte er dann jedoch in dem Reißer "Mädchen mit Gewalt"1) (1970) von Roger Fritz Aufsehen und wurde für seine darstellerische Leistung mit dem "Deutschen Filmpreis"1) als "Bester Hauptdarsteller" ausgezeichnet. Aus der fruchtbaren und intensiven Zusammenarbeit mit seinem Freund und Förderer Rainer Werner Fassbinder resultierten in den kommenden Jahren viel beachtete Rollen wie beispielsweise die des einstigen Fremdenlegionärs Harry Radek in "Der Händler der vier Jahreszeiten"1) (1972), die des Fred Stiller, Leiter des Institutes für Kybernetik, in dem TV-Zweiteiler "Welt am Draht"1) (1973) oder die des Hermann Braun, Kriegsheimkehrer und Ehemann der Protagonistin Maria (Hanna Schygulla) in "Die Ehe der Maria Braun"1) (1979). Mit Fassbinder arbeitete Löwitsch insgesamt acht Mal zusammen, neben der erwähnten TV-Produktion "Pioniere in Ingolstadt" (1971), bei dem Fernsehfilm "Wildwechsel"1) (1972) nach dem Theaterstück von Franz Xaver Kroetz1), dem Fünfteiler "Acht Stunden sind kein Tag"1) (1983), der Ibsen-Adaption "Nora Helmer"2) (1973) sowie den Kinofilmen "Schatten der Engel"2) (1976) und "Despair – Eine Reise ans Licht"1) (1978).
Der Versuch, in Hollywood Fuß zu fassen und somit auch international Anerkennung zu finden, scheiterte. Löwitsch erhielt zwar von Sam Peckinpah1) die Rolle des Unteroffiziers Krüger in dem Landserfilm "Steiner – Das Eiserne Kreuz"1) (1977, "Cross of Iron"), eine Rolle die er bei Regisseur Andrew V. McLaglen1) in "Steiner – Das Eiserne Kreuz II"1) (1979, "Breakthrough ") wiederholte, oder wirkte in dem Abenteuer "Mit dem Wind nach Westen"1) (1981, "Night Crossing") über die aufsehenerregende Ballonflucht1) aus der DDR am 16.09.1979 als finsterer, schnüffelnder Stasimann Schmolk (= Stasi-Offizier Hans Schmolke) mit, doch weitere nennenswerte Angebote blieben aus.
Stattdessen bot ihm das Fernsehen ein breites Betätigungsfeld und Löwitsch avancierte Ende der 1980er Jahre als raubeiniger Titelheld in der Krimiserie "Peter Strohm"1) zum Publikumsliebling und wurde von vielen als deutscher "James Bond"1) bezeichnet – wo Fäuste flogen und Autos explodierten war Löwitsch dabei. Sieben Jahre lang jagte er als bärbeißiger Privatdetektiv die Ganoven der Unterwelt und setzte erst 1996 nach 63 Episoden einen Schlussstrich unter die beliebte Actionserie. Man sah den als "ewigen Macho" abgestempelten Draufgänger und Kraftprotz Löwitsch darüber hinaus als Protagonist in Serien wie "Der Schatz im All"1) (1986), "Hafendetektiv"1) (1987–1991) oder "ZORC – der Mann ohne Grenzen"3) (1992) sowie seit Mitte der 1970er auch mehrfach in dem Dauerbrenner "Tatort"1), wo er in "So ein Tag …"1) (1982) und "Acht, neun – aus!"1) (1985) als Polizeihauptmeister Werner Rolfs bzw. Reinhold Dietze auf der Seite der Guten stand bzw. knifflige Fälle zu lösen hatte.


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Klaus Löwitsch 02
Klaus Löwitsch 03 Der Schauspieler wollte sich von dem Image des hartgesottenen Verbrecherjägers lösen, hatte er sich doch mit anspruchsvollen Rollen in Literaturverfilmungen wie in Michael Kehlmanns1) Ödön von Horvath-Adaption "Italienische Nacht"4) (1966) oder in "Amerika oder der Verschollene" (1969) nach dem Romanfragment "Der Verschollene"1) von Franz Kafka1) bereits als vielschichtiger Charakterdarsteller empfohlen. Für seine Gestaltung des Antiquars Siegfried Rabinovicz in Oliver Hirschbiegels1) kammerspielartigem Psycho-Thriller "Das Urteil"1) (1997) erhielt Löwitsch ein Jahr später den "Adolf-Grimme-Preis"1) und den "Bayerischen Fernsehpreis"1). Zu seinen letzten Arbeiten vor der Kamera zählten der Kino-Thriller "Feindliche Übernahme – althan.com"5) (2001), wo er neben Desiree Nosbusch1) und Thomas Kretschmann1) die Geisel Willi Konrad mimte, sowie der Action-Streifen "Extreme Ops"1) (2002) mit unter anderem Rufus Sewell1) und Heino Ferch1); hier trat er als ehemaliger jugoslawischer Soldat und Kriegsverbrecher Slobodan "Pawel" Pavlov in Erscheinung → Übersicht Filmografie.
 
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Neben seiner Arbeit für Theater, Film und Fernsehen war der vielschichtige Mime ein gefragter Sprecher. Verschiedentlich stand er im Synchronstudio, lieh unter anderem Richard Jaeckel1) in der Literaturadaption "Das Ultimatum"1) (1977, "Twilight's Last Gleaming") und Warren Oates1) in der Komödie "Ich glaub, mich knutscht ein Elch"1) (1981, "Stripes") seine unverwechselbare Stimme → mehr bei synchronkartei.de. Er wirkte in etlichen Hörspielen mit, so sprach er beispielsweise 1981/82 den Zaphod Beeblebrox in den ersten Folgen der Serie "Per Anhalter durch die Galaxis" nach der erfolgreichen BBC-Reihe "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy"1) von Douglas Adams1). Zuvor hatte er bereits als Sprecher an Märchenplatten für Kinder mitgewirkt, so beispielsweise als "Neunauge" in einer Hörspielbearbeitung des Kinderbuchs "Der kleine Wassermann"1) von Otfried Preußler1). Eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen mit Klaus Löwitsch findet man hier.
"Seine letzten Werke und Vermächtnis waren die drei Hörbücher "Offenbarung und Untergang" (Hörbuchpreis der Universität Tübingen), "Ich, Kreatur…" und "Wittgenstein", eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens, dem Weg der Menschen und der Schönheit der Existenz." notiert Wikipedia.
Weniger bekannt sein dürfte, dass Löwitsch 1976 als Sänger eine Schallplatte mit Liebesliedern ("Wir leben und wir lieben –– Klaus Löwitsch singt Liebeslieder") nach Texten von Hermann Hesse1), Federico García  Lorca1), Shakespeare1) und anderen veröffentlichte. Das nachfolgende Album "Narrenprozession"1) (1978) mit Vertonungen von Gedichten Michael Endes1) gelangte auf Wunsch des Autors – obwohl fertig produziert – nicht in den Handel. (Quelle: Wikipedia)
Klaus Löwitsch, der während seiner langjährigen Karriere in mehr als 300 Film- und TV-Produktionen mitwirkte, starb am 3. Dezember 2002 im Alter von nur 66 Jahren in einer Münchner Klinik an den Folgen seiner Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkranlung; die letzte Ruhe fand er in einem Familiengrab auf dem Münchner "Ostfriedhof"1) (Grab Nr. 88-11–4) → Foto bei knerger.de; die Grabrede hielt sein Schauspielkollege Dieter Laser.
Der charismatische Darsteller war seit vier Jahrzehnten mit seiner Frau Helga († 2012), einer ehemaligen Primaballerina, verheiratet und lebte zuletzt in München. Neben seiner umfangreichen Arbeit für Film- und Fernsehen stand Klaus Löwitsch immer wieder auf der Theaterbühne und war auch als Regisseur erfolgreich; außerdem besprach er Schallplatten mit Texten der Weltliteratur.

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Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Klaus Löwitsch 04
Siehe auch prisma.de, Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, filmportal.de sowie
die Nachrufe bei www.faz.net. www.spiegel.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) fernsehserien.de, 4) Die Krimihomepage, 5)  prisma.de
     
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Kinofilme / Fernsehen
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(Fremde Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, prisma.de, 
Die Krimihomepage, fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Klaus Löwitsch, 1988 fotografiert von dem Berliner Fotografen Werner Bethsold Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank
(mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)

Klaus Löwitsch, 1988 fotografiert von dem
Berliner Fotografen Werner Bethsold (1925 – 2019)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Quelle: Wikimedia Commons

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