Filmografie / Fotos
Ossi Oswalda wurde am 2. Februar 1898*) als Oswalda Stäglich und Tochter eines Gymnasiallehrers in Niederschönhausen1) (seit 1920 Ortsteil von Berlin) geboren. Der Vater Oswald Stäglich starb, als das Mädchen erst vier Jahre alt war, erzogen wurde Ossi Oswalda von der taubstummen Mutter. Schon früh erhielt sie Ballettunterricht bei Eva Peter, war Chortänzerin bei einem Berliner Theater und kam 1916 zum Film. Entdeckt worden war sie von dem Schauspieler und Drehbuchautor Hanns Kräly1) (1884 – 1950), der die junge Tänzerin dem bekannten Regisseur Ernst Lubitsch1) (1892 – 1947) empfahl, mit dem er damals eng zusammen arbeitete.
Der erste Stummfilm von und mit Lubitsch war die Komödie "Schuhpalast Pinkus"1) (1916), wo Ossi Oswalda als das Lehrmädchen auftauchte, weitere Filme mit Lubitsch, der insgesamt fünfzehn Filme mit ihr realisierte, aber auch anderen namhaften Regisseuren schlossen sich an. Schon bald avancierte die temperamentvolle Schauspielerin mit ihren Rollen vor allem in stummen Lustspielen jener Ära zum Publikumsliebling und wurde als die "deutsche Mary Pickford" bezeichnet.
 

Ossi Oswalda auf einer Fotografie
von Alexander Binder1) (1888 – 1929)

Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ossi Oswalda auf einer Fotografie von Alexander Binder (1888 – 1929); Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Ossi Oswalda drehte mit Lubitsch in rascher Folge stumme Streifen wie "Der G.m.b.H.-Tenor"1) (1916), "Wenn vier dasselbe tun"1) (1917), "Prinz Sami"1) (1917), "Das fidele Gefängnis"1) (1917) oder "Ich möchte kein Mann sein"1) (1918). "Ich möchte kein Mann sein" (1918), ihre achte Zusammenarbeit (mit Lubitsch), ist eine umwerfende berlinerische Komödie, in der das Temperament der Inszenierung völlig identisch wird mit dem Temperament der Komödiantin. (…) Eine Schönheit war sie eigentlich nicht, aber mit ihrem rundlichen, frechen Gesicht und der entspannten Selbstverständlichkeit ihrer emanzipierten Teenager-Vitalität genau die erquickliche Person, von der sich ein ganzes Regiment Dragoner gerne hätte die Pferde stehlen lassen. Der junge Curt Goetz, in seinen witzig-mokanten Allüren schon ganz der alte Goetz, ist ihr ein idealer Partner.2)
Ossi Oswalda auf einer Fotografie von Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: gemeinfrei Der "Film-Kurier"1) notierte im Mai 1920 über "Ich möchte kein Mann sein" unter anderem: "Die zurzeit erfolgreichste und beliebteste deutsche Lustspielfirma Lubitsch und Kräly hat es sich mit ihrem neuesten Ossi Oswalda auf den schlanken Leib geschriebenen Manuskript recht leicht gemacht. Denn die Geschichte von dem tollen, übermütigen Backfisch, der sich einmal als Junge ordentlich austobt, dabei in allerlei Nöte gerät und schließlich im Hafen der Ehe landet, ist schon tausendmal vorher in allen möglichen Variationen auf die Bühne gebracht worden. Wenn es trotzdem den Autoren gelungen ist, das Publikum zu stürmischer Heiterkeit hinzureißen, ja es zeitweise direkt zum Wiehern zu bringen – ich weiß, daß das kein hübscher Ausdruck ist, aber die Damen hinter mir haben es tatsächlich getan –, so ist ihr Verdienst um so höher zu bewerten. Die Hauptstärke liegt diesmal in den launigen Titeln, die voll Witz und famoser Situationskomik sind, während die Situationen selbst zum großen Teile der Originalität entbehren. Trotzdem schlugen sie mächtig ein, was zum großen Teile auf das Konto der Darstellung zu setzten ist. Ossi Oswalda entzückte durch ihr sprudelndes Temperament, ihre überschäumende Laune und ihre schelmische Koketterie." 
 
Ossi Oswalda um 1929 auf einer Fotografie
von Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)  siehe hier
Weitere Produktionen von Lubitsch mit Oswalda waren beispielsweise "Der Rodelkavalier"1) (1918), "Das Mädel vom Ballett"1) (1918), "Meine Frau, die Filmschauspielerin"1) (1919), "Die Austernprinzessin"1) (1919), "Die Puppe"1) (1919) und zuletzt der heute als verschollen geltende Film-Sketch "Die Wohnungsnot"1) (1920). 
"Von Kritik und Publikum wurde sie während dieser Phase als eine Art Nachfolgerin der 1916 verstorbenen Dorrit Weixler wahrgenommen. So schrieb der Kritiker Georg Popper 1920: "Ossi Oswalda als Backfisch ist so entzückend, so naiv-übermütig und spielt ihre etwas schablonenhafte Rolle so reizend, daß der Verlust, den die deutsche Filmindustrie mit dem Tode Dorrit Weixlers, der ersten und bisher unübertroffenen Backfischdarstellerin, erlitten hat, bei weitem wieder wettgemacht wird." Andererseits stieß Oswaldas oft etwas schrilles und überdrehtes Spiel manche Kritiker ab: "Ein Ossi-Oswalda-Film", so Béla Balázs1) 1920, sei "an einer Reihe roher, bochesquer Geschmacklosigkeiten zu erkennen". Unzweifelhaft ist, dass sie zusammen mit Henny Porten und Asta Nielsen eine der ersten großen Diven des deutschen Films war." kann man bei filmportal.de lesen.

Ossi Oswalda auf einer Fotografie
von Alexander Binder1) (1888 – 1929)

Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Ossi Oswalda auf einer Fotografie von Alexander Binder (1888–1929); Quelle: cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei
Ossi Oswalda (l.) als Chauffeur mit Rudolf Forster in dem Stummfilm "Amor am Steuer"(1921); Regie: Victor Janson für die "Ossi Oswalda-Film GmbH"; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000858) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 121) / Sammelwerk Nr. 10 bzw. Ross-Verlag 1935; Copyright/Rechteinhaber SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Zu den Produktionen, die andere Regisseure mit ihr realisierten, zählt unter anderem der nur noch fragmentarisch erhaltenen Streifen "Dem Licht entgegen"1) (1918) von Georg Jacobi1).
1921 gründete der Star mit der "Ossi Oswalda-Film GmbH" eine eigene Produktionsfirma, die von ihrem damaligen Ehemann, dem Baron Gustav Freiherr von Kóczián-Miskolczy (1877 – 1958) geleitet wurde (in einer späteren Ehe Vater der Schauspielerin Johanna von Koczian); am 20. November 1919 hatte sich das Paar das Ja-Wort gegeben, die Scheidung erfolgte Mitte der 1920er Jahre → Artikel zu Gustav von Koczian bei michael.eisenriegler.at.
Von (Regie) und mit Victor Janson, der schon in einigen Lubitsch-Filmen ihr Partner gewesen war, entstanden insgesamt fünf Filme, so unter anderem "Amor am Steuer"3) (1921) und "Der blinde Passagier"4) (1922). Ab 1925 war sie bei der UFA1) unter Vertrag und zeigte sich beispielsweise in so "verrückten" Geschichten wie "Das Mädchen mit der Protektion"3) (1925) und "Die Fahrt ins Abenteuer" (1926) mit Willy Fritsch als Partner. Mit Harry Liedtke, mit dem sie bereits 1919 für Lubitschs  "Die Austernprinzessin"" vor der Kamera gestanden hatte, entstand Richard Oswalds1) Komödie "Eine tolle Nacht"1) (1927) nach der Posse von Julius Freund1), Carl Boese1) realisierte mit ihr "Ossi hat die Hosen an"1) (1928) nach dem Roman "Sir or Madam" von Berta Ruck1) und Richard Löwenbein1) ihren letzten Stummfilm, "Der Dieb im Schlafcoupée" (1929) → Übersicht Stummfilme.
    
Ossi Oswalda (l.) als Chauffeur mit Rudolf Forster in dem Stummfilm
"Amor am Steuer"(1921); Regie: Victor Janson für die "Ossi Oswalda-Film GmbH"
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000858) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus1) (Berlin 1935, S. 121) / Sammelwerk Nr. 10
bzw. Ross-Verlag 1935; ©/Rechteinhaber SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Mit Aufkommen des Tonfilms konnte Ossi Oswalda nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen und widmete sich daher vermehrt dem Theater. Lediglich in zwei Tonfilmen trat sie in Erscheinung: In der von Georg Jacoby in Szene gesetzten Komödie "Der keusche Joseph"4) (1930) mit Harry Liedtke als "Schürzenjäger" Juccundus von Müller mimte sie die Messerwerferin Kitty, in Alfred Zeislers1) in dem im Mädchenhändler-Milieu angesiedelten, kriminalistischen Melodram "Der Stern von Valencia"1) (1933) kam sie als Varieté-Tänzerin Rita daher. Anfang der 1940er Jahre ieferte sie noch die Drehbuchvorlage zu dem tschechischen Film "Der Vierzehnte am Tisch" (1943, "Čtrnáctý u stolu") ab, dann wurde es still um die ehemalige Stummfilm-Diva, die damit das Los etlicher ihrer Kollegen/Kollegimnnen teilte.
Als Temperamentsbolzen nicht nur aufgekratzt lustig, sondern auch aufgeklärt erotisch – so erlebte sie ihr Kinopublikum. Sie spielte immer ein wenig schrill, lieferte verzückte Tanzeinlagen in gewagter Kostümierung ab und "berlinerte" im Tonfilm "sogar noch mit ihren wohlgeformten Beinen", wie es Kurt Pinthus1) einmal formulierte.5)
In ihren Rollen verkörpert die Schauspielerin meistens junge Töchter und Frauen, die grell, lebenslustig und anmaßend ihre Wünsche durchsetzen. Sie spielt aufgekratzt lustig und aufgeklärt erotisch; trifft mit ihrem lust- und körperbetonten Temperament den Nerv der Zeit, gilt aber auch einigen zeitgenössischen Kritikern als zu wild, derb und roh. (Quelle: film-zeit.de; Artikel nicht mehr online)
Die Schauspielerin Ossi Oswalda ca. 1920 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864-1930); Lizenz: gemeinfrei Nach der so genannten "Machtergreifung"1)  der Nationalsozialisten emigrierte Ossi Oswalda 1933 mit ihrem zweiten Ehemann, dem jüdischstämmigen Julius Aubenberg in die Tschechoslowakei und lebte unter dem bürgerlichen Namen Oswalda Kocziánowá ab November 1933 mit einigen Unterbrechungen fünf Jahre lang im "Hotel Alcron" in Prag1), danach bis Juni 1939 unter anderen Adressen in Prag. Wann sie die heute tschechische Hauptstadt verließ (irgendwann zwischen 1939 und 1941) lässt sich dem Melderegister nicht entnehmen. Als in der Tschechoslowakei die so genannten "Beneš-Dekrete"1) umgesetzt wurden, durch die bis 1947 etwa 2,9 Millionen Personen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Bevölkerungsgruppe pauschal zu Staatsfeinden erklärt, ausgebürgert und teilweise enteignet wurden, war auch Ossi Oswalda von diese Maßnahme betroffen. Laut Nachlass-Urkunde, unterzeichnet von ihrem behandelnden Arzt, einem Dr. Milan Ungr aus Prag, starb der einstige Publikumsliebling Ossi Oswalda, völlig verarmt und von den Medien vergessen, am 7. März 1947 im Alter von nur 49 Jahren im Lungensanatorium "Albertinum" im tschechischen Žamberk1) (dt. Senftenberg). Ob sie auf dem Prager "Olšany-Friedhof"1) beigesetzt wurde, ist nicht gesichert.**)
 
Die Schauspielerin Ossi Oswalda ca. 1920
auf einer Fotografie von Nicola Perscheid1) (1864 – 1930) 
Quelle: Wikimedia Commons; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Ein Dank geht an Karsten Frank, der Nachforschungen über die letzten Lebensjahre von Ossi Oswalda anstellte; Details kann man aus dem PDF-Dokument entnehmen. So schreibt er unter anderem "Angesichts ihrer Bedürftigkeit ist davon auszugehen, dass sie auch in Žamberk beerdigt wurde. Konkret etwas dazu finden konnte ich jedoch nicht. Auf jeden Fall wurde sie nicht auf einem der "Olšany-Friedhöfe" bestattet. Eine Anfrage hat ergeben, dass es dort weder ein Grab gibt, das ihres sein könnte, noch jemals eins gegeben hat. Auch eine Sterbeurkunde habe ich vergeblich gesucht. Da Osvalda Kocziánowá evangelisch war, wurde jene von der entsprechenden Kirchengemeinde ausgestellt und nicht zentral archiviert. Die Spur, der ich nachgehen konnte, versickerte jedoch zwischen einer Pfarrgemeinde und einem lokalen Archiv. Ich habe auch versucht, ihre Krankenakte einzusehen, allerdings wurde diese in der Zwischenzeit vernichtet, weil nur die Krankenakten des "Albertinums" bis 1945 archiviert wurden. Auf der Hand liegt jedoch, dass sie an einer Lungenkrankheit verstarb, vielleicht Tuberkulose."
   
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de
Fotos bei virtual-history.com
*)  Laut Information von Karsten Frank, der umfassende Recherchen (PDF-Dokument) zu Ossi Oswaldas Leben nach 1933 anstellte, wurde sie gemäß Geburtsurkunde am 2. Februar 1898 um 20:00 Uhr in Niederschönhausen geboren; das deckt sich auch mit den Angaben bei filmportal.de .
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmportal.de, 4) Murnau Stiftung
Quellen:
2) Ilona Brennicke/Joe Hembus: "Klassiker des deutschen Stummfilms" (Goldmann, München 1983)
5) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 268)
Lizenz Fotos Ossi Oswalda: (Urheber: Alexander Binder/ Nicola Perscheid): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. 
Filme
Stummfilme / Tomfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung; R = Regie)
Stummfilme (Audzug) Tonfilme
Lizenz Abbildung Ossi Oswalda und Siegfried Arno im Ama-Film "Schatz, mach' Kasse" (1926); Unbekannter Fotograf: Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, … ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren anonym sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Lizenz Szenenfoto/Standbild aus "Ossis Tagebuch" (1917): Dieses Bild ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen und der Autor anonym ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Fotos von von Nicola Perscheid (1864 – 1930)
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier 
Die Schauspielerin Ossi Oswalda vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864-1930); Lizenz: gemeinfrei Die Schauspielerin Ossi Oswalda vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864-1930); Lizenz: gemeinfrei
Photochemie-Karte K 1683
Quelle: Wikimedia Commons
Quelle: Wikimedia Commons
    
Die Schauspielerin Ossi Oswalda vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864-1930); Lizenz: gemeinfrei Die Schauspielerin Ossi Oswalda vor 1930 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid (1864-1930); Lizenz: gemeinfrei
Quelle: Wikimedia Commons Quelle: Wikimedia Commons
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