Filmografie / Hörspiel
Hans Richter; Buchcover "Hans Richter und Dr. Ingeborg Richter erzählen";  Genehmigung zur Veröffentlichung Heppenheimer Festspiele bzw. Verlag Ingeborg Richter. Hans Richter wurde am 12. Januar 1919 Sohn eines Sängers und einer Konzertmeisterin in der Ortschaft Nowawes1) (heute Potsdam-Babelsberg1)) geboren. Schon als 12-Jähriger stand er für Gerhard Lamprechts1) Verfilmung "Emil und die Detektive"1) (1931) nach dem gleichnamigen Roman1) von Erich Kästner1) als "Fliegender Hirsch" vor der Kamera, wurde so für den Film entdeckt und avancierte zum ersten Kinderstar des deutschen Tonfilms – allein bis zu seiner Volljährigkeit wirkte er in über 50 Filmen mit. Im zahlreichen Streifen wurde Richter zumeist als kesser Gassenjunge mit Mutterwitz und "Berliner Schnauze" besetzt. Auch nach dem altersbedingten Wechsel ins Fach von Halbwüchsigen mit spätpubertären Einfällen oder Problemen blieb er als Interpret meist fröhlicher oder komischer, dramaturgisch wichtiger Sekundärfiguren originell, schlagfertig, pfiffig und spontan: So beispielsweise Reinhold Schünzels Komödie "Die englische Heirat"1) (1934) als neugieriger, frühreifer Tuck Mavis  bzw. Filmenkel der unvergessenen Adele Sandrock, als Philip, hilfsbereiter Freund der jungen Irene (Sabine Peters), in Schünzels Melodram "Das Mädchen Irene"1) (1936) mit Lil Dagover als Irenes Mutter oder als Tom, Chef der "Singing Boys", in dem Lustspiel "Fremdenheim Filoda"2) (1937). 
 
Foto (auch Hintergrund): Buchcover der Autobiografie
"Hans Richter – kaum zu glauben, aber wahr!"
mit freundlicher Genehmigung Heppenheimer Festspiele bzw.
"Ingeborg Richter-Verlag", Bensheim; © Ingeborg Richter-Verlag, Bensheim
Richter spielte in den 1930er und 1940er Jahren als Fritz, Max, Ludwig oder Tommy Pagen, Piccolos, Liftboys, Zeitungsjungen und ähnliche Parts in Kinoproduktionen aller Genres und war in unzähligen Filmen wie unter anderem in der Adaption "Brennendes Geheimnis"1) (1933) nach der gleichnamigen Novelle1) von Stefan Zweig1), in der Geschichte "Abenteuer im Südexpress"2) (1934), in der mit Emil Jannings nach dem Schauspiel von Arno Holz1) und Oskar Jerschke1) gedrehten Verfilmung "Traumulus"1) (1935) oder in der Komödie "Das Veilchen vom Potsdamer Platz"1) (1936) mit Rotraut Richter zu sehen. Unvergessen bleibt wohl seine Darstellung des Schülers Rosen in dem Filmklassiker "Die Feuerzangenbowle"1) (1944) nach dem gleichnamigen Roman1) von Heinrich Spoerl1) mit Heinz Rühmann als "Hans Pfeiffer".  
Nach seinem Abitur hatte Richter zunächst ein Studium der Kunstgeschichte begonnen, ab 1943 nahm er Schauspielunterricht bei Albert Florath. Auch während der Kriegsjahre trat er in verschiedenen Kinoproduktionen auf, 1944 wurde er zum Kriegsdienst einberufen, geriet in Gefangenschaft → Übersicht Produktionen bis 1945.
  
Nach Ende des 2. Weltkrieges übernahm Richter weiterhin Aufgaben im westdeutschen Nachkriegsfilm, lebte zunächst in München, später in Hamburg, und gehörte nach wie vor zu den vielbeschäftigten, populären Darstellern der Filmszene. Er spielte in unzähligen Unterhaltungs- und Heimatfilmen mit – wenn auch überwiegend nur in Nebenrollen, in denen er jedoch als Interpret meist fröhlicher, dramaturgisch wichtiger Randfiguren durchaus Profil zeigte. Als eine der wenigen Hauptrolle erhielt Richter die des Antonio und dessen Doppelgängers in dem Streifen "Artistenblut"1) (1949) – hier mimte er überzeugend den Musical-Clown, der den Schritt in eine bürgerliche Existenz nicht schafft und in den Künstlerberuf zurückkehrt.
Die 1950er Jahre zeigten Richter in Unterhaltungsfilmen an der Seite vieler populärer Stars jener Jahre, beispielsweise neben dem "Traumpaar" Sonja Ziemann und Rudolf Prack in "Schwarzwaldmädel"1) (1950), "Johannes und die 13 Schönheitsköniginnen"1) (1951) und dem Heimatfilm-Klassiker "Grün ist die Heide"1) (1951), mit Johanna Matz und Adrian Hoven spielte er in "Saison in Salzburg"1) (1952), mit Gerhard Riedmann und Vera Molnar1) in "Der Vetter aus Dingsda" (1953), mit Rudolf Schock in "König der Manege"1) (1954) oder mit Hans Albers in "Das Herz von St. Pauli"1) (1957). In Wolfgang Staudtes1) Adaption "Der Maulkorb" (1958) nach dem gleichnamigen Roman1) von Heinrich Spoerl1) mit O. E. Hasse als Staatsanwalt Herbert von Treskow gehörte Richter als Maler Ali zur Besetzung, in dem Drama "Der blaue Nachtfalter"1) (1959) mit Zarah Leander als Regisseur Olten.
Der Versuch, Richter zusammen mit dem Österreicher Rudolf Carl (1899 - 1987) in den 1950ern als Berliner Pendant zu dem Komikerpaar "Pat und Patachon" aufzubauen, misslang. Richter mimte den "Knall" in "Knall und Fall als Hochstapler"1) (1952) und "Knall und Fall als Detektive"1) (1953), das Duo Richter/Carl konnte sich jedoch nicht so recht durchsetzen.  Richter präsentierte sich unter anderem als Geist Jockel in Kurt Hoffmanns1) erfolgreichen Komödie "Das Spukschloss im Spessart"1) (1960) und war auch in der Fortsetzung "Herrliche Zeiten im Spessart"1) (1967) mit von der Partie, stand mit Nadja Tiller und Walter Giller für die Romanze "Geliebte Hochstaplerin"1) (1961) vor der Kamera, machte mit "Die schwarze Kobra"1) (1963) auch schon mal einen Ausflug ins Krimi-Fach und mimte einen Inspektor. Als Helmut Käutner mit "Die Feuerzangenbowle"1) (1970) und Walter Giller als Dr. Hans Pfeiffer ein Remake des Kultfilms in die Kino brachte, stand auch Richter auf der  Besetzungsliste, diesmal altersbedingt nicht mehr als frecher Schüler sondern als "Lehrkörper" Dr. Brett. Seine letzte Leinwandrolle war die des Bürgermeisters in "Neues vom Räuber Hotzenplotz"1) (1979) nach dem gleichnamigen Buch1) von Otfried Preußler1) mit Peter Kern1) als der Räuber Hotzenplotz → Übersicht Nachkriegsproduktionen.

Als in den 1960er Jahren die Filmangebote weniger wurden, übernahm Richter neben seiner Theatertätigkeit öfter Aufgaben für das Fernsehen. Man sah ihn beispielsweise in "Der Tolle Tag"3) (1962) nach der gleichnamigen Komödie1) von Beaumarchais1) als Don Gusman Gimpelwitz (im Original: Don Gusman Brid'oison, Richter des Ortes) mit Heinz Reincke als Figaro oder als den Schauspieler Müller-Rosé im ersten Teil der internationalen, mehrteiligen Produktion "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"2) (1982), gedreht von Regisseur Bernhard Sinkel1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Thomas Mann1) mit John Moulder-Brown1) in der Titelrolle. In der Familienserie "Karl, der Gerechte"4) (1976/1978) erlebte man ihn 13 Folgen lang als Otto Martschinske, misstrauischer Freund des Schrotthändlers Karl Pelzig (Fritz Muliar)→ Übersicht TV-Produktionen.
Nur wenige Male stand Richter auch hinter der Kamera, 1955 gab er mit der Komödie "Vatertag"1) sein Regiedebüt, weitere Regiearbeiten waren die heiteren Fernsehspiele "Der kleine Napoleon" (1955) und "Die Husaren kommen" (1955) sowie der Kinostreifen bzw. das Lustspiel "Hurrah – die Firma hat ein Kind"5) (1956).
Zudem stand der er sporadisch im Hörspielstudio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.
 
Hans Richter wandte sich ab Mitte der 1950er Jahre immer mehr der Bühne zu, zwischen 1958 und 1960 gehörte der Schauspieler zum Ensemble des "Deutschen Schauspielhauses"1) in Hamburg und trat in zahlreichen Stücken unter der Regie von Gustaf Gründgens auf; anschließend wechselte er an die "Städtischen Bühnen Frankfurt"1). Richter bewies als Theaterschauspieler, dass er nicht auf das "leichte Fach" abonniert war und zeigte sich als Charakterdarsteller mit ernsten Rollen, so beispielsweise in dem Dramenfragment "Woyzeck"1) von Georg Büchner1), in dem Stück "Die heilige Johanna der Schlachthöfe"1) von Bertolt Brecht1) oder in "Warten auf Godot"1) von Samuel Beckett1).
1974 gründete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Dr. Ingeborg Richter im südhessischen Heppenheim1) die "Festspiele Heppenheim"1). Eröffnet wurden die Festspiele am 9. August 1974 vor der Kulisse der katholischen Pfarrkirche "St. Peter"1) (im Volksmund auch "Dom der Bergstraße") mit dem Schauspiel "Jedermann"1) von Hugo von Hofmannsthal1), in dem Richter die Titelrolle gestaltete. Die Leitung der "Heppenheimer Festspiele" übertrug Richter 1992 seinem Sohn Thomas, im Juli 2012 übernahm dessen Ehefrau Sabine Richter aufgrund der Krankheit ihres Mannes die leitende Funktion.
 
Hans Richter, der dem Publikum mit mehr als 160 Film- und Fernsehproduktionen als der "ewige Lausbub" in Erinnerung geblieben ist und einer der frühen Kinderstars des deutschen Tonfilms war, starb am 5. Oktober 2008 im Alter von 89 Jahren in einem Altenpflegeheim im hessischen Heppenheim (Landkreis Bergstraße); die letzte Ruhe fand er auf dem "Waldfriedhof" im nahe gelegenen Bensheim1), wo später auch seine Gattin beigesetzt wurde→ Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Richter war seit 1945 mit der Verlegerin und Autorin Dr. Ingeborg Bieber (1921 – 2009) verheiratet; aus der Verbindung gingen die Söhne Thomas (1947 – 2017) und Hansjoachim (geb. 1946) hervor.
 
1967 erhielt der Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant Hans Richter den "Berliner Kunstpreis"1), in der Kategorie "Film-Hörfunk-Fernsehen", 1971 sowie 1989 konnte er das "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" entgegennehmen, 1983 wurden seine Leistungen mit dem "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse"1) gewürdigt.
Noch wenige Jahre vor seinem Tod veröffentlichte der vielseitige Künstler 2005 gemeinsam mit seiner Ehefrau seine Autobiografie "Hans Richter – kaum zu glauben, aber wahr! / Hans Richter und Ingeborg Richter erzählen", in der er den Leser an seiner eigenen langen Karriere in Film und Theater teilhaben lässt sowie an viele seiner großen Kollegen erinnert. 
Hans Richter war der ewige Lausbub des deutschen Films; mit seinem pfiffigen Gesicht, Sommersprossen, abstehenden Ohren und Stupsnase wurde er in den 30er und 40er Jahren zur Idealbesetzung für Schuljungen, Liftboys, Schuhputzer, Zeitungsverkäufer und "Max-und-Moritz"-Typen. Aus dieser Filmkindheit in der Vorkriegszeit blieb das jugendliche Komikerklischee an ihm haften.6) 
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de sowie
den Nachruf von Hanns-Georg Rodek in der Berliner Morgenpost
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3; Die Krimihomepage, 4) fernsehserien.de, 5) filmdienst.de
Quelle: 6) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 299)
    
Flme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie
filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung, fernseserien.de, Diie Krimihomepage, deutsches-filmhaus.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, theatertexte.de)
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