Walter Rilla wurde am 22. August 1894 als Walter Wilhelm Karl Ernst Rilla und Sohn des Eisenbahningenieurs Friedrich Wilhelm Rilla und dessen Ehefrau Karoline in Neunkirchen1) (Saar) geboren. Bereits im Jahre 1896 zog die Familie, bedingt durch den Beruf des Vaters aus Neunkirchen fort. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Elberfeld1) und später in Königsberg1) wo er das Gymnasium ("Collegium Fridericianum"1)) und anschließend die dortige "Albertus-Universität"1) besuchte. Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte waren die Fächer, die er studierte, zeitweise vertiefte er seine Studien in Breslau1), Berlin und Lausanne1). Anschließend war Rilla zunächst als Journalist tätig, verfasste unter anderem Texte für das Feuilleton der "Neuesten Breslauer Nachrichten", im Alter von 25 Jahren gab er die Zeitschrift "Erde" heraus, zu deren Autoren unter anderem auch Bertolt Brecht1), Ernst Toller1) und Heinrich Mann1) gehörten.
Walter Rilla 1929; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4842; Lizenz: gemeinfrei: Anfang der 1920er Jahre kam Walter Rilla mit der Schauspielerei in Berührung, als Dramaturg war er an der Berliner "Tribüne"1) tätig und schon bald entschloss er sich, ganz in das darstellerische Metier zu wechseln. Sein Leinwanddebüt gab er mit dem kleinen Part des Todesengels in Urban Gads1) Adaption "Hanneles Himmelfahrt"1) (1922) nach der gleichnamigen Traumdichtung1) von Gerhart Hauptmann1) mit Margarete Schlegel in der Titelrolle, in rascher Folge drehte Rilla zahlreiche weitere stumme Streifen, mimte unter der Regie namhafter Filmemacher wie Friedrich Wilhelm Murnau1), Victor Janson, Johannes Guter1) oder Reinhold Schünzel prägnante Nebenrollen, war Student, Adliger, Künstler oder vor allem Liebhaber. Zu seinen bekanntesten, mehr als 40 Stummfilmrollen zählt die des Malers in der von Paul Czinner1) inszenierten, ganz auf seine spätere Ehefrau Elisabeth Bergner zugeschnittenen Geschichte "Der Geiger von Florenz"1) (1926) und die Titelfigur in der deutsch-britischen Produktion "Die Prinzessin und der Geiger"1) (1925, "The Blackguard"), zu der Alfred Hitchcock1) gemeinsam mit Adrian Brunel1) das Drehbuch nach dem von Raymond Paton verfassten Roman "The Blackguard" abgeliefert hatten und Jane Novak1) die Prinzessin Maria Idourska mimte.
 
Foto: Walter Rilla 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikipedia; Ross-Karte Nr. 4842
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Man sah Rilla beispielsweise als Lord Arthur Blythe in dem Streifen "Die Königin des Weltbades"1) (1926) nach dem Roman von Edward Stilgebauer1) mit Imogene Robertson in der weiblichen Hauptrolle der ehemals kleinen Näherin Micheline Bonnard, als Leutnant von Naugard in "Die Sporck'schen Jäger"1) (1927) nach dem Roman "Bataillon Sporck" von Richard Skowronnek1), als Lord Barrymore in der Krimikomödie "Die weiße Spinne"1) (1927) oder als Don Ramón einmal mehr neben Titelheldin Elisabeth Bergner in "Dońa Juana"1) (1928), von Paul Czinner gedreht frei nach der Verwechslungskomödie "Don Gil von den grünen Hosen"1) von Tirso de Molina1). Als der Fürstensohn Prinz Boris tauchte er in dem Lustspiel "Prinzessin Olala1)  (1928) nach der Operette von Jean Gilbert1) (Musik) und Rudolf Bernauer1) (Libretti) neben Carmen Boni als Prinzessin Xenia auf, war der Schriftsteller Dr. Erich Stiereß in der nach dem Roman "Nuttchen" von Ernst Klein1) gedrehten Komödie "Eva in Seide"1) (1928) mit Lissy Arna in der Titelrolle oder als Henri Vallencours Bräutigam von Yvette (Evelyn Holt), Tochter des Kunsthändlers Bruneaux (Hans Junkermann) in dem mit Heinrich George realisierten Krimi "Der Mann mit dem Laubfrosch" (1928). Letzte Arbeiten für den Stummfilm waren das Drama "§ 173 St.G.B. Blutschande"1) (1929), wo Rilla als Gärtner Martin Hollmann, Ehemann der deutlich älteren Hedwig (Erna Morena) bzw. Stiefvater von Hedwigs Tochter aus erster Ehe Liesbeth Kröger (Olga Tschechowa) in Erscheinung trat, die Dreiecksgeschichte "Ehe in Not"1)  (1929) mit dem Part des Ehemannes, der dem Ehe-Alltag mit seiner Gattin (Elga Brink) mit seiner Geliebten (Evelyn Holt) entfliehen will, und das Drama "Vererbte Triebe"1) (1929) – hier brillierte er als Student Henry Bourtyne, ein Triebtäter und Lustmörder. Der Berliner "Film-Kurier"1) (Nr. 106, 04.05.1929) schrieb damals "Darstellerisch ist der Film von seltener Geschlossenheit. Aus Walter Rilla in der Hauptrolle ist das Letzte herausgeholt worden. Rilla gibt den Geisteskranken mit aller Eindringlichkeit, trotz seiner Untaten Mitleid erweckend, ohne daß er in nahe liegende Übertreibungen verfällt. (…) Ucicky1) hatte ungewöhnliche Mitarbeiter: den gewandten Kameramann Frederik Fugelsang1) und den feinfühligen Architekten Heinrich Richter2), der wieder einmal Innendekorationen voll zwingender Milieuwirkung schuf." → Übersicht Stummfilme
  
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Walter Rilla problemlos und konnte auch in den 1930er Jahren seine filmische Karriere unverändert fortsetzen. Er spielte beispielsweise den Staatsanwalt Dan O'Bannon "Leichtsinnige Jugend"1) (1931) nach dem Roman "Manslaughter" von Alice Duer Miller1) mit Camilla Horn als die verurteilte Lydia Torn, den Komponisten Robert in "Die Männer um Lucie"1) (1931) mit Liane Haid als Partnerin oder den Lord Windermere in der von Heinz Hilpert1) inszenierten Komödie "Lady Windermeres Fächer"1) (1935) nach dem gleichnamigen Bühnenstück1) von Oscar Wilde1) mit Lil Dagover als Mrs. Erlynne, der Mutter von Lady Windermere (Hanna Waag).
Auf Druck der Nationalsozialisten musste Walter Rilla dann seine filmische Karriere in Deutschland vorerst beenden, da er sich nicht von seiner jüdischen Frau trennen wollte. 1936 emigrierte er mit seiner Familie nach Großbritannien, wo er schon bald in zahlreichen Filmen Beschäftigung fand. Es waren zwar überwiegend nur Nebenrollen, dennoch gehörte Rilla in seiner neuen Heimat zu den Schauspielern, die von renommierten Regisseuren wie Harold Young1), Herbert Wilcox1), Walter Summers1) oder Harold French1) in erfolgreichen Produktionen besetzt wurden. So verkörperte er beispielsweise in den von Wilcox mit Anna Neagle1) als britische Königin Viktoria1) und Adolf Wohlbrück als deren Gemahl Prinz Albert1) in Szene gesetzten Biopics "Victoria the Great"1) (1937, "Königin Viktoria") und "Sixty Glorious Years"1) (1938) Alberts älteren Bruder Prinz Ernst II.1), Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha. Unter anderem zeigte er sich in dem Abenteuer "Dangerous Cargo" (1939) nach der Erzählung "Alerte en Mediteranée" von Léo Joannon1) als Kommandant Lestailleur, als Inspektor Otto Vogel in dem Thriller "Sabotage Agent" (1943) oder als Willi Brockenburg, Freund der Nachtclubsängerin Elsie Silver (Greta Gynt1)), in dem die Verfolgung der Juden im nationalsozialistischen Deutschland thematisierenden Drama"Mr. Emmanuel"1) (1944) nach dem Roman von Louis Golding (1895 – 1958) mit Felix Aylmer als Isaac Emmanuel. Zu den Produktionen in Großbritannien zählen der Krimi "Staatsgeheimnis"3) (1950, "State Secret") mit der Figur des Diktators General Niva, die spannende Story "Der goldene Salamander" (1950, "Golden Salamander") nach dem Thriller "The Golden Salamander" von Victor Canning1) mit Trevor Howard und Anouk Aimée, sowie in den 1960ern das Abenteuer "Todestrommeln am großen Fluß" (1963, "Death Drums Along the River") und der Action-Streifen "Die Verdammten der Blauen Berge" (1964, "Victim Five" mit Lex Barker als Privatdetektiv Steve Martin → Übersicht Kino-Produktionen in Großbritannien.
Neben der Schauspielerei arbeitete Walter Rilla in Großbritannien auch als Produzent und Drehbuchautor, verfasste Hörspiele für den BBC und veröffentlichte Romane.
 
Erst 1957 kehrte Walter Rilla, der 1940 die britische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, nach Deutschland zurück. Nahtlos konnte er seine schauspielerische Karriere fortsetzen, erhielt in den nachfolgenden Jahren interessante Aufgaben in so erfolgreichen Filmen wie "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"1) (1957) nach dem gleichnamigen Roman1) von Thomas Mann1) mit Horst Buchholz , in der Komödie "Scampolo"1) (1958) mit Romy Schneider, in den Wallace-Krimis"Der Fälscher von London"1) (1961) und "Zimmer 13" (1964), dem Thriller "Das siebente Opfer"1) (1964) oder in der mit Heinz Rühmann gedrehten Adaption "Grieche sucht Griechin"1) (1966) nach dem gleichnamigen Roman1) von Friedrich Dürrenmatt1). In drei "Dr. Mabuse"1)-Filmen gehörte Rilla als Professor Pohland zur Besetzung, in "Das Testament des Dr. Mabuse"1) (1962), "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse"1) (1963) und "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse"1) (1964), machte als Ministerialdirektor Reichert in "Pepe, der Paukerschreck"1) (1969) einen Ausflug zu den "Lümmeln von der ersten Bank"1). Erwähnenswert ist seine Rolle des dänischen Biochemikers Professor Dr. Merten, Vater von Maria (Karin Dor), in der deutsch-britischen Produktion "Ich, Dr. Fu Man Chu" (1965, "The Face of Fu Manchu") mit Christopher Lee als schurkischer Bösewicht Dr. Fu Man Chu1).
Zuletzt übernahm Rilla den Part des Lord Kingsley in dem Abenteuer "Der Teufel kam aus Akasawa"1), gedreht nach Motiven der Kurzgeschichte "Die Hüter des Steins" ("Keepers of the Stone") aus dem Roman "Sanders vom Strom" ("Sanders of the River") von Edgar Wallace1), sowie die kleine Rolle eines alten Tram-Gastes in der von Franz Seitz1) mit Ruth Leuwerik und Martin Held  in Szene gesetzten  Adaption "Unordnung und frühes Leid"1) (1977) nach der gleichnamigen Novelle1) von Thomas Mann1) → Übersicht Tonfilme in Deutschland (bzw. Co-Produktionen).
  
Das Fernsehen bot Walter Rilla ab Ende der 1950er Jahre ein weiteres Betätigungsfeld, konnte seine darstellerische Vielseitigkeit in etlichen Einzelproduktionen sowie Mehrteilern/Serien unter Beweis stellen. So war er beispielsweise der Hausarzt Dr. Libbard in "Das Lächeln der Gioconda"4) (1958) nach dem Theaterstück "The Gioconda Smile" von Aldous Huxley1), führte Regie und spielte den Thomson in "Überfahrt"4) (1963) nach dem Theaterstück "Outward Bound" von Sutton Vane (1888 – 1963) oder gehörte als 9. Geschworener zur Besetzung des Stücks "Die zwölf Geschworenen"1) (1963) nach "Twelve Angry Men" von Reginald Rose1). In "24 Stunden aus dem Leben einer Frau"4) (1965) nach der gleichnamigen Novelle1) von Stefan Zweig1) mit Agnes Fink als Mrs. Colgan trat Rilla als der Dichter Dr. Emerich in Erscheinung, in dem Zweiteiler "Klaus Fuchs – Geschichte eines Atomverrats"1) (1965) mit Robert Graf als der Physiker und Spion Dr. Klaus Fuchs1) als Professor Joachim Paiser und in dem Krimi "Abends Kammermusik" (1965) von Autor Richard Hey1) als Bernhard Aldinghausen, Bruder von Friedrich (Peter Lühr) und Ludwig (Peter Schütte1)) sowie des von der Polizei gesuchten Sascha (Herbert Fleischmann). Das Fernsespiel "Die venezianische Tür"4) (1966) mit Heinz Moog als Galerist Martin Harkfast und unter anderem mit sich als "Teapot-Johnny" entstand unter seiner Regie nach der Komödie von J. B. Priestley1), in "Asche und Glut"4) (1967), der dramatisierte Version des Romans "Die Glut"1) von Sándor Márai1), gab er der Rittmeister, Hans Schweikart1) den General und Sigfrit Steiner den Diener.
Walter Rilla (Cotta) und Christoph Bantzer (Heine); Szenenfoto zur Verfügung gestellt von "Pidax Film" Den Baron de Clairvaux stellte Rilla in "Madame Legros"1) (1968) nach dem Revolutionsdrama von Heinrich Mann1) an der Seite von Elfriede Kuzmany in der Titelrolle dar, in dem Zweiteiler "Millionen nach Maß"4) (1970) mit Curd Jürgens als Gentleman-Gauner Carlos, Marquis de Cabral, den Sir Charles Wakefield oder in der spannenden Story "Auf neutralem Boden"4) (1971) von Autor Tom Stoppard1) als Otis den Ex-Chef des englischen Spions Philo (Siegfried Lowitz).
Nach seiner Mitwirkung als Ministerpräsident Jean-Frédéric Maurepas1) in der Adaption "Waffen für Amerika"5) (1976) nach dem gleichnamigen Roman1) von Lion Feuchtwanger1) zeigte sich Rilla zuletzt als Verleger, Industriepionier und Politiker Johann Friedrich von Cotta1) in dem mit Christoph Bantzer1) als der erwachsene Dichter Heinrich Heine1) gedrehten Zweiteiler "Heinrich Heine" (1978) auf dem Bildschirm → Übersicht TV-Produktionen.
 
Szenenfoto aus "Heinrich Heine" mit Walter Rilla als
Johann Friedrich von Cotta und Christoph Bantzer
als Heinrich Heine; zur Verfügung gestellt von "Pidax Film"
Der Schriftsteller, Drehbuchautor, Produzent, Regisseur und Schauspieler Walter Rilla, von vielen als "Grandseigneur der deutschen Filmindustrie" bezeichnet, starb am 21. November 1980 im Alter von  86 Jahren im oberbayerischen Rosenheim1); die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Oberaudorf1) → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Rillas Verdienste um den deutschen Film hatte man bereits 1966 mit dem "Filmband in Gold"1) gewürdigt.
Walter Rilla war in erster Ehe mit der Jüdin Theresa Klausner verheiratet; aus der Verbindung ging Sohn Wolf Rilla1) (1920 – 2005) hervor, der sich einen Namen als Drehbuchautor und Regisseur machte. Nach dem Tod seiner Ehefrau Theresa im Jahre 1948 heiratete Walter Rilla 1959 die deutsche Schriftstellerin und Drehbuchautorin Alix du Fręnes (eigentlich Eveline Maria Theresia Hirth; 1925 – 1981), Tochter des Malers Otto Albert Hirth (1899 – 1969).
Textbausteine des Kurzportraits von cyranos.ch
Siehe auch Wikipedia, filmportal.de sowie
exil-archiv.de (Memento vom 10.10.2007 bei web.archive.org) und den
Artikel bei "Deutsche Welle"
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 3) wunschliste.de, 4) Die Krmihomepage, 5) fernsehserien.de
Lizenz Foto Walter Rilla (Urheber Alexander Binder): Die Schutzdauer (von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers) für das von dieser Datei gezeigte Werk ist nach den Maßstäben des deutschen, des österreichischen und des schweizerischen Urheberrechts abgelaufen. Es ist daher gemeinfrei.
  
Filme
Stummfilme / Tonfilme: Produktion Deutschland / Großbritannen /sonstiges Ausland
Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, deutsches-filmhaus.de,
Die Krimihomepage, fernsehserien.de; R = Regie, P = Produktion)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme Fernsehen (Auszug)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de