Porträt Oskar Sima; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Körperschaft: Universal Film; Datierung: ungenannt; Copyright ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer NB 531.148–B) Oskar Sima (Oskar Michael Sima) wurde am 31. Juli 1896 als Sohn eines Bäckers im niederösterreichischen Hohenau an der March1) geboren. Zunächst besuchte er nach Volksschule und Gymnasium eine Handelsakademie in Wien, brach die Ausbildung dann jedoch ab und ging an das Wiener "Konservatorium für Schauspielkunst" (heute: "Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien"1)). Nach seiner Militärzeit fand Sima ab 1919 am "Deutschen Theater"1) in Prag ein Engagement, wechselte anschließend nach Wien an das "Deutsche Volkstheater"1). Zur Spielzeit 1924/25 stand er am "Theater in der Josefstadt"1) auf der Bühne, interpretierte unter anderem den Prinz von Arragon in Max Reinhardt1) Inszenierung des Shakespeare-Dramas "Der Kaufmann von Venedig"1) (Premiere: 26.05.1924) an der Seite von Fritz Kortner (Shylock) und Rudolf Forster (Kaufmann Antonio) und den Korporal Wimberger von der kaiserlichen Armee in dem Stück "Juarez und Maximilian" von Franz Werfel1), ebenfalls von Reinhardt in Szene gesetzt mit Paul Hartmann als Maximilian I.1), Kaiser von Mexiko (Premiere: 26.05.1925). Man sah ihn als Hausknecht Jakow in dem Schauspiel "Du sollst nicht töten" von Leonid Andrejew1) (Regie: Paul Kalbeck1); Premiere: 31.10.1924), für Josef Danegger1) gestaltete er den Maler Arnold in "Unverhofft"1) nach der Posse mit Gesang von Johann Nestroy1) (Premiere: 11.08.1925). 1927 zog es Sima nach Berlin, dort spielte er erneut bei Max Reinhardt sowie bei Erwin Piscator1), profilierte sich vor allem mit komödiantischen und satirischen Rollen.
Bereits seit Anfang der 1920er Jahre war Sima für den Film tätig, sein Leinwanddebüt gab er 1921 in dem stummen Streifen "Die Ehe der Hedda Olsen oder Die brennende Akrobatin", etliche, wen auch zunächst nur kleine Nebenrollen folgten. 
 
Porträt Oskar Sima
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Körperschaft: Universal Film; Datierung: ungenannt
© ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer NB 531.148–B)
So mimte er unter anderem einen trauernden Hinterbliebenen in der Geschichte "Familientag im Hause Prellstein"1) (1927), in der Literaturadaption "Die Frau, nach der man sich sehnt"1) (1929) war seine Aufgabe als Charles Leblanc an der Seite von Marlene Dietrich und Fritz Kortner dann schon größer. Zu seinen letzten Arbeiten für den Stummfilm zählten die Liebeskomödie "Adieu Mascotte"1) (1929) mit Lilian Harvey und der Krimi "Kolonne X"1) (1929), der Streifen "Phantome des Glücks"1) (1930) mit dem Untertitel "Der Mann in Fesseln" wurde nachsynchronisiert.
Spätestens mit Beginn der Tonfilm-Ära war Sima ständig im Filmstudio zu finden, ohne Pause drehte er meist mehrere Filme pro Jahr und avancierte zu einem der meistbeschäftigten Darsteller des deutschen und österreichischen Kinos. Der Österreicher entwickelte sich zum Charakterkomiker, verkörperte meist den Typus des cholerischen Schlaumeiers, der mit Vehemenz, List und Tücke seinen Vorteil sucht und die eingenommene Position verteidigt. Er mimte Polizeikommissare, Rechtsanwälte, Richter, Direktoren, Minister, Portiers, Diener, Gastwirte und immer wieder Bürgermeister, war aber auch schon mal als Gauner unterwegs, deckte so die ganze Palette der unverzichtbaren Nebenrollen ab.
Im Laufe seiner rund 55 Jahre dauernden Leinwandkarriere brachte er es auf über 250 Kinoproduktionen.
Sima stand mit den Stars jener Jahre vor der Kamera, beispielsweise mit Henny Porten in dem Schwank "Skandal um Eva"1) (1930), mit Dolly Haas in der Theaterverfilmung "Scampolo, ein Kind der Straße" (1932) oder erstmals mit Heinz Rühmann in "So ein Flegel"1) (1934) nach dem Roman "Die Feuerzangenbowle"1) von Heinrich Spoerl1), wo er den humorlosen Chemielehrer Professor Crey darstellte, der in dem Klassiker aus dem Jahre 19441) von Erich Ponto gespielt wurde. Mit Rühmann drehte Sima auch die Verwechslungskomödie "Heinz im Mond"1) (1934) und zeigte sich als neureicher Unternehmer Martin Fasan, in " 5 Millionen suchen einen Erben"1) (1938) war er dann der schlitzohrige Mister Blubberbloom, der feststellen soll, ob Staubsaugervertreter Peter Pett (Rühmann) die Erbschaft seines verstorbenen Unkels auch antreten darf. Immer wieder waren es Produktionen des heiteren Sujets, in denen Sima beim Publikum punkten konnte, etwa als "Wurzelhans" in dem Bauernlustspiel "Ehestreik"2) (1935), als Cafébesitzer Dillmann in "Kinderarzt Dr. Engel"1) (1936) mit Protagonist Paul Hörbiger oder als Junggeselle Simon Moser, genannt "Jodok-Simerl", in Kurt Hoffmanns1) dritten Verfilmung des Schwanks "Kohlhiesels Töchter"1) (1943) mit Heli Finkenzeller.
 
 

Lichtbild aus dem Film "So ein Mädel vergisst man nicht"2) (1932)
mit Oskar Sima als arbeitsloser Schauspieler Max Bach und
Dolly Haas als die schöne Lisa Brandes; Regie: Fritz Kortner
Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz siehe hier

Lichtbild aus dem Film "So ein Mädel vergisst man nicht"2) (1932) mit Oskar Sima als arbeitsloser Schauspieler Max Bach und Dolly Haas als die schöne Lisa Brandes; Regie: Fritz Kortner; Quelle: www.cyranos.ch; Angaben zur Lizenz Wikipedia
Sima wirkte in Operettenverfilmungen wie "Die Fledermaus"2) (1931), "Gasparone"1) (1937) und "Nanon" (1938) ebenso mit wie in zahlreichen unterhaltsamen Volksstücken. Subtilere Komödien profitierten genauso von seiner Phrasierungskunst wie konventionelle Melodramen und Historienstreifen, so zeigte er beispielsweise in dem Kassenschlager "Glückskinder"1) (1936) als Reporter Stoddard neben dem Traumpaar Willy Fritsch und Lilian Harvey, mit Hans Albers stand er als Harun Bashi für das Abenteuer "Trenck, der Pandur"(1940) vor der Kamera, mit Hertha Feiler, Fritz Rasp und Attila Hörbiger für die melodramatisch-spannende Story "Frau im Strom"2) (1940) oder mit Johannes Heesters für die Kriminalkomödie "Jenny und der Herr im Frack (1941) – um nur einige der zahllosen Produktionen zu nennen, in denen der Schauspieler bis Kriegsende auftauchte. "Kritisch betrachtet wird bis heute Simas Haltung zum Nazi-Regime: 1938 gehörte er zu einer Reihe österreichischer Filmkünstler, die Adolf Hitler namentlich "von ganzem Herzen" für die "Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich" dankten." notiert filmportal.de. Und bei Wikipedia wird ausgeführt: "Sima spielte zahlreiche Rollen in Filmen, die für das NS-Regime systemrelevante politische Botschaften verbreiteten. Ein Beispiel ist der vom NS-Regime als "staatspolitisch wertvoll" eingestufte Film "Wetterleuchten um Barbara"2) (1941), in dem Sima als Ortskommandant Gansterer eine Hauptrolle spielte und der die Geschichte der illegalen Nationalsozialisten in Österreich vor 1938 als Opfer überhöhte." → Übersicht Tonfilme bis 1945
  
Auch nach Kriegsende blieb der inzwischen "gewichtige" Mime mit den rundlich-markanten Gesichtszügen in volkstümlichen Lustspielen, Heimatfilmen und musikalischen Unterhaltungsstreifen ein vielgefragter sowie beliebter Nebendarsteller und widmete sich fast ausschließlich der Arbeit beim Film; auf der Theaterbühne stand er nur noch selten. "Tatsächlich gab es in der Nachkriegszeit praktisch kaum einen Unterhaltungsfilm, in dem der eindrückliche Schauspieler nicht zu sehen war. Allein 1955 wirkte er in 13 Filmen mit, von einem zeitgenössischen Kritiker wurde er einmal der "König der Nebenrollen" genannt." kann man bei filmportal.de lesen. Zu nennen sind beispielsweise sein Geheimagent Leisinger in den Operettenadaptionen "Die Försterchristl"1) (1952) mit Johanna Matz und "Die Försterchristel"1) (1962) mit Sabine Sinjen, sein Schweinezüchter Kalman Zsupan in "Der Zigeunerbaron"1) (1954) nach der gleichnamigen Operette1) von Johann Strauss1) oder sein Bibikoff, Leibwächter von Zar Alexander  I.1) (Rudolf Prack), in "Der Kongress tanzt"1) (1956), dem Remake des berühmten gleichnamigen Films1) aus dem Jahre 1931 mit Lilian Harvey und Willy Fritsch. Wiederholt zeigte sich Sima an der Seite seines Landsmannes Peter Alexander, so als Hotelbesitzer Wilfried Adler, genannt "der Vogel", in "Peter schießt den Vogel ab"1) (1959), als amerikanischer Geschäftsmann Sam Manning in "Ich bin kein Casanova"1) (1959, als Gauner Ben Saadi in "Salem Aleikum"1) (1959) und als Gendarmerie-Inspektor in "Saison in Salzburg"1) (1961). In den Spaß "Die Abenteuer des Grafen Bobby"1) (1961) tauchte er als Millionär Mr. Donald Piper auf, in der Fortsetzung "Das süße Leben des Grafen Bobby"1) (1962) als Benevenuto Sokrates Socre, Chef einer Rauschgiftschmugglerbande, und in der neuerlichen freien Operetten-Verfilmung "Die Fledermaus"1) (1962) als Basil Arabayam, Arbeitgeber von Dr. Gabriel Eisenstein (Peter Alexander). Zuletzt wirkte Sima als Goppelmann in der eher belanglosen Klamotte bzw. Erotikkomödie "Susanne – die Wirtin von der Lahn"1) (1967) in einer Kinoproduktion mit → Übersicht Kinofilme nach 1945.
Nur wenige Male übernahm Sima Aufgaben in TV-Produktionen: So gab er den Handelsminister Sladek in "Leinen aus Irland"3) (1965) nach dem Bühnenstück von Stefan von Kamare, den Stadtrat Ammetsberger in "Italienische Nacht"3) (1966) nach dem Volksstück von Ödön von Horváth1) und den Sauerfaß, Wirt in Braunau, in "Umsonst!" (1967) nach der Posse von Johann Nestroy1). Als ehemaligen Nazi-Oberst bzw. Möbelhändler Pokorny sah man ihn in "Der Befehl"3) (1967) nach dem Theaterstück von Fritz Hochwälder. Der bereits 1961 entstandene, rund 35-minütige Kurzfilm "Geld sofort"1) mit Heinz Erhardt in der Hauptrolle des Vertreters Zatke und Sima als Betrüger bzw. Kredithai Direktor Ehrlich war lange Zeit verschollen bzw. galt als unbekannt, bevor er wiederentdeckt und am 6. Januar 2015 im Abendprogramm des NDR erstmals ausgestrahlt wurde.
  
1968 zog sich der Schauspieler aufgrund von Herzproblemen vom Filmgeschäft zurück und "privatisierte", ging seiner Passion als Pferdezüchter und Weinbauer nach. Die letzte Zeit lebte er nahe seines Geburtsortes Hohenau an der March in der niederösterreichischen Marktgemeinde Langenzersdorf1), wo er an der Adresse "An den Mühlen 40" wohnhaft war und in der "Kellergasse 119" einen Weinkeller besaß. Viel Zeit war ihm nicht mehr vergönnt, Oskar Sima, der noch kurz vor seinem Tod mit dem "Filmband in Gold"1) für "langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film" ausgezeichnet worden war, starb am 24. Juni 1969 wenige Wochen vor seinem 73. Geburtstag in Langenzersdorf4) an den Folgen eines Herzinfarktes. Die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Friedhof, wo nur zwei Jahre später auch seine Ehefrau, die österreichischen Schauspielerin Lina Woiwode1) (1886 – 1971), mit der er seit 1929 verheiratet war, beigesetzt wurde → Foto der Grabstelle von Oskar und Lina Sima bei knerger.de sowie Wikimedia Commons.
Zum Gedenken an Oskar Sima wurde sein Geburtshaus in Hohenau an der March zu einem Museum umgebaut, wo unter anderem seit 2001 Biografien, Filmausschnitte seiner Filme sowie weitere Exponate zu sehen sind. Im Wiener Bezirk Donaustadt1) erinnert seit April 1997 die "Oskar-Sima-Gasse" an den populären Schauspieler. Von Detlef Romey, Schauspieler, Schriftsteller und Parodist aus Mölln1), erschien 2016 die Biografie Oskar Sima – König der Nebenrollen.
Mit seiner wuchtigen Statur und eigenwilligen Diktion war Oskar Sima, der in mehr als 250 Filmen mitwirkte, der "König der Nebenrollen", wie zeitgenössische Kritiker es einmal formulierten. Er spielte oft zwielichtige Charaktere, dicke Männer mit Zigarre und Doppelmoral, die Widerparts der Wiener mit Heurigem-Charme. Am Besten gelangen ihm Typen, die im realistischen Milieu agierten, wo der ansonsten gemütlich-raunzende Mann seinen Zynismus platzieren konnte.5)
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch, filmportal.de
Fotos bei film.virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmportal.de, 2) Die Krimihomepage (Spezial)
4) geschichtewiki.wien.gv.at
5) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 335)
     
Filme (Auszug)
Stummfilm / Tonfilm: bis 1945 / Nachkriegsfilm
Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, Murnau Stiftung,
 niederdeutschebuehne.de, geschichtewiki.wien.gv.at, Die Krimihomepage)
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