Filmografie / Hörspiel
Helen Vita wurde am 7. August 1928 als Helene Vita Elisabeth Reichel im oberbayerischen Hohenschwangau1) geboren; ihr Vater Anton Reichel war ein aus der Schweiz stammender Konzertmeister, ihre Mutter Jelena Pacic Solo-Cellistin. Nach der Emigration aus Nazi-Deutschland wuchs Helene ab 1939 in Genf1) (Schweiz) auf, besuchte dort die Schule und nahm im "Conservatoire de Genčve" Schauspielunterricht bei Francoise Rosay1) (1891 – 1974) von der "Comédie-Francaise"1) sowie Gesangsunterricht.
Helen Vita 01; Copyright Virginia Shue 1945 gab sie am Genfer Theater ihr Bühnendebüt als Emily in dem "Unsere kleine Stadt"1) von Thornton Wilder1) sowie in "Der Ball der Diebe" von Jean Anouilh1), ging dann 1946 während einer Theatertournee nach Paris, wo sie auch in "Die Glasmenagerie"1) von Tennessee Williams1) auftrat. Zur Spielzeit 1947/48 gestaltete sie im Rahmen einer Gastspielreise in einem Ensemble um Hans Albers in der Titelrolle die Julie in Ferenc Molnárs1) Vorstadtlegende "Liliom"1) unter der Regie von Leonard Steckel.
Zurück in der Schweiz gehörte Helen Vita bis 1949 zum Ensemble des "Schauspielhauses Zürich"1), hier interpretierte sie unter anderem die Aurélie in "Madame Aurélie" von Marcel Pagnol1), die Titania in der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum"1) und die Eva, Tochter des des Gutsherrn Puntila, in der Uraufführung (05.06.1948) des Brecht-Schauspiels "Herr Puntila und sein Knecht"1), inszeniert von Kurt Hirschfeld1) und Bertolt Brecht1) mit Leonard Steckel als Puntila und Gustav Knuth als Matti.
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Wikipedia notiert: "Bertolt Brecht war es auch, der ihr komisches Talent entdeckte und sie dazu ermunterte, Kabarett zu machen. Dem Wunsch, an sein "Berliner Ensemble"1) mitzukommen, folgte sie nicht, da sie Brechts Eintreten für ein sozialistisches Deutschland nicht teilen konnte. Stattdessen trat sie 1949 ins Zürcher "Cabaret Fédéral"1) ein. 1952 ging sie nach München und spielte an der "Kleinen Freiheit"1), für die Erich Kästner1) die zeitkritischen Texte schrieb." Hier eroberte Helen Vita die Kabarettbühne und trat als Diseuse auf, begeisterte vor allem mit Chansons von Friedrich Hollaender1) (1896 – 1976) das Publikum; später wirkte sie bei dem Berliner Kabarett "Die Wühlmäuse"1) mit.
   

Ihr Leinwanddebüt gab Helen Vita 1947 in dem französischen Film "Torrents", gedreht von Serge de Poligny (1903 –1983) nach dem Buch von Marie-Anne Desmarest (1904 – 1973), ihre Kinokarriere startete jedoch erst Anfang der 1950er Jahre mit der Rolle der Telefonistin Fräulein Lüthi neben Paul Hubschmid in der Schweizer Produktion "Palace Hotel"1) (1952). In den folgenden Jahrzehnten wirkte sie in rund 60 Filmproduktionen mit, zeigte sich zumeist in Heimatfilme, Schlagerschnulzen und Sexklamotten. (…) Das Klischee "scharfe Nutte mit viel Ausschnitt" verfolgte sie jahrelang.2) Man sah sie beispielsweise 1954/55 als Lore Schulz, Frau von Hauptwachtmeister Fritz Schulz (Emmerich Schrenk1)) in der dreiteiligen Filmreihe "08/15"1),  "08/15 – Im Krieg"1) und "08/15 – In der Heimat"1) nach der gleichnamiger Romantrilogie1) von Hans Hellmut Kirst1) neben Joachim Fuchsberger und Mario Adorf, 1957 war sie die Frau Bollmann in der Komödie "Kein Auskommen mit dem Einkommen"1). Man erlebte sie in Unterhaltungsstreifen wie "Bonjour Kathrin"1) (1956) mit Caterina Valente, der Geschichte "Ferien auf Immenhof"1) (1957) oder "Alle lieben Peter"1) (1959) mit Peter Kraus. In den 1960ern präsentierte sie sich beispielsweise an der Seite von Willy Millowitsch in den Lustspielen "Der Hochtourist"1) (1961) und "Robert und Bertram"1) (1961) oder mit Mario Adorf in der amüsanten Story"
Ganovenehre"1) (1966). Die beginnenden 1970er Jahre weisen Produktionen wie einige der sogenannten "Report"-Filme1) auf, Komödien wie das Remake "Die Feuerzangenbowle"1) (1970) und der Heinz Erhardt-Klamauk "Was ist denn bloß mit Willi los?"1) (1970), wo sie die Frau Stirnima mimte.
Als halbseidene und leichtlebige Soubrette, die das amouröse Abenteuer liebt, mit frechen Sprüchen und kessen Liedern Spießer zu Schauern aus Angstlust provoziert, trat die vitale Frau mit den sinnlichen, vollen Lippen und den koketten Gesten auf die Leinwand. Am besten war sie, wenn hinter ihrer verruchten Fassade das schutzlose Persönchen sichtbar wird, das sich anlehnen will und die Schwäche mit Bajazzo-Gehabe nur notdürftig überspielt.*) "Nicht in dieses Klischee passte die Rolle der Cornelia Gatzka im 5. Teil1) des Fernsehklassikers "Am grünen Strand der Spree"1) (1960) in dem sie als Partnerin von Gerhard Just1) und Günter Pfitzmann zu sehen war." kann man bei Wikipedia lesen.
Doch es sind auch Filmklassiker zu nennen, mit denen Helen Vita in nachhaltiger Erinnerung geblieben ist. So stand sie zusammen mit Liza Minelli für Bob Fosses1) "Oscar"-gekröntes Film-Musical "Cabaret"1) (1972) vor der Kamera und verkörperte das Fräulein Kost, Rainer Werner Fassbinder1) besetzte sie in "Satansbraten"1) (1976)und "Lili Marleen"1) (1981). Letzte Arbeiten für das Kino waren die Literaturadaption bzw.. Krimikomödie "Happy Birthday, Türke!"1) (1992) und der Streifen "
Die drei Mädels von der Tankstelle"1) (1997) → Übersicht Kinofilme.
Vor allem seit den 1960er Jahren war Helen Vita vermehrt auf dem Bildschirm präsent, die Fernsehzuschauer sahen sie mit Episodenrollen unter unter anderem in Krimiserien wie "Dem Täter auf der Spur", "Tatort"1), "Der Alte"1), oder "Derrick"1), in Fassbinders hochgelobtem Mehrteiler "Berlin Alexanderplatz" (1980) nach dem gleichnamigen Roman1) von Alfred Döblin1) mit Günter Lamprecht als Franz Biberkopf trat sie als Fränze, Freundin von Reinhold (Gottfried John) und später Freundin von Franz Biberkopf in Erscheinung.
Helen Vita um 1970 anlässlich eines Chanson-Abend in Wien; Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB); Urheber/Autor: Alfred Cermak; Datierung: um 1970; Copyright Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 116/32) Ab den 1990er Jahren übernahm sie nur noch sporadisch Fernsehrollen, blieb vor allem der Bühne treu. So mimte sie 1992 in der "Lilli Lottofee"1) die Mrs. Luna, wirkte in der ganz auf Wolfgang Stumph zugeschnittenen Sitcom "Salto Postale"1) (1993–1996) und "Salto kommunale"1) (2000) mit und mimte Maximilian Mäßigs (Hans-Jürgen Schatz) Schwiegermutter Oertzen, Letztmalig trat sie für die Krimikomödie "Ein lasterhaftes Pärchen"3) (2000) vor die TV-Kamera und spielte als Arabella die Freundin der Witwe Käthe Mühlmann (Brigitte Mira), die mit dem aus dem Jenseits zurückgekehrten Ehemann Hubert (Harald Juhnke) einen teuflisch geschickten Plan ausheckt, um die geliebte Enkelin Christine (Julia Biedermann1)) aus den Klauen des untreuen Ehemannes (Helmut Berger1)) zu befreien. Der am 13. April 2002 erstmals ausgestrahlte Krimi "Die unheimlichen Briefe"1), eine Folge der von RTL produzierten Remakes alter Edgar Wallace1)-Klassiker, war bereits 1998 gedreht worden, hier spielte Helen Vita die Lady Upperworth → Übersicht TV-Produktionen.
Zudem stand die Schauspielerin des öfteren, vornehmlich für den "Bayerischen Rundfunk"1) im Hörspielstudio. Unter anderem sprach sie 1969 bzw. 1972 in der vierten Staffel der humoristischen BR-Krimis um "Dickie Dick Dickens"1) von Rolf und Alexandra Becker1)  mit Herbert Bötticher als Titelheld dessen Gangsterbraut Effi Marconi; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.

Helen Vita um 1970 anlässlich eines Chanson-Abend in Wien
Foto mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen Nationalbibliothek1) (ÖNB)
Urheber/Autor: Alfred Cermak → Bildarchiv Austria; Datierung: um 1970
© Alfred Cermak/ ÖNB Wien; Bildarchiv Austria (Inventarnummer CE 116/32)

Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin und Kabarettistin beim Film und auf der Bühne machte sich Helen Vita vor allem als Chansonsängerin einen Namen. Sie unternahm Tourneen, trat bei Shows und Galas auf, veröffentlichte zahlreiche Platten mit ihren Liedern, die wegen ihres frechen erotischen Tonfalls in den prüden 1960er Jahren bei der Justiz Anstoß erregten. Vor allem mit den berühmt-berüchtigten frechen Chansons aus dem alten Frankreich sorgte sie als "fromme Helene" seinerzeit für Aufsehen. Die deutlichen Anzüglichkeiten riefen die Sittenwächter auf den Plan, die Schallplatten wurden teilweise auf den Index gesetzt, schließlich 1965 die LP "Noch frechere Chansons aus dem alten Frankreich" im Auftrag des Bundeskriminalamtes aus den Plattenläden entfernt und zeitweise nur noch mit dem Aufdruck "Für Jugendliche verboten!" unter dem Ladentisch erhältlich; dennoch erhielt Vita dafür zwei Mal den "Preis der Deutschen Schallplattenkritik"1).
Ihre zahlreichen Soloprogramme trugen Titel wie "Lotterlieder von Brahms bis Brecht", "Von wejen Liebe", "Helen Vita total" oder "Die Seuse singt".
Ihr Repertoire war vielseitig, so sang sie beispielsweise auch Lieder mit Texten von Bertolt Brecht1) oder Kurt Tucholsky1). In ihren letzten Jahren feierte Helen Vita neben ihren Kolleginnen Evelyn Künneke (1921 – 2001) und Brigitte Mira (1910 – 2005) Erfolge mit dem Tourneeprogramm "Drei alte Schachteln", außerdem präsentierte sie ein Soloprogramm mit dem selbstironischen Titel "Die Alte singt ja immer noch" und trat mit der Berliner Diseuse Gisela May in dem Programm "Wenn die beste Freundin…" auf. 

Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. 
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Helen Vita 02; Copyright Virginia Shue
Die Chansonsängerin, Schauspielerin und Kabarettistin Helen Vita, die als ein Multitalent deutscher Kleinkunst galt und 1985 in Mainz mit dem "Deutschen Kleinkunstpreis"1) sowie 1987 mit dem "Salzburger Stier"1) ausgezeichnet worden war, erlag am 16. Februar 2001 in ihrer Wahlheimat Berlin im Alter von 72 Jahren in einem Krankenhaus ihrem Krebsleiden; die letzte Ruhe fand die zu Lebzeiten "unruhige" Künstlerin auf dem Friedhof Zollikerberg/Zollikon bei Zürich an der Seite ihres Ehemannes, dem Schweizer Filmkomponisten Walter Baumgartner1) (1904 – 1997), mit dem sie seit 1956 verheiratet gewesen war; aus der Verbindung gingen die Söhne Dominik und Patrick hervor  → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
Noch ein Jahr vor ihrem Tod hatte die Künstlerin 2000 zwei bedeutende Auszeichnungen entgegennehmen können, das "Bundesverdienstkreuz 1. Klasse"1) sowie die "Goldene Kamera"1) als Ehrenpreis für herausragende Persönlichkeiten der Stadt Berlin.
Quelle (u. a.) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars"*)
Siehe auch Wikipedia, deutsches-filmhaus.de, tls.theaterwissenschaft.ch sowie
das Interview (1974) bei "Deutsche Welle"
*) "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf  Heinzlmeier/Berndt Schulz (Ausgabe 2000, S. 370)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) fernsehserien.de
Quelle: 2) Wikipedia (abgerufen 04.10.2011)
   
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, fernsehserien.de,
Die Krimihomepage, zauberspiegel-online.de, ptisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia (deutsch/englisch), whoswho.de, theaterwissenschaft.ch)
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de