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Wolfgang Otto Völz*) wurde am 16. August 1930
in Danzig geboren. Schon als Kind stand er auf der Bühne, erlernte jedoch
zunächst einen "bodenständigen" Beruf und machte eine Lehre als
Bäcker. Später nahm er Schauspielunterricht unter anderem bei dem
Staatsschauspieler Theodor Becker
(1880 1952) und gab 1950 am "Landestheater
Hannover" als Page in Schillers
"Don Carlos"1) sein Bühnendebüt; Engagements in Wien, Hamburg, Osnabrück
und Berlin folgten. Mitte der 1950er Jahre gehörte er eine Zeit lang
auch zum Berliner Kabarett "Die
Stachelschweine"1).
Zum Film kam der Schauspieler 1954 und war erstmalig
in Rudolf Jugerts Jugenddrama "Ihre große Prüfung"2) als Mops Möller auf der Leinwand zu
sehen. Im Verlauf der kommenden Jahre folgten zahllose Produktionen, in denen
er sich meist durch profilierte Nebenrollen auszeichnete.
Völz gab Beamte, Polizisten, betrunkene Matrosen, Barkeeper, Diener,
Chauffeure und Soldaten, oft spielte er Bösewichte in Kinokrimis oder deren
Gegenparts, wie 1961 den Sergeant Higgins in
dem Wallace-Klassiker "Der Grüne Bogenschütze"1). Man sah ihn beispielsweise 1957 als SD-Beamter Manfred Däubele in
dem Spionagedrama "Der Fuchs von Paris"1) neben
Martin Held,
Hardy Krüger und
Marianne Koch
oder 1960 als Barkeeper Karl in Fritz Langs "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse"1).
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue
(Hamburg)
zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Seine Schauspielkunst stellte er aber auch 1964 als Wachtmeister Stucke in der
US-amerikanischen Produktion bzw. der Kästner-Adaption "Emil und die Detektive"1)
(Emil and the Detectives) unter Beweis oder 1970 als Pirat Oscar in der
schwedischen Astrid Lindgren-Verfilmung "Pippi
in Taka-Tuka-Land"1) (Pippi Långstrump på de sju
haven).
Vor allem das Fernsehen setzte den talentierten Schauspieler von
der ersten Stunde an ein. Mit zwei Serienklassikern schrieb Völz ab 1966
deutsche TV-Geschichte: In
dem Science-Fiction-Klassiker "Raumpatrouille Die phantastischen
Abenteuer des Raumschiffes Orion" (1966) stand er
als Armierungsoffizier Leutnant Mario de Monti dem Commander Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr)
zur Seite, in "Graf
Yoster gibt sich die Ehre" spielte er ab 1967 62 Folgen lang den Butler Johann des Titelhelden alias Lukas Ammann,
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Unterschiedlichste Rollen und Gastauftritte in Serien wie "Stahlnetz" (ab 1960),
"Kriminalmuseum" (ab 1963), "Babeck" (1968;
Mehrteiler), "Tatort" (1976),
"Unternehmen Koepenick" (1986) oder in den
"Heimatgeschichten" (2000) machten zum Publikumsliebling. Über
seinen vielen Serien sagte Völz einmal: "Ich habe an die 600
Fernsehrollen gespielt. Es war immer die gleiche Grütze."
Als Wolfgang Spier 1979 den unverwüstlichen
Bühnenschwank "Pension
Schöller"1) unter anderem mit
Stars wie Harald Juhnke (Ladislaus Robitzky),
Günter Pfitzmann (Major a. D.), Brigitte Mira (Wanda Staudinger) und
Ralf Wolter (Kellner Emil)
am Berliner "Theater am Kurfürstendamm"1) inszenierte, besetzte er Völz als
vermeintlich "irren" Großwildjäger Fritz Bernhardy; die Aufführung wurde aufgezeichnet und am
6. Januar 1980 im ZDF ausgestrahlt.
Wolfgang Völz in "Pension Schöller"
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von "Pidax
film",
welche die Theaterproduktion Ende Dezember 2013 auf DVD herausbrachte. |
In den letzten Jahren sahen die
Fernsehzuschauer den Mann mit Schnurrbart und der markante Nase unter anderem 2002 als listigen Butler Theodor neben dem verstorbenen
Günter Pfitzmann in "Auch Erben will gelernt", beim "Pfarrer
Braun"1) tauchte er sich in der
Story "Der siebte Tempel"1) (2003)
als verwirrter Reinhold Gürtler auf. In dem turbulenten Weihnachtsfilm mit Fritz Wepper "Ein Engel namens
Hans-Dieter"1) (2004) mimte er den Opa August Dollinger und in "Zwerg Nase 4 Fäuste
für ein Zauberkraut" (2006),
einer Episode aus der "ProSieben Märchenstunde"1) gab er den Oberst Rübezahl.
Auf der Leinwand erschien Völz in jüngerer Zeit als Sir John in "Der Wixxer"1) (2004)
sowie der Fortsetzung "Neues vom Wixxer"1) (2007).
Der dritte Teil der "Wixxer"-Reihe,
mit der die Edgar-Wallace-Filme der 1950er und 1960er Jahre
parodistisch aufs Korn genommen werden, wurde laut Medienberichten nicht
realisiert; hier sollte Völz in "Triple WixXx Mönche mögen's
heiß" erneut als Sir John vor der Kinokamera stehen.
In dem Filmspaß
"Hui Buh Das Schlossgespenst"1) (2006)
präsentierte er sich an der Seite von
Michael Herbig
(Hui Buh) als Major Servatius Sebaldus, nach einem kleinen Part in dem Oliver Pocher-Streifen "Vollidiot"1)
(2007) konnte man Wolfgang auf der Kinoleinwand seit 26. Februar 2009 in Sebastian Niemanns
Agentenparodie "Mord ist mein Geschäft, Liebling"1), einer actiongeladenen
Screwball-Komödie mit Dean-Martin Flair, erleben. Hier mimte er neben dem
Profikiller Toni Ricardelli alias Rick Kavanian1) sowie den Altstars
Bud Spencer (Ricardellis
Freund Pepe) und Franco Nero (Mafioso Enrico Puzzo) den jovialen,
meist beschwipsten Star-Kritiker Henry von Göttler → mehr
Filmografie.
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Wolfgang Völz mit dem amerikanischen Komiker
und Regisseur Mel Brooks1)
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Die Fotos wurden mir freundlicherweise von
der Fotografin
Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue |
Die Stimme von Wolfgang war unverwechselbar und der berühmte Käpt'n Blaubär1)
konnte sich erst durch ihn artikulieren; sowohl in der TV-Serie "Käpt'n
Blaubärs Seemannsgarn" (ausgestrahlt in der "Sendung
mit der Maus"1)) als auch in
"Käpt'n Blaubär Der Film"1) (1999) sprach der
"Meister der Flunkerei" mit der Stimme von Wolfgang Völz, der
der Figur seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückte. Auch andere
Trickfiguren profitierten von der Stimme des Schauspielers: In diversen
Asterix-Filmen sprach er den Majestix, 1999 in "Tobias Totz und sein
Löwe"2) den Käpt'n Kringel, 2001 hörte man ihn als
das weise Walross Sopho in "Der kleine Eisbär Der Kinofilm"2). Zu seinen jüngsten Figuren, denen er
stimmlich Leben einhauchte gehören beispielsweise der Mausekönig in dem
Zeichentrickfilm "Nussknacker und Mausekönig"2) (2004, The
Nutcracker and the Mouseking) nach der Erzählung
von E. T. A. Hoffmann
sowie der See-Elefant in den Animationsfilmen "Urmel aus dem
Eis"1) (2006) und "Urmel
voll in Fahrt"1) (2008), welche die legendären Figuren der "Augsburger
Puppenkiste"1) bzw. der
Kinderbücher von Max Kruse1) auf die Leinwand bringt. Auch Hollywoodstars wie
Walter Matthau, Mel Brooks1),
Bill Cosby1),
Peter Ustinov
sowie Michel Piccoli wurden von Völz synchronisiert. Seine markante Stimme
wurde in der Toyota-Werbung ("Nichts ist unmöglich") eingesetzt, er
war der "Käpt'n Iglo" in der "Fischstäbchen"-Werbung
und im Computerspiel "Die
Siedler III"1) sprach er den
Ch'ih-Yu; → mehr zur Synchronisation bei www.synchronkartei.de. Zudem stand er wiederholt im Hörspiel-Studio, eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank,
oftmals für Kinder gelisteten Produktionen findet man hier; siehe
auch "Hörspiele" bei Wikipedia.
Neben der umfangreichen Arbeit als Sprecher etablierte sich Wolfgang Völz, der 1991 mit dem
"Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland" geehrt wurde, auch als Sänger und Autor.
Er veröffentlichte zwei Bücher, mit Liedern von Jacques Offenbach1)
und Paul Lincke1) tourte er durch Deutschland.
Weitere Auszeichnungen, die Völz im Laufe seiner langen Karriere erhielt,
sind unter anderem der "Münchhausen-Preis"1) (1998) für
seine einzigartige Mitwirkung an den "Käpt’n-Blaubär"
Geschichten, 2002 würdigte man sein Engagement in der Aids-Hilfe mit dem "Verdienstorden des Landes Berlin"1)
und am 6. Mai 2011 konnte er in Berlin den Hörbuch- und Hörspielpreis
"Ohrkanus Award"1)
als Ehrenpreis für sein Lebenswerk entgegen nehmen.
Wolfgang Völz starb am 2. Mai 2018 im Alter von 87 Jahren in seinem Wohnhaus
in Berlin-Wilmersdorf. Nach einem Schlaganfall im Jahre 2014 hatte er sich
weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
"Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller1) würdigte den Verstorbenen als großen Schauspieler und couragierten Mitbürger.
"Als Volksschauspieler im besten Sinne des Wortes hat er sein Publikum in Schurkenrollen ebenso überzeugt, wie er uns immer wieder zum Lachen gebracht
hat.", sagte er." konnte man in dem Nachruf bei www.tagesschau.de
lesen.
Am 6. Juni 2018 wurde die Urne mit seinen sterblichen Überresten im Kolumbarium des
Berliner Friedhofs Wilmersdorf1) beigesetzt.
Neben der Familie gaben Politiker wie Klaus Wowereit1) und
Petra Pau1) sowie
Kollegen, unter ihnen Oliver Kalkofe1) und
Judy Winter, dem Künstler das
letzte Geleit → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem
Fotografen Edmond Frederik
zur Verfügung gestellt.
© Edmond Frederik (Lizensiert)
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