Gilbert Bécaud wurde am 24. Oktober 1927 als François Gilbert
Silly im
französischen Toulon geboren. Nach der Schule absolvierte er eine klassische
Ausbildung an der Musikhochschule in Nizza und machte dort seinen Abschluss mit
Auszeichnung. Schon während seines Studiums verdiente er sich zwischen 1946
und 1948 als Klavierspieler in Bars und Nachtclubs seinen Lebensunterhalt und
lernte dort eines Tages den Schauspieler und Sänger Jaques Pills1) (1906 1970)
kennen. Bécaud
wurde zwischen 1950 und 1952 dessen Klavierbegleiter, bereiste mit ihm die ganze
Welt und ging mit Pills unter anderem auf eine ausgedehnte Amerika-Tournee.
Er
komponierte weiter seine eigenen Chansons, zu denen Pills die Texte schrieb, und schließlich wurde sein Lied
"Je T'ai dans le peau" der legendären Édith Piaf2)
(1915 1963) vorgestellt, die
seit 1952 mit Pills verheiratet war. Der "Spatz von Paris" machte
aus dem Lied den ersten großen Erfolg
für den Komponisten Bécaud, förderte und ermunterte ihn, auch zu singen.
Die Piaf ermöglichte Bécaud 1953 mit seinem ersten Auftritt
als Sänger im Pariser "Olympia" den Start zu einer fast
vier Jahrzehnte überspannenden
Weltkarriere; bereits 1954 sorgte sein Konzert für einen ungeheuren Aufruhr:
4000 Jugendliche prügelten sich um 2000 Plätze.
Der Erfolg des Sängers Bécaud war nicht mehr aufzuhalten;
"Monsieur 100.000 Volt", wie er aufgrund seiner fulminanten Bühnenshows
von seinem Publikum bezeichnet wurde, unternahm triumphale Tourneen durch Europa,
gab unter anderem 1964 und 1966 erfolgreiche Gastspiele in Amerika,
trat auch in Russland (1965), Kanada (1967) und Japan auf.
Gilbert Bécaud am 26. Oktober 1965 im niederländischen Schiphol
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 918-3638)
Urheber/Fotograf: Joost Evers / Anefo; Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data
/ CC
BY-SA 3.0 NL
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Der Workaholic Bécaud absolvierte bis Ende der 1990er Jahre rund 250 Konzerte jährlich stets im
stahlblauen Anzug, getupfter Krawatte, die Hand am
Ohr, um das Publikum zum Mitsingen aufzufordern. Allein dreißig Mal stand er auf der Bühne des
"Olympia" und den New Yorker Broadway nahm Bécaud mit seiner
explosiven Show bei einer dreiwöchigen Gastspielreise ebenfalls im Sturm;
selbst in den ganz großen Konzertsälen und Popkulturhallen
der Welt brachte er stets die Stimmung zum Kochen.
In Deutschland, wo er vor allem in den 1970er Jahren häufig gastierte, war
er zuletzt im November 2000 im Rahmen einer großen Konzertreise
live zu sehen. Mehrfach nahm der Chansonnier Abschied von der Bühne,
um dann ein umso rauschenderes Comeback zu feiern.
Bei ungezählten Fernseh-Galas und Festivalauftritten präsentierte er seine
legendären Lieder wie "Et maintenant", "L’important, c’est la rose", "L'orange"
oder den Klassiker "Le jour òu la pluie viendra"1)
(Am Tag, als der Regen kam), dessen Musik er bereits 1957 komponiert hatte.
Nicht zu
vergessen ist der Song über die Fremdenführerin "Nathalie", mit
der Bécaud 1963 in Moskau einen virtuellen Urlaubsflirt erlebte. Die Titel gingen um die ganze Welt und wurden in verschiedenste
Sprachen übersetzt. Die englischen Versionen "Let it be/Je T'appartient",
"What now my love/Et maintenant" von Judy Garland und Sinatra
gesungen, oder "It must be him/Seul sur son étoile" erreichten
Spitzenpositionen in der britischen und amerikanischen Hitparade.
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Viele Lieder
wurden ebenfalls ins Deutsche übersetzt, entwickelten sich zu Dauerbrennern
und von Bécaud erfolgreich im deutschsprachigen Raum gesungen. Während
seiner Karriere veröffentlichte
der Star rund 400 Chansons
und seine CD "Faut faire avec", die ernster war als seine üblichen Produktionen,
erschien 1999; kurz vor seinem Tod wurde das Album "Mon Cap"
fertiggestellt → seine größten Erfolge bei Wikipedia.
Bécaud erhielt unzählige Goldene Schallplatten, Auszeichnungen und Ehrungen und
war schon zu Lebzeiten eine Legende: So konnte er sich "Ritter des Ordens der belgischen
Krone" nennen, war Gewinner der "Bronzenen Rose von Montreux", "Ritter der französischen
Ehrenlegion" und in Deutschland nahm er 1973 das "Bundesverdienstkreuz"
für "Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft"
entgegen um nur einige der Ehrungen zu nennen, mit denen Bécaud im Verlaufe seiner einzigartigen Karriere ausgezeichnet wurde.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Seit 1955 arbeite der Star außerdem als Schauspieler und komponierte mehrere
Filmmusiken, er übernahm er beispielsweise 1956 eine Hauptrolle in dem Film "Le
pays d'òu je viens" und schrieb auch die Filmmusik. 1957 folgte der Revuefilm
"Casino de Paris"1) mit Caterina Valente, 1958 "Croquemitoufle"
und 1961 "Les petits matin" 1959 komponierte Bécaud die Musik für den Film
"Babette zieht in den Krieg" (mit Brigitte Bardot) und mit Neil Diamond
schrieb er 1981 die Musik zu dem Film
"The Jazz Singer", die hoch in den US-Charts notierte.
Den Chanson-König drängte es auch zu höheren
Weihen: seine Oper "L’opéra d’Aran" gelangte am 25. Oktober 1962 im "Théâtre des Champs Elysées" in Paris unter der
Der Künstler,
der seit 1998 mit der Diagnose "Lungenkrebs" lebte, verlor am
18. Dezember 2001 im Alter von 74 Jahren auf seinem Hausboot
"Aran" auf der Seine unterhalb des Pariser Eiffelturms den Kampf gegen seine lange Krankheit. Mit ihm
verließ nach Edith Piaf,
Jacques Brel2) (1929 1978), George Brassens1)
(1921 1981) und Charles Trenet1)
(1913 2001) einer der letzten
großen Chansonniers die Weltbühne. Seine letzte Ruhe fand er auf
dem Pariser Friedhof "Père Lachaise" → Foto der Grabstätte bei
Wikimedia Commons.
Der sechsfache Vater (darunter ein Adoptivkind aus Laos) Gilbert Bécaud
war zwei Mal verheiratet – 21 Jahre lang (seit 1952) mit
Ehefrau Monique Nicolas genannt "Kiki", später mit der zwölf
Jahre jüngeren Amerikanerin Kitty Saint-John, einem ehemaligen Fotomodel.
Aus der ersten Ehe stammen die Söhne Gaya und Philippe (geb. 1957) sowie
Tochter Anne (geb. 1966). Aus einer Beziehung mit der Sängerin Janet Woolacott
ging Ende der 1960er Jahre Tochter Jennifer hervor, eine weitere Tochter,
Emily (geb. 1972), schenkte ihm seine zweite Frau bereits vor der 1976 geschlossenen
Ehe. Bécaud lebte wechselweise in der westfranzösischen Region Poitou, in
einem Haus auf Korsika und auf seinem Seine-Hausboot bei Paris.
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Die Fotos wurden mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue
(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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Nicht nur Politiker und Prominente waren
bestürzt über das Ableben des berühmten Franzosen.
Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac würdigte den Künstler als
"Botschafter des französischen Chansons" und eine "der stärksten
und mitreißendsten Stimmen unserer
Zeit"; in Deutschland trauerten Fans und Kollegen um den Entertainer mit dem Gentleman-Image.
"Wenn er tot ist, der Poet, weinen alle seine Freunde" diese
Textzeile aus seinem berühmten Lied
"Quande il est mort le poéte" wurde traurige Wirklichkeit.
Seine Witwe Kitty Bécaud veröffentlichte 2011 die Biografie ihres Mannes
unter dem Titel "Bécaud La première idole".
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