Joe Dassin (Joseph Ira Dassin) wurde am 5. November 1938 als Sohn
des bekannten französischen Filmregisseurs Jules Dassin1)
(1911 2008) in New York geboren;
seine aus New York stammende Mutter Béatrice Launer (1913 2005)
war Violinistin in einem
Orchester. Kurz nach seiner Geburt des Sohnes zog die Familie nach Los Angeles,
wo sein Vater zu einem der prominentesten Filmregisseure der 1940er Jahre von
Hollywood avancierte. Mit seinen beiden Schwestern Richelle (geb. 1940 und Julie
(geb. 1945) verlebte Joe Dassin
seine Kindheit in Kalifornien und erst 1949 verließ er mit seiner
Familie Amerika, da sein Vater wegen seiner politischen Überzeugung während
der McCarthy-Ära in den USA nicht mehr arbeiten konnte. Nach einer
monatelangen "Wanderschaft" durch verschiedene Länder, die für Joe Dassin
den Besuch diverser Gymnasien bedeutete, ließ sich die Familie
schließlich 1950 in Paris nieder. Joe Dassin, der sich eigentlich mehr für
Sport interessierte, machte in Grenoble erfolgreich sein Abitur.
1956 ging er nach der Scheidung seiner Eltern zurück nach Amerika, studierte
dort unter anderem Philosophie und promovierte an der
Universität von Michigan in Völkerkunde.
Schon während seines Studiums trat Dassin in den späten 1950er und
frühen 1960er Jahren als Sänger in Folk-Clubs auf und entwickelte eine Vorliebe für
Chansons von George Brassens1) (1921 1981).
Er lernte einige bekannte Sänger der Pop- und Folk-Szene kennen, wie z. B. Pete Seeger1), der ihm einen jungen Mann
namens Robert Zimmerman vorstellte den späteren legendären
Bob Dylan2).
Joe Dassin interessierte sich nun immer mehr für Musik, arbeitete jedoch
zunächst nach Abschluss des Studiums als Regieassistent und erhielt
kleinere Rollen in einigen Filmen seines Vaters wie in "Topkapi"1) (1964) oder
in dem von Peter Ustinov mit Sophia Loren inszenierten Komödie "Lady L."(1965). Während dieser Zeit unterschrieb
Dassin auch einen
Plattenvertrag und nahm einige Pop-Singles für den französischen
Textschreiber Jacques Plait auf. Diese wurden erfolgreich veröffentlicht,
nach Frankreich exportiert und entwickelten sich dort zu Hits. Joe Dassin
ging nach Frankreich zurück und veröffentlichte dort 1965
"Je change un peu de vent", die französische Adaption eines
populären US-Songs jener Zeit.
1966 landete Dassin mit "Bip Bip" in
den französischen Charts und wurde über Nacht zum Pop-Idol in Frankreich.
Seine raue, tiefe Stimme, seine natürliche Eleganz riefen in Frankreich eine
wahre "Dassin-Manie" hervor und sein Repertoire von amerikanischen
Folk-Songs und Country-Music war eine willkommene Neuheit in der
französischen Musik-Szene der 1960er Jahre.
Am 18. Januar 1966 heiratete Dassin in Paris die sieben Jahre jüngere
Maryse Massiéra, die nun seine Karriere
steuerte und ihren Mann managte. Sie organisierte seine Termine und
Konzerttourneen und 1967 ging er erfolgreich mit Salvatore Adamo2) erstmals auf
Tournee. Es folgten weitere Auftritte, die Dassin neben einer Sommertournee in
Frankreich auch nach Kanada und Afrika führten und er schloss das Jahr mit
einem grandiosen Konzert im Pariser "Olympia" ab.
Anfang der 1970er Jahre nahm er auch in Deutschland erfolgreich Platten auf
und konnte 1970 mit der deutschen Version von "Oh Champs Elysées"
einen Riesenhit landen. Das Lied, welches er neben Französisch auch noch in
Spanisch, Englisch, Italienisch und Japanisch aufgenommen hatte, brach alle
seine bisherigen Rekorde, geriet zum Verkaufsschlager ohnegleichen und Joe Dassin
war in der Folgezeit international ein viel gefragter Künstler. Bei unzähligen
Fernsehshows und weltweiten Tourneen sang er so unvergessene Lieder wie
"Le chemin de papa", "La bande a bonnot" oder "Le moustique",
um nur einige zu nennen; er erhielt unzählige "Goldene
Schallplatten" und war nicht nur in Frankreich ein Idol.
1972 kaufte sich Dassin ein Haus auf Tahiti, nahe der Insel Bora Bora, wo er
sich mit seinem bevorzugten Hobby, dem Fischen, von seinen anstrengenden
Tourneen entspannen konnte. 1975 veröffentlichte er sein wohl
bekanntestes Lied "L'été indien", das heute zu den Klassikern der
französischen Musik-Szene gehört und von Toto Cutugno1) geschrieben worden war;
in Deutschland kam der Titel als "Septemberwind" auf den Markt und war auch bei uns ein riesiger Erfolg.
Privat war das Jahr 1975 eher nicht
so erfolgreich für den Künstler, da seine Ehe mit Maryse geschieden wurde.
1976 konnte er mit "Ça va pas changer le monde" wieder einen
Hit in den Charts landen, ein Jahr später kam mit
"À toi" ein weiterer Erfolgs-Titel heraus.
1978 geriet der eher scheue und wenig Publicity liebende
Sänger durch seine Heirat mit Christine Delvaux, die er zwei Jahre zuvor in
der Normandie kennengelernt hatte, in die Schlagzeilen. Umgeben von zahlreichen
Reportern fand die Hochzeit am 14. Januar 1978 in einem kleinen Dorf in der Provence statt und
anschließend verschwand das Paar in die Flitterwochen nach Nordamerika. Während seiner
nachfolgenden Tournee durch Kanada wurde Sohn Jonathan
am 14. September 1978 in Paris geboren.
1979 gab Joe Dassin sein letztes Konzert im Pariser "Olympia",
kurze Zeit später erlitt er zwei Herzinfarkte und während seines Aufenthaltes
im Krankenhaus stellten die Ärzte bei dem Künstler Magengeschwüre fest, die
ihn veranlassten, alle geplanten Gastspiele abzusagen. Am 22. März 1980 wurde
Dassins Sohn Julien geboren, wenige Wochen später erfolgte die Scheidung von
seiner Frau Christine (verstorben im Dezember 1995).
In den nächsten Monaten musste Joe Dassin wegen
erneuter Herzprobleme in Paris und Los Angeles behandelt werden. Seine letzte
Galavorstellung gab er am 11. Juli 1980 in Cannes, danach
flog er mit seinen Söhnen, seiner Mutter und einigen Freunden nach Tahiti,
um sich zu erholen.
Am Mittwoch, den 20. August 1980 erlitt Joe Dassin bei
einem Mittagessen in einem Restaurant von Papeete
erneut einen Herzinfarkt, den er nicht mehr überlebte; die letzte Ruhe fand er auf dem "Hollywood Forever Cemetery"
(Sektion 14) in
Hollywood → Foto der Grabstelle bei Wikimedia
Commons.
Wohl auch wegen seines frühen Todes bleibt Joe Dassin einer der
populärsten französischen Sänger; schon zu seinen Lebzeiten wurden seine
Lieder weltweit millionenfach verkauft und auch Jahrzehnte nach seinem Tod ist seine
Stimme unvergessen geblieben.
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