Bill Haley (William John Clifton Haley jr.) wurde am 6. Juli 1925 in Highland
Park (Michigan) als zweites Kind in eine musikalische Familie hinein geboren;
sein Vater William Albert, der aus Kentucky stammte, spielte
Banjo und Mandoline, seine Mutter Maude, die als
Zwanzigjährige von England in die USA emigriert war, spielte Orgel und gab
Klavierunterricht. Als Bill Haley vier Jahre alt war, zog die Familie nach
Boothwyn, einer Kleinstadt in die Nähe von Chester, Pennsylvania.
Schon früh hatte der junge Bill den Traum, ein singender Cowboy zu
werden, lernte Gitarre spielen und bereits mit 13 Jahren trat er
in verschiedenen lokalen Shows mit kleineren Hillbilly-Gruppen
auf. Er galt in seiner Jugend als scheu und schüchtern, vielleicht weil er
schon als Kind auf dem linken Auge erblindet war und dies zu einem mangelndem
Selbstbewusstsein hinsichtlich seines Aussehens geführt hatte. Das war
übrigens auch der Grund, warum Haley später diese unnatürliche Haarlocke
trug; er wollte von seinem erblindeten Auge ablenken und ließ sich auch nie
von der linken Seite fotografieren.
Zunächst trug
er ab seinem 15. Lebensjahr zum Unterhalt der Familie bei und arbeitete in
einer Getränkefabrik in Bethel Springs.
Bill Haley am 3. Januar 1974 in den Niederlanden
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 926-9165)
Urheber/Fotograf: Unbekannt / Anefo; mehr bei → www.gahetna.nl
Quelle: Wikimedia
Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data
/ CC BY-SA 3.0 NL
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Mitte der 1940er Jahre
verfolgte er dann wieder seine Pläne, Musiker zu werden und begann seine
Karriere als Sänger und Gitarrist bei verschiedensten Country-Bands wie den
"Range Drifters" oder den "Downhomers", wo er bis 1946
den Jodelsänger Kenny Roberts
ablöste. Mit 22 Jahren verließ er die "Downhomers" und ging als
Diskjockey nach Chester zu einem örtlichen Radiosender; während dieser Zeit
heirate er auch seine Jugendliebe Dorothy Crowe.
Eigentlich wollte er seinen
Traum einer Musikerkarriere schon begraben, gründete dann aber 1948 die
"Four Aces", die hauptsächlich Western Swing spielte, sich 1949
jedoch wieder auflöste.
Haley gründete kurz darauf mit einigen verbliebenen Mitgliedern der
"Four Aces" die Gruppe "Bill Haley And His
Saddlemen", veröffentlichte diverse Platten und konnte 1949 mit dem
Titel "Candy Kisses" erstmals auf sich aufmerksam machen; Al Rex1)
stand am Bass, Billy Williamson2) (1925 1996) spielte Gitarre und
Johnny
Grande1) (1930 2006) Piano
und Akkordeon. Anfang der 1950er Jahre benannte Haley seine Band erneut
um, trat nun als "Bill Haley & The Comets" auf
und entwickelte einen eigenen Musikstil, ein Gemisch aus Western Swing, Country Boogie
und Blues Elementen. Die 1952 produzierte Platte "Rock That Joint"
wurde zwar nicht schlecht verkauft, konnte aber dennoch nicht mehr als einen
Achtungserfolg erzielen. 1953 war Bill Haley mit seinen Comets und dem Song
"Crazy Man, Crazy" dann schon auf dem 12. Platz in der US-Hitparade
und ein Jahr später nahm er in New York das legendäre "Rock Around The
Clock"1) auf. Die Platte verzeichnete mäßigen Erfolg, kam nur auf
den 23. Platz der Charts und blieb damit zunächst weit hinter Haleys
Erwartungen zurück.
Im August 1954 erschien die Platte "Shake,
Rattle, And Roll"1), die sich in den "Top 10" der Charts platzieren konnte
und zum Millionen-Hit wurde. Dann kam 1955 der Film "Die
Saat der Gewalt"1) (The Blackboard
Jungle) in die Kinos, der mit "Rock Around The Clock" begann
und den Song über Nacht zu einem der erfolgreichsten Titel der
Rock-Geschichte werden ließ. Bill Haley war zwar nicht zu sehen, dafür aber
zu hören und das Stück wurde ein Jahr nach der Erstveröffentlichung zur
Nummer 1 in den USA, später auch in Großbritannien und in Deutschland.
Der Titel, der im Original übrigens nicht von Bill Haley stammte, sondern 1952
bereits von "Sonny
Dae and His Knights"2) aufgenommen worden war, dürfte der Auslöser für die
Rock'n'Roll-Welle gewesen sein und soll mit 40 Millionen verkauften
Exemplaren die weltweit meistverkaufte Rockschallplatte
sein; 1982 gab es für diese Platte den "Grammy Hall of Fame Award".
Foto: Bill Haley & The Comets etwa 1955 während eines Fernsehauftrittes
Urheber: Unbekannt; Foto mit freundlicher Genehmigung von
Mr. Klau Klettner von "Hydra Records"
veröffentlicht bei Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; mehr zur Lizenz siehe hier
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In der Folgezeit erreichten weitere Titel wie "Burn That Candle" (1955)
oder "See You Later Alligator" (1955) die "Top 10"
und Haley ging mit seinen Comets auf erfolgreiche Tourneen, die ihn 1958
unter anderem auch nach Deutschland und Großbritannien führten. In
Deutschland wurden seine Auftritte von ungeheuren Zuschauertumulten
begleitet und vor allem die ältere Generation sah in Haley einen "Jugendverderber" und
"Radaumusiker". Doch zu dieser Zeit ließ Haleys große Zeit bereits
wieder nach und seine Popularität schwand nicht zuletzt durch Elvis Presley
oder Jerry Lee Lewis, denen er in Alter und Aussehen deutlich
unterlegen war. Dennoch trat der Musiker mit seiner Band regelmäßig rund um den
Globus auf, tourte zu den sogenannten Rock'n'Roll-Revival-Shows
und war dazu verdammt mit an die Stirn geklebter Schmalzlocke immer wieder
"Rock Around The Clock" zu spielen; seinen letzten Hit hatte Haley 1958 mit
"Skinny Minnie", 1979 nahm er seine letzte LP "God Blass Rock And
Roll" auf.
Bill Haley, den man mit gutem Recht als Großvater des Rock 'n' Roll
bezeichnen darf, starb am 9. Februar 1981 mit nur 55 Jahren
im texanischen Harlingen; seit Mai 1980 litt er an einem inoperablen Hirntumor.
Ungeklärt ist bis heute der Verbleib seiner Urne; sie wurde wahrscheinlich
der Familie oder Freunden übergeben. Ein Grab ist nicht bekannt. Sicher ist
nur, dass Bill Haley im "Kreidler Ashcraft Funeral" aufgebahrt und im
Brownsville-Krematorium eingeäschert wurde.3)
Posthum wurde er 1987 in die "Rock
and Roll Hall of Fame"1) aufgenommen.
Die 1946 geschlossene Ehe mit seiner Jugendliebe Dorothy Crowe war Mitte
Dezember 1952 geschieden worden, auch seine zweite Verbindung mit Barbara Joan Cupchak,
der er drei Tage nach der Scheidung das Ja-Wort gegeben hatte und die ihm fünf
Kinder schenkte, hielt nur wenige Jahre bis 1960. 1963 trat
Bill Haley mit Martha Velaesco erneut vor den Traualtar, die Ehe war beständiger und fand durch
seinen frühen Tod ein Ende. Mit Martha Velaesco hatte die Rock-Legende drei
weitere Kinder, unter anderem Gina Haley (geb. 1975), die sich als Sängerin
bzw. Songschreiberin einen Namen gemacht hat; auch der jüngste Sohn Pedro Haley ist in der Musikbranche recht erfolgreich.
Sein ältester Sohn John W. Haley veröffentlichte 1990 zusammen
mit John von Hoëlle die Biografie
"Sound and Glory", die sich mit den Karriereanfängen des Vaters
beschäftigt.
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