Peggy Lee
Peggy Lee wurde am 26. Mai 1920 als Norma Delores Egstrom auf einer Farm in Jamestown, einer kleinen Stadt in North Dakota, geboren; sie war das siebte von acht Kindern. Der Vater Marvin Egstrom, Sohn schwedischer und norwegischer Einwanderer, arbeitete als Angestellter bei der "Midland Continental Railroad", die Mutter starb, als die kleine Norma erst vier Jahre alt war. Mit der Wiederverheiratung ihres Vaters hatte die kleine Norma unter der Strenge und körperlichen Misshandlung ihrer Stiefmutter zu leiden und als ihr Vater auch noch anfing zu trinken, musste sie mit 14 Jahren einige seiner Jobs bei der Eisenbahngesellschaft übernehmen.
Trotz dieser tristen Kindheit sang sie schon als Schülerin in Bands der High School, ihre professionelle Karriere begann bei örtlichen Radiostationen und später in den Nachtclubs von Hollywood; während dieser Zeit nahm sie den Künstlernamen "Peggy Lee" an. Unter anderem trat sie mit regionalen Formationen, aber auch so bekannten Bands wie der von Will Osborne1) (1906 – 1981) auf und im Juli 1941 hörte Benny Goodman2) (1909 – 1986), der grade einen Ersatz für Helen Forrest1) (1917 – 1999)  suchte, die Sängerin und verpflichtete sie für seine Band.
Mit "Somebody Else is Taking My Place" landeten Goodman und Peggy Lee im Frühjahr 1942 einen Nummer 1-Hit in den USA, ein erster Millionen-Seller wurde der von ihr komponierte Song "Why Don't You Do Right", der im Januar 1943 Platz 4 in den Charts belegte. Weitere erfolgreiche Songs jener Zeit waren beispielsweise "How Deep Is the Ocean?", "How Long Has This Been Going On?" oder "My Old Flame". Im März 1943 verließ Peggy Lee die Band von Goodman zusammen mit dessen Gitarristen Dave Barbour1) (1912 – 1965), den sie im gleichen Monat heiratete; Tochter Nicki wurde 1944 geboren.
 
Auch als Solistin war Peggy Lee mit Titeln wie "That Old Feeling", "It's a Good Day" oder "I Don't Know Enough About You" erfolgreich und ein Vertrag mit "Capitol Records" machte sie Ende des Jahrzehnts zu einer der populärsten Sängerinnen Amerikas. Bereits Ende 1945 erreichte der Titel "Waitin' For The Train To Come In" eine Hitnotierung unter den "Top 10", 1948 stand sie mit dem Song "Mañana" in den USA für neun Wochen auf Platz 1 und verkaufte die Nummer millionenfach. 1949 folgte "Riders In The Sky" auf Platz 2 und Mitte 1952 war sie mit "Lover" wieder auf den vordersten Plätzen der Hitparade zu finden.
"Unsterblich" wurde Peggy Lee Mitte 1958 mit einer Adaption des ursprünglich von Little Willie John1) (1937 – 1968) eingesungenen Songs "Fever"1) und erreichte damit auch in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad. Ihr letzter Hit war Ende 1969 die von Leiber & Stoller geschriebene Ballade "Is That All There Is?", für den sie 1970 eine "Grammy"-Nominierung als "Beste weibliche Pop Gesangsdarbietung" erhielt. Insgesamt wurde Peggy Lee zwölf Mal für einen "Grammy Award" nominiert, 1995 würdigte man ihr Lebenswerk mit dem "Grammy Lifetime Achievement Award". 1999 wurde die Künstlerin in die "Songwriters Hall of Fame" aufgenommen. Die Sammlung "The Peggy Lee Songbook" brachte ihr Mitte der 1990er Jahre den "Pied-Piper-Preis" der Vereinigung amerikanischer Komponisten (ASCAP) ein.
Erst in den letzten Jahren war Peggy Lee auch von den Jazz-Puristen als "Schwester" von Ella Fitzgerald2) (1917 – 1996), Sarah Vaughan1) (1924 – 1990) und Billie Holiday1) (1915 – 1959) entdeckt worden. Außerdem schrieb und komponierte Miss Lee für andere Jazzinterpreten, von Duke Ellington2) (1899 – 1974) über den Gitarristen John Chiodini bis hin zu Musikern wie Johnny Mercer1) (1909 – 1976) und Quincy Jones1). Von den Kritikern wurde Peggy Lee nicht nur als hervorragende Sängerin populärer Musik gewürdigt, sondern auch als begnadete Jazz-Interpretin. Man bezeichnete sie als "Rarität" unter den Pop-Sängerinnen ihrer Zeit und manche hielten sie für die größte weiße weibliche Jazz-Sängerin seit Mildred Bailey1) (1907 – 1951). Mit dem bereits 1953 erstmals veröffentlichten legendären Vokal-Jazz-Album "Black Coffee"1), unter anderem mit dem Cole Porter-Song "I've Got You Under My Skin", schrieb sie sich in die Jazz-Geschichte ein.
  
1954 schrieb sie die Musik für so bekannte Kinoproduktionen wie "Johnny Guitar"1) (1954, Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen) oder für die Romanze "About Mrs. Leslie", auch für den Disney-Film "Lady and the Tramp"1) (Susi und Strolch) schrieb sie 1955 die Musik sowie alle Songs; in diesem Zeichentrickfilm, der erstmals im großformatigen Cinemascope gedreht wurde, lieh sie vier Figuren ihre Stimme –  Frauchen "Darling", dem Pekinesenweibchen Peg sowie den beiden hinterlistigen Siamkatzen Si und Am – und sang die Lieder "Lady and the Tramp" sowie "The Siamese Cat Song".
Für das autobiografische Musical "Peg", welches 1983 am Broadway erstmals aufgeführt wurde, schrieb Peggy Lee 22 Songs, darunter den Titel "One Beating a Day" (Jeden Tag einmal Schläge) in Erinnerung an ihre schlimme Stiefmutter. Das Stück wurde jedoch nicht sehr erfolgreich und bereits nach 18 Vorstellungen abgesetzt.
Ab 1950 sah man die Sängerin auch in einigen Kinofilmen, 1953 agierte sie neben Danny Thomas1) als Judy Lane in dem Remake "The Jazz Singer" (Der Jazzsänger) und erhielt für ihre Leistung den Kritikerpreis der "New York World-Telegram and Sun". Ihre Darstellung der verzweifelten und alkoholabhängigen Blues-Sängerin Rose Hopkins in dem musikalischen Krimi "Pete Kelly’s Blues"3) (1955, Es geschah in einer Nacht) brachte ihr 1956 sogar eine "Oscar"-Nominierung als "Beste Nebendarstellerin" ein → Filmlexikon.

Peggy Lee, die während ihrer Karriere rund 60 Alben mit über 600 Songs veröffentlichte und auf zahlreichen Tourneen rund um den Globus das Publikum begeisterte, starb am 22. Januar 2002 mit 81 Jahren in ihrem Haus in Los Angeles an einem Herzinfarkt; seit Jahren hatte sie an Diabetes und Herzproblemen gelitten und konnte sich seit einem Beckenbruch in den 1980er Jahren nur noch mit dem Rollstuhl fortbewegen; die letzte Ruhe fand sie auf dem "Westwood Memorial Park" in Los Angeles → Foto der Grabstelle bei knerger.de und Wikimedia Commons.
Miss "Fever", die mit ihrer rauchigen Stimme und heißblütigen Hits berühmt wurde, war vier Mal verheiratet und hinterließ Tochter Nicki Lee Foster (1943 – 2014), drei Enkelkinder sowie drei Urenkel. Ihre erste,  1943 geschlossene Ehe mit dem  Musiker Dave Barbour3), der 1965 kurze Zeit nach Überwindung seiner Alkoholkrankheit verstarb, wurde 1951 geschieden; aus dieser Verbindung stammte Tochter Nicki Lee. Im Januar 1953 heiratete sie den Schauspieler Brad Dexter1) (1917 – 2002) – die Scheidung erfolgte bereits neun Monate später im September 1953. Die dritte Ehe ging die Sängerin mit dem Schauspieler Dewey Martin3) im April 1956 ein, auch diese Verbindung endete mit einer Scheidung im Jahre 1958. Zwischen 1964 und 1965 war Peggy Lee kurzzeitig mit dem argentinischen Jazz-Schlagzeuger und Bandleader Jack Del Rio (1902 – 1978) verheiratet.

Im März 2002 erschien in einer Neuauflage die bereits 1989 veröffentlichte Autobiografie der erfolgreichen Pop-Legende, Schauspielerin und Songschreiberin Peggy Lee mit dem Titel "Miss Peggy Lee: An Autobiography". Hierin erzählt sie von ihrer freudlosen Kindheit, den Misshandlungen ihrer Stiefmutter, den verschiedenen Liebesbeziehungen und vier Ehen. Sie schwärmt von den Songs, die sie berühmt gemacht haben, gibt Einblicke in ihr Privatleben mit Tochter, Enkelkindern und Hunden und lässt den Leser an ihren Krankheiten teilnehmen.
  

Offizielle (englischsprachige) Website: www.peggylee.com; siehe auch Wikipedia
Filmografie bei der Internet Movie Database
Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 3) Wikipedia (englisch)
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