Harry Langdon wurde am 15. Juni 1884 als Sohn des freischaffenden Malers William Worley Langdon und dessen Ehefrau Lavinia Langdon in Council Bluffs1) (Iowa) geboren. Aufgewachsen in Omaha1), riss Harry im Alter von etwa 12 Jahren von zu Hause aus, tingelte zunächst als Artist am Trapez, Clown und Musikant an Vaudeville1)-Bühnen, in Amateur-Shows und Zirkusvorstellungen durch die amerikanische Provinz. 1903 gelang ihm mit dem Sketch "Johnny's New Car" sein Durchbruch als Bühnen-Komiker, baute die Nummer immer weiter aus und zeigte sie – gemeinsam mit seiner ersten Ehefrau, der Schauspielerin Rose Musolff (1882 – 1962),  – nahezu zwanzig Jahre lang. 
1923 entdeckte ihn der Produzent bzw. Regisseure Sol Lesser1) (1890 – 1980) und gab ihm Rollen in verschiedenen stummen Kurzfilmen wie "The Skyscraper", "A Tough Tenderfoot" oder "A Perfect Nuisance", die er mit seiner Firma "Principal Pictures" herstellte. Als Sol Lesser das Geld ausging, wurde auch Harry Langdons Vertrag im Oktober 1923 gekündigt. Doch bereits einen Monat später kam Langdon bei Mack Sennetts1) (1880 – 1960) "Pathé Studios" unter, machte rasch mit einer schüchtern-infantilen Figur, die mit Glück und Gottes Hilfe die katastrophalsten Gefahren mit der Sicherheit eines Traumwandlers meistert, auf der Leinwand Furore. 
Als erster Kurzfilm wurde 1924 bei dem US-amerikanischen Ableger des "Pathé"1)- Studios der stumme Streifen "Picking Peaches" mit Langdon gedreht, weitere Kurzfilme, vor allem inszeniert von dem Regisseur Harry Edwards (1889 – 1952) und Arthur Ripley1) (1897 – 1961) als Drehbuchautor, machten den "Newcomer" schnell zu einem der führenden Leinwandkomiker, der beim Publikum ankam und auf dem Höhepunkt seiner Karriere bis zu 7.500 Dollar die Woche verdiente – eine Traumgage für damalige Zeiten. Etwa 1925 war Komödienspezialist Frank Capra1) (1897 – 1991) als Gag-Schreiber zu dem Erfolgstrio gestoßen, mit Langdons steigender Bekanntheit wurden auch seine Filme länger, er zog mit Stummfilmstars wie Charles Chaplin (1898 – 1977), Harold Lloyd (1893 – 1971) und Buster Keaton (1895 – 1966) gleich, avancierte wie diese zu den Idolen des aufstrebenden Mediums Film. Das Markenzeichen des inzwischen nicht mehr ganz jungen Komikers war das glatte, weiße "Baby-Face" und sein naives Reagieren auf die Situationen des täglichen Lebens, im verzögerten Stil der klassischen Pantomime. Die komische Entrücktheit zur Welt erreichte Langdon einfach dadurch, dass er hartnäckig ein Kind blieb, das mit aller linkischen Naivität in der Welt der Erwachsenen um Aufmerksamkeit und Anerkennung buhlte. Seine Filmfigur setzte ganz auf das unbekümmerte Babygesicht Langdons, gepaart mit einer grenzenlosen Naivität und Unschuld (darin nicht unähnlich der Filmfigur Stan Laurels). Im Gegensatz zum zeitweise recht aggressiven Tramp Chaplins oder dem Tüftler Keaton blieb die Figur Langdons meist passiv. Selten griff er in seinen Filme aktiv in das Geschehen ein, er blieb eher das ruhige Auge eines um ihn herumwirbelnden Sturms.2)

1926 kündigte Langdon die Zusammenarbeit mit Produzent Mack Sennett auf, um seine eigene Filmfirma, die "Harry Langdon Corporation", zu gründen. Er konnte auch Harry Edwards und Frank Capra für seine Projekte gewinnen, der erste Film, der mit dieser neuen Firma produziert wurde, hieß "Tramp, Tramp, Tramp"1) (1926) und geriet auf Anhieb zu einem Kassenschlager, nicht zuletzt wegen Langdons weiblicher Partnerin, dem Leinwandstar Joan Crawford (1905 – 1977), die allerdings in diesem Film eher "Staffage" war. Nach dieser ersten abendfüllenden Produktion drehte Langdon unter der Regie Capras noch "The Strong Man" (1926, "Der starke Mann") sowie eine der bekanntesten Langdon-Grotesken "Long Pants" (1927, "Die ersten langen Hosen"), überwarf sich dann mit dem Regisseur, dessen Gags nicht zuletzt zu Langdons Filmerfolgen beigetragen hatte.
Langdon führte nun selbst Regie, ohne jedoch so richtig Ahnung von der Materie zu haben. Sein Regiedebüt "Three's a crowd"1) (1927, "Der Dritte stört") sowie die weiteren Filme "The Chaser" (1928) und "Heart Trouble" (1928) gerieten zum Desaster, das Interesse des Publikums ließ nach, seine Popularität schwand und auch finanziell war er bald am Ende.
1929 unterschrieb er einen Vertrag bei Hal Roach1) (1892 – 1992), doch auch mit den nachfolgenden Streifen war ihm kein größerer Erfolg mehr beschieden. Langdon blieb zwar bis zu seinem Tod vielbeschäftigt, drehte noch zahlreiche Stumm- und Tonfilme , überwiegend jedoch als Episoden-Darsteller unter anderem für "Universal Pictures"1) oder "United Artists"1), konnte an seinen einstigen Star.Status, vor allem beim Tonfilm, nicht mehr anknüpfen. Zu seinen beachtenswerten Rollen zählt jedoch die Figur des "Dan Cupid" bzw. drolligen Cupido1) in der von David Butler1) mit Lilian Harvey und Lew Ayres1) gedrehten, musikalischen Liebeskomödie "My Weakness"1) (1933, "Die Schule der Liebe").
In den 1930er Jahren arbeitete er als "Gagman" für das legendäre Komikerduo Laurel & Hardy, hatte beispielsweise auch einen Part als Zirkusbesitzer Professor McCrackle, dessen Elefantendame Zenobia erkrankt ist, in dem Streifen "Zenobia"1) (1939, "Zenobia, der Jahrmarktselefant") neben Oliver Hardy als der arme Landarzt Dr. Henry Tibbett. Danach drehte Langdon bis Mitte der 1940er Jahre noch etwas über 20, eher zu vernachlässigende Filme, zeigte sich unter anderem mit Betty Blythe1) in der Komödie "Misbehaving Husbands"1) (1940) oder in dem Musikfilm "All-American Co-Ed"1) (1941). Letztmalig tauchte er in der erst nach seinem Tod veröffentlichten musikalischen Komödie "Swingin' on a Rainbow" (1945) auf → Übersicht Filmografie (Auszug).
 
Der einstige Stummfilm-Komiker Harry Langdon, der heutzutage in Europa nahezu in Vergessenheit geraten ist, starb am 22. Dezember 1944 in Hollywood1) (Los Angeles1)) mit nur 60 Jahren an den Folgen einer Gehirnblutung. Die letzte Ruhe fand er auf dem "Grand View Memorial Park Cemetery" im kalifornischen Glendale1) → Foto der Grabstelle bei findagrave.com.
Langdon war vier Mal verheiratet, 1903 ehelichte er Schauspielerkollegin Rose Francis Musolff (1882 – 1962), von der er sich 1928 scheiden ließ. Seine zweite Ehefrau wurde im selben Jahr Helen Walton, auch diese kurze Verbindung endete 1932 vor dem Scheidungsrichter. Mit Ehefrau Nummer 3, Mabel Sheldon, der Langdon 1934 das Ja-Wort gab, war er zunächst nur vier Jahre zusammen, ließ sich dann scheiden, um seine Ex-Ehefrau 1938 dann erneut zu heiraten. Aus der Verbindung ging der 1934 geborene Sohn Harry Langdon jr. hervor, der später zu einem international anerkanntem Star-Fotografen avancierte → harrylangdon.com.
  
Heute erinnert ein "Stern" auf dem "Hollywood Walk of Fame"1) (6925 Hollywood Boulevard) an den legendären Mimen, in seinem Geburtsort Council Bluffs gibt es seit 1999 einen "Harry Langdon Boulevard". "Unbestritten sind Langdons Bedeutung als einer der größten Pantomimen aller Zeiten, seine Originalität und sein großer Einfluss auf die Filmkomödie. Er revolutionierte die Filmkomik durch die Entdeckung der Langsamkeit und leistete damit Pionierarbeit, auf der z. B. die berühmteren Laurel & Hardy aufbauen konnten." notiert Wikipedia. Und weiter kann man dort lesen: "In seinem berühmten Artikel "Comedy’s Greatest Era" für das Magazin "Life"1) stellte Filmkritiker James Agee1) 1949  Harry Langdon erstmals mit Charles Chaplin, Harold Lloyd und Buster Keaton auf eine Stufe und schrieb von den "Großen Vier" der Stummfilmkomödie. Diese These blieb allerdings nicht unwidersprochen: Zum einen ist Langdons Filmfigur weniger "massenkompatibel" als die der anderen drei großen Komiker und ruft nicht nur glühende Verehrung, sondern bei einigen Zuschauern auch Unverständnis hervor. Zum anderen reichen die Langfilme Langdons, mit der möglichen Ausnahme von "The Strong Man"1), schwerlich an die Meisterwerke der genannten Kollegen heran. Fatty Arbuckle1) (Komiker, richtungsweisender Komödienregisseur, sein eigener Autor und Lehrmeister Keatons in Personalunion) hat heute nach Meinung vieler einen ähnlich großen Anspruch auf einen Platz im Olymp der Stummfilmkomiker."
Siehe auch Wikipedia mit Filmografie (Auszug) sowie Wikipedia (englisch)
Fotos bei virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia
2) Quelle: Wikipedia
     
Filme (Quelle: Wikipedia)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia; R = Regie; P = Produktion)
Stummfilme (Auszug)
  • 1923: Drei Kurzfilme bei Sol Lesser → Wikipedia
  • 1924–1927: Kurzfilme bei Mack Sennett → Wikipedia
  • 1926–1928: Langfilme bei der "First National"
    • 1926: Tramp, Tramp, Tramp (R: Harry Edwards (1889–1952); als Harry, naiver Sohn eines alten Schuhmachers:
      Joan Crawford als Betty, Tochter des Schuhmagnaten John Burton (Edwards Davis; 1873–1936); auch P
      ) → Foto
    • 1926: Der starke Mann / The Strong Man (R: Frank Capra; als der Belgier/ehemalife Soldat Paul Bergot; auch P)
    • 1927: Die ersten langen Hosen / Long Pants (R: Frank Capra; als das (erwachsene) Muttersöhnchen Harry Shelby; auch P)
    • 1927: Der Dritte stört / Three's a Crowd (von (Regie) und mit Harry Langdon als Möbelpacker Harry)
    • 1928: Der Schürzenjäger / The Chaser (von (Regie) und mit Harry Langdon als Harry;
      Kurzinfo: Die Ehefrau (Gladys McConnell) von Harry hat die Eskapaden ihres Mannes satt und reicht die Scheidung ein.
      Der Richter (Charles Thurston; 1868–1940) macht jedoch einen ungewöhnlichen Vorschlag – der Ehemann soll
      einen Monat lang die Rolle seiner Frau einnehmen – einschließlich der Kleidung – damit er sieht, wie es ist, seine
      Frau zu sein.
      ) → IMDb
    • 1928: Heart Trouble (von (Regie) und mit Harry Langdon als Harry Van Housen; Kurzinfo: Der Sohn deutscher Einwanderer,
      meldet sich währen des 1.Weltkrieg als Freiwilliger bei der US-Armee, um seiner Liebsten (Doris Dawson; 1905–1986)
      zu beweisen, dass er ein "echter Amerikaner" ist. Er wird jedoch als untauglich – er ist untergewichtig, zehn Zentimeter
      zu klein, kurzsichtig und hat hat Plattfüße – abgelehnt…
      ) → Wikipedia  (englisch),  IMDb
Tonfilme (Auszug; ohne Kurzfilme)
  • 1930: A Soldier's Plaything (R: Michael Curtiz; als Tim, Freund von Georgie Wilson (Ben Lyon)) → Wikipedia  (englisch)
  • 1930: See America Thirst (R: William James Craft (1886–1931); als Wally, der wie Freund Slim (Slim Summerville) für
    einen Killer gehalten wird
    ) → Wikipedia  (englisch)
  • 1933: Hallelujah, I'm a Bum (R: Lewis Milestone; mit Al Jolson als Landstreixher Bumper; als "Egghead")
    → Wikipedia  (englisch), IMDb
  • 1933: Die Schule der Liebe / My Weakness (R: David Butler; mit Lilian Harvey und Lew Ayres; als "Dan Cupid"
    bzw. drolliger
    Cupido)
  • 1938: Millionärin auf Abwegen / There Goes My Heart (nach einer Geschichte des Entertainers Ed Sullivan;
    R: Norman Z. McLeod: mit Virginia Bruce als die Millionenerbin Joan Butterfield; Fredric March als Reporter Bill Spencer;
    als ein Geistlicher
    )
  • 1939: Zenobia, der Jahrmarktselefant / Zenobia (nach der Erzählung "Zenobia’s Infidelity" (dt.: "Zenobias Untreue")
    von Henry Cuyler Bunner (1855–1896); R: Gordon Douglas; als der Zirkusbesitzer Professor McCrackle, dessen Elefantendame
     Zenobia erkrankt ist; Oliver Hardy als der arme Landarzt Dr. Henry Tibbett, Vater von Mary (Jean Parker)
  • 1940: Misbehaving Husbands (nach einer Geschichte von Cea Sabin; R: William Beaudine; als Henry Butler, Ehemann
    von Effie (Betty Blythe)
    )
  • 1941: All-American Co-Ed (R: LeRoy Prinz; als Publizist Hap Holden)
  • 1941: Double Trouble (R: William Beaudine; als Albert Prattle; Kurzinfo: Der Besitzer einer Konservenfabrik und seine
    Frau erwarten die Ankunft von zwei Waisenkinder aus dem vom Krieg gezeichneten England. Doch die "Jugendlichen"
    erweisen sich als zwei konfuse Erwachsene, Albert (Langdon) und Alfred Prattle (Charles Rogers; 1887–1956): Beide müsen
    nun in der Konservenfabrik arbeiten und stecken versehentlich eine wertvolle Halskette in einer Dose Bohnen. Der Rest
    ist eine verrückte Jagd, als sich das herumgesprochen hat, denn die Kunden kaufen wie wild Dosen mit Bohnen, in der
    Hoffnung, die mit dem Schmuck zu ergattern.
    ) → Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1942: House of Errors (R: Bernard B. Ray (1895–1964); als Bert; auch Vorlage: Kurzinfo: Bert und Alf (Charley Rogers)
    verlieren ihrem Job als Zeitungsboten. Sie beschließen nun, selbst Reporter zu werden, machen sich auf die Suche nach einer
    geeigneten Geschichte und stoßen auf Professor Hiram Randall (Richard Kipling; 1879–1965), der ein neues Maschinengewehr
    erfunden hat. Dieser hasst jedoch Reporter, also geben sich die beiden als Kammerdiener und Butler aus und werden
    angeheuert. Der echte Reporter ihrer ehemaligen Zeitung Jerry Fitzgerald (Ray Walker; 1904-1980)  tritt ebenfalls auf
    den Plan, als auch noch der schurkische Vertreter eines Waffenherstellers erscheint, der die "Wunderwaffe" an sich bringen
    will, helfen Bert und Alf Fitzgerald, um das zu verhindern.
    )  → Wikipedia (englisch), IMDb 
  • 1943: Spotlight Scandals / Spotlight Revue (R: William Beaudine; mit Komiker Billy Gilbert; als Oscar)
    → Wikipedia (englisch), IMDb
  • 1944: Hot Rhythm (R: William Beaudine; als Mr. Whiffle) → Wikipedia (englisch)
  • 1944: Block Busters (R: Wallace Fox (1895–1958); als Mr. Higgins)
  • 1945: Swingin' on a Rainbow (R: William Beaudine; mit Jane Frazee (1915–1985) in der Hauptrolle der Amateursängerin
    Lynn Bird; als Willoughby
    ) → Wikipedia (englisch), IMDb
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