Der Schauspieler Theodor Becker wurde am 18. Februar 1880 in Mannheim1) (Baden-Württemberg) geboren. Becker verstand sich vor allem als Theaterschauspieler, wirkte unter anderem in Dresden am "Königlichen Schauspielhaus" (heure "Staatsschauspiel Dresden"1)) und an verschiedenen Berliner Bühnen, machte sich einen Namen als hervorragender Hebbel-Interpret. Viele Jahre gehörte er zum Ensemble der "Städtischen Bühnen Hannover"1), gab sein Wissen zudem an junge Nachwuchstalente weiter, so nahm unter anderem der Schauspieler Wolfgang Völz bei ihm Unterricht.
Theodor Becker um 1920; Urheberr: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Card Nr. 278/2; Lizenz: gemeinfrei Zum noch jungen Medium Film kam Becker Mitte der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, seine Stummfilmkarriere war zwar kurz, dennoch recht intensiv. Der blendend aussehende Mann mit den markanten Gesichtszügen trat erstmals neben Henny Porten (Anna von Glassner) und Bruno Decarli (Graf von Fahrenwald) als wahnsinniger Kammerdiener des Grafen in "Das wandernde Licht"1) (1916) in Erscheinung, gedreht von Robert Wiene1) nach der 1883 veröffentlichten Kriminal-Erzählung von Ernst von Wildenbruch1). Es folgten prägnante Rollen in Produktionen wie die von Hubert Moest1) mit seiner damaligen Ehefrau Hedda Vernon in Szene gesetzten Streifen "Noemi, die blonde Jüdin" (1917) und "Mouchy"1) (1918), mit Ehefrau Maria Fein als Partnerin stand er für die Geschichte "Nur ein Modell. Seine kleine Madonna" (1917) vor der Kamera. In dem von Otto Rippert1) nach einem Drehbuch von Fritz Lang1) realisierten, opulent-monumentalen.spätmittelalterlichen Sittengemälde "Die Pest in Florenz"1) (1919) gestaltete er grandios den Einsiedler Franziskus, der den Reizen der Kurtisane Julia (Marga Kierska2)) erliegt und sich den Lastern bzw. dem hemmungslosen Sittenverfall in Florenz hingibt; am Ende bricht in Florenz die Pest aus und rafft auch die Protagonisten dahin.
    
Foto: Theodor Becker um 1920
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Ross-Card Nr. 278/2;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Nach der Uraufführung am 23. Oktober 1919 im Berliner "Marmorhaus"1) schrieb unter anderem die "Lichtbild-Bühne"1) (Nr. 43, 25.10.1919): "Dem Einsiedler Franziskus, ein Paulus1), aus dem ein Saulus und später wieder ein Paulus wird, verlieh Theodor Becker den Fanatismus seines Blickes und eine ekstatische verhaltene Wut. Daß man den heiligen Franziskus und seine Versuchungen (die ja wohl eigentlich dem heiligen Antonius1) zugeschrieben werden) in die Savonarola1)-Epoche verlegte, die römischen Katakomben1) nach Florenz1) und noch einige andere historische Kühnheiten sich gestattete, sei schon deswegen verziehen, weil die Regie gerade hierbei Außerordentliches leistete und beispielsweise in der waldumdüsterten Höhle des Einsiedlers, durch die seine Visionen geistern, Meisterhaftes bot. Otto Rippert hat hier eine geniale Hand bewiesen."
Wie Wikipedia notiert, hatte Hauptdarsteller Theodor Becker für die anstehenden Dreharbeiten Anfang Juni 1919 seine Gastspielreisen unterbrochen und die Vorbereitungsphase zum Film für einen Auftritt am "Schauspielhaus Berlin"1) genutzt, wo er mit Erfolg den Coriolanus1) in der Shakespeare-Tragödie "Coriolanus"1) interpretierte.
  
Marga Kierska als Kurtisane Julia und Theodor Becker als Einsiedler Franziskus in "Die Pest in Florenz" von Otto Rippert (Decla-Film, 1919); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000882) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 43) , Ross-Verlag 1919; Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf/Ross-Verlag; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Marga Kierska2) als Kurtisane Julia und Theodor Becker (r.) als Einsiedler Franziskus
in "Die Pest in Florenz" von Otto Rippert1 (Decla-Film, 1919)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000882) aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin 1935, S. 43) , Ross-Verlag 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf/Ross-Verlag
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Mit Rippert bzw. Hella Moja als Partnerin drehte Becker das Drama "Schatten einer Stunde" (1920), tauchte (laut filmportal.de) in der von dem türkischen Filmpionier Muhsin Ertuğrul1) (Künstlername "Salomon Bey") und Marie Luise Droop1) (auch Drehbuch) in Szene gesetzten, frühen Karl May1)-Verfilmung "Die Teufelsanbeter"1) (1921) neben Carl de Vogt (Kara Ben Nemsi1)) und Meinhardt Maur1) (dessen getreuer Diener Hadschi Halef Omar1)) mi einem kleinen Part auf. Der Streifen, der heute als verschollen gilt, geriet jedoch zum finanziellen Misserfolg → karl-may-filme.de sowie karl-may-wiki.de.
Theodor Becker vor 1929; Urheber: Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle: www.cyranos.ch; Lizenz: gemeinfrei Bereits ein Jahr zuvor hatte Becker mit Muhsin Ertuğrul und Marie Luise Droop das Historienabenteuer "Das Fest der schwarzen Tulpe" (1920) gedreht und in dieser Adaption des Romans "Die schwarze Tulpe"1) von Alexandre Dumas d. Ä.1) den Johan de Witt1) dargestellt. Die Geschichte, angesiedelt in den Niederlanden des späten 17. Jahrhunderts, erzählte von den beiden republikanischen Brüdern Johan und Cornelis De Witt1) (Otto Sommerstorff1)) bzw. deren Widerstand gegen Wilhelm III. von Oranien1) sowie deren Ermordung. Carl de Vogt mimte den Patensohn von Cornelis bzw. den Romanhelden Cornelius Van Baerl (im Film "Adrian Witt"), der sich, ins Gefängnis geworfen, in die schöne Tochter des Kerkermeisters verliebt.  
In dem von Eugen Illés1) in Szene gesetzten Drama "Der Sturz in den Abgrund" (1922, auch "Jeremias"/ "Der Kampf um Jerusalem") um den Propheten Jeremia1) stellte Becker neben Protagonist Carl de V. Hundt den babylonischen König Nebukadnezar II.1) dar, verkörperte unter der Regier von Arzen von Cserépy1) im 3. ("Sanssouci"1)) und 4. Teil ("Schicksalswende"1))  des Monumentalfilms "Fridericus Rex"1) (1923 den General Friedrich Wilhelm von Seydlitz1) neben Otto Gebühr in der Rolle des preußischen Königs Friedrich II.1).

Foto: Theodor Becker vor 1929
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Als Rudolf Walther-Fein1) und Rudolf Dworsky1) mit "Wilhelm Tell"1) (1923)  das gleichnamige  Schiller-Drama1) um den Schweizer  Freiheitskämpfer Wilhelm Tell1) mit Hans Marr als Titelheld und Conrad Veidt als dessen Gegenspieler Reichsvogt Hermann Gessler auf die stumme Leinwand bannte, besetzte er Becker als Konrad Baumgarten1), ebenfalls legendäre Figur des schweizerischen Befreiungsmythos; Grete Reinwald trat als dessen Ehefau Armgard in Erscheinung. Danach zeigte er sich als römischer Hauptmann in dem von Robert Wiene1) mit Stars wie Gregori Chmara1) (Jesus Christus1)), Henny Porten (Mutter Maria1)), Werner Krauß (Pontius Pilatus1)), Asta Nielsen (Maria Magdalena1)) oder Alexander Granach (Judas Ischariot1)) hochkarätig besetzten Epos "I.N.R.I. – Ein Film der Menschlichkeit"1) (1923) über die die Passion Christi1), basierend auf einem Roman von Peter Rosegger1). Zu einem Höhepunkt in der Filmkarriere des Theaterschauspielers geriet sicherlich auch die von Hans Neumann1) realisierte Verfilmung "Ein Sommernachtstraum"1) (1925) mit dem Untertitel "Ein heiteres Fastnachtsspiel", frei nach der gleichnamigen Komödie1) von William Shakespeare1). Hier glänzte Becker als der Herzog von Athen Theseus1), unter anderem spielte Hans Albers den in Hermia (Charlotte Ander) verliebten jungen Demetrius. Bei Wikipedia kann man lesen: "Die Bewertungen dieses Films variierten stark. Während die einen Kritiker das bisweilen anarchische, parodistisch-ausgelassene Element dieses übliche Formen sprengenden Filmexperiments priesen, bemängelten andere wiederum genau dieses Faktum an "Ein Sommernachtstraum". → Einige zeitgenösssische Kritiken bei Wikipedia sowie Szenenfotos bei filmportal.de.
 

Theodor Becker um 1925
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0281936
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Theodor Becker um 1925; Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0281936); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Theodor Becker stand in den folgen Jahren nur noch für zwei Stummfilme vor der Kamera, in Friedrich Zelniks Melodram "Athleten"3) (1925) machte er als athletischer Meisterboxer Tom King eine gute Figur, der die verarmte Prinzessin Wanda Hoheneck (Asta Nielsen) heiratet, dann aber mehr Gefallen an der Soubrette Kari Tass (Emmy Sturm4)) findet und schließlich von seiner gedemütigten Ehefrau erschossen wird. Beckers letzte Arbeit für das Kino war Karl Pindls im Mittelalter zur Zeit der Minnesänger1) angesiedelten und als "Groß-Film" beworbene, dokumentarische Geschichte "Das deutsche Lied" (1928) mit der Rolle des Grafen Otto von Meran. Danach zog sich Theodor Becker vom Filmgeschäft zurück und wirkte ausschließlich am Theater → Übersicht Filmografie.
Der Staatsschauspieler Theodor Becker, der als Anhänger der Nationalsozialisten galt5), starb am 26. Juni 1952 im Alter von 72 Jahren im niedersächsischen Coppenbrügge1) bei Hannover.
 
Er war einige Jahre mit der Theater- und Filmschauspielerin Maria Fein (1892 – 1965) verheiratet. Eine der gemeinsamen Töchter war die am 28. Januar 1920 in Berlin geborene, international renommierte Theaterschauspielerin Maria Becker, die am 5. September 2012 in Uster1) (Kanton Zürich) im Alter von 92 Jahren starb. Als Maria Becker erst vier Jahre alt war, hatte der Vater die Familie verlassen, Maria Becker blieb bei der Mutter, die jüngere Schwester Thea Becker wuchs beim Vater auf; im Jahre 1936 wurde die Ehe offiziell geschieden. Eine zweite Ehe, die ebenfalls vor dem Scheidungsrichter endete, ging Becker mit der Schauspielerin Helma Seitz1) (1913 – 1995; → "Der Kommissar") ein, die gemeinsame, 1935 geborene Tochter Renate Becker1) ergriff ebenfalls den Schauspielerberuf.
  

Portrait Theodor Becker um 1925
Urheber: Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-1990-a_0000037
Rechteinhaber SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017

Portrait Theodor Becker um 1925; Urheber: Alexander Binder (1888–1929); Quelle: Deutsche Fotothek, (file: df_pos-1990-a_0000037); Rechteinhaber SLUB Dresden/Deutsche Fotothek; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Quelle (unter anderem): Wikipedia
Siehe auch cyranos.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) cyranos.ch, 3) filmportal.de, 4) cyranos.ch
5) Artikel in DIE Welt (12.09.2012) zum Tod von Maria Becker: www.welt.de
Lizenz Foto Theodor Becker (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de; R = Regie)
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