Der Schauspieler Theodor Becker wurde am 18. Februar 1880 in Mannheim1)
(Baden-Württemberg) geboren. Becker verstand sich vor allem als
Theaterschauspieler, wirkte unter anderem in Dresden am "Königlichen
Schauspielhaus" (heure "Staatsschauspiel
Dresden"1)) und an verschiedenen Berliner Bühnen,
machte sich einen Namen als hervorragender Hebbel-Interpret. Viele Jahre
gehörte er zum Ensemble der "Städtischen Bühnen Hannover"1), gab
sein Wissen zudem an junge Nachwuchstalente weiter, so nahm unter anderem der
Schauspieler Wolfgang Völz bei ihm Unterricht.
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Zum noch jungen Medium Film kam Becker Mitte der 10er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, seine
Stummfilmkarriere war zwar kurz, dennoch recht intensiv. Der blendend
aussehende Mann mit den markanten Gesichtszügen trat erstmals neben Henny Porten
(Anna von Glassner) und Bruno Decarli
(Graf von Fahrenwald) als wahnsinniger Kammerdiener des Grafen in "Das wandernde Licht"1) (1916) in Erscheinung,
gedreht von Robert Wiene1) nach
der 1883 veröffentlichten Kriminal-Erzählung von Ernst von Wildenbruch1). Es folgten
prägnante Rollen in Produktionen wie die von Hubert Moest1)
mit seiner damaligen Ehefrau Hedda Vernon in Szene gesetzten
Streifen "Noemi, die blonde Jüdin" (1917) und "Mouchy"1) (1918),
mit Ehefrau Maria Fein
als Partnerin stand er für die Geschichte
"Nur ein Modell. Seine kleine Madonna" (1917) vor der Kamera. In
dem von Otto Rippert1)
nach einem Drehbuch von Fritz Lang1) realisierten, opulent-monumentalen.spätmittelalterlichen Sittengemälde "Die Pest in Florenz"1) (1919) gestaltete er grandios
den Einsiedler Franziskus, der
den Reizen der Kurtisane Julia (Marga Kierska2)) erliegt und sich den Lastern
bzw. dem hemmungslosen Sittenverfall in Florenz hingibt; am Ende bricht in
Florenz die Pest aus und rafft auch die Protagonisten dahin.
Foto: Theodor Becker um 1920
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 1929)
Quelle: Wikimedia
Commons bzw. Wikipedia;
Ross-Card Nr. 278/2;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei)
siehe hier
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Nach der Uraufführung am 23. Oktober 1919
im Berliner "Marmorhaus"1) schrieb unter anderem die "Lichtbild-Bühne"1)
(Nr. 43, 25.10.1919): "Dem Einsiedler Franziskus,
ein Paulus1), aus dem ein Saulus und später wieder ein Paulus wird, verlieh Theodor Becker
den Fanatismus seines Blickes und eine ekstatische verhaltene Wut. Daß man den
heiligen Franziskus und seine Versuchungen (die ja wohl eigentlich dem heiligen
Antonius1) zugeschrieben werden)
in die Savonarola1)-Epoche verlegte, die
römischen Katakomben1) nach
Florenz1) und
noch einige andere historische Kühnheiten sich gestattete, sei schon deswegen
verziehen, weil die Regie gerade hierbei Außerordentliches leistete und
beispielsweise in der waldumdüsterten Höhle des Einsiedlers, durch die
seine Visionen geistern, Meisterhaftes bot. Otto Rippert hat hier eine geniale Hand
bewiesen."
Wie Wikipedia notiert, hatte Hauptdarsteller Theodor Becker für die anstehenden Dreharbeiten Anfang Juni 1919 seine
Gastspielreisen unterbrochen und die Vorbereitungsphase zum Film für einen
Auftritt am "Schauspielhaus Berlin"1) genutzt, wo er mit Erfolg den
Coriolanus1)
in der Shakespeare-Tragödie "Coriolanus"1)
interpretierte.
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Marga Kierska2) als Kurtisane Julia und Theodor Becker
(r.) als Einsiedler Franziskus
in
"Die Pest in Florenz" von Otto Rippert1
(Decla-Film, 1919)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-2006-a_0000882)
aus "Vom Werden deutscher Filmkunst/
1. Teil: Der stumme Film" von Dr. Oskar Kalbus (Berlin
1935, S. 43) , Ross-Verlag 1935
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf/Ross-Verlag
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 |
Mit Rippert bzw. Hella Moja als Partnerin drehte Becker das Drama
"Schatten einer Stunde" (1920), tauchte (laut filmportal.de)
in der von dem
türkischen Filmpionier Muhsin Ertuğrul1) (Künstlername
"Salomon Bey") und Marie Luise Droop1) (auch Drehbuch) in Szene gesetzten, frühen
Karl May1)-Verfilmung "Die
Teufelsanbeter"1) (1921) neben
Carl de Vogt
(Kara Ben Nemsi1)) und
Meinhardt Maur1) (dessen getreuer Diener
Hadschi Halef Omar1)) mi einem kleinen Part auf. Der Streifen, der heute als verschollen
gilt, geriet jedoch zum finanziellen Misserfolg → karl-may-filme.de
sowie karl-may-wiki.de.
Als Rudolf Walther-Fein1)
und Rudolf Dworsky1)
mit "Wilhelm Tell"1) (1923)
das gleichnamige Schiller-Drama1)
um den Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell1) mit
Hans Marr als Titelheld und Conrad Veidt als dessen Gegenspieler
Reichsvogt Hermann Gessler auf die stumme Leinwand bannte, besetzte er
Becker als Konrad Baumgarten1),
ebenfalls legendäre Figur des schweizerischen Befreiungsmythos; Grete Reinwald trat als dessen Ehefau Armgard in Erscheinung. Danach zeigte er sich als römischer Hauptmann in dem von
Robert Wiene1) mit Stars wie Gregori Chmara1)
(Jesus Christus1)),
Henny Porten (Mutter
Maria1)), Werner Krauß
(Pontius Pilatus1)),
Asta Nielsen (Maria Magdalena1))
oder Alexander Granach
(Judas Ischariot1)) hochkarätig besetzten Epos "I.N.R.I. – Ein
Film der Menschlichkeit"1) (1923)
über die die Passion Christi1), basierend auf einem Roman
von Peter Rosegger1).
Zu einem Höhepunkt in der Filmkarriere des Theaterschauspielers geriet
sicherlich auch die von Hans Neumann1)
realisierte Verfilmung "Ein
Sommernachtstraum"1) (1925)
mit dem Untertitel "Ein heiteres Fastnachtsspiel", frei nach der gleichnamigen
Komödie1) von William Shakespeare1). Hier
glänzte Becker als der Herzog von Athen Theseus1), unter
anderem spielte Hans Albers den in Hermia
(Charlotte Ander)
verliebten jungen Demetrius. Bei Wikipedia kann man lesen: "Die
Bewertungen dieses Films variierten stark. Während die einen Kritiker das
bisweilen anarchische, parodistisch-ausgelassene Element dieses übliche Formen
sprengenden Filmexperiments priesen, bemängelten andere wiederum genau dieses
Faktum an "Ein Sommernachtstraum". → Einige zeitgenösssische Kritiken
bei Wikipedia
sowie Szenenfotos bei filmportal.de.
Theodor Becker um 1925
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0281936)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Unbekannter Fotograf
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Theodor Becker stand in den folgen Jahren nur noch für zwei Stummfilme vor
der Kamera, in Friedrich Zelniks Melodram
"Athleten"3) (1925) machte er als
athletischer Meisterboxer Tom King
eine gute Figur, der die verarmte Prinzessin Wanda Hoheneck (Asta Nielsen) heiratet, dann aber mehr Gefallen an der Soubrette
Kari Tass (Emmy Sturm4)) findet und schließlich von seiner
gedemütigten Ehefrau erschossen wird. Beckers letzte Arbeit für das Kino
war Karl Pindls im Mittelalter zur Zeit der Minnesänger1) angesiedelten
und als "Groß-Film" beworbene, dokumentarische Geschichte "Das deutsche
Lied" (1928) mit der Rolle des Grafen Otto von Meran. Danach
zog sich Theodor Becker vom Filmgeschäft zurück und wirkte
ausschließlich am Theater → Übersicht Filmografie.
Der Staatsschauspieler Theodor Becker, der als Anhänger der
Nationalsozialisten galt5),
starb am 26. Juni 1952 im Alter von 72 Jahren im
niedersächsischen Coppenbrügge1)
bei Hannover.
Er war einige Jahre mit der Theater- und Filmschauspielerin Maria Fein
(1892 – 1965) verheiratet. Eine der gemeinsamen Töchter war die
am 28. Januar 1920 in Berlin geborene, international renommierte
Theaterschauspielerin Maria Becker,
die am 5. September 2012 in Uster1) (Kanton Zürich) im Alter von
92 Jahren starb. Als Maria Becker erst vier Jahre alt war, hatte
der Vater die Familie verlassen, Maria Becker blieb bei der Mutter, die
jüngere Schwester Thea Becker wuchs beim Vater auf; im Jahre 1936
wurde die Ehe offiziell geschieden. Eine zweite Ehe, die ebenfalls vor dem
Scheidungsrichter endete, ging Becker mit der Schauspielerin Helma Seitz1)
(1913 – 1995; → "Der
Kommissar") ein, die gemeinsame, 1935 geborene Tochter Renate Becker1)
ergriff ebenfalls den Schauspielerberuf.
Portrait Theodor Becker um 1925
Urheber: Alexander Binder1)
(1888 – 1929)
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pos-1990-a_0000037)
Rechteinhaber SLUB Dresden/Deutsche Fotothek
Quelle: www.deutschefotothek.de
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Quelle (unter anderem): Wikipedia Siehe
auch cyranos.ch
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Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) cyranos.ch, 3) filmportal.de, 4) cyranos.ch
5) Artikel in DIE Welt (12.09.2012) zum Tod von Maria Becker: www.welt.de
Lizenz Foto Theodor Becker (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist
gemeinfrei, weil
ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die
Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren
Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod
des Urhebers.
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Stummfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de; R = Regie) |
- 1916: Das wandernde Licht (nach der
Novelle von Ernst von
Wildenbruch; R: Robert
Wiene; mit Henny
Porten
als Anna von Glassner; als Diener des reichen Grafen von Fahrenwald (Bruno
Decarli)) → filmportal.de
- 1917: Noemi, die blonde Jüdin
(R: Hubert
Moest; mit dessen damaligen Ehefrau Hedda
Vernon als Noemi; als ?) →
IMDb
- 1917: Nur ein Modell. Seine kleine Madonna (R: Georg
Schubert; als der Dichter, Maria
Fein als die Geliebte des Dichters)
→ IMDb,
Early Cinema Database
- 1917: Jori, der Schlangenkönig (R: ?; als Titelfigur?) → IMDb
- 1918: Mouchy
(R: Hubert Moest; mit dessen damaligen Ehefrau Hedda Vernon in der
Titelrolle; als Graf von Zerath)
- 1918: Das Todesgeheimnis
(R: Hubert Moest; mit Hedda Vernon; als ?) →
IMDb
- 1919: Tscherkessenblut (R: Hubert Moest; als ?) → IMDb
- 1919: Die Pest in Florenz
(R: Otto
Rippert; Drehbuch: Fritz
Lang; als Einsiedler Franziskus) → filmportal.de
- 1920: Das Fest der schwarzen Tulpe
(nach dem Roman "La
tulipe noire" von Alexandre Dumas d.Ä.;
R: Muhsin Ertuğrul, Marie-Louise
Droop (auch Drehbuch); als Johan de Witt)
- 1920: Schatten einer Stunde (R: Otto Rippert; als Verlobter
von Elena Monetti (Hella
Moja)) → IMDb,
Early Cinema Database
- 1921: Die Teufelsanbeter
(nach den Kapiteln "Bei den Teufelsanbetern" und
"Das große Fest" aus dem Roman
"Durch
die Wüste" sowie dem Kapitel "Der Opfertod des Heiligen" aus der
Fortsetzung "Durchs
wilde Kurdistan"
von Karl
May; R: Marie-Louise
Droop, Ertugrul
Moussin-Bey; mit Carl
de Vogt als Kara
Ben Nemsi, Meinhart Maur als
Hadschi
Halef Omar; als ?) → filmportal.de
- 1921: Susanne Stranzky (R: Otto
Rippert; als ?) → IMDb
- 1922: Der Sturz in den Abgrund
/ Jeremias / Der Kampf um Jerusalem (R: Eugen Illés; mit Carl de Vidal Hunt als
Prophet Jeremiah;
als Babylonischer König Nebukadnezar)
- 1922: Felicitas Grolandin
(R: Rudolf
Biebrach; mit Hella
Moja in der Titelrolle; als ?)
- 1923: Fridericus Rex
(Fridericus-Rex-Film;
Vierteiler mit Otto
Gebühr als Preußenkönig Friedrich
II.; R: Arzen
von Cserépy;
als General Friedrich
Wilhelm von Seydlitz)
- 1923: Wilhelm
Tell (nach dem gleichnamigen Schiller-Drama;
R: Rudolf
Walther-Fein, Rudolf Dworsky,
mit Hans
Marr als
Wilhelm
Tell; als Landsmann aus Unterwalden Konrad
Baumgarten, Eheman von
Armgard (Grete
Reinwald))
- 1923: I.N.R.I. Ein Film der Menschlichkeit (über
die die Passion
Christi, basierend auf einem Roman von Peter
Rosegger;
R: Robert
Wiene; mit Gregori
Chmara als Jesus
Christus; als Römischer Hauptmann) → filmportal.de
- 1925: Ein Sommernachtstraum (frei
nach der gleichnamigen
Komödie von William
Shakespeare; R: Hans
Neumann;
als Theseus,
König von Athen) → filmportal.de (Foto)
- 1925: Athleten
(nach dem Roman von Olga Wohlbrück;
R: Friedrich
Zelnik; mit Asta
Nielsen als Prinzessin Wanda Hoheneck,
Tochter des verarmten Fürsten Erasmus von Hoheneck (Arnold
Korff); als deren späterer Ehemann, der Meisterboxer Tom King)
- 1928: Das deutsche Lied
(Dokumentarfilm mit Spielszenen; R: Karl Pindl, Georg Germanus (Künstlerische Oberleitung);
als
Graf Otto von Meran) → IMDb
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