Filmografie
Raf Vallone (Raffaelle Vallone) wurde am 17. Februar 1916 im süditalienischen Tropea1) (Kalabrien1)) als Sohn eines renommierten Rechtsanwalts geboren; mütterlicherseits entstammte er einer kalabrischen Adelsfamilie. Als die Familie sich in Turin1) niederließ, besuchte er dort das traditionsreiche Gymnasium "Liceo classico Cavour"1),  ergriff nach dem Abitur (maturità1))  ein Jura- und Philosophie-Studium an der "Universität Turin"1), das er erfolgreich beendete; zu seinen Professoren zählten unter anderem der spätere italienische Staatspräsident Luigi Einaudi1) und der Schriftsteller/Journalist Leone Ginzburg1). Zudem war er bereits als Jugendlicher ein begeisterter Fußballer, als Mitglied des Jugendclubs "Unione Libera Italiana del Calcio" ULIC) gewann er mit seiner Mannschaft für Turin die Meisterschaft in der Saison 1930/31. Noch während des Studiums begann er professionell zu spielen, gehörte ab 1934 zur Liga "Serie A"1) beim "AC Turin"1), mit dem er in der Saison 1935/36 den "Coppa Italia"1) holte, 1939/40 spielte er beim "Novara Calcio"1)., beendete dann seine fußballerische Karriere 1941.
Nachdem Vallone eine Zeit lang in der Kanzlei seines Vaters gearbeitet hatte, betätigte er sich als Journalist und Sportreporter, betreute unter anderem als Chefredakteur des Kulturteils bei der von Antonio Gramsci1) gegründeten Tageszeitung "L’Unità"1), das als offizielles Parteiorgan der "Kommunistischen Partei Italiens"1) (PCI) galt; aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber dem Stalinismus1) trat Vallone der PCI jedoch nie bei. Darüber hinaus schrieb er als Film- und Theaterkritiker für die Turiner Zeitung "La Stampa"1). Nach der am 8. September 1943 vom italienischen Regierungschef Marschall Pietro Badoglio1) verkündeten Kapitulation Italiens1) trat der Antifaschist Vallone  der ehemaligen italienischen Widerstandsorganisation "Giustizia e Libertà"1) bei, in Como1) verhaftet, konnte jedoch bei einem Gefangenentransport flüchten.
  
Bereits in dem von Goffredo Alessandrini1) nach dem Roman "We the Living" (dt. "Vom Leben unbesiegt") von Ayn Rand1) gedrehten Kriegsstreifen "Noi vivi" (1942) wirkte Vallone als Statist bzw. ein Seemann mit, beschäftigte sich allerdings nicht weiter mit einer möglichen Filmkarriere. Als er während seiner journalistischen Tätigkeit Regisseur Giuseppe De Santis1) kennenlernte, startete er seine umfangreiche, erfolgreiche Arbeit vor der Kamera. De Santis besetzte ihn in seinem Klassiker bzw. in der neorealistischen Romanze "Riso amaro"1) (1949, "Bitterer Reis") als Unteroffizier Marco, Liebhaber der Saisonarbeiterin Silvana (Silvana Mangano) und mit dieser Rolle avancierte der attraktive Mann rasch zum Star nicht nur des italienischen Kinos. Es folgten Produktionen wie das Drama "Cuori senza frontiere"2) (1950, "Herzen kennen keine Grenzen") an der Seite von Gina Lollobrigida, in dem von Pietro Germi1) inszenierten, ebenfalls dramatischen Streifen "Il cammino della speranza"2) (1950, "Weg der Hoffnung") nach dem Roman "Cuori negli abissi" von Nino Di Maria (1904 – 1997) zeigte er sich als der verwitwete Vater und Bergmann Saro Cammarata erstmals zusammen mit seiner späteren Ehefrau Elena Varzi (1926 – 2014). In "Il cristo proibito"1) (1950, "Der verbotene Christus"), dem einzigen Film den der Schriftsteller Curzio Malaparte1) als Regisseur realisierte, trat er als der aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Bruno Baldi auf, erneut mit Silvana Mangano in der Titelrolle der Laienschwester/Novizin Anna in "Anna"1) (1951) als Gutsbesitzer bzw. deren einstiger Verlobter Andrea. In dem historischen Helden-Epos"Camicie rosse"2) (1952, "Anita Garibaldi") mit Anna Magnani als Anita Garibaldi1) verkörperte Vallone deren Ehemann, den italienischen Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi1), gab für Regisseur Marcel Carné1) in "Thérèse Raquin"1) (1953, "Therese Raquin – Du sollst nicht ehebrechen") nach dem gleichnamigen Roman1) von Émile Zola1) als Laurent den Liebhaber der mit Camille (Jacques Duby1)) verheiratete Thérèse Raquin (Simone Signoret).
Aufgrund seiner Mehrsprachigkeit, er beherrschte französisch und englisch fließend, wirkte Vallone in etlichen internationalen Produktionen mit, arbeitete auch für deutsche Filmemacher. So übernahm er in dem von Horst Hächler1) nach dem Roman "Vor Rehen wird gewarnt" von Vicki Baum1) realisierten Melodram "Liebe"1) (1956) die Rolle des berühmten italienischen Geigenvirtuosen Andrea Ambaros, Maria Schell (ab 1957 Hächlers Ehefrau) spielte die kapriziöse Anna Ballard, Tochter eines begüterten Großkaufmannes (Fritz Tillmann) und dessen Gattin (Camilla Spira) sowie Schwester von Monika (Eva Kotthaus). Erneut mit Maria Schell in der Titelrolle stand er für die von Wolfgang Staudte1) nach dem gleichnamigen Theaterstück1) von Gerhart Hauptmann1) inszenierte Adaption "Rose Bernd"1) (1956) vor der Kamera und präsentierte sich als der Baggerführer Arthur Streckmann, Leopold Biberti stellte den Gutsbesitzer Christoph Flamm dar, von dem die Dienstmagd Rose schwanger wird. In der spanisch-italienischen Produktion "La venganza"1) (1958, "Die Rache") von Regisseur Juan Antonio Bardem1) sah man ihn mit der Figur des Luis el Torcido, Bruder des Mordopfers und vermeintlichen Mörders, zusammen mit Carmen Sevilla1) als Andrea, Schwester des unschuldig wegen Mordes verurteilten Ex-Häftlings Juan Díaz (Jorge Mistral1)).
Zu Beginn der 1960er Jahre inszenierte Vallone in Paris das Bühnenstück "A View From the Bridge" von
Arthur Miller1), als Sidney Lumet1) mit "Vu du pont"2) (1962, "Blick von der Brücke") eine Filmversion schuf, übernahm er den Part des mit Beatrice (Maureen Stapleton1)) verheirateten Familienpatriarchen/Hafenarbeiters Eddie Carbone bzw. Zieh-Eltern von Catherine (Carol Lawrence1)). Für seine eindrucksvolle Gestaltung wurde er mit den "David di Donatello"1) als "Bester Schauspieler" ausgezeichnet.
Nach der Tragödie "Der bekränzte Hippolytos"1) des griechischen Dichters Euripides1) entstand das von Jules Dassin1) gedrehte Drama bzw. die Mythen-Modernisierung "Phaedra"1) (1962), in dem er als Reeder Thanos Kyrilis und Ehemann von Phaedra (Melina Mercouri) in Erscheinung trat, der aus seiner ersten Ehe den mittlerweile 24-jährigen Sohn Alexis (Anthony Perkins) hat.
  
Nicht nur in Europa, auch in Hollywood war der Italiener erfolgreich, so gab er in Anthony Manns1) Monumentalfilm "El Cid"1) (1961) nach der Legende um den von Charlton Heston dargestellten, spanischen Helden Rodrigo Díaz de Vivar1), genannt "El Cid", und Sophia Loren als dessen Gemahlin Jimena Díaz1) den Grafen García Ordóñez1). Mit Tom Tryon1) in der Titelrolle des Stephen Fermoyle setzte Otto Preminger1) das lose auf dem Roman von Henry Morton Robinson1) basierende Drama "The Cardinal"1) (1963, "Der Kardinal") in Szene und besetzte Vallone als Kardinal Quarenghi, in dem Kriegsfilm "The Secret Invasion"1) (1964, "Geheimauftrag Dubrovnik") von Roger Corman1) mimte er das Verbrecher-Genie Roberto Rocca, der von Major Richard Mace (Stewart Granger) mit vier weiteren Männern für ein "Himmelfahrtskommando" rekrutiert wird. An der Seite von Carroll Baker1) in der Titelrolle des Hollywood-Stars Jean Harlow verkörperte er unter der Regie von Gordon Douglas1) in dem Biopic "Harlow"2) (1965, "Die Welt der Jean Harlow") deren geldgierigen Stiefvater Marino Bello, Angela Lansbury1) zeigte sich als "Mama" Jean Bello. Auch in dem Western "Nevada Smith"1), den Henry Hathaway1) angeregt durch die Figur des "Nevada Smith" aus dem Roman "Die Unersättlichen" ("The Carpetbaggers"1)) von Harold Robbins1) auf die Leinwand brachte, war er neben Protagonist Steve McQueen als Pater Zaccardi vertreten.
Seit Ende der 1960er Jahre rückte Vallone vermehrt in die zweite Reihe und musste sich mit prägnanten Nebenrollen zufrieden geben. So mimte er unter anderem in der Krimikomödie "The Italian Job"1) (1969, "Charlie staubt Millionen ab") neben Hauptdarsteller Michael Caine als Meisterdieb Charlie Croker den Mafia-Boss Altabani, in dem Agenten-Streifen "The Kremlin Letter"1) (1970, "Der Brief an den Kreml") nach dem Roman von Noel Behn (1928 – 1998) einen Puppenmacher und in dem Western "Cannon for Cordoba"1) (1970, "Kanonen für Cordoba") den Banditen-Anführer General Héctor Cordoba. In dem Thriller "La morte risale a ieri sera"1) (1970, "Das Grauen kam aus dem Nebel") nach dem Kriminalroman "I milanesi ammazzano al sabato" (dt. "Die Mailänder töten am Sonnabend") von Giorgio Scerbanenco1) stand er dann mal wieder an erster Stelle der Besetzungsliste und präsentierte sich als der Angestellte Amanzio Berzaghi, der sich um seine geistig eingeschränkte Tochter Donatella (Gillian Bray) kümmern muss, die plötzlich spurlos verschwindet.
Raf Vallone blieb auch in der nachfolgenden Zeit bis Ende der 1990er ein gefragter Darsteller, zu seinen weiteren Kinofilmen zählt unter anderem der Streifen "
The Other Side of Midnight"1) 1977, "Jenseits von Mitternacht" nach dem Roman von Sidney Sheldon1) mit seiner Rolle des griechischen Tycoons Constantin Demeris, der, wie andere Männer, von Noelle Page (Marie-France Pisier) wegen seines Geldes verführt bzw. ausgenutzt wird, und der Bischof Aurelio in "Des Teufels Advokat"1) (1978) nach dem Bestseller "The Devil's Advocate" von Morris L. West1). In J. Lee Thompsons1) voyeuristischem, von der schlagzeilenträchtigen Verbindung zwischen der Witwe Jacqueline Kennedy1) und dem Reeder Aristoteles Onassis1) inspirierten Biopic "Greek Tycoon"3) (1978, "Der große Grieche") tauchte er neben Anthony Quinn (Schiffs-Magnat Theo Tomasis = Onassis), Jacqueline Bisset (Liz Cassidy = Jacqueline Kennedy Onassis) sowie unter anderem James Franciscus1) (James Cassidy = John F. Kennedy1)) und Marilù Tolo1) (Sophia Matalas = Maria Callas) als Spyros Tomasis auf. Erneut mit Anthony Quinn als der libysche Koranlehrer und Freiheitskämpfer Omar al-Muchtar1) stand er für das Historien-Abenteuer "Lion of the Desert" (1980, " Omar Mukhtar – Löwe der Wüste") vor der Kamera und zeigte sich als Oberst Diodiece, spielte in dem von Francis Ford Coppola1) mit Al Pacino als Don Michael Corleone gedrehten Mafia1)-Film "The Godfather: Part III"1) (1990, "Der Pate III") den charismatischen Kleriker Kardinal Lamberto, dem Corleone seine seit dreißig Jahren angesammelten Sünden beichtet. Eine letzte Arbeit für den Kinofilm war der Gangsterstreifen "Toni"4) (1999, "Männe ohne Ehre") mit Alessandro Gassmann1) als der junge Nachwuchs-Mafioso Toni, hier mimte er den verschrobenen Alten, der Toni in das "Metier" einweist.
 
Dazwischen lagen neben verschiedenen seiner Arbeit für das Theater eine Reihe von TV-Produktionen vornehmlich historischen Sujets wie beispielsweise in dem britischen Dreiteiler "I Remember Nelson"4) (1982, "Erinnerungen an Lord Nelson") über den von Kenneth Colley1) dargestellten Admiral Horatio Nelson1) und dessen Beziehung zu Lady Emma Hamilton1) (Geraldine James1)), in dem Vallone als der neapolitanische Admiral Prinz Francesco Caracciolo1) auftrat. In "The Scarlet and the Black" (1983, "Im Wendekreis des Kreuzes") nach dem Buch "Der Monsignore und der Standartenführer" (OT: "Scarlet Pimpernel of the Vatican") von J. P. Gallagher mit Gregory Peck als Monsignore Hugh O'Flaherty1) und Christopher Plummer als Standartenführer Herbert Kappler1) kam er einmal mehr als Mann der Kirche bzw. Pater Vittorio daher. Den Ende des 15. Jahrhunderts tätigen, portugiesischen Hofarzt und Wissenschaftler José Vizinho, Schüler von Abraham Zacuto1), verkörperte er in dem von Alberto Lattuada1) mit Gabriel Byrne1) als Entdecker Christoph Kolumbus1) gedrehten TV-Film "Christopher Columbus"1) (1985), den Priester/Kanoniker Jose Duaso y Latre (1775 – 1849) in dem Dreiteiler "Goya"5) (1985) mit Enric Majó als der spanische Maler und Grafiker Francisco de Goya, der Duaso auch portraitierte → Foto des Goya-Gemädes bei Wikimedia Commons. Ein weiterer Mehrteiler war das Biopic "A Season of Giants" (1990, "Michelangelor – Genie und Leidenschaft") mit Mark Frankel1) als der gerühmte florentinische Künstler Michelangelo Buonarroti1), in dem er als spanischer Botschafter zur Besetzung gehörte. Der Zweiteiler "The First Circle"5) (1991, "Im ersten Kreis der Hölle") basierte auf dem Roman "Im ersten Kreis"1) von Alexander Solschenizyn1), in dem Vallone den Staatsanwalt Pjotr Afanassjewitsch Makarygin darstellte, unter anderem sah man F. Murray Abraham1) als Josef Stalin1) und Christopher Plummer als dessen Minister für Staatssicherheit Wiktor Abakumow1). Eine letzte Arbeit war Xaver Schwarzenbergers1) Komödie "Vino Santo" (1999, "Vino Santo – Es lebe die Liebe, es lebe der Wein"), in der der inzwischen über 80-jährige Schauspieler als Großvater (Nonno) von Gioia "Joe" Altenburger (Helen Zellweger1)) von seinem Publikum nahm. Danach zog sich Vallone nach knapp 100 Film- und Fernsehproduktionen ins Privatleben zurück → Übersicht Filmografie (Auszug).
     
Bereits seit den 1950er Jahren besaß er eine Villa in dem kleinen Fischerdorf Sperlonga1) an der Küste des Tyrrhenischen Meers1), wo er sich mit seiner Familie immer wieder zur Erholung aufhielt, und in dem heute eine Straße ("Via Raf Vallone") nach ihm benannt ist.
Viel Zeit blieb ihm nicht mehr vergönnt, Raf Vallone, einer der populärsten Vertretern des italienischen Kinos in den 1950er Jahren, starb am 31. Oktober 2002 im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus in Rom1) an den Folgen eines Herzinfarktes. Die letzte Ruhe fand er auf dem "Cimitero Comunale" seiner Geburtsgemeinde Tropea1) → findagrave.com.
Bis zu seinem Tod war er mit seiner Kollegin Elena Varzi6) (1926 – 2014) verheiratet, der er 1952 das Ja-Wort gegeben hatte. Aus der Verbindung gingen drei gemeinsame Kinder, Tochter Eleonora (* 01.02.1953) sowie die Zwillinge Saverio und Arabella (* 29.04.1958) hervor; sowohl Eleonora als auch Saverio ergriffen den Schauspielerberuf, Arabella wurde Sängerin.
Noch kurz vor seinem Tod veröffentlichte Raf Vallone 2001 seine Autobiografie unter dem Titel "L’alfabeto della memoria". 
Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch)
Fotos bei virtual-history.com, filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) filmdienst.de, 3) prisma.de, 4) wunschliste.de, 5) fernsehserien.de, 6) Wikipedia (englisch)
   
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel; R = Regie))
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