Hedwig Bleibtreu wurde am am 23. Dezember 1868 im oberösterreichischen Linz als Tochter des Hofburgschauspielers, Aquarellmalers und Offiziers Sigismund Bleibtreu (1819 – 1894) und dessen Ehefrau, der Schauspielerin Amalie Bleibtreu (1835 – 1917) geboren. Wie Schwester Maximiliane (1870 – 1923), die sich später als "Meisterin der Masken" einen Namen machen sollte, setzte Hedwig Bleibtreu die Schauspielertradition fort, stand schon als Vierjährige auf der Bühne des "Theaters an der Wien" und spielte die Rolle des kleinen "Pepi" in Ferdinand Raimunds Zaubermärchen "Der Verschwender". Später absolvierte sie die Schauspielschule des Wiener Konservatoriums und erhielt dann 1885 ein erstes Engagement am Augsburger Stadttheater. Weitere Verpflichtungen führten die junge Schauspielerin nach Brunn, Berlin, Kassel und München, 1892 kam sie an das Wiener "Karlstheater", ein Jahr später trat sie dann erstmals am berühmten "Burgtheater" auf und glänzte an der Seite ihres Vaters in Goethes "Egmont". Rasch avancierte sie zu einer bedeutenden Charakterdarstellerin, wurde anfangs mit Rollen der "Sentimentalen", später vor allem als "Tragödin" und "Heroine" in klassischen Rollen an der Seite der legendären Burgschauspieler Josef Kainz1) (1858 – 1910) und Friedrich Mitterwurzer1) (1844 – 1897) gefeiert. Bereits 1898 wurde Hedwig Bleibtreu der Titel "Hofschauspielerin" verliehen, seit 1906 war sie Mitglied des Burgtheaters auf Lebenszeit.
  

  

Portrait Hedwig Bleibtreu
Quelle: Wikipedia, aus: "Spemanns goldenes Buch des Theaters" (1912),
eingestellt von Ulrich Goerdten; Angaben zur Lizenz siehe hier

Portrait Hedwig Bleibtreu; Quelle: Wikipedia, aus: "Spemanns goldenes Buch des Theaters" (1912), eingestellt von Ulrich Goerdten
Hedwig Bleibtreu, fotografiert von Franz Xaver Setzer (1886 – 1939); Quelle: www.cyranos.ch Auch in damals modernen Stücken wie den Dramen von Gerhart Hauptmann oder den Bauerschwänken von Karl Schönherr zeigte sie ihre darstellerische Dominanz auf der Bühne, war in späteren Jahren auch in Komödien oder Lustspielen zu sehen und wurde im Alter als "Mutter der Burg" gefeiert. Ihren Abschied von der Bühne gab sie 1956 mit 88 Jahren in Charles Morgans Theaterstück "Unsichtbaren Ketten", drei Jahre zuvor hatte sie unter begeisternder Anteilnahme von Kollegen sowie des Wiener Publikums das seltene Jubiläum einer 60-jährigen Zugehörigkeit zum Wiener Burgtheater feiern können und als Zaren-Witwe Marfa in Schillers Dramenfragment "Demetrius" brilliert.
  
Neben ihrer umfangreichen Arbeit für das Theater machte Hedwig Bleibtreu hin und wieder auch Ausflüge auf die Leinwand. So hatte man sie bereits 1919 in Joe Mays Stummfilm "Die Herrin der Welt 1. Teil – Die Freundin des gelben Mannes" sehen können, in den 1930er Jahren stand sie für Filme wie Géza von Bolvárys "Das Lied ist aus" (1930) oder "Es flüstert die Liebe" (1935) sowie Hans Steinhoffs "Scampolo – ein Kind der Straße"1) (1932) vor der Kamera. Meist mimte sie hier Mütter oder Großmütter wie beispielsweise in Reinhold Schünzels "Das Mädchen Irene"2) (1936).
In Erich Engels Shaw-Verfilmung "Pygmalion" (1935) sah man sie als Mrs. Higgins, in der Dostojewski-Adaption "Der Spieler"2) (1938) war sie die alte Fürstin, in dem von Géza von Bolváry inszenierten Historienstreifen "Maria Ilona"2) (1939) die Erzherzogin Sophie an der Seite der Protagonisten Paula Wessely und Willy Birgel. 

Hedwig Bleibtreu, fotografiert von Franz Xaver Setzer1) (1886 – 1939)
Quelle: www.cyranos.ch;
Angaben zur Lizenz siehe hier

In Carl Froelichs Melodram "Die ganz großen Torheiten"3) (1937) zeigte sie sich als Gräfin, in dem Krimi "Hotel Sacher"2) (1939) als die zigarrenrauchende Anna Sacher und in der milieuverliebten Lustspielunterhaltung"4) "Wiener G'schichten"1) (1940) als Baronin Neudegg. Bis Ende der 1940er Jahre erlebte man die Schauspielerin unter anderem in Produktionen wie "Alles Schwindel"2) (1940), "Wunschkonzert"1) (1940), "Dreimal Hochzeit"2) (1941), "Wiener Blut"1) (1942), "Ein Mann für meine Frau"2) (1943), "Der Engel mit der Posaune"3) (1948) oder "Wiener Mädeln"1) (Erstaufführung: 1949). Auch in dem legendären Carol Reed-Thriller "Der dritte Mann"1) (1949) mit Orson Welles hatte sie eine kleine Rolle übernommen. Zu ihren letzten Arbeiten für den Film zählen 1952 Hans Wolffs sentimentale Geschichte "Gefangene Seele" mit Attila Hörbiger, Eva Bajor und Adrian Hoven sowie Harald Reinls Melodram "Hinter Klostermauern" mit Olga Tschechowa, Philip Dorn und Katharina Mayberg.
 
Hedwig Bleibtreu starb am 24. Januar 1958 wenige Wochen nach ihrem 89. Geburtstag in ihrer Wohnung in Pötzleinsdorf bei Wien; die Stadt Wien widmete ihrer großen Schauspielerin ein Ehrengrab auf dem dortigen Friedhof, wo Hedwig Bleibtreu an der Seite ihres zwei Jahre zuvor verstorbenen zweiten Mannes Max Paulsen ihre letzte Ruhe fand → Foto der Grabstätte bei www.knerger.de.
Sie war in erster Ehe mit dem Hofschauspieler und Burgtheater-Regisseur Alexander Roempler (1860 – 1909) verheiratet gewesen, die zweite Ehe ging sie nach dem frühen Tod Roemplers – er starb an einem Herzinfarkt – 1910 (oder 1911) mit dem späteren Burgtheater-Direktor Max Paulsen5) (1876 – 1956) ein, der unter dem Künstlernamen "Peter Petersen" als Schauspieler sowohl auf der Bühne als auch in etlichen Filmen erfolgreich war.
Die großartige, viel zu früh verstorbene Schauspielerin Monica Bleibtreu5) (1944 – 2009) war eine Großnichte von Hedwig Bleibtreu.
  
Hedwig Bleibtreu, die am Wiener Burgtheater als große Tragödin in der Tradition der legendären Charlotte Wolter1) (1834 – 1897) galt, war seit 1928 Ehrenbürgerin von Wien und hatte im Verlaufe ihrer langen Karriere zahlreiche Ehrungen erhalten, so unter anderem 1930 den Burgtheater-Ring; sie war Ehrenmitglied des Burgtheaters und seit 1953 Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Ein Jahr später hatte man ihr das Ehrenzeichen für "Verdienste um die österreichische Republik" verliehen → Auszeichnungen bei Wikipedia
Textbausteine des Kurzportraits von www.cyranos.ch;
siehe auch Wikipedia
Link: 1) Wikipedia, 2) Murnau Stiftung, 3) www.film.at, 5) Kurzportrait innerhalb dieser HP
4) Lexikon des internationalen Films
Lizenz Foto Hedwig Bleibtreu aus: "Spemanns goldenes Buch des Theaters "(1912; Urheber Unbekannt): Dieses Medium (Bild, Gegenstand, Tondokument, …) ist gemeinfrei, da das Urheberrecht abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Lizenz Foto Hedwig Bleibtreu (Urheber: Franz Xaver Setzer): Der Urheber dieses Werks ist 1939 gestorben; es ist daher gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers.
    
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(Link: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, film.at)
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