Peter Ehrlich wurde am 25. März 1933 im sächsischen Leipzig geboren und wuchs in Berlin auf, wo er nach dem Abitur an der "Freien Universität Berlin"1) Theaterwissenschaften, Germanistik, Publizistik und Philosophie studierte. Daneben nahm er bei Horst Caspar (1913 – 1952) sowie Hildegart Klingspor Schauspielunterricht und sammelte erste Erfahrungen an der Studentenbühne. Während des Hitler-Regimes floh Peter Ehrlich vor den Nazis in die Schweiz, wo er bis zuletzt lebte.
Ab 1952 war Ehrlich an verschiedenen Berliner Bühnen engagiert, zur Spielzeit 1956/57 kam er an das "Landestheater Schleswig"1), ein Jahr später wechselte er an das Ulmer Theater, am "Staatstheater Wiesbaden"1) wirkte er zwischen 1958 und 1961. Dann folgte er einem Ruf an das "Schauspielhaus Zürich"1), welches für Jahrzehnte – bis Mitte der 1990er Jahre als Ensemblemitglied und danach als Gast – seine künstlerische Heimat bleiben sollte. Zu den Theaterstationen des Schauspielers gehörten viele bedeutende deutschsprachige Bühnen, an denen Peter Ehrlich bei Gastspielen immer wieder das Publikum begeisterte, so unter anderem das Hamburger "Thalia Theater"1) oder das Berliner "Renaissance-Theater", und auch bei Festspielen wie in Bad Hersfeld1), Recklinghausen ("Ruhrfestspiele"1)) und Jagsthausen ("Burgfestspiele"1)) – hier brillierte er 1976 als Titelheld in Goethes "Götz von Berlichingen"1) –  zeigte er immer wieder seine schauspielerische Vielseitigkeit. Für seine Interpretation des Grafen Kattwald in Grillparzers Lustspiel "Weh dem, der lügt"1) und des Peachum in Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper"1) erhielt er 1991 den "Großen Hersfeld-Preis"1).
Ehrlichs Rollenrepertoire war breit gefächert, reichte von klassischen Rollen wie dem Herakles in Euripides' Tragödie "Alkestis"1) über den Petruchio in Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung"1) bis hin zum Gogher Gogh in der Uraufführung (1969) von Brechts "Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher". Vielen tragischen Titelhelden verlieh er mit seinem facettenreichen Spiel eindrucksvolle Bühnenpräsenz, so brillierte er unter anderem als "Jedermann" in dem gleichnamigen Stück1) von Hofmannsthal, glänzte als Shakespeare'scher "Macbeth"1), als Alpenkönig in Raimunds Zauberspiel "Der Alpenkönig und der Menschenfeind"1) ebenso wie als Büchners "Woyzeck"1). Als Molière-Darsteller feierte man ihn als wohlhabenden Verleger Orgon, der auf "Tartuffe"1) hereinfällt, in "Der eingebildete Kranke"1) als außergewöhnlichen Titelhelden Argan, dessen krankhaftem, eingebildeten Leidensdruck sich alles unterzuordnen hat. Weitere herausragende Bühneninterpretationen waren beispielsweise der Bettler in Hofmannsthals "Das große Salzburger Welttheater", "Der Heutige" in Frischs "Die chinesische Mauer"1), der Politiker und Heerführer Enobarbus in Shakespeares "Antonius und Cleopatra"1), der Segelschiffkapitän Adam Brant in O'Neills "Trauer muss Elektra tragen"1), der Vater der Protagonistin Odoardo Galotti in Lessings "Emilia Galotti"1) oder der Speculant Kauz in Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt"1). Zu nennen sind auch der Reichsvogt Geßler in "Wilhelm Tell"1), der Bandit Schweizer in "Die Räuber"1) und der Offizier Buttler im "Wallenstein"1) (jeweils von Schiller), der jüdische Taxifahrer Samuel Leibowitz in João Bethencourts1) Komödie "Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde", der Dr. Schön in der "Lulu"-Fassung (1977) von Hans Neuenfels' Wedekind-Inszenierung  "Der Erdgeist"1) bzw. "Die Büchse der Pandora"1), das KP-Führungsmitglied Hoederer in Sartres "Die schmutzigen Hände"1), der Pastor Manders in Ibsens "Gespenster"1) oder der Kaufmann Lopachin in Tschechows "Der Kirschgarten"1) →  siehe auch tls.theaterwissenschaft.ch.
Auch als Regisseur machte er sich einen Namen, inszenierte in Zürich am "Theater Neumarkt Zürich"1); unter anderem brachte er dort 1969 die Schweizer Erstaufführung von Tom Stoppards1) "Der wahre Inspektor Hound" auf die Bühne. Zudem war er war als Schauspiellehrer am "Bühnenstudio Zürich" (heute "Zürcher Hochschule der Künste"1)) tätig.

Zum Film kam Peter Ehrlich Mitte der 1960er Jahre und gestaltete auch hier viele prägnante Figuren, so den Fitzpatrick in dem Rühmann-Streifen "Er kann's nicht lassen"1) (1962), einer weiteren humorvollen Episode um den Hobby-Detektiv Pater Brown1) nach den Geschichten von Gilbert K. Chesterton1), inszeniert von Axel von Ambesser. In Peter Tewksburys US-amerikanischen Kästner-Verfilmung "Emil und die Detektive"1) (Emil and the Detectives) war er 1964 zu sehen, Volker Schlöndorff besetzte ihn an der Seite von Senta Berger als biederen Fabrikdirektor Erich Halbfass und Ehemann der Titelheldin in seiner satirischen Krimikomödie "Die Moral der Ruth Halbfass"1) (1972; → filmportal.de), in Bernhard Sinkels und Alf Brustellins zeitkritischem Film "Berlinger – Ein deutsches Abenteuer"1) (1975) mimte er an der Seite von Martin Benrath und Hannelore Elsner den Freund und späteren Gegenspieler des Protagonisten, Johannes Roeder. Weitere Arbeiten für das Kino waren unter anderem die Gaunerkomödien "A Man, a Woman and a Bank"  (1979, Dollarrausch) und "Diebinnen" (1996;  → filmportal.de), die Jeremias Gotthelf-Adaption "Die schwarze Spinne"1) (1983), die Kriminalsatire "Zürich – Transit"1) (1992), nach einer Episode des Max Frisch-Romans "Mein Name sei Gantenbein"1),  sowie der Rosa von Praunheim-Streifen "Der Einstein des Sex"1) (1999).

Seit Anfang der 1960er Jahre übernahm der Mann mit den markanten Gesichtszügen und der unverwechselbaren Stimme sporadisch interessante Aufgaben für das Fernsehen, seinen großen Durchbruch als TV-Darsteller hatte er als Ganove Batzke in Fritz Umgelters dreiteiligen Fallada-Verfilmung "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" (1962). Fortan mimte er die unterschiedlichsten Rollen, Bösewichte wie den Gauner Paul Reimann in Franz Peter Wirths spannendem Dreiteiler "Flucht ohne Ausweg"2) (1967) oder Männer des Gesetzes wie in dem Durbridge-Straßenfeger "Ein Mann namens Harry Brent" (1968), wo er als Inspektor James Wallace auf Mörderjagd ging. In Vojtech Jasnys Böll-Adaption "Nicht nur zur Weihnachtszeit"3) (1970), der Satire über ritualisierte und sinnentleerte Familienfeste, verkörperte er das "schwarze Schaf" der Familie, den Vetter Franz an der Seite einer grandiosen Edith Heerdegen als Tante Milla und René Deltgen als Onkel Franz. 1982 stellte er mehr als eindrucksvoll den Humoristen Wilhelm Busch1) in Hartmut Griesmayrs Biopic "Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut (Das Leben Wilhelm Buschs)" dar. Wiederholt tauchte Ehrlich in beliebten Krimiserie wie "Der Kommissar", "Derrick", "Der Alte" "Ein Fall für Zwei", Polizeiruf 110", "Die Straßen von Berlin" oder "Tatort" auf und mimte meist zwielichtige Gestalten; zur Serien-Filmografie zählen weiterhin populäre Reihen wie "Freunde fürs Leben" (1992) oder "Die Gerichtsreporterin" (1994). Ehrlich zeigte sich als Prof. Weinmann in dem Melodram "Ein Herz für Laura" (1995), eine schöne Rolle war auch die des Baron von Hellnstein in Tom Toelles dreiteiligen, aufwendigen Zeitchronik "Deutschlandlied"4) (1996). Zu Peter Ehrlichs jüngeren Arbeiten für das Fernsehen zählte die "Tatort"-Folge "Schrott und Totschlag"1) (2002) mit Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts1)) und der Rolle des Großvaters Batscho Reinhard, der als Kopf einer Sinti-Familie die Ermittlungsarbeit der Polizei bei der Aufklärung des Todes seiner Enkelin behindert. Nach längerer Bildschirmpause sah man den Schauspieler zuletzt noch einmal in der Schweizer Komödie "Millionenschwer verliebt"1) (2006) → Übersicht Filmografie.

Peter Ehrlichs Schwerpunkt lag in der Arbeit am Theater, außerdem hielt er Lesungen und Rezitationsabende ab, begeisterte beispielsweise zum 200. Todestag von Friedrich Schiller1) mit "Balladen – Szenen– Gedichte – Briefe" des großen Dichters das Publikums. 2001 fand er im Züricher "Theater am Hechtplatz"1) mit "Der Weihnachtsabend" und Texten von Charles Dickens1) ebenfalls eine mitgerissene Zuhörerschaft; inzwischen ist das Programm auf CD erschienen. Eine enge Zusammenarbeit bestand seit den 1980ern mit dem Schweizer Musiker, Komponisten und Produzenten Carlos Perón1), der den Soundtrack zum Film "Die schwarze Spinne" komponiert hatte. 1993 entstand das Album "Ritter und Unholde", auf dem Peron die von Ehrlich gelesenen Texte von Schiller, Goethe, Hebbel oder aus dem "Ring der Nibelungen" mit plakativer Programmmusik unterlegte. 1996 kam "Ritter Tod & Teufel" mit Texten von Schiller, Lessing, Shakespeare und Goethe auf den Markt. Zudem wirkte er bei etlichen Hörspielproduktionen mit, unter anderem als Tom Bombadil in der von Bernd Lau1) 1991 inszenierten Hörspielfassung des Klassikers "Der Herrn der Ringe"1); eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.

Der Charakterschauspieler Peter Ehrlich starb am 26. Juli 2015 nach langer Krankheit im Alter von 82 Jahren in Zollikerberg1), einem Ortsteil der Gemeinde Zollikon1) (Kanton Zürich); die letzte Ruhe fand er auf dem dortigen Friedhof → Foto der Grabstelle bei knerger.de.
Er war mit der Sopranistin Elisabeth Roon verheiratet und Vater der 1963 in Zürich geborenen Tochter Sabine Ehrlich5), welche ebenfalls den Schauspielerberuf ergriff.

Siehe auch Wikipedia, agentur-delaberg.de sowie
den Artikel zum Theaterwirken bei tls.theaterwissenschaft.ch
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) .fernsehserien.de, 3) deutsches-filmhaus.de, 4) filmportal.de, 5) Theaterlexikon der Schweiz
  
Filme
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage,
deutsches-filmhaus.de, tls.theaterwissenschaft.ch)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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