|
"Willi Narloch ist ein echter Volksschauspieler. Besonders als deftiges
"Berliner Original" spielt er sich in die Herzen des Publikums bei Bühne, Film und Fernsehen. Seine Rollen zeichnen sich durch
"Herzhaftigkeit, unverblümte Geradheit und Aufrichtigkeit, Derbheit, deftigen
Humor" aus. Er ist aber auch ein "Meister der stillen, unaufdringlich überzeugenden Töne, dem auch tragische Töne keineswegs fremd
sind." so wird der Schauspieler und Regisseur Willi Narloch von Volker Wachter*)
charakterisiert.
Geboren wurde der heute weitgehend vergessene Künstler am 18. Juli 1910 in
Berlin, nach dem Besuch eines Sportgymnasiums hatte er zunächst den Plan, Sportlehrer zu werden. Doch dann
entschied er sich für "die Bretter, die die Welt bedeuten" und erwarb
sich sein darstellerisches Rüstzeug bei Leopold Jessner1), damals Generalintendant der
Schauspielbühnen des "Staatstheaters
Berlin"1). Nach der Ausbildung
arbeitete Narloch ab 1933 für sieben Jahre als Schauspieler und Oberspielleiter am
"Landestheater der Mark Brandenburg" in Luckenwalde1). 1940 wurde
seine Karriere wegen des 2. Weltkrieges unterbrochen, erst nach seiner
Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft konnte er wieder künstlerisch
tätig sein. Ab 1950 war er zwei Jahre lang in Berlin an der "Kleinen
Bühne" bzw. "Neuen Bühne"1) engagiert, anschließend gehörte er bis zur
Spielzeit 1968/69 zum Ensemble des "Maxim Gorki Theaters"1).
Willi Narloch 1950 in "Der fremde Schatten"
von Konstantin Michailowitsch Simonow
an der "Neuen Bühne" im Berliner "Haus der Kultur"
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_pk_0000898_044)
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham
Pisarek1) (19011983); Datierung: 06.11.1950
Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
|
Hier konnte Narloch sowohl in Klassikern als auch Stücken der Moderne
seine schauspielerische Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Im folgenden
eine kleine Auswahl der Rollen bzw. Theaterstücke zur Spielzeit
:
(Quelle: Wikipedia sowie www.gorki.de;
Fremde Links: Wikipedia, fernsehenderddr.de; R = Regie, P = Premiere,
UA = Uraufführung, DE = Deutschsprachige Erstaufführung)
Seit Mitte der 1960er Jahre trat Narloch zudem an der "Volksbühne
Berlin"1) auf, so übernahm er seit April 1964 verschiedene Rollen
in der deutschsprachigen Erstaufführung von Robert Planchons Bühnenversion von Alexandre Dumas'
Klassiker "Die drei Musketiere"1).
Ab 1968 war er dann festes Ensemblemitglied der "Volksbühne", gehörte
beispielsweise als Großvater zur Besetzung des Schauspiels "Von Riesen und Menschen" von Horst Kleinadam (1968; Regie: Karl Gassauer1))
oder 1969 als Nestor in dem Shakespeare-Drama "Troilus
und Cressida"1) (1969, Regie: Hannes Fischer1)).
Benno Besson1) besetzte ihn
als Wasserverkäufer Wang in Brechts "Der
gute Mensch von Sezuan"1) (1970), seit der Premiere am 13. März 1972 sah man ihn
in Christoph Schroths1)
Inszenierung von "Kap der Unruhe" von Alfred Matusche1).
Zu einer seiner letzten Bühnenrollen zählte 1973 der Advokat in
"Vom Furz", dem "Mittelalterlichen Jahrmarktstück"
(Regie: Brigitte Soubeyran1)). Seine Paraderolle an
der "Volksbühne" war seit der Spielzeit 1963/64 zweifellos der tragische Held
Wilhelm Voigt1)
in Hannes Fischers1) Inszenierung
des Schauspiels "Der
Hauptmann von Köpenick"1) von
Carl Zuckmayer1).
Seit Ende der 1940er Jahre stand Willi Narloch vor der Kamera,
die Regisseure der DEFA1) wussten sein darstellerisches Potential jedoch kaum
zu nutzen. So musste sich der "Charakterkopf" in Kinoproduktionen
wie Slatan Dudows1) Proletarier-Film "Unser
täglich Brot"1) (1949),
Wolfgang Schleifs1) Biopic "Die
blauen Schwerter"1) (1949) und
Paul Verhoevens Märchen-Adaption "Das kalte Herz"1) (1950) mit
kleinen Nebenrollen begnügen. Auch in den nachfolgen
Kinofilmen kam er über Chargenrollen nicht hinaus → Übersicht Kinofilme.
Um so mehr konnte er seit Anfang der 1950er Jahre auf dem Bildschirm mit zahlreichen tragenden
Parts brillieren.
Neben der Ausstrahlung verschiedener Theateraufführungen oder Gestaltung seiner
Bühnenrollen in TV-Inszenierungen war Narloch vor allem in etlichen
Komödien Garant für unbeschwerte Fernsehunterhaltung. Zu nennen sind
beispielsweise der Maschinenbauer und Familienvater "auf Abwegen" Paul Helm
in "Gelegenheit
mach Liebe"2) (1959), der
Futtermittelhändler und leidgeprüfte Vater zweier Töchter Emil Dobermann
in " Die vertagte Nacht"2) (1960) nach
dem Schwank von Franz Arnold1) und
Ernst Bach1)
oder der Autoschlosser Emil Bunze in "Wenn Du denkst der Mond geht unter"2) (1963) bzw.
der Fortsetzung "Wenn Du denkst, Du hast'n"2) (1964). Oft konnte
Narloch volkstümliche Figuren mit echt berlinerischen
Humor verkörpern, so auch grandios als Protagonist und Pferdekutscher Gustav Haferkorn (angelehnt an
den historischen Gustav Hartmann1)) in
"Eisenjustavs dollste Fuhre"2) (1965). Furore machte
Narloch mit der Doppelrolle des Großvaters Gottlieb Dolle und dessen Sohn Willi Dolle in den beiden Staffeln der Serie
"Dolles
Familienalbum"1) (1969/71), mit der alltägliche Lebensumstände einer Familie erzählt
wurden. Einmal mehr konnte der Mime in diesem Quotenrenner, in dem auch Sohn
Michael Narloch mitspielte, alle Register seines komödiantischen Könnens
ziehen. "Mit Herz und Schnauze und jeder Menge Berliner Humor schildert
die ab Ende der 1960er Jahre in der DDR produzierte, neunteilige Serie die
abwechslungsreiche Geschichte der Berliner Familie Dolle mit vielen Höhen
und Tiefen. (
) Die Serie gehörte in der DDR seinerzeit zu den
beliebtesten Fernsehsendungen und ist für alle Ostalgiker ein Muss."3) Einen letzten TV-Auftritt
hatte Willi Narloch in dem Schwank
"Ein Kugelblitz aus
Eberswaldie"2), der am 31. Dezember 1972 über die Bildschirme
flimmerte → Übersicht TV-Produktionen.
Außer seiner umfangreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen war der
Schauspieler zudem ein gefragter Sprecher in zahlreichen Hörspielproduktionen des
"Rundfunks
der DDR"1). Eine
Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank
aufgeführten Stücke mit Willi Narloch findet man hier
am Ende des Artikels.
Willi Narloch starb am 18. April 1973 mit nur 62 Jahren nach längerer
Krankheit in Berlin. Aus seiner Ehe mit Betty Cramer ging der 1944 geborene Sohn Michael Narloch1)
hervor, der in die Fußstapfen seines Vaters trat und ebenfalls den
Schauspielerberuf ergriff. Darüber machte er sich einen Namen als Hörspiel-, aber auch
Synchronsprecher; Michael Narloch starb am 5. März 2023 in Berlin.
|
Filme
Kinofilme / Stacheltier-Kurzfilme
/ Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, defa-stiftung.de,
filmportal.de, fernsehenderddr.de, fernsehserien.de)
|
Kinofilme
- 1949: Unser
täglich Brot (als Arbeiter) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1949: Die
blauen Schwerter (über Johann
Friedrich Böttger, dargestellt von Hans
Quest; als ?) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1950: Das kalte Herz
(nach
dem gleichnamigen
Märchen
von Wilhelm Hauff;
als Bauernsohn) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1951: Die letzte Heuer (nach
dem Roman von Ludwig
Turek; als spanischer Dolmetscher) → defa-stiftung.de
- 1951: Die Meere rufen (als Richard Schweikert)
→ defa-stiftung.de
- 1952: Das
verurteilte Dorf (als Polizeioffizier) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1954: Ernst Thälmann Sohn seiner Klasse (über
Ernst
Thälmann, dargestellt von Günther
Simon; als Genosse um Thälmann)
→ filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1956: Der
Hauptmann von Köln (mit Rolf
Ludwig; als Kriminalbeamter) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1960: Was wäre, wenn
? (nach
der Komödie von Hedda
Zinner; als
Mittelbauer Gepfert) → defa-stiftung.de
- 1961: Der Arzt von Bothenow (als Willi Bessin)
- 1961: Guten Tag, lieber Tag (als Sauer) → defa-stiftung.de
- 1964: Das Film-Magazin Nr. 5 (Kurzfilm) Liebe
braucht keine PS (als Erzähler)
- 1965: Das
Kaninchen bin ich (nach dem Roman "Maria Morzeck oder Das
Kaninchen bin ich" von Manfred
Bieler;
Aufführungsverbot; UA: 13.12.1989; als
Kellner Oskar) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1966: Spielplatz
(Dokumentarfilm; als Sprecher)
→ defa-stiftung.de
- 1967: Ein
Lord am Alexanderplatz (als Koffer-Ede) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
- 1967: Meine
Freundin Sybille (nach der Erzählung von Rudi
Strahl; als Taxifahrer) → filmportal.de,
defa-stiftung.de
Das Stacheltier (Kurzfilme)
Fernsehen (Auszug)
- 1954: Kaba-rette sich, wer muss! (Mitwirkung)
- 1955: Ein gewöhnlicher Fall (nach
einem Schauspiel von Adam Tarn; als
Taxichauffeur Malley)
- 1955: Die Häuser des Herrn Sartorius (nach dem Schauspiel von
George Bernard Shaw; als Lickcheese)
- 1955: Der
Bruder (nach der Erzählung von Erich Weinert;
als Kommandeur in der Internationalen Brigade)
- 1955: Die Kassette (nach dem Lustspiel von
Carl
Sternheim; als Oberlehrer Heinrich Krull)
- 19561972: Inszenierungen Berliner "Maxim Gorki Theater"
- 1956: Der letzte
der Mohikaner (frei nach dem gleichnamigen
Roman
von James F. Cooper; als Falkenauge)
- 1956: Fuhrmann
Henschel (nach dem gleichnamigen
Drama
von Gerhart Hauptmann; als Wirt Wermelskirch)
- 1957: Die letzte Nacht (nach
der Erzählung von Jan Rheinsperger; als
Vater von Felix Kreutzer = Hans-Peter
Minetti)
- 1957: Urlaub wider Willen (als ?)
- 1957: Das tote Tal (nach
einem Schauspiel von Alexander Kron; als
Verwaltungschef Semjon Semjonowitsch)
- 1957: Das
Wagnis der Maria Diehl (als Korbel)
- 1957: Die
Feuertaufe (nach dem Kinderbuch von Arkadi
Petrowitsch Gaidar; als Tschubuk)
- 1958: Das
Feuer (nach Motiven des Romans "Le feu" von Henri
Barbusse; als Paul Blaire)
- 1958: Der Hektarjäger (als LPG-Vorsitzender Alfons Zorn)
- 1958: Hexen von Paris
(nach
dem Roman von Hans
José Rehfisch über den Hexenwahn
und
die Intrigen am Hof Ludwigs XIV.; als ?)
- 1958: Die
Schatzinsel (nach dem gleichnamigen
Jugendbuchklassiker
von Robert Louis Stevenson;
als einbeiniger Schiffskoch Long
John Silver)
- 1958: Wilhelm
Rochnow ärgert sich (als Parteisekretär Ernst)
- 1958: Es geschah in Berlin (als Kriminalsekretär Mielitz)
- 1958: Von
der Nacht bis zum morgen (nach Motiven des Schauspiels "Zwischen Nacht und Morgen" von Renato Lelli (18991962);
als Inspektor Purri)
- 1959: Ein
Brief ging verloren (nach dem Lustspiel "Der
verlorene Liebesbrief" von Ion
Luca Caragiale; als Nae Catzavencu)
- 1959: Der
Glücklichste auf Erden (nach der Erzählung "The Happiest
Man on Earth" von Albert Maltz)
- 1959: Spuk in Villa Sonnenschein
(als Emil Wiedemann, Transportarbeiter)
- 1959: Gelegenheit
mach Liebe (als Maschinenbauer Paul Helm)
- 1960: Die vertagte Nacht (nach
dem Schwank von Franz Arnold und
Ernst Bach;
als Futtermittelhändler Emil Dobermann)
- 1960: Das krumme Gewerbe (nach
einer Komödie von Ewan
MacColl; als Myer Pickington)
- 1960: Weekend im Paradies (nach
dem Schwank von Franz Arnold und
Ernst Bach;
als Regierungsrat Dittchen)
- 1960: Der
Wald (nach der gleichnamigen
Komödie von Alexander
N. Ostrowski; als Gennadi Demjanytsch Gurmyshski,
genannt "Der Unglückliche")
- 19601962: Blaulicht (Krimiserie)
- 1961: Das
Schiff auf der Donau (nach dem Schauspiel von Friedrich
Wolf; als der Flüchtling)
- 1961: Premiere im Admiralspalast (über die Sängerin
Gitta Alpár; als Zeitungsverkäufer)
- 1961: Vielgeliebtes
Sternchen (als Meister Bromme) → fernsehenderddr.de
- 1962: Die Ratten (nach
der gleichnamigen
Tragikomödie von Gerhart Hauptmann; als
Maurerpolier Herr John)
- 1963: Wenn Du denkst der Mond geht unter (als
Autoschlosser Emil Bunze)
- 1962: Hulla die Bulla (nach
dem Schwank von Franz Arnold und
Ernst Bach;
als Statist Papendieck)
- 1963: Interview mit Pinselheinrich (über
Heinrich Zille,
dargestellt von Walter
Richter-Reinick; als Zilles Freund Gustav Nogler)
- 1963: Der
fünfzigste Geburtstag (als Norberts)
- 1964: Wenn Du denkst, Du hast'n (Fortsetzung
von "Wenn du denkst, der Mond geht unter"; als Autoschlosser Emil Bunze)
- 1964: Ein Sommerabend am Meer (als Staatsanwalt)
- 1964: Volpone (nach
der gleichnamigen
Komödie von Stefan Zweig
nach "Volpone" von Ben Jonson; als Corvino)
- 1964: Sozialaristokraten (nach
der Komödie von Arno Holz; als Wilhelm Werner)
- 1965: Eisenjustavs dollste Fuhre (als
Pferdekutscher Gustav Haferkorn (angelehnt an Gustav
Hartmann))
- 1965: Die Mutter und das Schweigen (Zweiteiler;
als Dreilitter)
- 1965: Dr. Schlüter (Fünfteiler
mit Otto
Mellies; als Dr. Muster in Teil 4 "Die Insel")
- 1965: Bau,
Schau, Wem! (Kurzfilm; als Friedrich Findemann)
- 1965: Ein
Lächeln noch vom Sommer her (herbstliche Serenade aus dem Köpenicker Schloss;
als der Parkwächter)
- 1966: Feinde
(nach dem Drama
von Maxim Gorki; als älterer Weber Jefim Lewschin)
- 1967: Brennende Ruhr (Dreiteiler
nach
dem Roman von Karl Grünberg; als Peter Ruckers)
- 1966: Musen
im Mäuseturm (als Bauer Mros)
- 1967: Zielansprache (als
Paul Anders)
- 1968: Tulpen und hohe Kiefern (als
Protagonist Kurt König, Sekretär einer Stadtbezirksleitung der SED)
- 1968: Tage im Januar (Episoden
aus dem Leben von Wilhelm
Pieck, dargestellt von Helmut
Müller-Lankow; als Grabow)
1968: Fahndung mit Musik (Krimireihe;
als Rudi Bellentin in 8. Der
große Treffer)
1969: Gib acht auf Susi! (als Erzähler)
1969: Brabanter Hühner
(als Otto Koller)
1969: Tolle
Tage (Silvester-Fernsehschwank von Hans-Joachim Preil;
als Oskar Linke) → fernsehenderddr.de
1969: Drei
von der K (Krimiserie; als Wiegemeister in der Folge "Umschlagplatz
Ruine")
1969: Rendezvous mit Unbekannt (Serie; als Steiner I in der Folge
5 "Heißer Draht im Wasserhahn")
1969: Tolle
Tage (Silvester-Schwank; als Oswald Linke)
19691971: Dolles
Familienalbum (Serie; als Großvater Gottlieb
Dolle sowie als dessen Sohn Vater Willi Dolle)
1970: Unter den Linden Geschichte und Geschichten
(Dreiteiler; als Carl Friedrich Zelter in Teil 1: "Mit
einem Reitweg fing es an")
→ fernsehenderddr.de
1972: Ein Kugelblitz aus
Eberswalde (als Willi Graf)
|
|