Filmografie
Max Ehrlich auf einem Foto von Alexander Binder (1888 – 1929); Quelle:www.cyranos.ch Der Schauspieler, Regisseur und Kabarettist Max Ehrlich erblickte am 7. Dezember 1892 als Max Simon Ehrlich, ältester Sohn des im preußischen Neustadt bei Pinne (heute Lwówek/ Polen1)) geborenen Alfred Ehrlich und dessen aus Breslau1) stammenden Ehefrau Therese, in Berlin1) das Licht der Welt. Sein darstellerisches Rüstzeug erwarb er sich ab 1911 bei Max Reinhardt1) an der dem "Deutschen Theater"1) angeschlossenen Schauspielschule, zu seinen Mitschülern gehörten unter anderem Conrad Veidt, Friedrich Wilhelm Murnau1) und Ernst Lubitsch1). 1912 gab er am "Deutschen Theater" sein Bühnendebüt mit dem winzigen Part des Capulet-Dieners "Potpan" ("Schmorpfanne") in einer Aufführung der Shakespeare-Tragödie "Romeo und Julia"1). Weitere Bühnenerfahrung als Schauspieler sammelte er noch vor dem 1. Weltkrieg bei dem "Märkischen Wandertheater", zwischen 1915 und 1920 wirkte er am "Schauspielhaus Breslau"1) und machte hier bereits als Kabarettist/Komödiant auf sich aufmerksam. Rasch avancierte Max Ehrlich Anfang der 1920er Jahre zu einem Star der Kleinkunstszene, trat beispielsweise im Wiener "Simpl"1) auf, feierte vor allem in seiner Geburtsstadt Berlin Erfolge als Komiker und Conferencier im "Admiralspalast"1) in den berühmten Revuen von Herman Haller1). Das Publikum bejubelte ihn im "Kabarett der Komiker"1)  (KadeKo) oder dem "Korso Kabarett" ebenso wie im legendären Varieté "Wintergarten"1).
   
Max Ehrlich auf einem Foto von Alexander Binder1) (1888 – 1929)
Quelle: cyranos.ch; Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Auch durch den Stummfilm erlangte Max Ehrlich Popularität, sein Leinwanddebüt gab er in dem von Reinhold Schünzel mit sich in der männlichen Hauptrolle in Szene gesetzten Lustspiel "In der Heimat, da gibt's ein Wiedersehn!"1) (1926), bis zum Beginn der Tonfilm-Ära folgten Auftritte in heiteren Streifen wie "Familientag im Hause Prellstein"1) (1927), "Die tolle Komtess" (1928), "Die blaue Maus"1) (1928) oder "Ihr dunkler Punkt"1) (1929). Zudem zeichnete Max Ehrlich bei verschiedenen Produktionen für die Zwischentitel verantwortlich, seine letzte Arbeit für den Stummfilm war die von Victor Janson nach der Opéra-comique1) "Le domino noir"1) von Daniel-François-Esprit Auber1) (Musik) mit einem Libretto von Eugène Scribe1) gedrehte, musikalisch untermalte Komödie "Der schwarze Domino"1) (1929), wo er an der Seite des Protagonuisten Harry Liedtke den 1. Gesandtschaftssekretär Leonidas Elfort mimte → Übersicht Stummfilme.

Max Ehrlich als Conférencier bei der "Miss Germany"-Wahl in Berlin am 5. März 1927; 
den Preis gewann Hildegard Quandt1) (Ausschnitt des Originalfotos
Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 146-1977-062-16 (Ausschnitt);
Fotograf: unbekannt / Datierung: 05.03,1927 / Lizenz CC-BY-SA 3.0
Genehmigung des Bundesarchivs zur Veröffentlichung innerhalb dieser Webpräsenz wurde am 11.10.2010 erteilt.
Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv Bild 146-1977-062-16 bzw. Wikimedia Commons

Max Ehrlich als Conférencier bei der "Miss Germany"-Wahl in Berlin am 5. März 1927; den Preis gewann Hildegard Quandt; Quelle: Deutsches Bundesarchiv, Digitale Bilddatenbank, Bild 146-1977-062-16 (Ausschnitt); Fotograf: unbekannt / Datierung: 05.03,1927 / Lizenz CC-BY-SA 3.0; Originalfoto und Beschreibung: Deutsches Bundesarchiv Bild 146-1977-062-16 bzw. Wikimedia Commons
Den Übergang zum Tonfilm schaffte Ehrlich auf Grund seiner Bühnenerfahrung problemlos und bediente das Fach der komischen Chargenrollen. Richard Oswald1) besetzte ihn in dem musikalischen Liebeslustspiel "Wien, du Stadt der Lieder"1) (1930) neben Charlotte Ander, Igo Sym und Paul Morgan als den Zeitungssetzer Cäsar Grün, zudem schrieb er gemeinsam mit Morgan und Ernst Neubach1) das Drehbuch. Unter der Regie von Gustav Ucicky1) entstand mit "Hokuspokus"1) (1930) die erste Verfilmung der gleichnamigen Komödie2) von Curt Goetz, in der das "Traumpaar" Willy Fritsch und Lilian Harvey auftrat und sich Ehrlich als Auktionator Kuhnen zeigte. In der von Karel Lamač1) mit Anny Ondra gedrehten Geschichte "Die vom Rummelplatz"3) (1930) tauchte er als Theateragent Horbes auf, in dem opulenten Historienstreifen "Die Marquise von Pompadour"1) (1930), inszeniert von Willi Wolff1) mit Anny Ahlers1) als Madame de Pompadour1), Mätresse1) des französischen Königs Ludwig XV.1) (Kurt Gerron) nach der Operette "Madame Pompadour"1) von Leo Fall1) (Musik) als Hofbankier Baron Cerf. Es folgten Produktionen wie die Komödie "Um eine Nasenlänge"1) (1931) mit Siegfried Arno als Zeitungsfahrer Hans Dampf, in der er als der "feine Herr" Bumsdorf, reicher Verehrer von Tänzerin Marion (Elga Brink) in Erscheinung tat, in dem Lustspiel "Der Schlemihl"1) (1931) mit Curt Bois als der junge Titelheld bzw. Angestellte Hartwig (der Schlemihl1)) kam er als der Arzt Geheimrat Prof. Dr. Fürchterlich daher. Basierend auf dem Schwank von Curt Kraatz (1856 – 1925) und Max Neal1) gelangte die amüsante Geschichte "Der Hochtourist"1) (1931) mit Otto Wallburg in der Titelrolle des Stadtrats Theodor Mylius in die Lichtspielhäuser, in der er sich als Theaterdirektor Blumenreich präsentierte, in dem abenteuerlichen Krimi "Schatten der Unterwelt"1) (1931) (von (Regie) und mit Harry Piel trat er als Conférencier in Aktion. Zu seinen letzten Auftritten in einem Langfilm zählte die von Franz Wenzler1) nach einer Vorlage von Rudolf Eger1) mit Renate Müller und Georg Alexander realisierte Komödie "Wenn die Liebe Mode macht"4) (1932), in der er jedoch nur mit dem kleinen Part des Verwalters des Pelzlagers zur Besetzung gehörte. Seine nachfolgenden, filmischen Aktivitäten beschränkten sich auf Kurzfilme, so als "Trotzkopf" in der von Heinz Hille1) nach einem Drehbuch von Emmeric Pressburger1), wiederum basierend auf einem Sketch von Stefan Zagon (1893 – 1975) gedrehten Story "Wer zahlt heute noch?"4) (1932). Sieben weitere Kurzfilme entstanden bis 1933 meist nach eigenem Drehbuch unter seiner Regie, zuletzt "Hugo's Nachtarbeit" (1933, Drehbuch mit Arnold Lippschitz1) mit Kurt Vespermann als Bankbeamter Hugo Hartmann → Übersicht Tonfilme.

Neben seinen rund 20 Lang-Tonfilmen spielte Max Ehrlich auch einige Schallplatten mit Chansons und Sketchen ein, sein Buch "Von Adalbert bis Zilzer: gesammelte Theater-Anekdoten", mit humorvollen Geschichten und Anekdoten über viele seiner Schauspielerkollegen, legt noch heute Zeugnis von seinem großen künstlerischen Schaffen ab. der beliebte Künstler befand sich Anfang der 1930er Jahre auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als diese abrupt nach der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten beendet wurde "Der vielseitige, wortgewaltige und satirisch begabte Vollblutkomödiant wurde von den braunen Machthabern als Musterexemplar eines verabscheuungswürdigen, jüdischen Künstlers denunziert, sein Können als "entartet" gegeißelt." notiert Kay Weniger1)*)
Von den Nazis nicht in die "Reichsfachschaft Film"1) aufgenommen, konnte Max Ehrlich in Deutschland nicht mehr arbeiten und emigrierte über Prag1) und Karlsbad1) (heute Karlovy Vary) nach Österreich bzw. Wien1) und trat dort unter anderem in den legendären Revuen von Rudolf Nelson1) auf, der ebenfalls nach Wien geflohen war. Da diese Shows in Österreich aufgrund antisemitischer Hetzkampagnen nicht mehr aufgeführt werden konnten, ging Ehrlich mit der Nelson-Truppe in die Schweiz (Zürich1)), später in die Niederlande (Amsterdam1)). Von April 1934 bis Januar 1935 blieb Ehrlich in Holland, wirkte an der "Stadsschouwburg Amsterdam"1) am Leidseplein1) und in Scheveningen1) bei dem von Louis Davids1) geleiteten "Kurhaus Cabaret"1), ehe er – vom Heimweh getrieben – über Jugoslawien1) 1935 nach Deutschland bzw. Hamburg zurückkehrte. Er schloss sich dem "Jüdischen Kulturbund"1) an, konnte dort bis 1938 unter eingeschränkten Bedingungen wie von den Nazis verordnet, ausschließlich vor jüdischem Publikum weiter auftreten. Als sich die politische Situation mit den so genannten "Novemberpogromen"1) in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gegenüber Juden jedoch weiter verschärfte, verließ Max Ehrlich Deutschland erneut und ging im April 1939 endgültig ins niederländische Exil.
In Scheveningen schloss er sich dem von Willy Rosen (1894 – 1944) und anderen Emigranten gegründeten Exil-Kabarett "Theater der Prominenten" an. "Anfang Juni 1939 gab er seinen Einstand am "Lutine Palace" von Scheveningen mit der Revue "Vollkraft voraus" – an seiner Seite: Rosen, Erich Ziegler1), Franz Engel1) und Rosy Barsony. Mit der Revue "Tempo Tempo" sah man ihn noch vor Kriegsausbruch 1939 in Amsterdam und Scheveningen. Barsony, Engel und Rosen standen ihm an gleichem Orte auch im Juni 1939 in der Revue "Soeben erschienen" zur Seite. Während der deutschen Besatzungszeit trat Ehrlich an der "Hollandsche Schouwburg"1) zu Amsterdam auf, unter anderem unter eigener Regie in "Spiel im Schloss" und in "Die Fee" (Anmerkung: von Ferenc Molnár1)). Außerdem gab er Gastauftritte am hauptstädtischen "Theater van de Lach". Zuletzt, bis Juli 1942, blieben ihm nur noch Auftritte an der "Joodschen Schouwburg"."*)
  
1943 wurde Max Ehrlich in das "Durchgangslager Westerbork"1), dem Sammelplatz für alle in den Niederlanden lebenden Juden, deportiert, wo er seit Juli 1943 bei der "Gruppe Musik Bühne Westerbork" die Leitung übernahm. Es entstanden zahlreiche "Bunte Abende" mit Chansons und Sketchen, so unter seiner musikalischen Leitung die Revue "Humor und Melodie", an der neben ihm Künstler wie Willy Rosen, Camilla Spira (1906 – 1997), Kurt Gerron (1897 – 1944) oder der Pianist Erich Ziegler (1900 – 1948) mitwirkten. "Total verrückt" hieß im Sommer 1944 bezeichnenderweise das letzte Programm. Infolge der Auflösung der Lagerbühne im August 1944 durch den Lagerkommandanten SS-Obersturmführer Albert Konrad Gemmeker1) wurden Max Ehrlich (Transporthäftling Nr. 151) und seine Leidensgenossen mit dem vorletzten Deportationszug am 4. September 1944 in das "Ghetto Theresienstadt"1) und von dort in das "KZ Auschwitz"1) deportiert.  
Am 1. Oktober 1944 wurde der 51-jährige Max Ehrlich, ebenso wie sein "Mitreisender" Willy Rosen, unmittelbar nach der Ankunft von den Nazi-Schergen in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz ermordet.
Max Ehrlich war laut Wikipedia seit 1920 mit der Schauspielerin und Sängerin Charlotte Cohn (01.02.1893 – 10.09.1978) verheiratet; seine Ehefrau überlebte das Theresienstädter Ghetto und arbeitete später als Masseuse in Hollywood.
Quelle (unter anderem): Kay Weniger1): "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …"*)
sowie Textbausteine des Kurzportraits von cyranos.ch
Siehe auch die englischsprachige Homepage der Max Ehrlich Association
sowie die Artikel bei Wikipedia und www.exilarchiv.de
Fotos bei virtual-history.com
*) Kay Weniger: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht" ("ACABUS-Verlag", Hamburg 2011 (S. 148/149)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) felix-bloch-erben.de, 3) filmportal.de, 4) Murnau Stiftung
Lizenz Foto Max Ehrlich (Urheber: Alexander Binder): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
(als Darsteller, wenn nicht anders angegeben)
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, felix-bloch-erben.de, Murnau Stiftung, wiesbaden.de; R = Regie)
Stummfilme Tonfilme
Um zur Seite der legendären Bühnenstars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de