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Sein Debüt als Tenor gab Melchior dann am 8. Oktober 1918 mit der
Titelrolle in Wagners "Tannhäuser"2) zunächst war er
jedoch auch in diesem neuen Fach nicht recht erfolgreich. Das sollte sich ändern, als er
während eines Gastspiels in Großbritannien den berühmten
italienischen Erfinder und Rundfunkpionier Guglielmo Marconi2)
(1874 1937) kennenlernte, der ihm anbot, an einer ersten, weltweiten
Radioübertragung teilzunehmen, übrigens zusammen mit der legendären
Nellie Melba1)
(1861 1931). Weitere interessante Kontakte
schlossen sich an, Melchior machte die Bekanntschaft des britischen Schriftstellers und leidenschaftlichen Wagner-Verehrers
Hugh Walpole2)
(1884 1941) der den Sänger nicht nur moralisch, sondern auch
finanziell unterstützte. Melchior arbeitete erneut weiter an seiner
Stimme, perfektionierte sich von 1921 bis 1923 in London bei Victor Beigel
(1870 1930), in Berlin bei
dem renommierten Musikpädagogen Prof. Ernst Grenzebach, in München bei der
berühmten Sopranistin der Wiener Staatsoper Anna von Mildenburg2)
(1872 1947)
sowie in Bayreuth bei dem Kapellmeister Prof. Karl Kittel (1874 1945). Nun stellte
sich der Erfolg ein, die Witwe Richard Wagners, Cosima Wagner2)
(1837 1930) und deren Sohn Siegfried2)
(1869 1930) interessierten
sich für den jungen
Sänger, luden ihn 1924 nach Bayreuth ein und verpflichteten ihn als
Siegmund in "Die Walküre"2) sowie als
"Parsifal"2); bis 1931 gab Melchior jeden Sommer Gastspiele in
Bayreuth, brillierte in fast allen großen Wagnerschen Heldenpartien. Seine Ruf als grandioser Wagner-Interpret brachte ihn 1924 an den Londoner "Coven Garden" sowie 1926 nach New York an die "Metropolitan Opera", wo er bis 1950 hauptsächlich in den Opern Wagners Triumphe feierte: Die männliche Titelpartie in "Tristan und Isolde"2) gestaltete Melchior dort einigen Quellen zufolge mehr als 200 Mal, die des Siegfried in "Der Ring des Nibelungen"2) fast 120 Mal; er brillierte als "Parsifal" und als "Lohengrin"2), ohne jedoch das italienische Repertoire zu vernachlässigen.
Bis heute ist unklar, warum Melchior seine Bühnenkarriere im Februar 1950 abrupt beendete. Berichte, seine Stimme habe deutlich an Strahlkraft verloren, gehen offenbar auf eine gezielte Desinformation des damaligen "Met"-Intendanten Rudolf Bing zurück. Die vorletzte "Lohengrin"-Aufführung ist auf Tonträger festgehalten – die Stimme des 59-jährigen Tenors klingt dort frisch und strahlend.4)
Die Statistik Melchiors, die kursiert, ist atemberaubend,
auch wenn anzunehmen ist, dass nicht alle Zahlen stimmen (weil manche in
zwei Versionen existieren). Sei dem wie es sei: Als Melchior sich am 2. Februar 1950 als
"Lohengrin" von der Bühne der Met und allen anderen
Bühnen für immer verabschiedete, da war der Manager Rudolf Bing heilfroh.
Für ihn war Melchior schon 1939, als er zum erstenmal die Met besuchte, nur noch ein wandelndes rotes Plüschsofa als
"Tannhäuser", und als Bing sein Regiment antrat,
fand er Melchior entsetzlich dick und gealtert (wenn man die Photos vom letzten Lohengrin anschaut,
wird man Bing nicht ganz unrecht geben können); ihm war auch ein Dorn im Auge,
dass Melchior zu den Proben nicht mehr erschien und erklärte, falls ein
Dirigent glaube, ihm noch etwas beibringen zu können, solle er sich bei ihm
einen Termin geben lassen (so lautet jedenfalls die Version
Bings). Nun aber die Statistik: 106mal "Lohengrin", 81mal "Parsifal",
144mal "Tannhäuser", 223mal (!) "Tristan" (den andere kaum zehnmal überstehen),
183mal "Siegmund", 128mal "Siegfried" in
"Siegfried", 107mal "Siegfried" in der "Götterdämmerung" fast 1000 Wagner-Vorstellungen zusammen.
Darüber hinaus ein schmales Repertoire, dennoch breiter, als mancher wohl vermutet, und breiter als
das mancher prominenter Wagner-Sänger von heute: 31mal "Otello", 25mal "Radames",
21mal "Canio", elfmal "Jean de Leyde", die Hauptrolle in Meyerbeers "Prophète",
neunmal "Florestan", fünfmal "Turridu" und dreimal "Samson".5)
Gastspielreisen führten den Tenor im Verlaufe seiner Karriere an alle bedeutenden Opernhäuser weltweit, in Deutschland wurde er in Hamburg, München oder Berlin bewundert, ebenso wie in San Francisco, Chicago oder Buenos Aires. Zahlreiche Schallplatten, die er vornehmlich in den Jahren zwischen 1925 und 1945 einspielte, zeugen noch heute von der enormen Ausdruckskraft des Sängers. Nach seinem Abschied von der Opernbühne setzte er seine musikalischen Aktivitäten in Amerika unter anderem in populären Rundfunksendungen wie der "Fred Allen Show" oder mit Fernsehauftritten fort, übernahm auch schon mal ein Engagement in einem renommierten Nachtclub.
1953 mimte er die Rolle des Jan Poldi in dem Musikfilm "The Stars Are
Singing" (Ein Lied, ein Kuß, ein Mädel), bereits kurz nach dem Krieg hatte er in den
Streifen "Thrill of a Romance" (1945,
Flitterwochen zu dritt), "Two Sisters from Boston" (1946,
Erfüllte Träume),
"This Time for Keeps" (1947, Bezaubernde Lippen) und "Luxury Liner" (1948,
Liebe an Bord)
mitgewirkt. Hier mimte er meist den netten, humorvollen
"Großvater-Typ", an der Seite so bekannter
Hollywood-Größen wie beispielsweise Esther Williams, Jane Powell, Van Johnson oder Jimmy Durante. Zu den großen "Leidenschaften" des Tenors zählte die Jagd, über Jahre besaß er im heutigen brandenburgischen Chossewitz bei Friedland ein großes Gut, das er jedoch mit Ausbruch des 2. Weltkrieges aufgab, da er die braunen Machthaber hasste. Er ließ sich ganz in den USA nieder und erhielt später auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Der "große Däne", wie Cosima Wagner ihn bezeichnet haben soll, starb am 18. März 1973 zwei Tage vor seinem 83. Geburtstag an den Folgen einer Krebserkrankung im kalifornischen Santa Monica. Seine letzte Ruhestätte fand der 1960 mit dem "Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland" ausgezeichnete legendäre Sänger neben seiner zweiten Ehefrau auf dem "Assistens-Friedhof" im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro. Auf der Grabinschrift wird allerdings der 19. März 1973 als Todesdatum angegeben → www.findagrave.com, knerger.de. Von Shirlee Emmons kam 1999 die Biografie "Tristanissimo The Authorized Biogrphy of Heroic Tenor Lauritz Melchior" auf den Markt; historische Abbildungen und eine umfangreiche Diskografie von Hans Hamsen runden die Dokumentation über den Jahrhundert-Tenor ab. Ib Melchior veröffentlichte 2003 das Buch "Lauritz Melchior: The Golden Years of Bayreuth". |
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Umfangreiche Informationen (in englisch) bei "The Lauritz Melchior Homepage" Siehe auch Wikipedia, www.cantabile-subito.de (in englisch), Lauritz Melchior Web (in englisch) Filmografie bei der Internet Movie Database |
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Link: 1) Kurzportrait innerhalb dieser HP, 2) Wikipedia
(deutsch), 3) Wikipedia (englisch) Quelle: 4) Wikipedia (abgerufen 01.01.2012) 5) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 156 |
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