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Der polnische Tenor Jean de Reszke wurde am 14. Januar 1850 als
Jan Mieczyslaw in Warschau geboren; sein Vater war Direktor der Warschauer Eisenbahngesellschaft,
seine Mutter, Marie de Reszke, hatte eine
bemerkenswerte schöne Stimme, die sie bei privaten Konzertabenden zu
Gehör brachte. Der ältere Bruder Édouard de Reszke1) (1853 1917)
wurde als Bassist ebenfalls ein berühmter Opernsänger und auch die
Schwester Joséphine de Reszke1) (1855 1891) machte sich als Sängerin
bzw. Sopranistin einen Namen.
Nach einem kurzem Studium der Rechtswissenschaften nahm
Jean, wie sein Bruder Édouard, in Warschau bei dem legendären
Tenor und Musikpädagogen Francesco Ciaffei (1819 1894) Unterricht, ließ sich
später in Mailand von dem großen Bariton Antonio Cotogni1)
(1831 1918) weiter ausbilden. Im Januar 1874 gab er als Bariton in Turin unter
dem Pseudonym "Giovanni di Reschi" sein Bühnendebüt mit der Rolle des
"Alfonso" in Donizettis "Die
Favoritin"2) (La Favorite), noch im
gleichen Jahr trat er mit dieser Partie in London auf, wo er auch mit
der Titelrolle in Mozarts "Don Giovanni"2) und als "Valentin"
in Gounods "Faust"2) immerhin gemäßigtes Aufsehen erregte.
Zwei Jahre später gab er an der Seite seines Bruders in Paris sein
Debüt als "Fra Melitone" in Verdis "Die Macht des
Schicksals"2) (La forza del destino), unterbrach dann seine Karriere für fünf Jahre, um
sich bei Jean-Baptiste Sbriglia zum Tenor ausbilden zu lassen.
1879 sang er erstmals als Tenor in Madrid und interpretierte die
Titelrolle in "Robert
der Teufel"2) (Robert le Diable) von Giacomo Meyerbeer, ohne jedoch
einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen. Er arbeitete daher einige
Zeit als Konzertsänger, bevor er 1884 bei der französischen
Uraufführung von Jules Massenets Oper
"Hérodiade" an der Seite seines Bruders Édouard und seiner Schwester Josephine eine triumphale Rückkehr auf die
Opernbühne feierte.
Jean de Reszke 1891 als Romeo in "Romeo und Julia" von
Charles Gounod
Urheber: Unbekannt
Quelle: Wikimedia
Commons von www.cantabile-subito.de
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Der Komponist Massenet war so begeistert von de Reszkes Darbietung, dass er
ihm den Titelhelden Rodrigue in seiner Oper "Le Cid"1) auf
den "Leib" schrieb. Die Uraufführung fand am 30. November 1885 in der Pariser Oper
in Beisein des damaligen französischen Staatspräsidenten Jules Grévy statt.
In den folgenden Jahren reiste der Tenor rund um die Welt, neben Paris
wurden der Londoner "Covent Garden" und die New Yorker "Metropolitan
Opera" zu seiner künstlerischen Heimat; 1891 war er erstmals in
Amerika aufgetreten, und von 1893 bis 1899 feierte er jährlich Triumphe
an der "Met". Er glänzte beispielsweise mit den Titelrollen
in Gounods "Romeo und Julia" (Roméo et Juliette) und als dessen "Faust"2)
ebenso wie als Verdis "Otello"2) oder
als ägyptischer Feldherr Radames" in
"Aida"2), brillierte als "Raoul" in Meyerbeers "Die
Hugenotten"2) sowie als "Vasco da Gama" in dessen "Die
Afrikanerin"2). Er sang ausdrucksstark sowohl in italienischer als auch
in deutscher Sprache die großen Wagner-Partien seines Fachs, wie den "Lohengrin"2),
den jungen Ritter "Walther" in "Die Meistersinger von Nürnberg"2),
den "Tristan" in "Tristan und Isolde"2) oder den
"Siegfried"2) in "Der Ring des Nibelungen"2). Während
seiner grandiosen Karriere hatte er so legendäre Partnerinnen wie
beispielsweise Adelina Patti2)
(1843 1919), Lilli Lehmann3)
(1848 1929) oder Nellie Melba3)
(1861 1931) an seiner Seite und zählte zu den
höchstbezahltesten Tenören seiner Zeit.
Jean de Reszke ca. 1896 als Wagnerscher "Siegfried",
fotografiert von Gaspard-Félix Tournachon*),
Pseudonym Nadar (1820 1910)
Quelle: Wikimedia
Commons; Link: *) Wikipedia
Angaben zur Lizenz siehe hier
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1901 zog sich Jean de Reszke wegen gesundheitlicher Probleme von der Bühne
zurück und arbeitete als Gesangspädagoge in Paris und Nizza. Er starb am
3. April 1925 mit 75 Jahren in Nizza.
Man müsste schon an den Tenören der Vor-Caruso-Ära verzweifeln und
bedauern, dass es von dem Gesangsgiganten Jean de Reszke keine zureichende
Aufnahme gibt, außer einer akustischen Geröllhalde, die sich
Mapleson-Zylinder nennt und über die Stimme nichts aussagt, denn nach allem,
was man weiß, war de Reszke der bedeutendste Tenor der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts.4)
Foto: Jean de Reszke 1895 als " Tristan" in Wagners "Tristan und
Isolde",
Urheber: Aimé Dupont
(1842 1900); Link Wikimedia Commons
Quelle: Wikimedia
Commons von "Metropolitan Opera's Archives"
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Trotz seiner einstigen Popularität ist Jean de Reszke heute nur noch in
Expertenkreisen bekannt. Ein Grund dafür ist, dass Reszke dem gerade erst
erfundenen Medium Schallplatte anders als z. B. Caruso sehr skeptisch
gegenüber stand und sich zeitlebens weigerte, der Publikation von Aufnahmen
seiner Stimme sein Einverständnis zu erteilen.
So existieren von ihm als einzige heute noch vorhandene Tonaufnahmen lediglich
sechs kurze Passagen auf Wachswalzen, auf den sogenannten "Mapleson-Cylindern",
die Lionel Mapleson, der damalige Archivar der "Metropolitan Opera",
mit einem "Edison-Phonographen"
während der Aufführungen heimlich und ohne Genehmigung der Künstler
anfertigte; leider sind die Aufnahmen qualitativ so schlecht, dass sie die
Fähigkeiten de Reszkes nur vage erahnen lassen. Gerüchte, de Reszke habe um 1900 in Paris für die
Tontechnik-Pioniere Gianni Bettini oder "Pathé"
Cylinder eingespielt, dürften auf bloßem Wunschdenken basieren.
Ein einziger Besuch de Reszkes in einem Tonstudio ist nachgewiesen: im
Jahre 1905 ließ er sich überreden, für die in Mailand ansässige
renommierte Plattenfirma "Fonotipia" vor die Schalltrichter zu
treten. Es entstanden zwei Aufnahmen, die man bei "Fonotipia" als
besondere Sensation zur Markteinführung des 35cm-Plattenformats zu vermarkten
gedachte: "Cest la!'
Salut! tombeau! sombre et silencieux!" aus
der Oper "Roméo et Juliette" von Charles Gounod (Matrizennummer 69000) und "O Souverain, O Juge, O Pere!"
aus der Oper "Le Cid" von Jules Massenet (Matrizennummer 69001). Pressstempel wurden angefertigt und eine
unbekannte Anzahl von Testpressungen beider Titel produziert. De Reszke war
mit den Einspielungen aus nicht näher bekannten Gründen derart unzufrieden,
dass er "Fonotipia" zwang, eine Veröffentlichung zu unterlassen,
obwohl die Werbekampagne bereits angelaufen war und das Unternehmen das
Erscheinen der Platten in Zeitungsannoncen angekündigt hatte. Die
Pressstempel und fast alle Testpressungen wurden vernichtet; mehrere Platten
scheinen allerdings in Sammlerhände gelangt zu sein. Die Original-Matrizen
wurden bei "Fonotipia" archiviert; sie sollen während des Ersten
Weltkriegs beim Beschuss eines Lagerhauses in Frankreich zerstört worden
sein. Exemplare aus der Testserie wurden in einem Pariser Banktresor und in
der Sammlung des britischen Königshauses vermutet, ohne dass dies jemals
bestätigt worden wäre. Der Weg eines erhalten gebliebenen Plattenpaares
lässt sich lückenhaft bis in den Bestand eines Budapester Sammlers um 1940
nachvollziehen; seit dieser Zeit gelten die Pressungen als verschollen, obwohl
eine ernstzunehmende Spur nach Kuba zu führen scheint. Überspielungen der
beiden Platten sind nicht bekannt.5)
Foto: Jean de Reszke
Urheber: Benque & Co
Quelle: Wikipedia
bzw. Wikimedia Commons
Angaben zur Lizenz siehe hier
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Siehe auch Wikipedia
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Lizenz Fotos Jean de Reszke: Diese
Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist
abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten
Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen
Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Link: 1) Wikipedia (englisch), 2) Wikipedia (deuztsch), 3) Kurzportrait
innerhalb dieser HP
Quelle:
4) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 388 f.
5) Wikipedia (abgerufen 16.09.2011) nach: Pekka Gronow, Ilpo Saunio: An
International History of the Recording Industry. Continuum International
Publishing Group, 1999.ISBN 0-30-470590-X. Seite 15 f.
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