Jean de Reszke 1891 als Romeo in "Romeo und Julia" von Charles Gounod; Urheber: Unbekannt; Quelle: Wikimedia Commons von www.cantabile-subito.de Der polnische Tenor Jean de Reszke wurde am 14. Januar 1850 als Jan Mieczyslaw in Warschau geboren; sein Vater war Direktor der Warschauer Eisenbahngesellschaft, seine Mutter, Marie de Reszke, hatte eine bemerkenswerte schöne Stimme, die sie bei privaten Konzertabenden zu Gehör brachte. Der ältere Bruder Édouard de Reszke1) (1853 – 1917) wurde als Bassist ebenfalls ein berühmter Opernsänger und auch die Schwester Joséphine de Reszke1) (1855 – 1891) machte sich als Sängerin bzw. Sopranistin einen Namen. 
Nach einem kurzem Studium der Rechtswissenschaften nahm Jean, wie sein Bruder Édouard, in Warschau bei dem legendären Tenor und Musikpädagogen Francesco Ciaffei (1819 – 1894) Unterricht, ließ sich später in Mailand von dem großen Bariton Antonio Cotogni1) (1831 – 1918) weiter ausbilden. Im Januar 1874 gab er – als Bariton – in Turin unter dem Pseudonym "Giovanni di Reschi" sein Bühnendebüt mit der Rolle des "Alfonso" in Donizettis "Die Favoritin"2) (La Favorite), noch im gleichen Jahr trat er mit dieser Partie in London auf, wo er auch mit der Titelrolle in Mozarts "Don Giovanni"2) und als "Valentin" in Gounods "Faust"2) immerhin gemäßigtes Aufsehen erregte. Zwei Jahre später gab er an der Seite seines Bruders in Paris sein Debüt als "Fra Melitone" in Verdis "Die Macht des Schicksals"2) (La forza del destino), unterbrach dann seine Karriere für fünf Jahre, um sich bei Jean-Baptiste Sbriglia zum Tenor ausbilden zu lassen. 

1879 sang er erstmals als Tenor in Madrid und interpretierte die Titelrolle in "Robert der Teufel"2) (Robert le Diable) von Giacomo Meyerbeer, ohne jedoch einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen. Er arbeitete daher einige Zeit als Konzertsänger, bevor er 1884 bei der französischen Uraufführung von Jules Massenets Oper "Hérodiade" an der Seite seines Bruders Édouard und seiner Schwester Josephine eine triumphale Rückkehr auf die Opernbühne feierte. 
 
Jean de Reszke 1891 als Romeo in "Romeo und Julia" von Charles Gounod
Urheber: Unbekannt
Quelle: Wikimedia Commons von www.cantabile-subito.de
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Der Komponist Massenet war so begeistert von de Reszkes Darbietung, dass er ihm den Titelhelden Rodrigue in seiner Oper "Le Cid"1) auf den "Leib" schrieb. Die Uraufführung fand am 30. November 1885 in der Pariser Oper in Beisein des damaligen französischen Staatspräsidenten Jules Grévy statt.
In den folgenden Jahren reiste der Tenor rund um die Welt, neben Paris wurden der Londoner "Covent Garden" und die New Yorker "Metropolitan Opera" zu seiner künstlerischen Heimat; 1891 war er erstmals in Amerika aufgetreten, und von 1893 bis 1899 feierte er jährlich Triumphe an der "Met". Er glänzte beispielsweise mit den Titelrollen in Gounods "Romeo und Julia" (Roméo et Juliette) und als dessen "Faust"2)  ebenso wie als Verdis "Otello"2) oder als ägyptischer Feldherr Radames" in "Aida"2), brillierte als "Raoul" in Meyerbeers "Die Hugenotten"2) sowie als "Vasco da Gama" in dessen "Die Afrikanerin"2). Er sang ausdrucksstark sowohl in italienischer als auch in deutscher Sprache die großen Wagner-Partien seines Fachs, wie den "Lohengrin"2), den jungen Ritter "Walther" in "Die Meistersinger von Nürnberg"2), den "Tristan" in "Tristan und Isolde"2) oder den "Siegfried"2) in "Der Ring des Nibelungen"2). Während seiner grandiosen Karriere hatte er so legendäre Partnerinnen wie beispielsweise Adelina Patti2) (1843 – 1919), Lilli Lehmann3) (1848 – 1929) oder Nellie Melba3) (1861 – 1931) an seiner Seite und zählte zu den höchstbezahltesten Tenören seiner Zeit.
 

Jean de Reszke ca. 1896 als Wagnerscher "Siegfried", 
fotografiert von Gaspard-Félix Tournachon*), Pseudonym Nadar (1820 – 1910)
Quelle: Wikimedia Commons; Link: *) Wikipedia 
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Jean de Reszke ca. 1896 als Wagners "Siegfried",fotografiert von Gaspard-Félix Tournachon*), Pseudonym Nadar (1820 – 1910); Quelle: Wikimedia Commons
Jean de Reszke 1895 als " Tristan" in Wagners "Tristan und Isolde"; Urheber: Aimé Dupont (1842 – 1900); Quelle: Wikimedia Commons von "Metropolitan Opera's Archives" 1901 zog sich Jean de Reszke wegen gesundheitlicher Probleme von der Bühne zurück und arbeitete als Gesangspädagoge in Paris und Nizza. Er starb am 3. April 1925 mit 75 Jahren in Nizza.
 
Man müsste schon an den Tenören der Vor-Caruso-Ära verzweifeln und bedauern, dass es von dem Gesangsgiganten Jean de Reszke keine zureichende Aufnahme gibt, außer einer akustischen Geröllhalde, die sich Mapleson-Zylinder nennt und über die Stimme nichts aussagt, denn nach allem, was man weiß, war de Reszke der bedeutendste Tenor der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.4)

 
Foto: Jean de Reszke 1895 als " Tristan" in Wagners "Tristan und Isolde", 
Urheber: Aimé Dupont (1842 – 1900); Link Wikimedia Commons
Quelle: Wikimedia Commons von "Metropolitan Opera's Archives"
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Trotz seiner einstigen Popularität ist Jean de Reszke heute nur noch in Expertenkreisen bekannt. Ein Grund dafür ist, dass Reszke dem gerade erst erfundenen Medium Schallplatte anders als z. B. Caruso sehr skeptisch gegenüber stand und sich zeitlebens weigerte, der Publikation von Aufnahmen seiner Stimme sein Einverständnis zu erteilen.
So existieren von ihm als einzige heute noch vorhandene Tonaufnahmen lediglich sechs kurze Passagen auf Wachswalzen, auf den sogenannten "Mapleson-Cylindern", die Lionel Mapleson, der damalige Archivar der "Metropolitan Opera", mit einem "Edison-Phonographen" während der Aufführungen heimlich und ohne Genehmigung der Künstler anfertigte; leider sind die Aufnahmen qualitativ so schlecht, dass sie die Fähigkeiten de Reszkes nur vage erahnen lassen. Gerüchte, de Reszke habe um 1900 in Paris für die Tontechnik-Pioniere Gianni Bettini oder "Pathé" Cylinder eingespielt, dürften auf bloßem Wunschdenken basieren.
Ein einziger Besuch de Reszkes in einem Tonstudio ist nachgewiesen: im Jahre 1905 ließ er sich überreden, für die in Mailand ansässige renommierte Plattenfirma "Fonotipia" vor die Schalltrichter zu treten. Es entstanden zwei Aufnahmen, die man bei "Fonotipia" als besondere Sensation zur Markteinführung des 35cm-Plattenformats zu vermarkten gedachte: "Cest la!'…Salut! tombeau! sombre et silencieux!" aus der Oper "Roméo et Juliette" von Charles Gounod (Matrizennummer 69000) und "O Souverain, O Juge, O Pere!" aus der Oper "Le Cid" von Jules Massenet (Matrizennummer 69001). Pressstempel wurden angefertigt und eine unbekannte Anzahl von Testpressungen beider Titel produziert. De Reszke war mit den Einspielungen aus nicht näher bekannten Gründen derart unzufrieden, dass er "Fonotipia" zwang, eine Veröffentlichung zu unterlassen, obwohl die Werbekampagne bereits angelaufen war und das Unternehmen das Erscheinen der Platten in Zeitungsannoncen angekündigt hatte. Die Pressstempel und fast alle Testpressungen wurden vernichtet; mehrere Platten scheinen allerdings in Sammlerhände gelangt zu sein. Die Original-Matrizen wurden bei "Fonotipia" archiviert; sie sollen während des Ersten Weltkriegs beim Beschuss eines Lagerhauses in Frankreich zerstört worden sein. Exemplare aus der Testserie wurden in einem Pariser Banktresor und in der Sammlung des britischen Königshauses vermutet, ohne dass dies jemals bestätigt worden wäre. Der Weg eines erhalten gebliebenen Plattenpaares lässt sich lückenhaft bis in den Bestand eines Budapester Sammlers um 1940 nachvollziehen; seit dieser Zeit gelten die Pressungen als verschollen, obwohl eine ernstzunehmende Spur nach Kuba zu führen scheint. Überspielungen der beiden Platten sind nicht bekannt.5)

 

Foto: Jean de Reszke
Urheber: Benque & Co
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
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Jean de Reszke; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons; Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
Siehe auch Wikipedia
Lizenz Fotos Jean de Reszke: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Link: 1) Wikipedia (englisch), 2) Wikipedia (deuztsch), 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle: 
4) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B.  Metzeler, Stuttgart 1993, S. 388 f.
5) Wikipedia (abgerufen 16.09.2011) nach: Pekka Gronow, Ilpo Saunio: An International History of the Recording Industry. Continuum International Publishing Group, 1999.ISBN 0-30-470590-X. Seite 15 f.
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