Die italienische Sopranistin Renata Tebaldi wurde am 1. Februar 1922 als
Renata Ersilia Clotilde Tebaldi und Tochter eines Orchestermusikers in Pesaro in recht ärmliche Verhältnisse hineingeboren.
Bevor sie zu einer international gefeierten
Sängerin avancierte, hatte sie große Schwierigkeiten zu bewältigen gehabt:
Ihre Eltern trennten sich früh lange Zeit glaubte die kleine Renata, ihr
Vater sei tot , mit drei Jahren erkrankte sie an
Kinderlähmung, deren Folgen sie ihr Leben lang nicht ganz überwandt.
Zunächst wollte Renata Tebaldi Pianistin werden, doch dann ließ sie ihre "voce
d'angelo" (Engelsstimme) wie berühmte Dirigent
Arturo Toscanini1)
(1867 1957) einmal gesagt
haben soll von Italo Brancucci2) (1904 1958) und
Ettore Campogalliani2)
(1903 1992) am Konservatorium von Parma
ausbilden, später in Pesaro von Carmen Melis2)
(1885 1967), einer ehemaligen
Sopran-Primadonna der Mailänder "Scala", die noch mit dem
legendären Enrico Caruso auf der
Bühne gestanden hatte.
Ihr Bühnendebüt gab die Tebaldi 1944 als Elena in Arrigo Boitos "Mefistofele"
am "Teatro Municipale" von Rovigo, Auftritte in Parma und
Venedig schlossen sich an. Aufgrund der Kriegswirren blieben ihre ersten
Auftritte relativ unbeachtet, erst nach 1945 gelang ihr, nicht zuletzt durch
die Förderung Toscaninis, der Durchbruch als international gefeierte
Sängerin. 1946 hatte sie dem Dirigenten vorgesungen und dieser engagierte
sie sogleich an die Mailänder "Scala", wo die Tebaldi am 11. Mai 1946
mit sensationellem Erfolg in dem von ihm dirigierten Konzert zur Wiedereröffnung der Scala
unter anderem das Sopran-Solo in Verdis "Messa
da Requiem"1) sang.
Porträt Renata Tebaldi → Info-Karte
Quelle: Deutsche
Fotothek, (file: df_hauptkatalog_0163358)
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Quelle: www.deutschefotothek.de;
Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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Das Opernpublikum der "Scala" konnte die Sopranistin in den folgenden Jahren
in zahlreichen Aufführungen begeistert feiern, ab den 1950er Jahren
trat die Tebaldi
an allen führenden Opernhäusern der Welt auf, wurde in London am "Covent
Garden" oder der Wiener Staatsoper ebenso bewundert wie in Berlin,
Paris, Rom, Neapel, Verona oder Barcelona. Ihr Debüt an der New Yorker
"Metropolitan Opera" gab sie 1955 mit der Desdemona in
Verdis "Otello"1)
an der Seite Mario del Monacos, der die
Titelrolle sang, in den kommenden Jahren wurde die "Met"
zu ihrer künstlerischen Heimat. 17 Spielzeiten lang und in mehr als
250 Vorstellungen hörte man dort ihre herausragenden Partien: Als
Verdi-Interpretin glänzte sie beispielsweise mit den Titelpartien in "La Traviata"1)
und "Aida"1), als
Amelia in "Ein
Maskenball"1), als Leonora" in "Die Macht des Schicksals"1),
als Alice in "Falstaff"1) oder als Elisabetta
in "Don Carlos"1).
Sie gestaltete grandios die Puccini-Heroinen wie
die "Tosca"1)
oder "Manon Lescaut"1),
brillierte als Mimi in "La Bohème"1),
als Cio-Cio-San in
"Madame Butterfly"1),
als Minnie in "La fanciulla
del West"1) oder beeindruckte mit der Titelrolle in "Suor Angelica"1). Zu
ihrem weiteren Repertoire zählten auch die Titelheldinnen in Amilcare Ponchiellis "La Gioconda"1) oder Francesco Cileas "Adriana Lecouvreur"1)
sowie die Maddalena in Umberto Giordanos "Andrea Chénier"1).
Renata Tebaldi (rechts) mit einer Freundin im Mai 1957 in New York
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Umjubelte Gastspiele und Tourneen führten die Operndiva rund um den Globus, so wurde
sie in Südamerika beispielsweise am "Teatro Colón" von Buenos
Aires ebenso gefeiert, wie in an den großen Opernbühnen Europas, und auch in
Japan riss sie das Publikum bei ihren Konzerten 1961 in Tokio und Osaka zu
Begeisterungsstürmen hin.
Ab 1973 zog sich Renata Tebaldi mehr und mehr von der Opernbühne zurück,
hatte das Ensemble der "Met" verlassen und konzentrierte sich bis
in die späten 1970er vorwiegend auf ihre Konzertreisen.
Der Tod ihrer Mutter, mit der sie in einer bedenklich innigen Symbiose
gelebt hatte, und eine Phase der Erschöpfung führten in der ersten Hälfte
der sechziger Jahre zu einer schweren stimmlichen und persönlichen Krise,
die sie nur mit einer einjährigen Singpause bewältigen konnte. Als sie auf
die Bühne zurückkehrte, war ihre Stimme merklich nachgedunkelt, und die
sich schon früher andeutenden Schwierigkeiten in der Höhe wuchsen sich
jetzt zu einem echten Problem aus, kurioserweise ganz ähnlich wie bei
Callas, von der sie ansonsten doch Welten trennten. Sie setzte zwar ihre
breite Plattenaufnahmetätigkeit fort, aber diese Einspielungen aus den späten
sechziger und frühen siebziger Jahren sind mit Vorsicht zu genießen. 1973 verabschiedete sie sich
mit der "Desdemona" von ihrem New Yorker Publikum (in
New York hatte Callas nie richtig reüssiert, ausgleichende Gerechtigkeit),
und damit war ihre Karriere auch weitgehend zu Ende.3)
Die perfekte Musikerin wurde häufig mit ihrer Kontrahentin Maria Callas4)
(1923 – 1977) verglichen, doch stimmlich waren die beiden
Sängerinnen sehr verschieden: Während die Callas eine expressive,
dramatische Ausdrucksweise bevorzugte, zeichnete sich die Tebaldi durch ein
deutlich weicheres Timbre aus. Im Herbst 1968 soll die von der Presse
immer wieder ausgeschlachtete Rivalität zwischen den beiden Operndiven ein
Ende gefunden haben: Es wird berichtet, Maria Callas sei nach einer
Aufführung von "Adriana Lecouvreur" hinter die Bühne
gegangen und habe Renata Tebaldi zu der brillanten Vorstellung
gratuliert; beide posierten für die Fotografen und umarmten sich.
Renata Tebaldi, die neben Maria Callas zu den erfolgreichsten
Sängerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt, starb am
19. Dezember 2004 nach längerer Krankheit im Alter von
82 Jahren in ihrem Haus in San Marino. Sie war stets unverheiratet
geblieben, ihre letzte Ruhe fand die legendäre Operndiva in einem
Familiengrab auf dem Friedhof Mattaleto von Langhirano (Parma).
Am 7. Juni 2014 wurde in Busseto (Provinz Parma) das "Museo Renata
Tebaldi" eröffnet.
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