Maria Forescu, die während ihrer intensiven Leinwandkarriere vor allem im Stummfilm in unzähligen Produktionen in Erscheinung trat, ist heute überwiegend in Vergessenheit geraten. 
Geboren am 15. Januar 1875 als Maria Füllenbaum im damals zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn1) gehörenden Czernowitz1) (später Königreich Rumänien1), seit 1991 Ukraine1)) wurde die Tochter einer deutschsprachigen, gut bürgerlichen Familie mit jüdischen Wurzeln in einem deutschen Mädchenlyzeum in Prag1) erzogen. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur Sängerin bei Mathilde Mallinger1) (1847 – 1920) am Prager "Königlich-Böhmischen Landeskonservatorium", gab im Spätherbst 1895 ihr Bühnendebüt am Wiener "Carltheater"1) mit der Rolle der Stella in der Erstaufführung der Operette "Das Modell" von Franz von Suppé1). Die Wiener Zeitschrift "Der Humorist"1) (01.12.1895, Bd. 15, Nr. 34, S. 4) schrieb damals unter anderem, dass sie mit "ihrer angenehm klingenden, frischen und wohlgeschulten Sopranstimme lebhaften Beifall seitens des Publikums und die ungetheilte Aufmerksamkeit der Presse" erzielte. "Ihre vollbrachte Leistung stellt ihrer musikalischen Bildung und ihrer schauspielerischen Begabung ein glänzendes Zeugnis aus und sind wir dessen gewiß, daß Frl. Forecsu dem "Carltheater" ein nützliches Mitglied sein wird. (…) Ihr Sopran hat hellen Timbre, ist in allen Registern ausgeglichen und ungemein modulationsfähig. Ihre Coloratur ist perlend, ihre Läufe, Triller und Staccati's klingen rein und ihre Intonation ist sicher und präcis."2) 

Maria Forescu in der Wiener Zeitschrift
"Der Humorist"1) (01.12.1895, Bd. 15, Nr. 34, S. 4)
Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Urheber unbekannt;
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek;
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Maria Forescu in der Wiener Zeitschrift "Der Humorist" (01.12.1895, Bd. 15, Nr. 34, S. 4); Quelle: Wikimedia Commons bzw. Wikipedia; Urheber unbekannt; digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek; Lizenz: gemeinfrei
Rasch avancierte Maria Foescu nicht nur am "Carltheater" zum Publikumsliebling, wurde bei Gastspielen unter anderem in St. Petersburg1), den Niederlanden, in München, Hamburg und Breslau1) gefeiert, erreichte auch international einen gewissen Bekanntheitsgrad. Etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam sie nach Berlin, erhielt Engagements am "Theater des Westens"1), am "Neuen Operetten-Theater"1) (später umbenannt in "Komödienhaus") am Schiffbauerdamm1) und am "Metropol-Theater"1); aus dieser Zeit sind Hinweise auf Schallplattenaufnahmen auf dem "Parlophon"1)-Label der deutschen "Carl Lindström AG"1) erhalten, wie wie beispielsweise die "Puppen-Arie" bzw. dem Lied der sich als Puppe ausgebenden Alesia Hilarius aus "Die Puppe"1) ("La poupée"), einer Opéra-comique1) von Edmond Audran1) → Abbildung der Schallplatte bei Wikimedia Commons.
Bereits 1911 kam Maria Forescu mit der sich immer rascher entwickelnden Kinematographie1) in Kontakt und wirkte unter der Regie von Friedrich Müller in einigen kurzen Streifen der Berliner "Komet-Film-Compagnie Paulus & Unger" mit. Noch während des 1. Weltkrieges entschied sie sich endgültig für eine Karriere als Filmschauspielerin und gab den Gesang auf. 
Maria Forescu, fotografiert von Wilhelm Willinger (1879–1943); Quelle: cyranos.ch; Photochemie-Karte Nr.1401; Lizenz: gemeinfrei Ab 1918 trat sie nun regelmäßig im Stummfilm Nebenrollen, meist mit zwielichtig-verruchten Gestalten in Erscheinung. Die erste Rolle, mit der sie Aufmerksamkeit erregte war die der Dienerin des Indienreisenden Philipp Galen in Richard Oswalds1) Sittenfilm "Dida Ibsens Geschichte"1) (1918) mit dem Untertitel "Ein Finale zum "Tagebuch einer Verlorenen"1) von Margarete Böhme1)1)" an der Seite der Protagonistin Anita Berber und Werner Krauß als der Schlangenbändiger und Tropenfahrer Philipp Galen. Hierzu notiert cinegraph.de unter anderem: "Oswalds brillantes Sadomelodram von 1918 profitierte von der sogenannten zensurlosen Zeit. Eine Mätresse verläßt den ätherischen Herrn, der sie aushält, und verfällt einem Sadisten, der sie peitscht. Gespielt wird dieses Dreipersonenstück von Anita Berber, der skandalösen Nackttänzerin jener Zeit, von Conrad Veidt und von Werner Krauß, mithin von denen, die als Oswald-Ensemble berühmt wurden. (…) Philipp Galen, der Schlangenbändiger und Tropenfahrer (Werner Krauß), hat soeben Dida Ibsen gebändigt und ins Boudoir, den goldenen Käfig, gesperrt. Noch einmal streckt er die Beine, die in schwarzen Schaftstiefeln stecken. Er wickelt sich eine große Schlange so kokett um den Hals, als ob sie ein Pelz wäre. Noch einmal wippt er mit der Gerte, die er immer in der Hand hat, Dida Ibsen zu dressieren. Dann entschlummert er befriedigt. Es erscheint Maria Forescu, die Dienerin, die ihm das Peitschinstrument neckisch entwindet und ihm ihrerseits sadistisch droht. Und Galen, der Brutale, erprobt jetzt seinerseits die masochistische Rolle."
 
Maria Forescu (Rollenportrait), fotografiert
von Wilhelm Willinger1) (1879 – 1943)
Quelle: cyranos.ch; Photochemie-Karte Nr.1401;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier
Eine weitere auffällige Figur war die der dunkelgeschminkten, leichtgeschürzten Dienerin in dem von Joe May mit Ehefrau Mia May in Szene gesetzten, dreiteiligem Monumentalfilm "Veritas vincit"1) (1918/19), in Mays Zweiteiler "Das indische Grabmal"1) (1921) mimte sie einen ähnlichen Part. Es waren zwar nie die großen Hauptrollen, mit denen Maria Forescu in den Melodramen und Abenteuern jener Jahre besetzt wurde, sie gehörte vielmehr zu den unverzichtbaren Nebendarstellerinnen, die in den Produktionen "kleine, charakteristische Farbtupfer"4)  setzten. So beispielsweise als menschenfreundliche "Puffmutter" in dem Drama "Mädchenhandel"1) (1926) mit dem Untertitel "Eine internationale Gefahr" von Regisseur Jaap Speyer1), als Kartenlegerin Frau Tratsch in "Arme kleine Colombine" (1927; Regie: Franz Seitz sen.), als "Engelmacherin"1) in dem Melodram "Madame Lu, die Frau für diskrete Beratung"1) (1929) mit Ida Wüst in der Titelrolle oder als dubios-strenge Gouvernante Madame Lourdier in "Der Teufelsreporter"3) (1929) nach einem Drehbuch von Billy Wilder1) mit Eddie Polo als Titelheld. "Oft hat ihre bunt-gewürfelte Kostümierung zigeunerische Anklänge, und eine Halskette kehrt in mehreren Filmen wieder, was ein Hinweis auf einen eigenen Fundus der vielbeschäftigten Darstellerin sein könnte." schrieb 1989 Prof. Martin Koerber, Kurator bzw. Leiter (ab 2007) des Filmarchivs der Berliner "Deutschen Kinemathek"1) sowie (ab 2003) Professor für Restaurierung von Foto/Film/Datenträgern an der Berliner "Fachhochschule für Technik und Wirtschaft"1) → www.goethe.de, htw-berlin.de. Zu einer ihrer letzten Auftritte in einem Stummfilm zählte der von Richard Eichberg1) als Stummfilm gedrehte und nachträglich synchronisierte Streifen "Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht?"1) (1929) → Übersicht Stummfilme.
 
Auch im Tonfilm fand Maria Forescu mit prägnanten Nebenrollen ihren Platz, wurde, wie schon zu Stummfilmzeiten, von ihrem Freund Harry Piel mit kleineren Aufgaben in den von und mit Piel realisierten Produktionen "Er oder ich"1) (1930), "Schatten der Unterwelt"1) (1931) und "Bobby geht los"1) (1931) bedacht. Sie mimte jetzt jedoch altersbedingt reifere Frauen, so beispielsweise die Filmmutter von Else Elster in der ganz auf Willy Fritsch zugeschnittenen Komödie "Der Frechdachs"1) (1932). Ihre nachweisbar letzten kleinen Leinwandauftritte hatte sie in dem Drama "Das erste Recht des Kindes"1) (1932), das den Untertitel "Aus dem Tagebuch einer Frauenärztin" trug und rund ein halbes Jahr nach der Uraufführung von den Nazis am 5. Mai 1933 verboten wurde, sowie in Harry Piels Krimi "Das Schiff ohne Hafen"1) (1932) → Übersicht Tonfilme.
Während ihrer intensiven Arbeit für den Film stand Maria Forescu immer wieder mal auf der Bühne, so unter anderem zur Spielzeit 1929/30 am Berliner "Theater in der Behrenstraße"1).5) 
 
Mit der so genannten "Machtergreifung"1) der Nationalsozialisten fand die Schauspielerin mit jüdischen Wurzeln keine Engagements mehr, nach 1933 wirkte sie als Schauspielerin noch am "Jüdischen Kulturbund Rhein-Ruhr"1), zeigte sich unter anderem im November 1936 als Honorine in dem Theaterstück "Zum goldenen Anker" von Marcel Pagnol1).5) 
1938 wurde Maria Forescu aus der "Reichsfachschaft Film"1) (RFF) mit der Begründung ausgeschlossen, sie gelte als "allgemein stark kommunistisch eingestellt". Zuletzt fand sie laut Wikipedia Unterschlupf bei Maria Hirschburg in der Motzstraße in Berlin-Wilmersdorf1). Am 15. August 1942 sollte sie mit dem 18. Osttransport (lfd. Nummer 469) in das Ghetto von Riga1) deportiert werden, vermutlich ist sie dort nie angekommen, da sie von der Deportationsliste ("Füllenbaum gen. Forescu, Maria, 15. Januar 1875, Czernowitz, ledig, nicht arbeitsfähig") wieder gestrichen wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach verstarb die schwer kranke und nicht mehr transportfähige Künstlerin in Berlin zwischen Sommer 1942 und Jahresende 1943, möglicherweise eines natürlichen Todes, wie Kay Weniger1) in seinem Buch "Zwischen Bühne und Baracke"6) ausführt. Dort heißt es auch: "Eine, wie oftmals zu lesen ist, Deportation in das "KZ Buchenwald"1) kann ausgeschlossen werden".
Dies scheint jedoch nicht gesichert zu sein, in diversen Quellen7) wird als ermitteltes Sterbedatum und -ort der 23. November 1943 im "KZ Buchwald" ausgewiesen. Wikipedia dagegen notiert folgendes: "Sie überlebte die Zeit der Judenverfolgung1), wohnte zuletzt in Berlin-Müggelheim1) und starb am 28. Oktober 1947 im Alter von 72 Jahren in einem Krankenhaus in Berlin-Friedrichshagen1).", nennt als Quelle das "Landesarchiv Berlin"1) (Sterberegister Standesamt Köpenick1) (Nr. 2311/1947)).
Quelle (unter anderem): Wikipedia sowie
"CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film" (Lg. 19)
Siehe auch cyranos.ch sowie Fotos bei "Theatermuseum Wien"
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) stummfilm.at
Quelle:
2) "Der Humorist" (01.12.1895, Bd. 15, Nr. 34, S. 4), digitalisiert von der  Österreichischen Nationalbibliothek
4) CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film (Lieferung 19)
5) Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 – 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider;
Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 1, A-K; K G  Saur, München 1999)
6) Kay Weniger: "Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945" (Berlin 2008, S. 120).
7) Wikipedia, IMDb, filmportal.de
Lizenz Abbildung Maria Forescu: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt.
Lizenz Foto Maria Forescu (Urheber: Wilhelm Willinger): Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme  bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: filmportal.de, Wikipedia, cyranos.ch, Murnau Stiftung, whoswho.de; R = Regie)
Stummfilme (Auszug) Tonfilme
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