|
||||
Rasch avancierte Maria Foescu nicht nur am "Carltheater" zum
Publikumsliebling, wurde bei Gastspielen unter anderem in St. Petersburg,
den Niederlanden, in München, Hamburg und Breslau gefeiert, erreichte auch
international einen gewissen Bekanntheitsgrad. Etwa zu Beginn
des 20. Jahrhunderts kam sie nach Berlin, erhielt Engagements am "Theater des
Westens", am "Neuen Operetten-Theater" am Schiffbauerdamm und am
"Metropoltheater"; aus dieser Zeit sind Hinweise auf Schallplattenaufnahmen auf dem
"Parlophon"-Label des Lindström-Konzerns erhalten. Bereits 1911 war Maria Forescu mit der sich immer rascher entwickelnden Kinematographie in Kontakt gekommen und wirkte unter der Regie von Friedrich Müller in einigen kurzen Streifen der Berliner "Komet-Film-Compagnie Paulus & Unger" mit. Noch während des 1. Weltkrieges entschied sie sich endgültig für eine Karriere als Filmschauspielerin und gab den Gesang auf. Ab 1918 trat sie nun regelmäßig im Stummfilm meist mit zwielichtig-verruchten Gestalten in Erscheinung. Die erste Rolle, mit der sie Aufmerksamkeit erregte war die der Dienerin in Richard Oswald Sittenfilm "Dida Ibsens Geschichte"1) (1918) an der Seite der Protagonistin Anita Berber und Werner Krauß als der Schlangenbändiger und Tropenfahrer Philipp Galen. Hierzu notiert www.cinegraph.de unter anderem: "Oswalds brillantes Sadomelodram von 1918 profitierte von der sogenannten zensurlosen Zeit. Eine Mätresse verläßt den ätherischen Herrn, der sie aushält, und verfällt einem Sadisten, der sie peitscht. Gespielt wird dieses Dreipersonenstück von Anita Berber, der skandalösen Nackttänzerin jener Zeit, von Conrad Veidt und von Werner Krauß, mithin von denen, die als Oswald-Ensemble berühmt wurden. ( ) Philipp Galen, der Schlangenbändiger und Tropenfahrer (Werner Krauß), hat soeben Dida Ibsen gebändigt und ins Boudoir, den goldenen Käfig, gesperrt. Noch einmal streckt er die Beine, die in schwarzen Schaftstiefeln stecken. Er wickelt sich eine große Schlange so kokett um den Hals, als ob sie ein Pelz wäre. Noch einmal wippt er mit der Gerte, die er immer in der Hand hat, Dida Ibsen zu dressieren. Dann entschlummert er befriedigt. Es erscheint Maria Forescu, die Dienerin, die ihm das Peitschinstrument neckisch entwindet und ihm ihrerseits sadistisch droht. Und Galen, der Brutale, erprobt jetzt seinerseits die masochistische Rolle." Eine weitere auffällige Figur war die der dunkelgeschminkten, leichtgeschürzten Dienerin in Joe Mays Monumentalfilm "Veritas vincit"1) (1918/19), in Mays Zweiteiler "Das indische Grabmal"1) (1921) mimte sie einen ähnlichen Part. Es waren zwar nie die großen Hauptrollen, mit denen Maria Forescu in den Melodramen und Abenteuern jener Jahre besetzt wurde, sie gehörte vielmehr zu den unverzichtbaren Nebendarstellerinnen, die in den Produktionen "kleine, charakteristische Farbtupfer"4) setzten. So beispielsweise als menschenfreundliche Puffmutter in "Mädchenhandel" (1926; Regie: Jaap Speyer), als Kartenlegerin Frau Tratsch in "Arme kleine Colombine" (1927; Regie: Franz Seitz sen.), als Engelmacherin in "Madame Lu, die Frau für diskrete Beratung" (1929; Regie Franz Hofer) oder als dubios-strenge Gouvernante Madame Lourdier in "Der Teufelsreporter"3) (1929; Regie: Ernst Laemmle, Drehbuch: Billy Wilder). "Oft hat ihre bunt-gewürfelte Kostümierung zigeunerische Anklänge, und eine Halskette kehrt in mehreren Filmen wieder, was ein Hinweis auf einen eigenen Fundus der vielbeschäftigten Darstellerin sein könnte."2) schreibt 1989 Prof. Martin Koerber, Curator des Filmarchivs der Berliner "Deutschen Kinemathek" sowie seit 2003 Professor für Restaurierung von Foto/Film/Datenträgern an der Berliner "Fachhochschule für Technik und Wirtschaft". Auch im Tonfilm fand Maria Forescu mit prägnanten Nebenrollen ihren Platz, wurde, wie schon zu Stummfilmzeiten, von ihrem Freund Harry Piel mit kleineren Aufgaben in "Er oder ich"1) (1930), "Schatten der Unterwelt"1) (1931) und "Bobby geht los" (1931) bedacht. Sie mimte jetzt jedoch altersbedingt reifere Frauen, so beispielsweise die Mutter von Else Elster in Carl Boeses Komödie "Der Frechdachs"5) (1932). Ihre nachweisbar letzten kleinen Leinwandauftritte hatte sie in Fritz Wendhausens Drama "Das erste Recht des Kindes"1) (1932), das den Untertitel "Aus dem Tagebuch einer Frauenärztin" trug und rund ein halbes Jahr nach der Uraufführung von den Nazis am 5. Mai 1933 verboten wurde, sowie in Harry Piels Krimi "Das Schiff ohne Hafen"1) (1932). Während ihrer intensiven Arbeit für den Film stand Maria Forescu immer wieder mal auf der Bühne, so unter anderem zur Spielzeit 1929/30 am Berliner "Theater in der Behrenstraße".6) Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten fand die Schauspielerin mit jüdischen Wurzeln keine Engagements mehr, nach 1933 wirkte sie als Schauspielerin noch am "Jüdischen Kulturbund Rhein-Ruhr", zeigte sich unter anderem im November 1936 als Honorine in dem Theaterstück "Zum goldenen Anker" von Marcel Pagnol .6) 1938 wurde sie aus der "Reichsfilmkammer" mit der Begründung ausgeschlossen, sie gelte als "allgemein stark kommunistisch eingestellt". Zuletzt fand sie laut Wikipedia Unterschlupf bei Maria Hirschburg in der Motzstraße in Berlin-Wilmersdorf. Am 15. August 1942 sollte sie mit dem 18. Osttransport (lfd. Nummer 469) in das Ghetto von Riga deportiert werden, vermutlich ist sie dort nie angekommen, da sie von der Deportationsliste ("Füllenbaum gen. Forescu, Maria, 15. Januar 1875, Czernowitz, ledig, nicht arbeitsfähig") wieder gestrichen wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach verstarb die schwer kranke und nicht mehr transportfähige Künstlerin in Berlin zwischen Sommer 1942 und Jahresende 1943, möglicherweise eines natürlichen Todes, wie Kay Weniger in seinem Buch "Zwischen Bühne und Baracke"7) ausführt. Dort heißt es auch: "Eine, wie oftmals zu lesen ist, Deportation in das KZ Buchenwald kann ausgeschlossen werden". Dies scheint jedoch nicht gesichert zu sein, in diversen Quellen8) wird als ermitteltes Sterbedatum und -ort der 23. November 1943 im KZ Buchwald ausgewiesen. Wikipediada dagegen nennt als Todesdatum/Sterbeort den 28. November 1947 in Berlin und bezieht sich auf das "Landesarchiv Berlin", Sterberegister Standesamt Köpenick (Nr. 2311/1947). |
||||
![]() |
||||
Quelle (unter anderem): Wikipedia
sowie "CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film" (Lg. 19) Siehe auch www.cyranos.ch |
||||
Link: 1) Wikipedia, 3) www.stummfilm.at, 5) Murnau Stiftung Quelle: 2) Österreichische Nationalbibliothek 4) CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 19 6) Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933 1945; Herausgeber: Frithjof Trapp, Werner Mittenzwei, Henning Rischbieter, Hansjörg Schneider; Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler von Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß (Teil 1, A-K; K G Saur, München 1999) 7) Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke, Berlin 2008, S. 121. 8) Wikipedia, IMDb, filmportal.de Lizenz Abbildung Maria Forescu: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist und die Autoren unbekannt sind. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach anonymer Veröffentlichung erlischt. |
||||
![]() |
||||
|
![]() |
Um zur Seite der Publikumslieblinge zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de |