Toni Tetzlaff wurde am 13. März 1871 als Antonie Tetzlaff in Mainz1) geboren. Die Tochter des Schauspielers Karl Tetzlaff (1837 – 1914), seit 1872 Regisseur bzw. 1876/77 künstlerischer Leiter des "Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater"1) (Vorgänger des "Deutsches Theaters"1)) in Berlin, ließ sich von ihrem Vater zur Schauspielerin ausbilden. Erst 16-jährig gab sie in Salzburg ihr Bühnendebüt, es folgten Engagements am "Hoftheater"1) in Kassel1), am "Hoftheater" in Stuttgart1) (heute "Staatstheater Stuttgart"1)) sowie am "Kaiserlichen Theater" in St. Petersburg1).
Seit 1895 gehörte Toni Tetzlaff zum Ensembles des Hamburger "Stadttheaters"1), wo sie als Georg in dem Goethe-Schauspiel "Götz von Berlichingen"1) ihren Einstand gab. Ludwig Eisenberg1) (1858 – 1910) schreibt in seinem 1903 publizierten Lexikon*): "Hier vertritt sie auch mit großem Glück das Fach der jugendlichen Salondamen. Die Kritik lobt an ihrem Spiel jugendliche Frische, ungekünstelte Natürlichkeit und Lebendigkeit und "wenn bei den Vertreterinnen des Faches der Naiven nur zu leicht entweder der warme Gemütston auf Kosten flotter Munterkeit zu kurz kommt oder umgekehrt, so findet sich bei Tetzlaff erfreulicherweise beides in gleichem Maße vereinigt, und sowohl die schalkhaft, übermütigen Momente wie die Äußerungen warmen Gefühls kommen in ihrem Spiel zu entsprechendem Ausdruck." Aus der Reihe der Leistungen dieser überaus sympathischen Künstlerin seien besonders hervorzuheben Ilka in "Krieg und Frieden" (Anm.: Bühnenversion des gleichnamigen Romans1) von Leo Tolstoi1)), Kitty in "Sodoms Ende" (Anm.: von Hermann Sudermann1)), Alma in "Ehre"3) (Anm.: "Die Ehre" von Hermann Sudermann), Georgette in "Fernande" (Anm.: von Victorien Sardou1)), Abigail in "Glas Wasser"1), (…) sowie "Cyprienne" (Anm.: Lustspiel von Victorien Sardou und Émile de Najac1)), Leontine in "Leontines Ehemänner" (Anm.: "Les maris de Leontine" von Alfred Capus1)), (…), etc."

Toni Tetzlaff in der Wiener Zeitschrift
"Der Humorist"1) (21. April 1897, 17. Jahrgang, Nr. 12)
Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Jan Vilímek1) (1860–1938);
digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek;
Angaben zur Lizenz (gemeinfrei) siehe hier

Toni Tetzlaff in der Wiener Zeitschrift "Der Humorist" (21. April 1897, 17. Jahrgang, Nr. 12); Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Jan Vilímek (1860–1938); digitalisiert von der Österreichischen Nationalbibliothek
Auch am Hamburger "Thalia Theater"1) konnte man die Mimin bewundern, unter anderem 1904 als feschen Kadetten in dem Lustspiel "Das Liebesmanöver" von Curt Kraatz2) und Freiherr von Schlicht1). Das "Hamburger Fremdenblatt"1) schrieb am 5. Januar 1904 unter anderem: "In der kecken Hosenrolle eines Kadetten zeigte Frl. Tetzlaff ebensoviel Schneid wie Humor, damit leicht die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehend."4); später wechselte sie an Berliner Bühnen.
  
Bereits während des 1. Weltkrieges begann sich die damals über 40-Jährige für den Film zu interessieren, gab 1915 ihr Leinwanddebüt unter der Regie von Walter Schmidthässler1) neben Hauptdarstellerin Maria Carmi in der Komödie "Der Hermelinmantel"1). Es folgte der von (Regie) und mit Rudolf Biebrach sowie Henny Porten nach dem Bühnenstück "Les doigts de fée" von Eugène Scribe realisierte Stummfilm "Feenhände"1) (1916), wo sie als Gräfin in Erscheinung trat. Toni Tetzlaff  mimte Sängerinnen (1918, "Das Lied der Mutter"1)), Ritterguts-Besitzerinnnen (1919, "Zwischen Lachen und Weinen) oder immer wieder Gräfinnen, wie in Erik Lunds1) Geschichte "Der Weltmeister" (1919) mit Bruno Kastner oder in Josef Coenens1) Melodram "Das ewige Rätsel"1) (1919 mit dem Untertitel "Ein Satyrspiel in 5 Akten".
Toni Tetzlaff zeigte sich während der Stummfilm-Ära in über fünfzig Produktionen, meist waren es prägnante Nebenrollen wie die geheimnisvolle Halbweltdame "Madame X" in dem ganz auf Ellen Richter zugeschnittenen Dreiteiler "Die Abenteurerin von Monte Carlo" (1922) oder die Oberhofmeisterin Gräfin von Soisson in "Louise de Lavallière – Am Liebeshof des Sonnenkönigs" (1922) mit Fritz Delius als "Sonnenkönig" Ludwig XIV.1) und Emmy Schaeff als dessen Mätresse Louise de La Vallière1). In dem Historien-Streifen "Lola Montez, die Tänzerin des Königs"1) (1922) mit Ellen Richter in der Titelrolle der Lola Montez1) und Arnold Korff als Bayernkönig Ludwig I.1) wurde sie von Richters Ehemann bzw. Regisseur Willi Wolff1) als Primaballerina besetzt, eine ihrer größeren Rollen war die der Inhaberin einer Juwelenfirma Madame Andersson in dem Harry Piel-Abenteuer "Sein größter Bluff"1) (1927). Einmal mehr eine Gräfin gab sie als Mutter von Henny Porten in dem Bauern- und Liebeslustspiel "Liebe im Kuhstall"1) (1928), in der mit Reinhold Schünzel gedrehten Komödie "Aus dem Tagebuch eines Junggesellen"1) (1929) tauchte sie als Gattin des Herrn von Frantz vom "Auswärtigen Amt" (Albert Paulig) auf. Zu ihren letzten Arbeiten für den Stummfilm zählte, einmal mehr an der Seite von Henny Porten, die Geschichte "Die Frau, die jeder liebt, bist du!"5) (1929) → Übersicht Stummfilme.
   
Auch im Tonfilm fand Toni Tetzlaff in etlichen Streifen mit Mutter-Figuren oder Ehefrauen ihren Platz. So beispielsweise in der Kriminalfilmkomödie "Hans in allen Gassen"1 (1930) als Mutter des "rasenden" Reporters Hans Steindecker (Hans Albers) oder als Ehefrau von Berghütten-Betreiber Pollinger (Karl Etlinger1)) in der Adaption "Das Konzert"1) (1931) nach dem gleichnamigen Lustspiel1) von Hermann Bahr1). Nach der Komödie "L'amoureuse aventure" von Paul Armont (1874 – 1943) entstand der amüsante Spielfilm "Madame hat Ausgang"1) (1931) mit Liane  Haid als Madame Irène Vernier und Hans Brausewetter als Buchbinder Marcel Douzet, in dem sie sich als Marcels Mutter präsentierte, als Lady Markby gehörte sie zur Besetzung der Literaturverfilmung "Ein idealer Gatte"1) (1935) nach dem gleichnamigen Bühnenstück1) von Oscar Wilde1). Man sah Toni Tetzlaff unter anderem als Ehefrau des Kaufmanns Vigeland (Franz Weber1)) in dem nach dem Bühnenstück "Samfundets Støtter"1) von Henrik Ibsen1) mit Heinrich George als reicher Werftbesitzer Konsul Karsten Bernick gedrehten Drama "Stützen der Gesellschaft"1) (1935) oder als Tante der tüchtigen Bürokraft Beate Willmerding (Magda Schneider) in der Story "Mädchen im Vorzimmer"5) (1940).
Bis 1944 tauchte die Schauspielerin regelmäßig in den Unterhaltungsstreifen jener Jahre auf, gab oft ältere Hofdamen, Gesellschafterinnen oder vornehme Ladys. Der bereits ab Juni 1944 gedrehte Spielfilm "Das kleine Hofkonzert"1) nach der gleichnamigen Operette1) von Edmund Nick1) (Musik) mit den Libretti von Paul Verhoeven und Toni Impekoven1) konnte von Regisseur Verhoeven vor Kriegsende nicht mehr fertiggstellt werden und erlebte seine Premiere erst am 20. September 1949 – hier hatte Toni Tetzlaff als zweite Bürgerin in der Residenz eine winzige Nebenrolle übernommen. Ebenfalls ein kleiner Part war der einer Vermieterin in ihrer einzigen Nachkriegsproduktion und zudem letzten Arbeit vor der Kamera – "Kein Platz für Liebe"1) (1947) hieß die von Hans Deppe1) für die DEFA1) nach der Erzählung von Wolfgang W. Parth1) in Szene gesetzte Tragikomödie mit Bruni Löbel und Heinz Lausch1) → Übersicht Tonfilme.
  
Währen ihrer Leinwandkarriere blieb die Schauspielerin stets dem Theater verbunden, letzte Auftritte hatte die inzwischen über 70-Jährige nach Ende des 2. Weltkriegs an der West-Berliner "Bühne der Jugend".
Toni Tetzlaff, welche trotz ihrer umfangreichen Filmografie heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist, starb am 16. Dezember 1947 im Alter von 76 Jahren in Berlin; über ihr Privatleben ist derzeit nichts bekannt.
Quelle (unter anderem*)): Wikipedia, cyranos.ch
*) Ludwig Eisenberg: "Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert" (Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 1029) → online bei archive.org
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) wiesbaden.de, 3) projekt-gutenberg.org, 5) filmportal.de
Quelle
: 4) www.karlheinz-everts.de
Lizenz Abbildung Toni Tetzlaff: Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Das gilt in der EU und solchen Ländern, in denen das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt.
Filme
Stummfilme / Tonfilme
Filmografie bei der Internet Movie Database, filmportal.de sowie
frühe Stummfilme bei "The German Early Cinema Database"
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Murnau Stiftung, cyranos.ch; R = Regie
Stummfilme Tonfilme
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