Peter Pasetti wurde am 8. Juli 1916 als Peter Viktor Rolf Pasetti und Sohn des Architekten und Bühnenbildners an der
"Bayerischen Staatsoper",
Professor Leo Pasetti (1889 1939), in München geboren und wuchs auch
dort auf. Nach seiner
Schulausbildung studierte er Schauspiel und Musik, unter anderem bei der Kammerschauspielerin Magda Lena
(1883 1940), eine Musikausbildung in Klavier erhielt er von dem Dirigenten
und Komponisten Rudolf Hindemith1) (1900 1974)
und in Cello von Hermann Bischler.
Nach den Studien bekam Pasetti zur Spielzeit 1936/37 ein erstes
Engagement an der "Bayerischen Landesbühne", weitere Stationen seines
Theaterwirkens wurden 1937/38 das Stadttheater in Ingolstadt, ein Jahr später
die "Bühnen der Landeshauptstadt Kiel" sowie ab 1939 das "Bayerische Staatsschauspiel"
in München, dem er bis 1945 verbunden blieb.
Nach dem Krieg gehörte Pasetti
ab 1947 zum Ensemble der "Münchner Kammerspiele", wo er bis 1979 seine
künstlerische Heimat fand. Außerdem gab er Gastspiele unter anderem in Zürich, bei den Salzburger
Festspielen 1960 in "Jedermann"1) als Jedermanns guter Gesell
an der Seite von Walter Reyer und an der "Kleinen Komödie", bei zahlreichen
Tourneen begeisterte er immer wieder das Publikum.
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Vielen klassischen und modernen Figuren verlieh der hochgewachsene Pasetti eindrucksvolle
Bühnenpräsenz, zu seinem umfangreichen Repertoire zählten Titelrollen wie in Wedekinds
"Der Kammersänger" oder Ibsens "Baumeister Solness"1), er brillierte beispielsweise als Graf in
der Beaumarchais-Komödie "Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit"1),
als Jupiter in Kleists Tragikomödie "Amphitryon"1), als
Orgon in
Molières "Tartuffe"1), als
Harro Hassenreuther in Hauptmanns
"Die Ratten"1) oder als
Cornelius Melody in Eugene O'Neills Spätwerk "Fast ein Poet" um nur
Einiges zu nennen.
Foto: Peter Pasetti und Agnes Fink*) in "Zwischen den Zügen" (Still Life)
von Noël Coward,
1961 von Peter Beauvais1) für den SWR als Fernsehspiel inszeniert.
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR
Media Services; © SWR
*) Kurzportrait innerhalb dieser HP
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Über seine Tätigkeit als Synchronsprecher er lieh seine Stimme unter
anderem Charles Boyer, Orson Welles und Gary Cooper kam Pasetti 1940 selbst zum
Film und war erstmalig mit einer kleinen Rolle in Hans Schweikarts
Lessing-Verfilmung "Das Fräulein von Barnhelm"2)
auf der Leinwand zu sehen. Eine weitere
Rolle in Hans H. Zerletts NS-Propagandastreifen "Venus vor Gericht"1) (1941) folgte, dann unterbrach
der 2. Weltkrieg seine Filmkarriere.
Nach dem Krieg wirkte er wieder 1948 unter der Regie
von Heinz Rühmann in "Die Kupferne Hochzeit"3) neben Hertha Feiler
und Hans Nielsen mit, es folgten sporadisch unter anderem Rollen in
Streifen wie "Der Herr vom andern Stern"1) (1948)
oder "Du bist nicht allein" (1949). In den 1950er Jahren agierte
Pasetti beispielsweise 1953 als Leutnant Dacano neben Hans Albers in "Jonny rettet Nebrador"1) oder war 1957 als Dr. Busch neben
Gertrud Kückelmann in dem DEFA-Produktion
"Spielbank-Affäre"1)
zu sehen.
In den 1970ern spielte er den Santarin in Alfred Vohrers Simmel-Verfilmung "Und Jimmy ging
zum Regenbogen"1) (1971), den Professor Gaspardi in Wolfgang Liebeneiners
Melodram "Das Chinesische Wunder"3) (1977), unter anderem mit Harald Leipnitz,
Heinz Rühmann und Senta Berger.
Schwerpunkt von Pasettis Arbeit war neben dem Theater seit Ende der 1950er Jahre das Fernsehen geworden,
wo er in über 200 Produktionen
mitwirkte und rasch zu einem beliebten
Darsteller auf dem Bildschirm geworden war. Hier wirkte er in Verschiedenen
TV-Mehrteilern wie "Es
ist soweit"4) (1959) oder "Am grünen Strand der Spree"1) (1960) mit, hatte
wiederholte Auftritte in beliebten Krimiserien wie "Der Alte",
"Derrick", "Das Kriminalmuseum", "Schwarz, Rot,
Gold" oder
"Tatort".
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Vor allem in ambitionierten Literaturverfilmungen
überzeugte Pasetti immer wieder mit prägnanten Rollen und wurde zu einer
unverzichtbaren Größe in der deutschen Fernsehlandschaft. So glänzte er
beispielsweise als Antonius neben Lola Müthel in Rainer Wolffhardts
Shakespeare-Adaption "Antonius und Cleopatra" (1963) oder als Oberst
Stjerbinsky, neben Horst Bollmann in der Titelrolle, in Wolffhardts
Werfel-Verfilmung "Jacobowsky und der Oberst" (1967).
Foto: Peter Pasetti als Graf und Heidelinde Weis*) als Lucile in
"Die Probe oder die bestrafte Liebe"
(La répétition ou l'amour puni)
von Jean Anouilh, 1963 von Rainer Wolffhardt1)
für den SWR als Fernsehspiel inszeniert.
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR
Media Services; © SWR
*) Kurzportrait innerhalb dieser HP
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Peter Beauvais
besetzte ihn als Ezra Mannon in dem Zweiteiler "Trauer muss Elektra tragen"5)
nach Eugene O'Neill,
Helmut Käutner in "Ornifle oder Der erzürnte Himmel" (1972) nach Jean Anouilh.
In der Verfilmung des Émile Gaboriau-Krimis "Die
Affäre Lerouge"4) (1976) glänzte Pasetti als Graf von
Commarin.
Fernsehspiele wie die Krimikomödie "Schönes Weekend, Mr. Bennett"5) (1980),
die Satire "Zwei Tote im Sender und Don Carlos im Pogl"1) (1982),
die Geschichte "Abschiedsvorstellung"1) (1986)
oder der Krimi "Ein Denkmal wird erschossen"5) (1988) sind nur einige
Produktionen der 1980er Jahre, in denen Pasetti die Zuschauer erfreute. Einen
seiner letzten Bildschirm-Auftritte hatte er 1992 in der "Derrick-Folge "Ein seltsamer Ehrenmann"6).
Danach zog er sich aus gesundheitlichen Gründen vom Filmgeschäft zurück.
Nicht nur als Synchronsprecher war Pasetti gefragt, auch in vielen Hörspielproduktionen
wie als Erzähler in der Hitchcock-Kultreihe "Die drei ???" oder der
Sherlock Holmes-Reihe des "Bayerischen Rundfunks" war er mit seiner markanten
Stimme präsent → Auswahl an Hörspielen bei Wikipedia.
Pasettis schauspielerische Leistungen wurden 1973 mit dem "Bundesverdienstkreuz" der Bundesrepublik Deutschland
ausgezeichnet, 1976 erhielt er in München den "Schwabinger Kunstpreis"1),
1986 wurden seine "besonderen Verdienste um den deutschen Film" mit
dem "Filmband in Gold"1) gewürdigt.
Peter Pasetti erlag am 23. Mai 1996 wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag
in Dießen am Ammersee seinem Krebsleiden; die letzte Ruhe fand er in München auf dem Nordfriedhof (Grab Nr. 114-1-36)
in der Grabstätte seines Vates Leo Pasetti → Foto der Grabstelle bei
knerger.de.
DER SPIEGEL schrieb unter anderem in einem kurzen Nachruf: "Die meisten kannten ihn aus dem Fernsehen:
ein hochgewachsener Grandseigneur und Charmeur, immer dort präsent, wo echte oder schräge Kavaliere
der alten Schule gebraucht wurden. Nur wer dem Sohn eines Münchner Bühnenbildners genauer ins Gesicht sah,
entdeckte darin Züge von Bitterkeit und Ironie."
→ DER SPIEGEL 23/1996
Er war zuletzt in dritter Ehe
mit der Lektorin und Übersetzerin Marianne Swoboda (1927 2013) verheiratet, seine zweite Ehefrau
war einige Jahre die Primaballerina, Chansonsängerin und Schauspielerin Margot
Werner1) (1937 2012).
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Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database,
filmportal.de (Link:
Murnau Stiftung, Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage,
Beschreibung innerhalb dieser HP, fernsehserien.de, filmreporter.de)
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Kinofilme
Fernsehen (Auszug)
- 1956: Oberst Chabert (nach der Erzählung
von Honoré de Balzac; Rolle:
Advokat Derville)
- 1958: Die Alkestiade (nach dem Drama "A Life in the Sun"
von Thornton
Wilder;
Rolle: Herakles;
Regie: Hans Schweikart;
Aufzeichnung "Münchner Kammerspiele")
- 1958: Othello (nach dem Drama von William
Shakespeare;
Rolle: Othello)
- 1959: Es
ist soweit (Durbridge-Mehrteiler; Rolle: Rechtsanwalt Laurence
Hudson)
- 1960: Am
grünen Strand der Spree (Fünfteiler)
- 1961: Unerwartet verschied
(Rolle: Richard,
ein Filmheld)
- 1961: Zwischen den Zügen (nach
der Komödie "Still Life"
von Noël Coward; Rolle: Alec Harvey)
- 1961: Wege
des Zufalls (Rolle: Daniel)
- 1961: Der Fall Winslow (nach dem
Schauspiel "The Winslow Boys" von Terence
Rattigan;
Rolle: Sir Robert Morton)
- 1961: Amphitryon (nach dem
Lustspiel von Heinrich von
Kleist;
Rolle: Jupiter)
- 1963: Die volle Wahrheit (nach dem
Krinimalstück von Philip Mackie;
Rolle: Lewis Paulton)
- 1963: Die Probe oder Die bestrafte Liebe (nach dem Schauspiel von
Jean Anouilh; Rolle: Graf)
- 1963: Der Hexer (nach
"The Gaunt Stranger" von Edgar
Wallace; Rolle: Maurice Messer)
- 1963: Antonius und Cleopatra (nach dem Schauspiel von William
Shakespeare; Rolle: Antonius;
→ weitere Besetzung IMDb)
- 1964: Ein Mann ist soeben erschossen worden (nach dem
Krininalstück von Jaime Salom;
Rolle: Comisario Ruíz)
- 1964-1968: Das
Kriminalmuseum (Serie)
- 1964, Folge 12: Der Schlüssel (Rolle: Generaldirektor Werner Vilessen)
- 1967, Folge 29: Teerosen (Rolle: Rüdiger Palm)
- 1968, Folge 39: Der Scheck (Rolle: Eberhard Wendhausen)
- 1965: Cyprienne oder Lassen wir uns scheiden! (nach dem
Bühnenstück von Victorien
Sardou; Rolle: Henry des Prunelles)
- 1965: Götterkinder eine ergötzliche Television aus vergangener Zeit
(Rolle: Pomponius)
- 1966: Musik Ein Sittengemälde in vier Bildern (nach
dem gleichnamigen Drama von Frank
Wedekind;
Rolle: Josef Reissner, Gesangspädagoge;
Regie: Hans Schweikart;
Aufzeichnung
"Münchner Kammerspiele")
- 1966: Der letzte Raum (nach dem Schauspiel von Graham
Greene;
Rolle: Michael Dennis)
- 1966: Leben wie die Fürsten (nach dem Schauspiel von
Jean Anouilh; Rolle:
Graf von Valencay) → www.zeit.de
- 1966: Jakobowsky
und der Oberst (nach dem gleichnamigen
Bühnenstück von Franz Werfel; Rolle: Oberst Stjerbinsky)
- 1967: Die Marquise von Arcis (nach dem gleichnamigen Schauspiel
von Carl Sternheim;
Rolle: Marquis von Arcis)
- 1968: Ein Schweigen vom Himmel (nach der Novelle "Am
Tor des Himmels" von Gertrud von Le Fort;
Rolle: Der Kardinal)
- 1968: Iphigenie auf Tauris (nach dem Schauspiel von Johann
Wolfgang von Goethe; Rolle; Thoas,
König von Tauris)
- 1969: Die Entführung aus dem Serail (nach dem Singspiel
von Wolfgang
Amadeus Mozart; Rolle: Bassa Selim)
- 1969: Der Rückfall (nach der Komödie "The
Relapse" von Sir John
Vanbrugh; Rolle: Loveless;
Regie: August Everding;
Aufzeichnung "Münchner Kammerspiele")
- 1970: Interview mit der Geschichte (Serie) Folge: Giacomo Girolamo Casanova
(Rolle: Casanova)
- 1970: Die Marquise von B. (Zweiteiler; Marquis de Brinvilliers)
- 1970: Trauer muss Elektra tragen
(Zweiteiler nach dem Schauspiel "Mourning
Becomes Electra"
von Eugene
O'Neill;
Rolle: Brigadegeneral Ezra Mannon)
- 1971: Die Münchner Räterepublik
(Zweiteiler; Rolle: Politiker Erhard Auer)
→ Münchner Räterepublik,
Filmkritik www.zeit.de
- Kurt Eisner Zwischen Demokratie und Diktatur
- Ende mit Schrecken
- 1971: Verschwörung in Ulm Der Reichswehrprozeß 1930
(Rolle: Rechtsanwalt Nagel; → weitere Besetzung IMDb)
- 1971: Besuch auf einem kleinen Planeten (nach dem Schauspiel
"Visit to a Small Planet"
von Gore
Vidal;
Rolle: General Tom Powers)
- 1971/1974: Der
Kommissar (Serie)
- 1972: Ornifle oder Der erzürnte Himmel (nach dem Schauspiel
von Jean
Anouilh; Inszenierung
"Neue Schaubühne" (München); Regie: Helmut Käutner;
Rolle: Graf Ornifle)
- 1972: Alexander
Zwo (Mehrteiler; Rolle: Anthony Baxter)
- 1974: Das letzte Testament (nach
der Komödie von Sacha
Guitry;
Rolle: Jean;
Aufzeichnung "Neue Schaubühne", Salzburg)
- 19751992: Derrick
(Serie)
- 1976: Die
Affäre Lerouge (Zweiteiler nach dem Roman von Émile
Gaboriau; Rolle: Graf Commarin)
- 1976: Baumeister Solness (nach dem
Schauspiel von Henrik
Ibsen; Rolle: Halvard Solness)
- 19771991: Der
Alte (Serie)
- 1977: Tatort:
Finderlohn (Rolle: Schmetz)
-
1979: Liebe, Tod und Heringshäppchen (Rolle: Ernst Kaltenbach) →
Filmlexikon
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1980: Schönes Weekend, Mr. Bennett (nach
der Krimikomödie von Arthur Watkin;
Rolle: Andrew Bennett)
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1980: Der
Thronfolger (Zweiteiler; Rolle: Reichsgraf Friedrich
Heinrich von Seckendorff)
-
1982: Mozart (Mehrteiler; Rolle:
Joseph Haydn)
-
1982: Zwei Tote im Sender und Don Carlos im Pogl (Rolle: Weinzwang)
- 1983: Die Rückkehr der Zeitmaschine (Rolle: Dr. Robert Risolani)
- 1986: Abschiedsvorstellung
(Rolle: Peter Paulsen)
- 1986: Teufels
Großmutter (Serie; Rolle: F.H. Heindl)
- 1987: Gesicht zu vermieten / Facciaffittasi (Mehrteiler; Rolle: Conte Resta von Blankenburg)
→ www.wunschliste.de
- 1988: Münchhausens letzte Liebe (nach dem Theaterstück
"Münchhausen" von Walter Hasenclever über den
"Lügenbaron" Münchhausen
und dessen Liebe zu der 20-jährigen Bernhardine Brunsig von Brunn;
mit Hans-Joachim
Kulenkampff in der Titelrolle; Regie: Wolfgang
Glück; Rolle: Grothaus)
- 1988: Ein Denkmal wird erschossen
(Rolle: Schönberger)
- 1988: Schwarz
Rot Gold (Serie) - Folge 7: Schwarzer Kaffee (Rolle: Gröthemeyer)
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