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Marty Feldman wurde am 8. Juli 1934
als Sohn des jüdischen Schneiders Myer Feldman und dessen Ehefrau
Cecilia, genannt "Cissie", im Londoner1) Stadtteil East London
geboren. Er hatte russische Wurzeln, sein Großvater Hyman Bondor war aus
Kiew1) nach England eingewandert, da er sich in
Großbritannien eine bessere Zukunft versprach, änderte
dann seinen
Familiennamen in "Feldmann". Marty Feldman
verbrachte zusammen mit der jüngeren Schwester Pamela eine Kindheit, die nicht grade von Reichtümern gesegnet war,
besuchte zahlreiche Schulen und verließ die letzte mit fünfzehn Jahren, um
sich als Jazztrompeter zu versuchen. Sein Plan, in diesem Metier
Karriere zu machen, schlug zunächst fehl, von der Kritik wurde er als "der Welt schlechtesten
Trompeter" bezeichnet, worauf er bis zuletzt noch stolz gewesen sein soll.
Feldman ging zum Rundfunk und arbeitete als Texter, unter
anderem für die BBC1)-Sendung
bzw. Comedy-Show "Educating Archie", und errang
dann 1959 als Drehbuchautor für das Fernsehen erste Erfolge mit der Serie
"The Army Garne". Es folgten populäre Comedy-Sendungen wie "Round the
Horne", "The Frost Report" oder "At Last! The 1948
Show"1) (1967), letztere eine der bekanntesten TV-Shows, für die
auch Feldman als
Drehbuchautor verantwortlich zeichnete sowie zudem auftrat.
Im Sommer 1961 wurde bei Feldman die Schilddrüsen-Überfunktion
"Hyperthyreose"1) diagnostiziert, eine Krankheit, die unter
anderem wie bei Feldman zum sichtbaren Hervortreten des Augapfels führen
kann. Aus diesem Grund war er anfangs nicht dazu zu bewegen gewesen, vor die
Kamera zu treten, doch dann ließ er sich überreden und avancierte
über
Nacht zum Star.
Marty Feldman 1969 in der TV-Sendung
"Mies en scène" mit Mies Bouwman1)
Urheber: AVRO; Quelle: Beeld
en Geluidwiki: Gallery: Mies en scène bzw..
Wikimedia
Commons; Lizenz: www.beeldengeluidwiki.nl
/ CC BY-SA 3.0 NL |
1968 erschien er in seiner 30-Minuten-Reihe "Marty"2)
erneut
auf britischen Bildschirmen und wurde als TV-Komiker sofort unumstrittener Liebling aller Engländer,
man verglich ihn unter anderem mit Buster Keaton (1895 1966) und
Charles Chaplin
(1889 1977).
Mit "The
Marty Feldmans Comedy Machine"2) blödelte er sich 1970/71 mit internationalem Erfolg durch zahlreiche Slapstick-Sketche.
Als Schauspieler angefangen hatte er 1967 mit der Charaktere eines seltsamen kleinen
Mannes in der erwähnten "At Last! The 1948 Show" und damit seinen Durchbruch
erzielt, weitere eigene Comedy-Serien schlossen sich an, auch in den USA war
er erfolgreich. Sein US-Debüt gab er 1968 mit Sketchen in der
bekannten Dean Martin-Show "Dean Martin Presents the Golddiggers"
gegeben. Unkoordinierte Glupschaugen, wirre Haare sowie die bei einem Boxkampf zertrümmerte
Nase waren die Markenzeichen von Marty Feldman. Mit diesem Erscheinungsbild produzierte er nicht gerade subtilen
Humor, im Vordergrund stand herzhafter Slapstick oder ungehemmter Schwachsinn um seiner selbst willen.
Feldman selbst glaubte, sein Erfolg sei nicht zuletzt auf sein Aussehen
zurückzuführen, in einem Interview meinte er einmal "Vor meinen Auftritten brauche
ich mich erst gar nicht zu verkleiden. Ich wirke schon so, wie die Natur und einige Widrigkeiten des Lebens mich
schufen."
Nach seinem Auftritt als Krankenschwester Arthur in der von Richard Lester1) nach
dem Theaterstück "The Bedsitting Room" von Spike Milligan1)
und John Antrobus mit Ralph Richardson gedrehten, bizarr-surrealistischen
Komödie "The
Bed Sitting Room"3) (1969, "Danach")
erlebte man Feldman dann mit der Hauptrolle des Werbetexters/Familienvaters
Teddy Brown in der
Persiflage "Every Home Should Have One"3)
(1970, "Haferbrei macht sexy") auf der Leinwand, bei der er auch
am Drehbuch mitgewirkt hatte. Seinen
größten Erfolg feierte er dann vier Jahre später in der von Mel Brooks1)
in Szene gesetzten Grusel-Parodie "Young Frankenstein"1)
(1974, "Frankenstein Junior") mit dem Part des buckligen1) Igor
an der Seite von Gene Wilder als
der machtbesessene Neurochirurg Dr. Frederick Frankenstein und Peter Boyle1) als "das Monster".
Es folgte die Rolle des Sergeant Orville Sacker von Scotland Yard1) in der
grotesken Krimikomödie
"The Adventure of Sherlock Holmes' Smarter
Brother"1) (1975, "Sherlock Holmes cleverer
Bruder") von (Regie) und mit Gene Wilder als Sigerson Holmes, jüngerer
Bruder des von Douglas Wilmer1) dargestellten Meisterdetektivs
Sherlock Holmes1), und Thorley Walters1) als
Dr. Watson1).
Einmal mehr stand er für Mel Brooks vor der Kamera und mimte in dessen Stummfilm-Hommage
"Silent Movie"1)
(1976, "Mel Brooks’ letzte Verrücktheit: Silent Movie") als
Marty Eggs den Freund des Regisseurs Mel Funn (Mel Brooks).
Bei der lose nach dem Roman "Drei Brüder" ("Beau
Geste") von Percival
Christopher Wren realisierten Slapstick-Komödie "The Last Remake of Beau Geste"2)
(1977, "Drei Fremdenlegionäre") führte er erstmals Regie und schrieb
gemeinsam mit Sam Bobrick (1932 2019) das Drehbuch hier trat er als Digby Geste in
Erscheinung, tollpatschiger Adoptiv-Bruder von Beau Geste (Michael York); unter anderem
spielte Peter Ustinov den sadistischen Sergeant Markoff.
"Filmposse mit einem Feuerwerk von grotesken Einfällen, Gags, Filmzitaten und parodistischen Seitenhieben auf Militarismus und falsches Heldentum. Obwohl nicht frei von Plattheiten, bietet der Film vergnügliche Unterhaltung."
notiert filmdienst.de.
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"Drei Fremdenlegionäre":
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto Michael York
als Beau Geste
und Marty Feldman als Digby Geste
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film,
welche die Militärkomödie am 08.04.2022
als Remastered Edition auf DVD herausbrachte. |
Seine zweite Regiearbeit, der mit sich als Trappisten-Mönch Bruder Ambrosius
gedrehte Streife "In God We
Tru$t"3) (1980, "Dreist und gottesfürchtig"),
kam weniger gut an und geriet zum Flop. "Satire über die Anfälligkeit der amerikanischen Gesellschaft für Heilsprediger und über deren Geschäftstüchtigkeit und Skrupellosigkeit. Überwiegend grob, in manchen Witzen schäbig, bietet diese Marty-Feldman-Komödie statt geistreicher Ironie Kalauer und Klamottenkomik."
urteilt filmdienst.de.
Nun konzentrierte sich Feldman ausschließlich auf seine schauspielerischen Fähigkeiten,
präsentierte sich in der von Steven Paul1) nach dem Roman "Slapstick
or Lonesome No More" von Kurt Vonnegut1) mit
Jerry Lewis als die
Zwillinge Willbur und Eliza Kahn gedrehten Komödie "Slapstick (Of Another
Kind)"1)
(1982, "Slapstick") als deren Butler Sylvester daher.
Seinen letzten Leinwandauftritt hatte er in der sarkastisch-makabren, teils zotenhaften
Piratenfilm-Persiflage
"Yellowbeard"1)
(1983, "Dotterbart"), die erst
nach seinem Tod in die Kinos gelangte. In diesem Streifen, in dem auch drei
der sechs ehemaligen Mitglieder der Comedy-Gruppe "Monty Python"1)
mitwirkten, sah man ihn unter der Regie von Mel Damski1) neben Protagonist Graham Chapman1) (Pirat Dotterbart) als
Gilbert, Spion von Dotterbarts früherem
Bootsmann Mr. Moon (Peter Boyle1)) → Übersicht (Auszug
Filmografie.
Der brillante Komödiant und Drehbuchautor Marty Feldman starb am 2. Dezember 1982
während der Dreharbeiten zu "Dotterbart" mit nur
48 Jahren
in einem Hotel in Mexiko-Stadt1)
an Herzversagen, vermutlich hervorgerufen durch eine Fischvergiftung; noch eine
Woche vor seinem Tod hatte er einem Reporter während eines Interviews
gesagt: "Ich bin zu alt, um jung zu sterben, und zu jung zum
Erwachsenwerden".
Marty Feldman, der seit Januar 1959 bis zu seinem frühen Tod mit Lauretta Sullivan
(1935 2010) verheiratet und Vater von zwei Kindern war, fand auf dem "Forest Lawn Hollywood Hills Cemetery"1) in
Los Angeles1) (Kalifornien)
nahe seinem Idol Buster Keaton im "Garden of Heritage" die
letzte Ruhe. Die
Grabplatte trägt die Inschrift: "He made us laugh, he took my pain away"
("Er machte uns lachen, er nahm den Schmerz hinweg") → Foto
der Grabstelle bei knerger.de
sowie Wikipedia (englisch).
In einem Nachruf schrieb die "Neue Zürcher Zeitung"1) damals unter
anderem: "Hier (in der Einmannschau), als Herr seiner selbst,
fand der Komiker das ideale Forum, auf dem er seine Stärken beweisen konnte,
in kurzen Sketches, für die er jeweils in die verschiedensten Rollen schlüpfte und
unübersehbar belegte, wie sehr er auf seine physische Präsenz, auf sein Un-Gesicht, auf den
visuellen Gag, weniger auf das verbale Moment oder den intellektuell inspirierten beziehungsweise
verfeinerten Humor abstellte. Als eine erbärmliche Kreatur schlich er oft daher, verkrüppelt, so,
als habe ihm einer nicht nur das Nasenbein, sondern auch gleich noch das Rückgrat gebrochen;
ans Erbarmen appellierte er allerdings nicht, war nie eine traurige Gestalt, im Gegenteil.
Mit Impertinenz und Unverschämtheit zerstörte er in teils ungezügelter Groteske, was ihm im Weg
stand, brutal, direkt und
respektlos."
Die von Feldman verfasste Autobiografie wurde erst nach dem Tod seiner Ehefrau
entdeckt und 2012 unter dem Titel "Eye Marty: The Newly Discovered Autobiography of a Comic Genius"
mit einem Vorwort von Eric Idle1) veröffentlicht.
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