Übersicht (Auswahl) Filmografie / Hörspiel
Heinz Baumann wurde am 12. Februar 1928 als Sohn eines Schiffszimmermanns im niedersächsischen Oldenburg1) geboren und verbrachte seine Kindheit im nahegelegenen Rastede1). Seinen ursprünglichen Berufswunsch, Testpilot zu werden, gab er auf, stattdessen begann er nach dem Krieg eine Lehre als Flugzeugbauer, entschied sich dann jedoch Schauspieler zu werden und nahm in seiner Geburtsstadt Unterricht; anschließend erhielt er ein erstes Engagement in Quedlinburg1) (Sachsen-Anhalt), wo er mehrere Jahre auf der Bühne stand. Weitere Verpflichtungen führten Baumann im Verlaufe der Jahre unter anderem nach Dortmund, Bremen, Köln und Frankfurt a.M., zwischen 1957 und 1966 gehörte er zum Ensemble des "Staatstheaters Stuttgart"1), anschließend wirkte er an den "Münchener Kammerspielen"1), am Berliner "Renaissance-Theater"1) sowie an der "Komödie", am "Bayerischen Staatsschauspiel"1) in München und an den "Bühnen der Stadt Bonn"1) (bis 1984).
Mit vielen großen Titelrollen zeigte Baumann seine schauspielerische Wandlungsfähigkeit, so als Thomas Becket1) in "Becket oder Die Ehre Gottes" von Jean Anouilh1) , eine Figur mit der man ihn 1962 auch im Fernsehen bewundern konnte, unter der Regie von Rudolf Noelte1) gab er einen beeindruckender "Snob" in dem gleichnamigen Schauspiel1) von Carl Sternheim1). Er glänzte als Shakespeare'scher "Macbeth"1) oder als Mephisto in Goethes "Faust" ebenso wie als Wetter vom Strahl in dem Ritterschauspiel "Das Käthchen von Heilbronn"
1) von Heinrich von Kleist1) oder als Meister Anton in der Tragödie "Maria Magdalena"1) von Friedrich Hebbel1).

Heinz Baumann als Thomas Becket in "Becket oder die Ehre Gottes" (1962)
Fernsehspiel nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jean Anouilh1)
Regie: Rainer Wolffhardt1)
Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; © SWR

Heinz Baumann als Thomas Becket in "Becket oder die Ehre Gottes" (1962), Fernsehspiel nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jean Anouilh; Regie: Rainer Wolffhardt; Foto mit freundlicher Genehmigung von SWR Media Services; Copyright SWR
Heinz Baumann 01; Copyright Virginiia Shue Einem breiten Publikum war Heinz Baumann bereits 1954 durch seine Rolle des Tassilo, Sohn des Grafen Egge (Friedrich Domin), in der Verfilmung "Schloss Hubertus"1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Ludwig Ganghofer1) sowie 1960 als Martin Hartog in Kurt Hoffmanns1) Komödie "Das Spukschloß im Spessart"1) an der Seite von Liselotte Pulver bekannt geworden; weitere Film- und Fernsehproduktionen machten ihn schnell zu einer festen Größe in der Medienlandschaft. Man sah ihn in den Streifen "Und Jimmy ging zum Regenbogen"1) (1971), "Alle Menschen werden Brüder"1) (1973) und "Die Antwort kennt nur der Wind"1) (1974) nach den Werken von Johannes Mario Simmel1), weitere Leinwandauftritte hatte er unter der Regie von Peter Zadek1) in dem zeitkritischen Drama "Ich bin ein Elefant, Madame"1) (1969) und "Diebinnen"1) (1996), in Szene gesetzt von Peter Weck. Letztmalig wirkte Baumann in der von Claus-Michael Rohne1) inszenierten Geschichte "Doppelspiel" (2006, → nordische-filmtage.de) in einer Kinoproduktion mit → Übersicht Kinofilme.
  
Seit Anfang der 1960er Jahre arbeitete Baumann umfangreich für das Fernsehen, präsentierte sich im Laufe der Jahrzehnte in etlichen beliebten Krimiserien/-reihen wie "Der Kommissar", "Sonderdezernat K1", "Der Alte"1), "Die Krimistunde"1) und "Tatort"1) oder unterhaltsamen Serien wie "St. Pauli Landungsbrücken"1), "Ich heirate eine Familie"1)
und "Ich, Christian Hahn"1).

Das Foto wurde mir freundlicherweise von
der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
In verschiedenen Einzelproduktionen zeigte Baumann ebenfalls seine Wandlungsfähigkeit und war auch auf dem Bildschirm mit Charakterrollen in Theateradaptionen zu sehen. So zeigte er sich als Don Juan Tenorio1) in einer Inszenierung Hans Lietzaus1) des Stücks "Die Chinesische Mauer"2) (1965) nach der gleichnamigen Farce1) von Max Frisch1), Franz Peter Wirth1) besetzte ihn als Ulrich von Hutten1) in "Der arme Mann Luther"1) (1965), realisiert nach dem gleichnamigen Hörspiel von Leopold Ahlsen1) mit Hans Dieter Zeidler als Reformator Martin Luther1). Unter der Regie von Heinz Schirk1) erlebte man ihn als Offizier Fernando in "Stella"2) (1966) nach dem gleichnamigen Trauerspiel1) von von Johann Wolfgang von Goethe1), aufgeführt am "Staatstheater Stuttgart" mit Julia Costa1) in der Titelrolle, zwei Jahre später gestaltete Baumann eindrucksvoll den Protagonisten Bahnwärter Thiel1) in der Adaption "Bahnwärter Thiel"2) (1968) nach der gleichnamigen novellistischen Studie1) von Gerhart Hauptmann1).
1975 tauchte Baumann in der 2. Staffel der Karl May1)-Serie "Kara Ben Nemsi Effendi" als Bandenmitglied Bybar Aladschi neben Karl-Michael Vogler (Kara Ben Nemsi1)) und Heinz Schubert (Hadschi Halef Omar1)) auf, in Hans W. Geißendörfers1) Krimiserie "Lobster"1) (1976) mimte er herrlich den schusseligen, stets verschlafen wirkenden Privat-Detektiv Lobster und begeisterte damit sechs Folgen lang ein Millionenpublikum. Auch mit der Figur des Oberst Johann Gottlieb Rall1) in dem Dreiteiler "Der Winter, der ein Sommer war" (1976) nach dem Roman von Sandra Paretti1) ist Baumann in nachhaltiger Erinnerung geblieben. Zwischen 1978 und 1992 wurde er mit der Rolle des Hauptkommissars Jürgen Sudmann in der Krimiserie "SOKO 5113"1) dann zum absoluten TV-Star, fünf Jahre später kehrte er als unkonventioneller Detektiv mit seiner eigenen Reihe "Solo für Sudmann"1) (1997) auf den Bildschirm zurück, wo er mit Pfiff und unaufdringlichem Witz so manchen kniffeligen Fall löste. 
  

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Heinz Baumann 02; Copyright Virginiia Shue
Zu einer Paraderolle geriet ab 1993 auch sein leicht vertrottelter, liebenswerter Kriminalhauptkommissar Ewald Strobel in dem Publikumsrenner "Adelheid und ihre Mörder"1). Nicht zuletzt wegen Baumanns großem komödiantischen Formats und des intelligenten Witzes seiner Rollengestaltung wurde die Serie zu einem Zuschauererfolg ohnegleichen. Zusammen mit seinen beiden Mitarbeitern Pohl (Dieter Brandecker1)) und Schubert (Thilo Prückner), später durch Schilling (Oliver Stern1)) ersetzt, bemühte sich Strobel in der "Mord Zwo" der Hamburger Kripo Todesfälle aufzuklären, doch ließ ihn sein kriminalistisches Geschick meist im Stich. Dank seiner "Tippse" Adelheid Möbius (Evelyn Hamann) konnten die Täter stets der gerechten Strafe zugeführt werden. 2002 erhielt Heinz Baumann für seine Darstellung des "Strobel" den "Bayerischen Fernsehpreis"1). Die sechste und letzte Staffel wurde 2005 gedreht und startete am 8. Mai 2007 in der ARD. Mit dem plötzlichen, von allen mit großer Bestürzung aufgenommenem Tod von Evelyn Hamann am 29. Oktober 2007 verlor nicht nur Heinz Baumann eine kongeniale Kollegin, die Geschichten um "Adelheid und ihre Mörder" fanden damit ein jähes Ende.

Eine Zeit lang war Heinz Baumann vom Bildschirm verschwunden, im März 2005 gab es in dem Krimi "Bruder Mord"1) aus der humorvollen Reihe "Pfarrer Braun"1) mit Ottfried Fischer1) ein Wiedersehen mit dem beliebten Schauspieler, als er den
Abt Nicodemus mimte. Im Juli 2005 kam er mit einer wunderschönen Rolle erneut auf den Bildschirm zurück: In der Familienkomödie "Vater werden ist nicht schwer…"3) zeigte Baumann einmal mehr sein komödiantisches Talent als charmanter, schlitzohriger Landstreicher Gustav Tobel, der die Gelegenheit beim Schopfe ergreift, um dem tristen "Penner"-Dasein zu entfliehen und sich in einer nach außen hin ganz normalen Familie einnistet: Oberstudienrat Frank Fauster (August Zirner1)) glaubt durch eine Verwechslung in Gustav seinen sterbenskranken Vater wiedergefunden zu haben und nimmt ihn mit nach Hause, da dieser den Irrtum nicht aufklärt. Durch die Anwesenheit des neuen "Opas" wird das biedere Familienleben zwar chaotischer, aber auch fröhlicher, alles geht gut, bis Frank seinen 50. Geburtstag feiern will, zu dem auch seine Mutter eingeladen ist …
Großartig spielte Baumann auch den rüstigen Rentner Karl in der turbulenten Weihnachtskomödie "Bettis Bescherung"1), welche Mitte Dezember 2006 in der ARD ausgestrahlt wurde. Die junge, attraktive Betti (Nadeshda Brennicke1)) muss den Heiligen Abend und die Feiertage einsam und alleine verbringen, da sich ihr Freund Rolf (Stephan Ullrich1)) um seine Familie kümmern muss. Durch einen dummen Unfall setzt sie die Wohnung des alleinstehenden, anfangs recht grießgrämigen Rentners unter Wasser, nimmt ihn bei sich auf und merkt bald, dass hinter der rauen Schale ein gutes Herz schlägt. Karl entpuppt sich als wahrer Freund, der Betti mit allerlei Raffinesse die Augen über ihr desolate Liebesbeziehung öffnet und ihr Leben gehörig umkrempelt. Anschließend zeigte sich Baumann als Altenheimbewohner Ottmar  Hauschild in der Tragikomödie "Späte Aussicht"4) (EA:  05.12.2007).
Am 23. März 2008 ging im ZDF unter dem Titel "SOKO 5113 –  Die Akte Göttmann"1) das 90-minütige spannende "Abschieds"-Special auf Sendung, in dem sich der neben Michael Ande (Assistent in "Der Alte"1)) bis dato dienstälteste Ermittler im deutschen Fernsehen, Kommissar Horst Schickl (Wilfried Klaus), nach 30 Jahren und 394 Folgen von seinen Zuschauern in den Ruhestand verabschiedete. Wie viele alte SOKO-Mitglieder bzw. prominente Schauspieler – beispielsweise Bernd Herzsprung, Olivia Pascal1), Ingeborg Schöner1), Christine Döring1), Gaby Dohm und Ilona Grübel1) – war auch Heinz Baumann mit von der Partie und mimte den inzwischen im Altersheim lebenden Ex-Hauptkommissar Jürgen Sudmann.
 
Nach längerer Pause kehrte Baumann am 19. April 2013 mit der Rolle des einsilbigen, sturköpfigen Rheinschiffers Rainer Wenserit in der Familiengeschichte "Die letzte Fahrt"1) auf den Bildschirm zurück: Nachdem seine Ehefrau (Bibiane Zeller) plötzlich verstirbt, will er deren Asche im Rhein verstreuen, Tochter Claudia (Julia Jäger1)) nimmt sich eine Auszeit vom stressigen Beruf, aber auch von ihrem Ehemann (Thomas Sarbacher1)), und begleitet ihn samt Enkel Jonas (Sammy Scheuritzel1)). Auf dieser ungewöhnlichen Reise findet Powerfrau Claudia zu sich, aber auch Vater und Tochter kommen sich nach Jahrzehnten endlich näher. Einmal mehr präsentierte Baumann seine wunderbare Schauspielkunst, "Heinz Baumann spielte als alternder Rheinschiffer alle an die Wand." notierte prisma.de. Am 2. Mai 2013 konnte man sich erneut auf Baumann freuen, in der Komödie "Just Married – Hochzeiten zwei"1) trat er neben den Protagonisten Claire (Senta Berger) und Bernhard (Friedrich von Thun) als der alte Kalle Berger, Vater von Clare, in Erscheinug – zugleich Baumanns letzte Arbeit vor der Kamera → Übersich TV-Produktionen.
Erwähnt werden muss. dass sich Baumann vor allem in den 1960er und 1970er Jahren als Sprecher in zahlreichen Hörspielen betätigte; eine Auswahl der bei der ARD Hörspieldatenbank gelisteten Produktionen findet man hier.

Heinz Baumann war seit vier Jahrzehnten glücklich mit der Schauspielerin Gardy Brombacher verheiratet, die 2003 verstarb. Den Verlust versucht der Schauspieler durch viel Arbeit zu überwinden; Medienberichten zufolge schrieb er ein Buch mit Geschichten aus seinem Leben.
Die Mitte November 1978 geborene Schauspielerin Judith Richter1) ging aus Baumanns kurzzeitigen Beziehung zu Kollegin Beatrice Richter hervor; weiterhin hinterließ er einen Sohn.
Heinz Baumann, der laut Wikipedia zuletzt mit seiner Lebensgefährtin in München-Schwabing1) lebte, starb am 4. März 2023 – rund drei Wochen nach seinem 95. Geburtstag in München1). Nach Angaben seiner Familie sei er "friedlich eingeschlafen".
Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2)  Die Krimihomepage, 3) fernsehserien.de, 4)  tittelbach.tv
   
Filme (Auszug)
Kinofilme / Fernsehen

Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage,
fernsehserien.de, deutsches-filmhaus.de, tittelbach.tv)
Heinz Baumann und Carola Regnier in DIE GELDVERLEIHERIN 01; Copyright Virginiia Shue Heinz Baumann und Carola Regnier in DIE GELDVERLEIHERIN 02; Copyright Virginiia Shue
Heinz Baumann (Altpräsident) mit Carola Regnier (Marie) in der Farce "Die Geldverleiherin" (1985),
nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Bodo Kirchhoff (auch Drehbuch),
erschienen in seinem Band "Dame und Schwein"; Regie: Horst Königstein
Die Fotos wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia)
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