Filmografie
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Martine Carol wurde am 16. Mai 1920*) als Marie-Louise-Jeanne Mourer
und Tochter des Spediteurs Marcel Mourer in Saint-Mandé1)
(Île-de-France) geboren. Nach dem Besuch einer Schule der
Dominikanerinnen von Neuilly sowie der "École des Beaux-Arts"1) in
Paris arbeitete sie zunächst als Fotomodell. Dann entschied sie sich,
ermutigt durch den französischen Filmstar André Luguet2)
(1892 1979) für die Schauspielerei. Sie schloss sich der
Theatergruppe um Gaston Baty1) (1885 1955) an, wo sie
Schauspielunterricht bei Robert Manuel2)
(1916 1995) und später bei René Clair1)
(1898 1981) und Jean Wall2) (1899 1959)
erhielt. In dieser Zeit nahm sie den Künstlernamen "Maryse Arley"
an und war ab Beginn der 1940er Jahren am Pariser "Théâtre de la
Renaissance"1) und "Théâtre Montparnasse" in Stücken wie
"La Route du tabac" nach Erskine Caldwell1) (neben
Marcel Mouloudji1)
(1922 1994)), "Phaidra"1),
Alfred de Mussets1)
"Les Caprices de Marianne" oder William Shakespeares1)
"Der
Widerspenstigen Zähmung"1)
zu sehen. Auch besuchte sie den Schauspielkurs1)
von René Simon (1898 1995).3)
1941 erschien die damals 18-Jährige in dem Thriller "Le dernier des six"4)
("Sie waren Sechs") noch ungenannt zum ersten Mal auf der
Leinwand und es dauerte annähernd zehn Jahre, bis sie sich von Nebenrollen zu Starpartien
heraufgespielt hatte. Während dieser Zeit war sie oft von Selbstzweifeln an
ihren schauspielerischen Fähigkeiten geplagt und in diverse Skandale
verwickelt.
Martine Carol im September 1955 bei ihrer Ankunft
auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol1)
Rechteinhaber: Nationaal
Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 907-3551)
Urheber/Fotograf: Bilsen, Joop van / Anefo) → Auschnitt
des Originalfotos
Quelle: Wikimedia
Commons; Lizenz: CC
BY-SA 3.0 NL |
Im Jahr 1947 litt Carol durch eine unglücklich endende Liebesbeziehung
mit dem verheirateten Schauspielkollegen Georges Marchal1)
(1920 1997) an Depressionen und beging einen Selbstmordversuch.
Sie stürzte sich unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss an der Pariser Pont
de l'Alma1)
in die Seine, konnte jedoch gerettet werden. Diese Begebenheit griff
die Boulevardpresse auf und machte die zuvor erfolglose Aktrice schlagartig
einem breiten französischen Publikum bekannt. Kurze Zeit später lernte Carol
den US-amerikanischen Schauspieler und Restaurator Joseph Stephen Crane2)
(1916 1985) kennen,
den Ex-Ehemann der erfolgreichen Hollywood-Schauspielerin Lana Turner, und
unterzog sich einer Schönheitsoperation, bei der ihre Nase gerichtet wurde.3) Bereits wenig später wurde sie als Frankreichs
Top-Star Nummer 1 gehandelt. Sie spielte in Filmen, die ihre Schönheit ausstellten und
in ihrer Freizügigkeit bis an die Grenze des damals Erlaubten gingen, wie
beispielsweise 1952
in der Komödie "Adorables crèatures"5)
("Liebenswerte Frauen?").
Ein Jahr vorher hatte sie für einige Aufregung gesorgt, als sie in
der Rolle der Caroline de Bièvre in dem von Richard
Pottier1) nach einem Drehbuch von Jean Anouilh1)
in Szene gesetzten Revolutionsspektakel
"Caroline chérie"1)
mit dem deutschen Titel "Am Anfang war nur Liebe" verführerisch in der Wanne planschte
und die Zuschauer um die Tugend der Heldin bangen mussten. Festgelegt auf
die Rolle der schönen blonden Verführerin, verkörperte die
attraktive Französin unter der Regie
Christian-Jaques1), den sie 1954 nach ihrer Scheidung von Steve Crane
heiratete, die Titelrolle der Lucrezia Borgia1) in
"Lucrèce Borgia"1) (1953,
"Lukrezia Borgia"), die Jeanne Bécu1),
später Madame Dubarry und Mätresse von König Ludwig XV.1) (André Luguet), in"Madame du Barry"1) (1954,
"Madame du Barry") und die Kurtisane bzw. den Varietéstar Nana in
"Nana"5) (1955) nach
dem gleichnamigen
Roman1) von Émile Zola1). Ebenfalls 1955
glänzte sie mit der weiblichen Hauptrolle in dem von Max Ophüls1)
inszenierten, opulent
ausgestattetem Meisterwerk "Lola Montès"1):
Ophüls stellte die berühmte Lola Montez1),
Geliebte von Franz Liszt1)
(Will Quadflieg)
und Ludwig I. von Bayern1)
(Adolf Wohlbrück), in seiner letzten
Regiearbeit als verbrauchte Tänzerin vor ein US-amerikanisches Zirkuspublikum.
Dort wird sie von dem zynischen und spottenden, peitscheschwingenden
Stallmeister (Peter Ustinov)
dazu angetrieben Szenen aus ihrem bewegten Leben darzustellen, während sie sich gleichzeitig
an ihre zurückliegenden Liebesaffären erinnert. "Lola Montèz" galt zur Zeit seiner Veröffentlichung
als großer künstlerischer Erfolg, konnte aber die horrenden Produktionskosten nicht einspielen.3)
Den Triumph, den Martine Carol mit "Lola Montès" verbucht hatte,
konnte sie mit den nachfolgenden Produktionen nicht mehr wiederholen. Es folgten Rollen wie die der Kaiserin Joséphine de Beauharnais1),
Gattin von Kaiser Napoléon Bonaparte1) (Pierre Mondy1)), in
dem Historienspektakel "Austerlitz"1)
(1960, Austerlitz Glanz einer Kaiserkrone") oder die der
Komtesse Vitelleschi in der von Roberto Rossellini1)
gedrehten Literaturadaption "Vanina Vanini"1) (1962,
"Der furchtlose Rebell") nach der Novelle "Vanina Vanini" von
Stendhal1).
Auch die Mitwirkung an internationale Produktionen wie "Around the World in Eighty Days"1) (1956,
"In 80 Tagen um die Welt"), "La
prima notte"6) (1958, "Die
erste Nacht") oder "Ten Seconds to Hell"1) (1959,
"Vor uns die Hölle") brachten nicht den erhofften Erfolg. Die in
den darauffolgenden Jahren gedrehten Streifen waren eher von mittelmäßiger
Qualität. Mit dem Aufstieg von Brigitte Bardot zu Frankreichs neuem
Sexidol begann dann der Ruhm von Martine Carol zu verblassen. Ihr letzter
Film, das 1966 gedrehte britisch-tschechoslowakische Krimidrama "Hell
Is Empty"1) mit dem Part der Martine Grant, gelangte erst nach ihrem Tod im Dezember 1967 zur Uraufführung
→ Übersicht Filmografie.
Die Schauspielerin starb am 6. Februar 1967 in Monte Carlo1)
offiziell an
einem Herzinfarkt sie war erst 46 Jahre alt, legt man das
Geburtsjahr 1920 zugrunde. Die letzte Ruhe fand Martine Carol auf dem "Cimetière du Grand Jas"1) in
Cannes1) → Foto der Grabstelle bei Wikimedia
Commons sowie knerger.de,
wo auf der Grabplatte als Geburtsjahr 1924 ausgewiesen wird.
Martine Carol war vier Mal verheiratet: Ihre 1948 geschlossene Ehe mit
des US-amerikanischen Schauspieler und Gastronom Joseph
Stephen Crane2) (1916 1985)
war 1953 geschieden worden, auch die Verbindung (Heirat 1954) mit
Regisseur Christian-Jaque1)
(1904 1994) hielt nicht lange, nach nur fünf
Jahren trennte sich das Paar 1959 offiziell. Wenig später gab
Martine Carol am 3. August 1959 auf Haiti1) dem jungen französischen
Arzt Dr. André Rouveix das Ja-Wort, bereits am 23. Juni 1962
erfolgte die Scheidung. Ehemann Nummer 4 wurde 1966 der englische
Milliardär Mike Eland, der sie in ihrem Hotelzimmer in Monte Carlo
tot auffand. Auf Einladung des wenig später verstorbenen Produzenten und Verlegers
Cino del Duca2) (1899 1967)
hatte Martine Carol am "Festival
international de Télévision de Monte-Carlo"1) teilnehmen wollen.
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Siehe auch cyranos.ch,
Wikipedia,
prisma.de
sowie
den Artikel bei spiegel.de
(DER SPIEGEL, 4/1954)
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*) in den überwiegenden Quellen wird als Geburtsjahr 1920
ausgewiesen, die Grabplatte trägt jedoch die Inschrift 1924 → knerger.de
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch), 4)
der-film-noir.de, 5) filmdienst.de, 6) fernsehserien.de
3) Quelle: Wikipedia (abgerufen 21.07.2011)
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Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database (Fremde
Links: Wikipedia (deutsch/englisch), prisma.de (deutscher Titel),
feernsehserien.de) |
- 1941: Le dernier des six / Sie waren Sechs (als eine Frau)
→ der-film-noir.de,
IMDb
- 1942: Les inconnus dans la maison / Das unheimliche Haus
(als eine Zuschauerin)
- 1945: Bifur 3 (als Germaine)
→ IMDb
- 1945: L'extravagante mission (als Stella Star)
→ IMDb
- 1946: Trente et quarante (als Madeleine Bitterlin)
→ IMDb
- 1947: Carré de valets (als Catherine Bonpain)
→ IMDb
- 1947: Voyage surprise / Fahrt ins Blaue (als Isabelle Grosbois)
→ filmdienst.de,
IMDb
- 1949: Les amants de Vérone / Die Liebenden von Verona (lose
nach "Romeo
und Julia" von William
Shakespeare;
als Filmstar Bettina Verdi) → wunschliste.de,
filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
- 1950: Nous irons à Paris / Ja, in Mexiko / Radio X spielt auf
(als sie selbst)
→ filmdienst.de,
IMDb
- 1950: Une nuit de noces (als Sidonie de Valpurgis)
→ IMDb
-
1950: Méfiez-vous des blondes / Der galante Abenteurer (als Olga
Schneider) → filmdienst.de,
IMDb
- 19501953: Verfilmung der Romane von Jacques Laurent alias Cecil
Saint-Laurent (als Caroline de Bièvre)
-
1951: Le désir et l'amour / Wir brauchen einen Mann (als Martine, der Star)
→ filmdienst.de,
IMDb
-
1952: Adorables créatures / Liebenswerte Frauen? (als Minouche) → filmdienst.de,
IMDb
-
1952: Les belles de nuit
/ Die Schönen der
Nacht (mit Gérard
Philipe; als Edmée de Villebois)
-
1953: Destinées / Liebe, Frauen und
Soldaten (Episodenfilm; als Lysistrata in Segment "Lysistrata"
nach "Lysistrata"
von Aristophanes)
→ filmreporter.de
-
1953: La spiaggia / Der Skandal (als Anna Maria Mentorsi) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1953: Lucrèce Borgia
/ Lukrezia
Borgia (als Lucrezia
Borgia)
-
1954: Madame du Barry
/ Madame du Barry (als Jeanne
Bécu / Madame Dubarry, später Mätresse von
König Ludwigs
XV. = André Luguet)
-
1955: Lola Montès
/ Lola
Montez (nach der romanhaften Biografie "Von Glück und Trauer
trunken. Lola Montez" von
Cécil
St. Laurent; als Lola
Montez, Tänzerin und Mätresse des Bayernkönigs Ludwig
I. = Adolf
Wohlbrück)
-
1955: Nana / Nana (nach dem gleichnamigen
Roman von Émile
Zola; als Kurtisane bzw. Varietéstar Nana)
→ filmdienst.de,
IMDb
-
1955: Les carnets du major Thompson / Das Tagebuch des Mister Thompson (nach
dem Roman von Pierre
Daninos;
als Martine,
Frau von Major Thompson = Jack
Buchanan) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1956: Around the World in Eighty Days
/ In 80 Tagen um die
Welt (nach dem Roman "Reise
um die Erde in 80 Tagen"
von Jules
Verne;
Kurzauftritt als Dame am Pariser Zugbahnhof)
-
1957: Difendo il mio amore / Uhr schlechter Ruf (als die mit Pietro Leonardi
(Gabriele
Ferzetti) verheiratete Elisa, die
einst beschuldigt wurde, ein Verbrechen aus Leidenschaft begangen zu haben; Vittorio
Gasmann als der Journalist
Giovanni Marchi auf der Suche nach Skandalen) → filmdienst.de,
Wikipedia (englisch),
IMDb
-
1957: Action of the Tiger / Operation
Tiger (als die temperamentvolle Französin Tracy) → wunschliste.de
-
1957: Nathalie / Natali (als Mannequin Nathalie Princesse) → filmdienst.de,
IMDb
-
1958: Le passager clandestin / Nächte auf Tahiti (nach dem Roman
"Le passager clandestin" (dt. "Die Erbschleicher")
von Georges
Simenon; als
Nachtclub-Sängerin Colette; u. a. Karlheinz Böhm als Schiffsoffizier
Jean)
→ filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1959: La prima notte /
Die
erste Nacht (nach dem Roman von Abel
Hermant; als die lebenslustige Witwe Isabella;
u. a. Vittorio
De Sica als der alternde Ganove Alfredo) → wunschliste.de,
filmdienst.de,
IMDb
-
1959: Nathalie, agent secret / Nathalie spielt Geheimagentin (als Mannequin
Nathalie Princesse) → filmdienst.de,
IMDb
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1959: Ten Seconds to Hell
/ Vor uns die Hölle
(als Margot Hofer, Witwe eines deutschen Soldaten)
-
1960: Austerlitz
/ Austerlitz Glanz einer
Kaiserkrone (als Joséphine
de Beauharnais, Gattin von Kaiser Napoléon
Bonaparte,
dargestellt von Pierre
Mondy)
-
1960: La française et l'amour / Die Französin und die Liebe (Episodenfilm;
als Éliane in Segment 7 "La Femme seule"
("Die alleinstehende Frau") nach der Geschichte von Marcel
Aymé) → filmdienst.de,
IMDb
-
1961: Le cave se rebiffe / Der Herr mit den
Millionen (mit Jean
Gabin; als Solange Mideau) → filmdienst.de,
Wikipedia
(englisch)
-
1961: Un soir sur la plage / Eines Abends am Strand (als Georgina de La
Salle) → filmdienst.de,
IMDb
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1961: Vanina Vanini
/ Der furchtlose
Rebell (nach der Novelle "Vanina Vanini" von
Stendhal;
als Komtesse Vitelleschi)
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1962: En plein cirage / Inspektor Kent haut auf die Pauke (als Kathy,
Frau von Privatdetektiv Camille Fellous = Francis
Blanche)
→ filmdienst.de,
IMDb
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1966: Hell Is Empty
(nach dem Roman von J. F. Straker (19041987); UA: 12.1967; als Martine Grant)
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