Filmografie
Jeanne Moreau erblickte am 23. Januar 1928 als Tochter des Gastwirts Anatole-Désiré Moreau († 1990) in der französischen Hauptstadt Paris1) das Licht der Welt; ihre aus Oldham1) (Grafschaft Lancashire1)) stammende britische Mutter Katherine Bukley († 1975) war eine Revuetänzerin, die als Mitglied der "Tiller Girls"1) nach Paris kam und an den "Folies Bergère"1) auftrat.
Jeanne Moreau 1991 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes; Es handelt sich um einen Ausschnitt des Fotos Jeanne Moreau Marcello Mastroianni 1991.jpg; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons;Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0. Bereits als junges Mädchen interessierte sich Jeanne Moreau für die Schauspielerei, nach dem Besuch des "Lycée Edgar-Quinet" bestand sie 1946 die Aufnahmeprüfung am "Conservatoire de Paris"1). Während dieser Zeit trennten sich die Eltern und Moreaus Mutter ging mit der jüngeren Schwester Michelle zurück nach England.
Nach Abschluss der Ausbildung gehörte sie von 1948 bis 1952 als bis dato jüngstes Mitglied zum Ensembles der berühmten "Comédie Française"1), debütierte dort in der Komödie "Ein Monat auf dem Lande "1) von Iwan Turgenjew1) und avancierte rasch zu einer der führenden Schauspielerinnen der Truppe. Nach Verlassen der "Comédie Française" wechselte sie zunächst an das experimentelle "Théâtre National Populaire"1) von Jean Vilar1), trat auch bei dem von Vilar gegründeten "Festival von Avignon"1) auf. Hier gestaltete sie unter anderem an der Seite von Protagonist
Gérard Philipe (1922 – 1959) in der Tragikomödie "Le Cid"1) von Pierre Corneille1) die Infantin Doña Urraque und die Prinzessin Natalie von Oranien in dem Drama "Prinz Friedrich von Homburg1) von Heinrich von Kleist1).
Danach war sie an verschiedenen Bühnen engagiert und spielte unter anderem auch am Broadway1). Moreau, die sich in den 1950er Jahren den Ruf erarbeitete, eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation zu sein, wurde mit zahlreichen Theaterpreisen geehrt. Zu ihren gefeierten Rollen zählten die Heldinnen in "Pygmalion"1) von George Bernard Shaw1) und in "Die Höllenmaschine" ("La machine infernale") von Jean Cocteau1) (in Inszenierungen von Jean Marais, 1954).2)
 
Jeanne Moreau 1991 anlääslich der
"Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1)
Quelle:  Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos)
Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0
Ihr Leinwandebüt gab Jeanne Moreau in dem von Jean Stelli (1894 – 1975) nach dem Roman von Georges Ohnet1) gedrehten Drama "Dernier amour"3) (1949, "Letzte Liebe") neben den Hauptdarstellern Annabella1) und Georges Marchal1), wirkte jedoch zunächst überwiegend in Nebenrollen in eher weniger wichtigen Kinoproduktionen mit. Der erste bedeutende Film, in dem sie mit einer prägnanten Rolle, der Nachtclubsängerin Josy, Aufmerksamkeit erregte, war der von Jaques Becker1) nach dem Roman von Albert Simonin1) (auch Co-Drehbuch) in Szene gesetzte Gangsterstreifen "Touchez pas au grisbi"1) (1954, "Wenn es Nacht wird in Paris") an der Seite von Protagonist Jean Gabin sowie unter anderem Lino Ventura, der sich hier erstmals in einem Kinofilm zeigte. Jean Dréville1) besetzte sie in dem nach dem Roman von Alexandre Dumas d. Ä.1) realisierten Historien-Drama "La reine Margot"3) (1954, "Bartholomäusnacht") über die Ereignisse der so genannten "Bartholomäusnacht"1) als Margarete von Valois1) (la reine Margot), Gemahlin des Königs Heinrich von Navarra1) (André Versini; 1923–1966), für den von Gilles Grangier1) gedrehten Krimi "Gas-Oil"4) (1955, "Straßensperre") stand sie erneut mit Jean Gabin vor der Kamera und mimte als Lehrerin Alice die Freundin des Fernfahrers Jean Chape (Gabin) → zauberspiegel-online.de, der-film-noir.de.
  
"Strassensperre" (1955, "Gas-Oil"): Szenenfoto mit Jeanne Moreau als Alice und Jean Gabin als Jean Chape; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi Ende Januar 2017 auf DVD herausbrachte. "Strassensperre" (1955, "Gas-Oil"): Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi Ende Januar 2017 auf DVD herausbrachte.
"Strassensperre" (1955, "Gas-Oil"): Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto
mit Jeanne Moreau als Alice und Jean Gabin als Jean Chape
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax Film, welche den Krimi Ende Januar 2017 auf DVD herausbrachte.

Einmal mehr unter der Regie von Gilles Grangier tauchte sie in einem weiteren Krimi auf und spielte in "Échec au porteur"1) (1957, "Polizeiaktion Dynamit") nach dem Roman von Noël Calef1) als Jaqueline Tourieu die Freundin des von der Drogen-Mafia ermordeten Bastien Sassey (Serge Reggiani1)). Doch erst in Louis Malles1) Regiedebüt bzw. in dem nach dem Roman von Noël Calef entstandenen Krimi "Ascenseur pour l'échafaud"1) (1958, "Fahrstuhl zum Schafott") gelang Moreau endgültig der Durchbruch als gefeierte Filmschauspielerin: Hier präsentierte sie sich als die mit dem deutlich älteren Rüstungsunternehmer Simon Carala (Jean Wall; 1900–1959) verheiratete Florence, Geliebte des ehemaligen Offiziers Julien Tavernier (Maurice Ronet1)). "Louis Malle entwickelt in seinem Erstlingswerk die raffinierte Kriminalhandlung als ein filmisches Traumspiel. Im Zusammenwirken von stimmungsvoller Fotografie, atmosphärischer Musik und sparsam-einprägsamem Spiel der Darsteller entwickelt sich eine düster-poetische Studie um Schuld und Sühne, Liebe und Mißtrauen, Zufall und Schicksal, voller Liebe zur erzählerischen Kraft des Kinos." notiert filmdienst.de.  

"Polizeiaktion Dynamit" (1957, "Échec au Porteur"):  Szenenfoto mit Jeanne Moreau als Jaqueline Tourieu; mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi am 10.03.2023 auf DVD herausbrachte.

"Polizeiaktion Dynamit" (1957, "Échec au Porteur"): Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi am 10.03.2023 auf DVD herausbrachte.
"Polizeiaktion Dynamit"1) (1957, "Échec au Porteur"); Regie: Gilles Grangier1)
Abbildung DVD-Cover sowie Szenenfoto mit Jeanne Moreau:
als Jaqueline Tourieu, Freundin des von der Drogen-Mafia ermordeten 
Bastien Sassey (Serge Reggiani1))  
Mit freundlicher Genehmigung von Pidax-Film, welche den Krimi am 10.03.2023 auf DVD herausbrachte.
  
Erneut unter der Regie von Louis Malle stellte sie in dem auf der Novelle "Nur eine Nacht" (OT "Point de lendemain") von Dominique-Vivant Baron Denon1) basierenden Drama "Les Amants"1) (1958, "Die Liebenden") als Jeanne die frustrierte, vernachlässigte Ehefrau des wohlhabenden Verlegers Henri Tournier (Alain Cuny1)) dar, die den gutaussehenden und charmanten Polo-Spieler Raoul Flores (José Luis de Vilallonga1)) kennenlernt. Die Produktion sorgte auf Grund einiger erotischer Szenen für einen handfesten Skandal und wurde von verschiedenen Kritikern verrissen; Jeanne Moreau selbst hatte seit diesem Streifen gegen das Image eines Sex-Symbols zu kämpfen. "Malle inszenierte seinen zweiten Spielfilm mit ironisch unterspülter Präzision und poesievoll-romantischer Delikatesse. Seine beachtlichen künstlerischen Qualitäten überzeugen im Gegensatz zu seiner Wertung als "erotischer Skandalfilm" zur Uraufführungszeit auch heute noch. Bei der deutschen Erstaufführung wurde der Film durch Schnittauflagen der FSK verstümmelt, erst 1977 vom Fernsehen rekonstruiert und in vollständiger Fassung (teils Original mit Untertiteln) gezeigt." vermerkt filmdienst.de.

Nicht zuletzt durch Louis Malle1) (1932 – 1995), mit dem sie auch privat einige Zeit liiert war, avancierte Jeanne Moreau zum Star und stieg in den folgenden Jahren zur beliebtesten Charakterdarstellerin nicht nur Frankreichs auf. Sie drehte mit so international renommierten Regisseuren wie Michelangelo Antonioni1) (1912 – 2007), Peter Brook1), Luis Buñuel1) (1900 – 1983), François Truffaut1) (1932 – 1984), John Frankenheimer1) (1930 – 2002) oder Joseph Losey1) (1909 – 1984), auch für die  deutschen Regisseure Rainer Werner Fassbinder1) (1945 – 1982) und Wim Wenders1) stand sie vor die Kamera, konnte mit ihrem facettenreichen, differenzierten Spiel sowohl in Krimis und (Melo)Dramen als auch in Komödien überzeugen.
Man sah sie beispielsweise in dem von Roger Vadim1) nach dem gleichnamigen Briefroman1) von Choderlos de Laclos1) gedrehten Drama "
Les liaisons dangereuses"1) (1959, "Gefährliche Liebschaften") als Juliette de Merteuil, die mit dem Vicomte de Valmont (Gérard Philipe) eine offene Ehe im Paris der 1950er Jahre führt. In der zur Zeit der Französischen Revolution1) angesiedelten, französisch-italienischen Produktion "Le dialogue des Carmélites"1) (1960, " Opfergang einer Nonne") nach dem Roman "Die Letzte am Schafott"1) von Gertrud von Le Fort1), dem im Wesentlichen das Sterben der seligen Märtyrinnen von Compiègne1) zugrunde liegt, gab sie die Subpriorin Mutter Maria von der Menschwerdung.  Für ihre Rolle der Anne, Ehefrau des reichen Fabrikbesitzers Monsieur Desbarèdes (Jean Deschamps; 1920–2007) sowie Eltern des jungen Pierre (Didier Haudepin1)), die in "Moderato cantabile"1) (1960, "Stunden voller Zärtlichkeitdem"), von Peter Brook inszeniert nach der Erzählung "Moderato cantabile"1) von Marguerite Duras1), auf den ehemaligen Fabrikarbeiter Chauvin (Jean-Paul Belmondo) trifft, wurde Moreau anlässlich der "Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1) ebenso wie Melina Mercouri (für "Sonntags… nie!"1)) in der Kategorie "Beste Schauspielerin" ausgezeichnet. Für Michelangelo Antonioni spielte sie in "La notte"1) (1961, "Die Nacht") die Lidia, die nichts mehr mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Dr. Giovanni Pontano (Marcello Mastroianni) verbindet, war für Joseph Losey die geheimnisvolle Protagonistin in dem auf dem Roman von James Hadley Chase1) basierenden, melodramatischen Streifen "Eva"1) (1962), von der der Schriftsteller Tyvian Jones (Stanley Baker1)) fasziniert ist bzw. der ihr verfällt. In François Truffauts nach dem Roman von Henri-Pierre Roché1) entstandenen Meisterwerk "Jules et Jim"1) (1962, "Jules und Jim") zeigte sich Moreau wohl in einer ihrer liebenswertesten und schönsten Rollen: Sie verkörperte die Cathérine, die durch ihr Changieren zwischen Anspruch und Rückzug das prekäre Liebesdreieck zwischen dem Deutschen Jules (Oskar Werner) und dessen Freund, dem Franzosen Jim (Henri Serre1)) in Bewegung hält.
 
Jules und Jim
Originaltitel: Jules et Jim
Liebesfilm, Frankreich 1962
Produktion: Marcel Berbert
Regie: François Truffaut
Drehbuch: François Truffaut, Jean Gruault sowie
Henri-Pierre Roché nach seinem gleichnamigen Roman
Musik: Georges Delerue
Kamera: Raoul Coutard
Schnitt: Claudine Bouché (1925 – 2014)
Darsteller/-innen:
Jeanne Moreau: Catherine, Oskar Werner: Jules,
Henri Serre: Jim, Marie Dubois: Thérèse
Sabine Haudepin: Sabine, Vanna Urbino (1929–2023): Gilberte,
Serge Rezvani: Albert, Michel Subor: Erzähler (aus dem Off),
und andere; → Synchronisation
(Fremde Links: Wikipedia)
Kurzinhalt:
Die Geschichte beginnt im Jahr 1912, als sich der Franzose Jim (Henri Serre) und der Österreicher Jules (Oskar Werner) im Paris der "Belle Époque" kennenlernen. Die beiden Freunde teilen nicht nur ihr Interesse für Literatur, sondern vor allem auch für Frauen. Als sie gemeinsam nach Griechenland in Urlaub fahren, finden sie in einem kleinen Freilichtmuseum eine alte Statue mit einem archaischen Lächeln, das beide gleichermaßen fasziniert. Nach ihrer Rückkehr lernen sie die Französin Catherine (Jeanne Moreau) kennen, die eben dieses Lächeln besitzt. Jules verliebt sich in sie und macht Jim gegenüber deutlich, dass er dieses Mal Anspruch auf Ausschließlichkeit erhebt. Die beiden heiraten, bekommen eine Tochter und ziehen kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Deutschland. Während der Kriegsjahre bricht der Kontakt zwischen den Freunden ab und als Jim das Ehepaar nach Ende des Krieges besucht, muss er feststellen, dass die Ehe der beiden am Ende ist. Zwischen Jim und Catherine entwickelt sich eine Liebe, die Jules ohne Eifersucht akzeptiert. Die Beziehung von Jim und Catherine ist jedoch gekennzeichnet von Machtkämpfen und Racheaktionen und wird zusätzlich von ihrem unerfüllt bleibenden Kinderwunsch überschattet. Als Jim Catherine dann eröffnet, er wolle seine Pariser Langzeitgeliebte Gilberte (Vanna Urbino) heiraten und mit ihr Kinder bekommen, eskaliert die Situation und Catherine droht ihm, ihn zu töten. Der Kontakt bricht erneut ab. Erst 1933 treffen sich Jules, Jim und Catherine zufällig wieder. Bei einem gemeinsamen Ausflug stürzt Catherine dann Jim mit sich in den Tod und Jules bleibt alleine zurück.
Quelle: Wikipedia

In Frankreich erhielt "Jules et Jim" 1962 den "Étoile de Cristal" in der Kategorie "Bester französischer Film, Jeanne Moreau wurde als "Beste Darstellerin" ausgezeichnet. In Dänemark erhielt "Jules et Jim" 1963 den Filmpreis "Bodil" als "Bester europäischer Film des Jahres".
"Die Basis des Romans "Jules et Jim" bilden wahre Begebenheiten: Henri-Pierre Roché lebte mit dem Ehepaar Helen und Franz Hessel in einer Dreiecksbeziehung, deren Ereignisse er in seinen Tagebüchern, "carnets", genau festgehalten hatte. Erst sehr viel später – Anfang der 1950er Jahre, Roché war da schon mehr als 70 Jahre alt – schrieb er davon ausgehend den Roman, der schließlich 1953 veröffentlicht wurde. – Der deutsche Schriftsteller Manfred Flügge schrieb über Roché und das Ehepaar Hessel einen Tatsachenroman mit dem Titel "Gesprungene Liebe. Die wahre Geschichte zu "Jules und Jim"", der 1993 erschienen ist." führt Wikipedia aus.
 
Lexikon des internationalen Films → filmdienst.de:
Die tödlich endende Geschichte ihrer Liebe zu dritt schildert Truffauts Film mit eminentem Fingerspitzengefühl für die Zwischentöne des Menschlich-Seelischen ebenso wie des Filmisch-Optischen. Zum ästhetischen Genuss tragen auch die sensible Kameraführung und der fließende Schnitt bei. Enttäuschend fiel die deutsche Verleihsynchronisation aus; sie hat die leichtfüßige Ironie des Originals in betulichen Ernst verwandelt.
   
Neue Zürcher Zeitung:
Diese ungewöhnliche Geschichte einer Liebe zu dritt hat Truffaut fern von jeder Frivolität, jedem falschen Beigeschmack inszeniert.
   
Prisma (prisma.de)
Ein Meisterwerk der Filmgeschichte, von Star-Regisseur François Truffaut inszeniert und mit historischen Aufnahmen des Pariser Stadtlebens vor dem Zweiten Weltkrieg garniert. In dieser melancholisch-heiteren Dreiecksgeschichte, die viele Kritiker für seinen besten Film halten, spielt Oskar Werner, der fünf Jahre später in "Fahrenheit 451" erneut mit Truffaut zusammenarbeitete, den jungen Deutschen Jules, die französische Filmdiva Jeanne Moreau ist als das Objekt der Begierde der beiden Freunde zu sehen. Truffaut über Jeanne Moreau und Oskar Werner: "Wenn man das Glück hat, mit solchen Menschen zu arbeiten, kann das Resultat auf der Leinwand gar nicht banal sein."
 
Siehe auch Wikipedia
Fremde Links: Wikipedia
 
Eine reife, schauspielerische Leistung zeigte Moreau auch in der Adaption "Le Procès"1) (1962, "Der Prozess") nach dem Romanfragment "Der Process"1) von Franz Kafka1) von (Regie/Drehbuch) und mit Orson Welles als Rechtsanwalt Hastler, wo sie als Marika Bürstner die Zimmernachbarin des von Anthony Perkins dargestellten Josef K. gab. Als spielsüchtige, attraktive Jackie kam sie in Jacques Demys1) Charakterstudie "La baie des Anges"1) (1963, "Die blonde Sünderin") daher, umgarnte in Carl Foremans1) Kriegsfilm "The Victors"1) (1963, "Die Sieger") den Sergeant Craig (Eli Wallach1)) oder trat unter der Regie von Marcel Ophüls1) als Cathy alias Madame Volney in Aktion, die in der nach dem Roman "Nothing in Her Way" (dt. "Der große Dreh") von Charles Williams1) realisierten Krimikomödie "Peau de banane"3) (1963, "Heißes Pflaster") fünf Gauner anheuert, um den finanziellen Ruin ihres Vaters zu rächen, darunter ihren Ex-Mann Michel Thibault (Jean-Paul Belmondo), Charlie Meyer (Claude Brasseur) und Paul Reynaldo (Jean-Pierre Marielle1)).
Legendär bleibt ihre Darstellung des kühl kalkulierenden Dienstmädchens Célestine in Luis Buñuels1) kriminalistischem Drama "Journal d'une femme de chambre"1) (1964, "Tagebuch einer Kammerzofe") nach dem gleichnamigem Roman1) von Octave Mirbeau1), dem nicht nur der lüsterne Hausherr Monsieur Monteil (Michel Piccoli) nachstellte. "Buñuel attackiert einmal mehr die verlogene Fassade der Gesellschaft, wobei seine vergleichsweise weniger verschlüsselten polemischen Ausfälle vorab dem Bürgertum, der politischen Rechten und Zerrformen des Christentums gelten. Letztlich jedoch wird der um den Preis des Verrats an der eigenen gesellschaftlichen Klasse vollzogene Aufstieg einer Minderprivilegierten zum Mitglied des dominanten Bürgertums geschildert." kann man bei filmdienst.de lesen. Die Rolle der Célestine zählt wohl zu den aufregendsten und am meisten irritierenden Figuren, die Jeanne Moreau in ihrer Schauspielerkarriere verkörperte; beim "Internationalen Filmfestival Karlovy Vary"1) wurde sie in der Kategorie "Beste Darstellerin" ausgezeichnet.  
Ebenfalls 1964 gelangte der Spionagestreifen "Mata-Hari, agent H21"1) ("Mata Hari, Agent H 21") in die Lichtspielhäuser, hier spielte sie unter der Regie ihres ersten Ehemannes Jean-Louis Richard1) die geheimnisvolle, berühmt-berüchtigte Spionin Mata Hari1), Jean-Louis Trintignant deren Liebhaber Capitaine François Lasalle. Moreau trat damit die Nachfolge unter anderem von Magda Sonja (1927, "Mata Hari"1)) und Greta Garbo (1931, "Mata Hari"1)) an, soll aber mit der Rolle nicht sehr glücklich gewesen sein. Doch filmdienst.de urteilt: "Die bekannte Geschichte der mutmaßlichen Spionin aus dem Ersten Weltkrieg, die der Agententätigkeit für Deutschland beschuldigt und 1917 in Paris erschossen wurde, in einer beachtlichen Verfilmung, die in freier Gestaltung die Tragik dieses Frauenschicksals zur Darstellung bringt und zum Reißer ebenso Distanz hält wie zum Gefühlsdrama."

Luis Malle gelang es, die beiden Stars Jeanne Moreau und Brigitte Bardot in seiner Revolutions-Persiflage "Viva Maria!"1) (1965, "Viva Maria!") zusammen zu bringen. Der aufwendig hergestellte Film geriet für beide Schauspielerinnen international zu einem riesigen Erfolg und war "das" Medienereignis des Jahres. Bei der spanisch-schweizerischen Produktion "Campanadas a medianoche"1) (1965) mit dem deutschen Titel "Falstaff – Glocken um Mitternacht" handelte es sich um Dialogteile aus fünf Stücken von William Shakespeare1) von (Regie/Drehbuch) und mit Orson Welles als Falstaff1). Hier gehörte Moreau als Mamsell Dortchen Lakenreißer (im Original: Dorothy "Doll" Tearsheet) zur Besetzung, die in dem Shakespeare-Schauspiel "Heinrich IV., Teil 2"1) auftaucht, wo Falstaff über Prinz Heinrich und seinen Begleiter spottet. Unter anderem gaben John Gielgud den Heinrich IV.1) und Margaret Rutherford die Wirtin Hurtig (Mrs. Quickly), Ralph Richardson fungierte als Erzähler (deutscher Sprecher: Joachim Nottke1)). "Die Beschwörung der tragikomischen Gestalt aus den Werken Shakespeares ist geprägt von der kraftvollen Sprache des Dichters und den überbordenden Bildern von Orson Welles, die ihren Höhepunkt in der meisterhaften Schilderung der Schlacht von Shrewsbury1) haben." so filmdienst.de.
  
"Falstaff" / "Chimes at Midnight" / "Campanadas a medianoche" (1965): Szenenfoto mit Jeanne Moreau als Dortchen Lakenreißer und Orson Welles als Falstaff; mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion am 18. April 2024 auf DVD herausbrachte. "Falstaff" / "Chimes at Midnight" / "Campanadas a medianoche" (1965): Abbildung DVD-Cover mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion am 18. April 2024 auf DVD herausbrachte.
"Falstaff" / "Chimes at Midnight" / "Campanadas a medianoche" (1965):
Szenenfoto mit Jeanne Moreau als Dortchen Lakenreißer und Orson Welles als Falstaff
sowie Abbildung DVD-Cover
Mit freundlicher Genehmigung von "Pidax Film", welche die Produktion am 18. April 2024 auf DVD herausbrachte.

Nach ihrer Titelrolle der scheinbar biederen Grundschullehrerin, genannt "Mademoiselle", die in der Geschichte "Mademoiselle"1) (1966) ihren boshaften Trieben freien Lauf lässt, brillierte sie erneut in einem Film von François Truffaut: In dem Thriller "La mariée était en noir"1) (1968, "Die Braut trug schwarz") spielte sie die "femme fatale" Julie Kohler, die nach und nach die Männer aufspürt, die aus Leichtfertigkeit ihren frisch angetrauten Ehemann getötet haben und diese alle umbringt. Dass sie auch im Western-Genre zu überzeugen wusste, bewies sie in der Story "Monte Walsh"1) (1970) als die Prostituierte/Saloon-Betreiberin Martine Bernard, "alte Flamme" des in die Jahre gekommenen Cowboys Monte Walsh (Lee Marvin).
In den 1970er Jahren erlebte man Jeanne Moreau unter anderem als die gerade aus dem Gefängnis entlassene Jeanne Pirolle in der Komödie "Les valseuses"1) (1974, "Die Ausgebufften") an der Seite von Gérard Depardieu1) und Patrick Dewaere1), in dem von Joseph Losey1) mit Alain Delon in der Titelrolle meisterlich inszenierten Drama "Monsieur Klein"1) (1976, "Mr. Klein") trat sie als Florence, Ehefrau des Schlossbesitzers Charles (Massimo Girotti1)) in Erscheinung. Mit dem Spielfilm "Lumière"1) (1976, "Im Scheinwerferlicht") lieferte sie nach eigenem Drehbuch ihr Regie-Debüt ab, übernahm zudem die Rolle der Schauspielerin Sarah Dedieu, die drei Kolleginnen, unter anderem ihre langjährige Freundin Laura Ratusa (Lucia Bosè1)), in ihr luxuriöses Landhaus in der Provence1) einlädt und mit diesen über die Dinge des Lebens reflektiert. Bei dem Jugendfilm "L’adolescente"5) (1979, "Mädchenjahre") führte sie erneut Regie, übernahm jedoch keine Rolle, sondern fungierte nur als Erzählerin. "Jeanne Moreaus zweite Regiearbeit ist das feinfühlige Portrait eines Mädchens in der beginnenden Pubertät und beschwört atmosphärisch dicht die ländliche Stimmung, in die bereits Vorzeichen des kommenden Unheils eindringen." notiert filmportal.de. Der mit Laetitia Chauveau (Marie), Edith Clever1) (Mutter Eva) und Simone Signoret (Großmutter) gedrehte Film brachte ihr bei den "Internationalen Filmfestspielen Berlin"1) eine Nominierung für den "Silbernen Bären"1) in der Kategorie "Beste Regie"1) ein, sie unterlag jedoch der Dänin Astrid Henning-Jensen1) bzw. deren Werk "Winterkinder"3) ("Vinterbørn"). Eine letzte Arbeit als Regisseurin war die 60-minütige Dokumentation bzw. das Portrait "Lillian Gish"3) (1984) über den US-amerikanischen Filmstar Lillian Gish (1896 – 1993), die sich in Paris aufhielt und mit ihrer Kollegin Moreau ein langes Interview führte.
  
In den 1980er und 1990er Jahren arbeitete die Französin auch mit den deutschen Regisseuren Rainer Werner Fassbinder1) und Wim Wenders1) sowie dem Schriftsteller1) Peter Handke zusammen. In  Fassbinders letztem, nach dem Roman "Querelle"1) (OT "Querelle de Brest") von Jean Genet1) gedrehten Film "Querelle – Ein Pakt mit dem Teufel"1) (1982) spielte sie an der Seite von Brad Davis1) in der Rolle des verbrecherischen Matrosen Georges Querelle als die Bordell-Betreiberin Lysiane die Geliebte von Querelles Bruder Robert (Hanno Pöschl1); auch Part des Maurers Gil) bzw. Ehefrau des Kneipenwirts Nono (Günther Kaufmann1)). Wim Wenders besetzte sie in dem Drama "Bis ans Ende der Welt"1) (1991) als Edith Farber, blinde Mutter von Sam alias Trevor McPhee (William Hurt1)) bzw. Ehefrau des Wissenschaftlers Dr. Henry Farber (Max von Sydow) und in dem von Wenders gemeinsam mit Michelangelo Antonioni1) in Szene gesetzten Episodenfilm "Al di là delle nuvole" (1995, "Jenseits der Wolken"), basierend auf Antonionis Erzählungsband "Quel bowling sul Tevere", war sie als Zuschauerin/Freundin des Malers (Marcello Mastroianni) in Segment 4 "Dieser Leib aus Staub"/"Questo corpo di fango"/"Aix-en-Provence") ebenfalls mit dabei.
Nach einem Drehbuch bzw. unter der Regie von Peter Handke1), mit dem ihr laut eines Artikels in "Die  Welt" (→ www.welt.de) in den 1970er Jahren eine Liebesbeziehung nachgesagt wurde, entstand der Spielfilm "Die Abwesenheit"5) (1994, "L'absence") mit Moreau als Ehefrau des Schriftstellers (Eustaquio Barjau), Bruno Ganz als der Spieler, Alex Descas1) als der Soldat und Sophie Semin5) (seit 1995 Handkes 2. Ehefrau) als die junge Frau. "Ein in langen Einstellungen mit ausgesucht "schönen" Bildern komponierter "Literatur-Film", in dem viel geredet und wenig erklärt wird. Ein unspektakuläres Spiel mit den Versatzstücken der Wahrnehmung, das wenig mit den vertrauten Formen des Kinos gemein hat und der bereitwilligen Einlassung eines interessierten Publikums bedarf." kan man bei filmdienst.de lesen → siehe auch den Artikel aus "Die Zeit" (04.03.1994) bei filmportal.de
Dazwischen lagen Produktionen, in denen Moreau immer wieder ihre schauspielerische Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Zu nennen ist beispielsweise der Krimi "Le paltoquet"1) (1986, "Der Tölpel") mit Michel Piccoli als die titelgebende Figur, die Farce "Le miraculé"1) (1987, "Das Wunder des Papu") nach der Kurzgeschichte "Le miracle" von George Langelaan1) mit Jean Poiret1) als der Tagedieb/Lumpensammler Papu, wo sie als dessen Freundin bzw. die ehemalige Prostituierte Sabine, genannt "die Majorin" Beachtung fand. Nominiert für einen "César"1) in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin"1) musste sie diesen, als französischer "Oscar"1) bezeichneten Preis bei der Verleihung am 12. März 1988 jedoch ihrer Kollegin Anémone1) in dem Kinderfilm "Le grand chemin"1) (1987, "Am großen Weg") überlassen. In dem von Luc Besson1) mit Anne Parillaud1) als die Drogenabhängige junge Nikita gedrehten, beachtenswerten Thriller "Nikita"1) (1990) verwandelte sie als Agentin Amande die Protagonistin zu einer "Femme fatale", in dem sowjetischen Spielfilm "Anna Karamazoff"1) (1991) übernahm sie die Titelrolle. Uraufgeführt anlässlich der 44. "Filmfestspiele von Cannes"1), erlebte der von Rustam Chamdamow1) gedrehte Streifen auf Grund des Konflikts zwischen dem Regisseur und dem Produzenten jedoch keine Kino-Premiere. Für ihre Gestaltung der Lady M, alternde Komplizin des Gauners Pompilius (Michel Serrault1)), die in der nach dem Roman von Frédéric Dard1) alias San-Antonio realisierten Tragikomödie "La vieille qui marchait dans la mer"4) (1991, "Die Dame, die im Meer spazierte") den jungen Lambert (Luc Thuillier) in das Metier des Betrugs einführt, konnte sie am 22. Februar 1992 endlich den längst überfälligen "César"1) in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin"1) entgegennehmen.
    
Bis ins hohe Alter blieb Jeanne Moreau auf der Leinwand präsent, zu nennen sind beispielsweise der von François Ozon1) gedrehte, von der Kritik ambivalent aufgenommene Spielfilm "Le temps qui reste" (2005, "Die Zeit, die bleibt") mit der Rolle der Laura, Großmutter des homosexuellen Modefotografen Romain Romain (Melvil Poupaud (älter)), der erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist, die Anwältin/Notarin Francoise in dem von Amos Gitaï1) gedrehten Drama "Désengagement"5) (2007, "Trennung"), der sie auch als die alte, französische Jüdin Rivka, Mutter von Victor (Hippolyte Girardot1)), in der Adaption "Plus tard, tu comprendras…"5) (2008, "Später wirst du es verstehen") nach der Erzählung von Jérôme Clément1) besetzte. "Höchst eindrucksvoll ist die großartige Hauptdarstellerin." urteilt filmdienst.de. Unter der Regie von Manoel de Oliveira1) wirkte sie in der Geschichte "O Gebo e a Sombra"1) (2012, "Gebo und der Schatten") mit und zeigte sich als Candidinha, Nachbarin des mit Doroteia (Claudia Cardinale) verheirateten, gebrechlich gewordenen Buchhalters Gebo (Michael Lonsdale1)). Am 18. April 2013 ging in Deutschland Ilmar Raags Drama "Une Estonienne à Paris"6) (2012, "Eine Dame in Paris") an den Kinostart, in dem Jeanne Moreau als alte, launische Frida, um die sich die Estin Anna (Laine Mägi) kümmern soll, einmal mehr ihre große Schauspielkunst präsentierte. "Der estnische Regisseur Ilmar Raag hatte das Glück, dass er für diese kleine Geschichte mit Jeanne Moreau die Grande Dame des französischen Films gewinnen konnte. Sobald sie in dieser unaufdringlichen Tristesse auftritt, geht die Sonne auf, verschwinden alle anderen Figuren. Der Rest allerdings wirkt stets finster und unterkühlt und die ebenso vorhandene Liebesgeschichte nur bedingt glaubwürdig." schreibt prisma.de. Zu ihren letzten Arbeiten für den Kinofilm zählte der Streifen " Le talent de mes amis" (2015) von (Regie) und mit dem Komiker Alex Lutz1) als Alexandre Ludon, in dem sie als Großmutter von Thibault Redinger (Tom Dingler) auftrat → Übersicht Kinofilme.
 
Wiederholt übernahm die gefeierte Künstlerin Aufgaben in TV-Produktionen, vornemlichh ambitionierten Literatur-Verfilmungen. Als Orson Welles (Regie/Drehbuch mit Louise de Vilmorin1)) die Erzählung "Die unsterbliche Geschichte" von Tania Blixen1) unter dem Titel "Histoire immortelle"1) (1968, "Stunde der Wahrheit") mit sich in der Rolle des alten, kinderlosen, unermesslich reichen und despotischen Kaufmanns Charles Clay auf den Bildschirm brachte, sah man Jeanne Moreau als die junge, schöne Virginie Ducrot. Hatte sie bereits seit der Premiere am 9. Januar 1974 unter der Regie von Claude Régy (1923 – 2019) in der Pariser Inszenierung des Stücks "Der Ritt über den Bodensee" von Peter Handke1) am "Théâtre des Ambassadeurs" als Henny Porten auf der Bühne brilliert, konnte das Publikum sie in der TV-Aufzeichnung "La chevauchée sur le lac de Constance" (1974) an der Seite von Gérard Depardieu1) (Heinrich George), Sami Frey1) (Erich von Stroheim), Michael Lonsdale1) (Emil Jannings) und Delphine Seyrig1) (Elisabeth Bergner) bewundern – die Kostüme stammten von keinem Geringeren als Yves Saint Laurent1).
In späteren Jahren bereicherte Moreau mit ihrem Spiel verschiedene Mehrteiler, so verlieh sie in dem von Marvin J. Chomsky1) und John Goldsmith mit Catherine Zeta-Jones1) als die spätere russische Zarin Katharina II.1) gedrehten Zweiteiler "Catherine the Great"1) (1995, "Katharina die Große") der intriganten Kaiserin Elisabeth Petrowna1) Kontur, Omar Sharif trat als deren Liebhaber, der Graf Alexei Grigorjewitsch Rasumowski1) auf. Etliche Produktionen entstanden unter der Regie von Josée Dayan1), so auch das zweiteilige Biopic "Balzac" (1999 "Balzac – Ein Leben voller Leidenschaft") mit Gérard Depardieu als Schriftsteller Honoré de Balzac1) und Moreau als dessen Mutter Anne-Charlotte-Laure Sallambier (1778 – 1854), in dem vielbeachteten Vierteiler "Les misérables"1) (2000, "Les Misérables – Gefangene des Schicksals") nach dem Roman "Die Elenden"1) von Victor Hugo mit Depardieu als die gequälte Kreatur Jean Valjean und John Malkovich1) als dessen erbarmungsloser Widersacher und Verfolger Inspektor Javer war sie die Nonne Mutter Innozentia. Ebenfalls basierend auf einer berühmten Vorlage, der gleichnamigen Tragikomödie von Jean Cocteau1), drehte Josée Dayan den Film "Les parents terribles"2) (2003, "Die schrecklichen Eltern"), in dem Moreau als Léonie, genannt "Tante Léo" glänzte, Cyrille Thouvenin1) gab deren Neffen Michel, Sohn von Yvonne (Nicole Garcia1)) und Georges (François Berléand1)), der in Madeleine (Ariadna Gil1)), der Geliebten seines Vaters, verliebt ist. Nach dem Theaterstück von Françoise Sagan1) setzte er das groteske Drama "Château en Suède"7) (2008, "Ein Schloss in Schweden") in Szene, in dem Moreau als die standesbewusste Greisin  Agathe Falsen beeindruckte, die mit ihrem grobschlächtigen Neffen Hugo (Normand d’Amour), dessen 1. Ehefrau Mathilde, die hier nur Ophélie genannt wird (Marine Delterme), dessen 2. Ehefrau Éléonore (Géraldine Pailhas1)) und deren zynischen Bruder Sébastian (Guillaume Depardieu1)) sowie zwei Dienstboten im Schloss lebt; Aymeric Demarigny (1974 – 2023) spielte den jungen Forscher Frédéric. Spannend ging es dann in dem Krimi "Sous les vents de Neptune"6) (2008, "Der vierzehnte Stein") nach dem Buch der französischen Autorin Fred Vargas1) mit Jean-Hugues Anglade1) als der Pariser, für das Genre eher untypischen Pariser Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg1) zu, in dem sie mit der Nebenrolle der betagten Josette auftauchte. Mit "Le tourbillon de Jeanne" (2013), einer fünfteiligen Hommage an Jeanne Moreau von Regisseurin Sandrine Veysset1) verabschiedete sie sich von ihren Fernseh-Publikum → Übersicht TV-Produktionen (Auszug).

Darüber hinaus wirkte Jeanne Moreau in verschiedenen Dokumentationen mit, unter anderem in dem von Marcel Ophüls1) gedrehten Dokumentarfilm "Hotel Terminus: The Life and Times of Klaus Barbie"5) (1988) über das Leben des NS-Kriegsverbrechers Klaus Barbie1) und in dem von Ophüls mit sich entstanden Selbstportrait "Un voyageur"4) (2012, "Ein Reisender – Marcel Ophüls"). Als Zeitzeugin war sie an Rosa von Praunheims1) Essay "Für mich gab’s nur noch Fassbinder"4) (2000) unter anderem über Rainer Werner Fassbinders1) Verhältnis zu den Frauen in seinem Umfeld beteiligt → Übersicht Dokumentarfilme.
Außerdem war Jeanne Moreau seit ihrer ersten Schallplatte 1953 in Frankreich mit ihrer rauchigen Stimme auch als Sängerin recht populär und wurde unter anderem 1964 mit dem "Grand Prix du Disque"1) ausgezeichnet → Diskografie (Auswahl) bei Wikipedia.
Während ihrer gesamten Schauspielerkarriere vernachlässigte Jeanne Moreau nie die Arbeit am Theater. Zu ihren Bühnenerfolgen zählten neben den erwähnten Stücken "La machine infernale" von Jean Cocteau1) (in der Rolle der Sphinx) und Shaws "Pygmalion"1) (als Eliza Doolittle), die Maggie in "Die Katze auf dem heißen Blechdach"1) von Tennessee Williams1) oder die Titelrolle in "Lulu" von Frank Wedekind1), die Zusammenfassung der Dramen "Erdgeist"1) und "Die Büchse der Pandora"1).  Ab 1986 feierte sie in dem Mono-Drama "Le recit de la servante Zerline" ("Die Erzählung der Magd Zerline"), einem Kapitel aus dem Roman "Die Schuldlosen" von Hermann Broch1), einen viel bejubelten Bühnenerfolg und wurde für ihre schauspielerische Leistung mit dem Theaterpreis "Molière"1) ausgezeichnet. Das Stück wurde im Rahmen einer ausgedehnten Gastspielreise durch Europa und Japan (bis 1991) unter anderem auch Mitte April 1988 am Wiener "Theater in der Josefstadt"1) aufgeführt. Einen ihrer letzten Bühnenauftritte hatte sie 2011 anlässlich des "Festival d'Avignon"1) mit der Rezitation des Gedichts "Le condamné à mort" von Jean :Genet1) gemeinsam mit dem Liedermacher Étienne  Daho1).
  
Jeanne Moreau, die Ikone des Autorenkinos, überzeugte in ihren Rollen vor allem durch ihr distanziertes Spiel, bei dem ein leichtes Zucken ihrer Mundwinkel den männlichen Partnern Mitteilung von Akzeptanz oder Verachtung deutlich machen konnte. Selbst in kleinen Rollen verstand sie es, durch ihre Präsenz und Schauspielkunst, diese zu unverwechselbaren Auftritten zu machen. Sie zählte zu den großen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts und wird mit so legendären Kolleginnen wie Greta Garbo (1905 – 1990) oder Marlene Dietrich (1901 –1992) in einem Atemzug genannt. Seit mehr als sechs Jahrzehnten war Jeanne Moreau im Geschäft, immer wieder bewies die eigenwillige Schauspielerin Mut zum Risiko und zu unkonventionellen Charakteren.
Mehrfach wurde sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, so bereits 1992 bei den "Internationalen Filmfestspielen von Venedig"1), gefolgt unter anderem 1997 in Berlin mit dem "Europäischen Filmpreis"1) und in Spanien beim "Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián"1), 2000 anlässlich der "Berlinale"1) mit dem "Goldenen Bär"1), 2004 bei den "Internationalen Filmfestspielen von Cannes"1) mit der "Goldenen Palme"1) und 2005 beim "Internationalen Filmfestival Moskau"1) mit dem nach Konstantin Sergejewitsch Stanislawski1) benannten "Stanislawski-Preis".Weitere Preise waren unter anderem ein "Ehren-Céar"1) (1995 und 2008), ein Ehrenpreis der "British Academy of Film and Television Arts"1) (1996), Von der französischen Republik wurde sie mehrfach hoch dekoriert, so als "Officière de la Légion d’honneur"1) (1980), als "Commandeure de l'ordre des Arts et des Lettres"1) (1988), als "Commandeure de l’ordre national du Mérite"1) (2007) und als "Grande officière de l’ordre national du Mérite" (2012). Erwähnenswert ist auch die Ehrendoktorwürde der "Universität Manchester", 1975 und 1995 fungierte sie als Jury-Präsidentin der "Internationalen Filmfestspiele von Cannes"1), seit dem Jahre 2000 war sie Mitglied der Pariser "Académie des Beaux-Arts"1)   → Übersicht der Auszeichnungen bei Wikipedia (Auswahl) sowie bei der "Internet Movie Database".
  
Am 23. Januar 2008 beging die "Musenkönigin" – so die "Süddeutsche Zeitung"1) in dem Artikel von Fritz Göttler – ihren 80. Geburtstag, bis zuletzt galt sie als eine den führenden Charakterdarstellerinnen und größten Filmschauspielerinnen Frankreichs. Wenn Moreau spielt, dann handelt sie aus einer Art Instinkt heraus. "Wer sein Leben der Kunst widmet, legt alles in sie hinein", sagt die Schauspielerin mit den unverwechselbar nach unten gezogenen Mundwinkeln. (…) Entsprechend ihrer Vielseitigkeit gilt Moreau als melancholisch, unnahbar, verführerisch, unabhängig, lebensfroh, verletzlich, gerissen oder heimtückisch – je nach Film und Drehbuch. Das Klischee der Femme fatale, von der Truffaut sagte, sie habe alle Attribute einer Frau und auch alle Vorzüge eines Mannes, hing jahrzehntelang an ihr. So spielte Moreau für Louis Malle, Luis Buñuel, Roger Vadim, Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders, Peter Brook und Orson Welles die starke, unabhängige und verführerische Frau. (Quelle: "Westdeutsche Zeitung"1) vom 23.01.2008; Artikel nicht mehr online)
Verschiedene filmische Portraits befass(t)en sich mit dem Leben der Ikone der "Nouvelle Vague"1), von Corinne Pulver entstand die Dokumentation "Jeanne Moreau. Von der Comédie française zur Music Hall: Eine französische Legende" (1990), Pierre-André Boutang1), Josée Dayan1) und Annie Chevalley schufen den 90-minütigen Film "Jeanne M. – Côté cour, côté cœur"8) (2007, "Jeanne Moreau – Im Film und ganz privat"). Die Filmemacherin Virginie Linhart drehte den Dokumentarfilm "Jeanne Moreau, l’affranchie"8) (2017, "Jeanne Moreau – Die Selbstbestimmte"), der bei uns erstmals am 2. April 2018 auf ARTE1) ausgestrahlt wurde.
 
Jeanne Moreau, die mit rund 150 Film- und Fernsehproduktionen ein beachtliches Werk hinterließ, starb am 31. Juli 2017 im Alter von 89 Jahren in ihrer Geburtsstadt Paris1); am Morgen des 31. Juli 2017 war sie von ihrer Zugehfrau tot in ihrer Wohnung am Square du Roule1) aufgefunden worden. Unter Anteilnahme des engsten Familien- und Freundeskreises fand sie die letzte Ruhe auf dem Pariser "Cimetière de Montmartre"1) (Division 27) → Foto der Grabstelle bei knerger.de, Wikimedia Commons. "Eine öffentliche Gedenkveranstaltung fand auf Wunsch der Angehörigen nicht statt. In einer offiziellen Verlautbarung des "Elysée-Palasts"1), des Präsidialamtes der Französischen Republik, hieß es: "Sie hatte einen Glanz im Blick, der nicht zur Verehrung, sondern zum Übermut einlud, zur Freiheit im Strudel des Lebens, den sie so sehr geliebt hat und den sie uns noch viele Jahre wird lieben lassen." wird bei Wikipedia vermerkt.
Jeanne Moreau war zwei Mal verheiratet, aus ihrer ersten, 1949 geschlossenen Ehe mit dem französischen Schauspieler bzw. Regisseur Jean-Louis Richard1) (1927 – 2012) ging der am 28. September 1949 geborene Sohn Jérôme hervor, der sich später als Kunstmaler einen Namen machte; die Verbindung endete bereits nach zwei Jahren im Jahre 1951. Mitte der 1950er Jahre lebte sie eine Zeit lang mit dem Schauspieler Philippe Lemaire1) (1927 – 2004) zusammen, eine 1966 geplante Hochzeit mit ihrem griechischen Kollegen Teodoro Rubanis kam nicht zustande. 1977 gab sie dem US-amerikanischen Regisseur William Friedkin1) (1935 – 2023) das Ja-Wort, nach der Scheidung im Jahre 1979 geriet sie in eine schwere Krise.
Dazwischen lagen zahlreiche Romanzen, die ihr unter anderem mit dem Schauspieler bzw. Regisseur Orson Welles (1915 – 1985), dem Regisseur John Frankenheimer1) (1930 – 2002), dem Modeschöpfer Pierre Cardin1) (1922 – 2020) sowie dem Schriftsteller Peter Handke1) nachgesagt werden. Eine Affäre mit dem Regisseur Tony Richardson1) soll laut Wikipedia 1967 zur Scheidung Richardsons von dessen Ehefrau Vanessa Redgrave geführt haben.

Textbausteine des Kurzportraits von prisma.de
Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch), cyranos.ch, fembio.org
Fotos bei Wikimedia Commons, filmstarpostcards.blogspot.com, virtual-history.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) filmdienst.de, 4) prisma.de, 5) filmportal.de, 6) fernsehserien.de, 7) dieterwunderlich.de, 8) wunschliste.de
2) Quelle: Wikipedia (abgerufen 28.07.2011)
     
Filme
Kinofilme / /Dokumentarfilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel), filmportal.de; R = Regie)
Kinofilme (Auszug) Dokumentarfilme Fernsehen (Auszug)
Um zur Seite der Leinwandstars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de