Filmografie
Jean-Claude Pascal wurde am 24. Oktober 1927 als Sohn eines wohlhabenden Textil-Industriellen unter dem bürgerlichen Namen Jean-Claude Villeminot in der französischen Hauptstadt Paris1) geboren; der Vater starb noch im Jahr seiner Geburt, Mutter Arlette Lemoine (1908 – 2009) war die Urenkelin des Modeschöpfers Charles Frédéric Worth1). Nach seinem Schulabschluss am Pariser Gymnasium "Lycée Janson de Sailly"1) meldete sich der 17-Jährige während des 2. Weltkriegs als Freiwilliger zur Armee und kämpfte in der 2. Panzerdivision von General Leclerc1), die Straßburg1) im November 1944 von der deutschen Besatzung befreite; für diesen Einsatz wurde er 1945 mit dem militärischen Orden "Croix de guerre"1) ausgezeichnet.
Nach dem Krieg studierte Pascal zunächst kurze Zeit Jura- und Wirtschaftswissenschaften an der "Sorbonne Université"1) in Paris, ehe er in das Textilunternehmen seines Onkels eintrat. Zudem sammelte er Erfahrungen als Mode-Designer bei "Hermès"1), dem Mode-Unternehmen von Christian Dior1) sowie bei dem Modeschöpfer Robert Piguet1),  betätigte sich auf Grund seiner attraktiven Erscheinung auch als Model. Darüber hinaus entwarf er Kostüme für ein Theater, unter anderem für die von Louis Jouvet1) inszenierte Komödie "Dom Juan"1) von Molière1).

Das Foto wurde mir freundlicherweise von dem  Fotografen Rainer Binder zur Verfügung gestellt.
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Jean-Claude Pascal 01
Ende der 1940er Jahre entschied er sich, Schauspieler zu werden, besuchte 1948 das von René Simon (1898 – 1971) gegründete "Cours Simon"1), erregte im Folgejahr bei seinem Bühnendebüt Aufmerksamkeit mit einer Rolle in dem anfangs von Alexandre Dumas d J.1) als Roman, dann als Drama veröffentlichten Werk "Die Kameliendame"1) an der Seite von Edwige Feuillère1) und Pierre Renoir1). Zu der Zeit nahm er auf Wunsch seiner Familie den Künstlernamen "Jean-Claude Pascal" an, die ihren Nachnamen nicht mit der Welt des Theaters in Verbindung bringen wollte.
Anfang der 1950er begann seine Arbeit vor der Kamera, nach einigen Nebenrollen erhielt er von Regisseur Raymond Bernard1) eine erste größere Aufgabe mit dem Part des Prinzen Albrecht von Bayern1), Geliebter der von Andrée Debar1) dargestellten Agnes Bernauer1), in dem Biopic "Agnes Bernauer"2) (1952, "Le jugement de Dieu"). Durch diese nicht standesgemäße Verbindung geriet Albrecht in Konflikt mit seinem Vater Herzog Ernst von Bayern-München1) (Pierre Renoir1)), der Agnes 1435 in der Donau ertränken ließ.
Es folgten weitere prägnante Auftritte für den gut aussehenden Franzosen in Produktionen unterschiedlichste Genres, unter anderem in dem von Sacha Guitry1) gedrehten Historien-Epos "Versailles – Könige und Frauen"1) (1954, "Si Versailles m'était conté") als Hans Axel Graf von Fersen1), schwedischer Staatsmann und ein Favorit der französischen Königin Marie-Antoinette1) (Lana  Marconi; 1917–1990), als Gastone Cascarilla, einst "Lehrling" des Kleingauners Tapioca (Totò) und jetzt Gentleman-Dieb, in dem Krimi "Die Gaunerparade"2) (1954, " I tre ladri") oder als der  skrupellos-ehrgeizige Journalist Jean de Charvin, Ehemann von Isabelle (Danielle Darrieux), der in dem Drama "Hinter verschlossenen Türen"2) (1956, "Le salaire du péché") seinen Schwiegervater, den wohlhabenden Reeder Frank Lindstrom (Jean Debucourt1)) ermordert und dessen Krankenpflegerin Angèle Ribot (Jeanne Moreau) zu seiner Geliebten macht, da sie Zeugin des Verbrechens war. In der romantischen Komödie "Die Wäscherinnen von Portugal"1) (1957, "Las lavanderas de Portugal") präsentierte sich Pascal als der ehrgeizige Jean-François Aubray, der mit der Werbeagentur seiner verflossenen Geliebten Catherine Deligny (Anne Vernon1)) um einen großen Auftrag für eine neue Waschmaschine konkurriert, zu einer seiner schönsten Rollen zählte die Figur des russischen Zaren Alexander I.1) in dem von Axel von Ambesser nach einem musikalischen Lustspiel von Just Scheu1) und Ernst Nebhut1) in Szene gesetzten, deutsch-französischer Spielfilm "Die schöne Lügnerin"1) (1959) mit Romy Schneider als die Titelheldin bzw. die jungen Korsettschneiderin Fanny Emmetsrieder. Basierend auf dem Roman "La rabouilleuse" (dt. "Die Krebsfischerin") von Honoré de Balzac1) entstand der in Kooperation mit der DEFA von Louis Daquin1) gedrehte Spielfilm "Trübe Wasser"1) (1960, "La rabouilleuse"), in dem Pascal als der ehemalige napoleonische Offizier, jetzt Trinker und Spieler Philipe Bridau beeindruckte, Sohn der Witwe Agathe Brideau (Erika Pelikowsky) sowie Bruder des Künstlers Joseph (Ekkehard Schall). "Die Geschichte eines Mannes, der sich nicht mit den historischen Veränderungen abfinden kann, ist mit Bezügen zur Gegenwart der 1950er Jahre ausgestattet. Die zurückhaltende Inszenierung und Eislers1) moritatenhafte Musik halten den Zuschauer in kritischer Distanz zur Hauptfigur." vermerkt filmdienst.de.
Jean-Claude Pascal 02 Jean-Claude Pascal, der in rund 50 Kino-Filmen in Erscheinung trat und dem das Image "charmanter Verführer" anhaftete, zeigte sich an der Seite der weiblichen Stars jener Ära, ließ sich dennoch nie auf einen bestimmten Typus festlegen und wirkte nicht nur in französischen sondern auch etlichen internationalen Produktionen mit. So mimte er beispielsweise den Galam Khan in dem von Terence Young1) nach einer Vorlage von Ian Fleming1) in Szene gesetzten, hochkarätig besetzten Anti-Drogenfilm "Mohn ist auch eine Blume"1) (1966, "The Poppy Is Also a Flower") oder als Osman Ferradji, "Meister des Harems", in "Angélique und der Sultan"1) (1967, Angélique et le sultan"), dem letzte Teil der Filmreihe nach den Romanvorlagen "Angélique"1) von Anne Golon1) mit Michèle Mercier1) in der Titelrolle. Zu seinen letzten Arbeiten vor der Kino-Kamera zählte unter der Regie von Alfred Weidenmann das Drama "Unter den Dächern von St. Pauli"1) (1969), wo er als der elegante Geschäftsmann Dr. Pasucha auftauchte, der aus Eifersucht seine Ehefrau, eine Striptease-Tänzerin, umbrachte.
 
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der Fotografin Virginia Shue (Hamburg)
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Mit dem Nachlassen seiner Leinwand-Popularität Mitte der 1960er Jahren übernahm er noch vereinzelt Aufgaben in TV-Produktionen, wie beispielsweise in der Serie "Ich heirate (k)einen Millionär"3) (1966, "Comment ne pas épouser un milliardaire") als Partner von Marie-France Boyer1) oder als Arzt Patrick Villaresi in dem Vierteiler "Le chirurgien de Saint-Chad" (1976), doch inzwischen festigte er seinen Ruf als brillanter Chansonnier und konzentrierte sich vermehrt auf diese Karriere. Bereits 1955 veröffentlichte er mit dem von Charles Aznavour geschriebenen Lied "Je voudrais" seine erste Single-Schallplatte, sein erstes Solo-Konzert mit Liedern von jungen Song-Writern wie Jean Ferrat1), Serge Gainsbourg1) oder Bernard Dimey (1931 – 1981) gab er 1961 im Pariser "Bobino"1) und konnte damit Erfolge verzeichnen. Ebenfalls 1961 gewann er den "Grand Prix Eurovision de la chanson"1) (heute "Eurovision Song Contest") für Luxemburg1) mit dem Lied "Nous les amoureux", "der poetischen Erzählung von zwei Menschen, deren Liebe die Gesellschaft nicht zulässt. Die meisten Zuschauer/-innen dürften an eine Frau und einen Mann gedacht haben, doch wird das Lied heute vor allem als frühes Lied über homosexuelle Liebe interpretiert." notiert Wikipedia. 1981 vertrat er erneut Luxemburg bei diesem Musik-Wettbewerb und landete mit dem Lied "C’est peut-être pas l’Amérique" immerhin auf Platz 11 von zwanzig Mitbewerber/-innen.
Jean-Claude Pascal sang in vielen Sprachen – auch in Deutsch – unter anderem Lieder von Charles Aznavour, Guy Béart1), Jacques Brel oder Gilbert Bécaud und veröffentlichte mehr als 50 Langspielplatten; von vielen seiner Fans wurde er als die französische Antwort auf Dean Martin angesehen.
Wiederholt trat er im deutschen Fernsehen auf, so beispielsweise in der Sendung "Die Drehscheibe"1) oder in der in Unterhaltungs-Show bzw. dem Samstagabend-Quiz "Guten Abend, Nachbarn"3) mit dem damals so beliebten Hans-Joachim Kulenkampff. In dem DEFA1)-Musikfilm "Die Chansonreise"2) (1971) präsentlierte er sich zusammen mit so populären Künstlerinnen wie Gerti Möller1), Angelika Domröse und Gisela May → fernsehenderddr.de.
In den 1980er Jahren zog sich Pascal  langsam vom Showgeschäft zurück, begann Romane, unter anderem auch Krimis wie "Le panier de crabes – l'étrange aventure de la baronne von t." (1986) und "Le fauve en février" (1987) sowie historische Werke zu schreiben. 1986 veröffentliche er seine Memoiren unter dem Titel "Un beau masque" ("Eine schöne Maske"), wo er auf seine Filmkarriere zurückblickte. Aus seiner Feder stammen eine Biografie über die schottische Königin Maria Stuart1), die er "La reine maudite. Le dossier marie stuart" (1988) nannte und eine Biografie über den Herzog von Luynes (Charles d’Albert, duc de Luynes1)), Günstling von König Ludwig XIII.1), mit dem Titel "L'amant du roi" (1991).

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Jean-Claude Pascal 03
Der Schauspieler, Chansonier und Autor, zeitlebens starker Raucher,  starb am 5. Mai 1992 mit nur 64 Jahren im "Hôpital Beaujon"1) in Clichy1) an den Folgen seiner Magenkrebs-Erkrankung. Obwohl Jean-Claude Pascal nicht nur in Frankreich als Chanson-Interpret hoch geschätzt war, nahm die Presse bzw. die Öffentlichkeit wenig Notiz von seinem Ableben. Die letzte Ruhe fand der unverheiratete, als homosexuell geltende – bis zu dessen Tod führte er eine Beziehung mit dem zuvor mit Marie Bell1) verheirateten Schauspieler Jean Chefrier (1915 – 1975) –, vielseitige Künstler auf dem Pariser "Cimetière du Montparnasse"1) (Abteilung 25), wo seine Mutter an der Türe der Familengruft eine Gedenktafel anbringen ließ → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons sowie knerger.de. Ein Teil seiner sterblichen Überreste wurde in der Bucht von Mont Saint-Michel1) sowie in der Bucht von Hammamet1) (Tunesien ) verstreut, wo er eine Schloss-ähnliche Villa besaß.
Zu seinen Lebzeiten wurde Jean-Claude Pascal, Inbegriff des Dandys und Lebemanns, mehrere Jahre lang in Folge zum "elegantesten Mann Frankreichs" gewählt. 2004 präsentierte man seine Garderobe im Rahmen einer Ausstellung im "Musée de la chemiserie et de l'élégance masculine" in Argenton-sur-Creuse1) (Département Indre1)).
Siehe auch Wikipedia, cyranos.ch sowie die Artikel bei menschenundmedien.net und eurovision.de
Fotos bei filmstarpostcards.blogspot.com
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) filmdienst.de, 3) fernsehserien.de
    
Filme (Auszug)
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