Pierre Richard wurde am 16. August 1934 als Pierre Richard Maurice Charles Léopold Defays im nordfranzösischen Valenciennes geboren und entschloss sich später seinen Künstlernamen aus den beiden ersten Vornamen abzuleiten. Richard wuchs in einem aristokratischen, wohlhabenden Elternhaus auf, nach dem Besuch des "Romain Rolland"-Lyzeums in Paris sowie einem katholischen Internat entschied sich Richard für die Schauspielerei. Er absolvierte nach dem Abitur unter anderem Schauspielkurse im Pariser "Centre Charles Dullin" von Charles Dullin (1885 – 1949), studierte dramatische Kunst bei Jean Vilar1) (1912 – 1971). Anschließend trat er zunächst in Kabaretts und am "Théâtre Bourseiller" auf. Mit Künstlerkollegen wie Jean Yanne1) (1933 – 2003), Jacques Fabri (1925 – 1997) und Georges Brassens1) (1921 – 1981) in der Music-Hall "Bobino" errang er erste Erfolge und wurde bekannt; in den 1960er Jahren folgten zahlreiche Auftritte in Varieté-Sendungen des französischen Fernsehens.
Bereits Ende der 1950er Jahre hatte der Künstler erste Erfahrungen vor der Filmkamera gesammelt, Aufmerksamkeit erregte er jedoch erst als schmächtiger, zerstreut wirkender "Normalbürger" Colibert in Yves Roberts originellen Burleske "Alexandre le bienheureux"1) (Alexander, der Lebenskünstler) neben Protagonist Philippe Noiret.

Foto: Pierre Richard anlässlich der César-Verleihung am 25. Februar 2006
Quelle: Wikimedia Commons;
Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0
Lizenz zur Veröffentlichung siehe hier

Pierre Richard anlässlich der César-Verleihung am 25. Februar 2006;  Quelle: Wikimedia Commons;  Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0.
Mit Yves Roberts turbulenten Parodien auf Agenten-Filme gelang Richard dann Anfang der 1970er Jahre der große internationale Durchbruch: Er spielte 1972 erstmals den kauzig-hektischen und zerstreuten Geiger François Perrin, der in "Le Grand blond avec une chaussure noire"1) (Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh) durch eine Verwechslung ins Visier feindlicher Geheimdienste gerät. Nach "Juliette et Juliette" (1973, Der Blonde mit dem blauen Auge) folgten weitere Fortsetzungen, "Le retour du grand blond"1) (1974, Der große Blonde kehrt zurück) und "La moutarde me monte au nez"1) (1974, Der lange Blonde mit den roten Haaren). Ähnlich gelagerte Kinostreifen wie "Les naufragés de l'île de la tortue" (1974, Die Schiffbrüchigen der Schildkröteninsel), "La course à l'échalote"1) (1975, Der Tolpatsch mit dem sechsten Sinn), "On aura tout vu"1) (1976, Ein Tolpatsch auf Abwegen), "La carapate"1) (1978, Der Sanfte mit den schnellen Beinen) oder "Le coup du parapluie"1) (1980, Der Regenschirmmörder) ließen Richard nicht nur zum Star des französischen Kinos avancieren; auch international wurde sein Name zum Inbegriff von tollpatschig-chaotischer Komik.
Mit Gérard Depardieu bildete der Schauspieler dann Anfang der 1980er Jahre in drei Filmen von Francis Veber ein sympathisches Duo physisch-psychischer Kontraste: Wiederum als François Perrin agierte er 1981 in "Le chèvre"1) (Ein Tolpatsch kommt selten allein), 1983 und 1986 folgten mit der Rolle des François Pignon "Les compères"1) (Zwei irre Spaßvögel) und "Les fugitifs"1) (Zwei irre Typen auf der Flucht).
Dazwischen lagen Komödien wie "Le Jouet"1) (1976, Das Spielzeug), "Je suis timide mais je me soigne"1) (1978, Ich bin schüchtern, aber in Behandlung) oder "Le jumeau"1) (1984, Der Zwilling); 1988 gab es ein Wiedersehen mit dem "Großen Blonden" in "À gauche en sortant de l'ascenseur"1) (Der große Blonde auf Freiersfüßen).
Pierre Richard anlässlich des Filmfestivals in Cannes im Mai 2015; Quelle: Wikimedia Commons; Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0 Seit 1971 steht Pierre Richard auch hinter der Kamera und drehte nach eigenen Drehbüchern eine Reihe Komödien, die mit Witz und Klamauk Katastrophen des Alltags ausstellen, wie beispielsweise "Les malheurs d'Alfred" (1972, Alfred, die Knallerbse), "Je sais rien mais je dirais tout" (1973, Ich weiß von nichts und sage alles) oder "C'est pas moi, c'est lui  "1) (1980, Zwei Kamele auf einem Pferd), in denen er auch jeweils die Titelrolle spielte.
 
Seit den 1990er Jahren ist es um den Mann, der die Tollpatschigkeit zu seinem Markenzeichen erhob, ein wenig ruhiger geworden; Richard versuchte von diesem Image loszukommen und bevorzugt zunehmend ernstere Rollen. Dies zeigt er beispielsweise in Nana Dzhordzhadzes surrealen Tragikomödie "Le mille et une recettes d’un cuisiner amoureux"2) (1996, Die Rezepte eines verliebten Kochs), in der er einen stillen Restaurantbesitzer spielt, dessen Liebe zu einer Kollegin durch die Wirren der Oktoberrevolution unerfüllt bleibt. Seinem Rollenklischee entfliehen konnte er auch 2000 als Kapitän in Nana Dzhordzhadzes Tragikomödie "27 Missing Kisses"2) oder als tragischer Wandermusiker Vitalis, der in dem TV-Film "Sans famille"1) (Das Findelkind2)) der gütigen Mutter Barberin (Marianne Sägebrecht) das Findelkind Remi (Jules Sitruk) abkauft und mit dem Jungen, drei Hunden und einem Affen durchs Land zieht. Thierry Chabert realisierte mit dem französischen Star in der Titelrolle eine weitere Verfilmung des berühmten Defoe-Klassikers "Robinson Crusoe"1) (TV 2003, Robinson Crusoë2)).

  
Foto: Pierre Richard anlässlich des Filmfestivals in Cannes im Mai 2015
Quelle: Wikimedia Commons;
Urheber: Georges Biard;  Lizenz CC-BY-SA 3.0
Lizenz zur Veröffentlichung siehe hier

Auf der Leinwand glänzte Richard unter anderem in den letzten Jahren in Christophe Barratiers preisgekröntem Musikdrama "Faubourg 36"1) (Paris, Paris – Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück) an der Seite von Gérard Jugnot als "Monsieur Radio", alter Orchesterdirigent eines pleitegehenden Pariser Kabaretts im Jahre 1936, der die neue Show retten soll; Kinostart in Deutschland war der 27. November 2008.
Zu Richards aktuelleren Arbeiten vor der Kinokamera zählt Stéphane Robelin humorvolle Geschichte über das Älterwerden "Und wenn wir alle zusammenziehen?"2) (2011, Et si on vivait tous ensemble?), wo Richard neben Altstars wie Jane Fonda und Geraldine Chaplin einmal mehr sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen konnte. "Mit einem wunderbaren Schauspiel-Ensemble gelang Stéphane Robelin ein wunderbarer Mix aus Komödie und Drama, bei dem sich die alternden Darsteller gegenseitig die verbalen Bälle zuwerfen dürfen und auch in Sachen Mimik noch einmal beweisen, was gutes Schauspiel ausmacht. Ein Spaß, die fast vergessenen Mimen noch einmal so frisch agieren zu sehen." notiert prisma.de. Kinostart in Deutschland war der 5. April 2012, siehe auch Wikipedia.
Nach längerer Pause tauchte Richard 2017 gleich in zwei Produktionen auf, in der amüsanten Geschichte "Monsieur Pierre geht online"2) (Un profil pour deux; Kinostart: 22.06.2017) mimte er den betagten, grantigen Titelhelden, der von dem folglosen Schriftsteller Alex (Yaniss Lespert) mit der verwirrenden Welt des Internets vertraut gemacht werden soll und auf einem Datingportal landet. In der Sommerkomödie "Barfuß in Paris" (Paris pieds nus; Kinostart: 07.09.2017) übernahm er an der Seite der Ende Januar 2017 verstorbenen "Grande Dame" des französischen Films, Emmanuelle Riva1), einen kleinen, dennoch einprägsamen Part → www.welt.de, www.film-rezensionen.de. Am 22. März 2018 ging in Deutschland die schräge Story "Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen"1) (La Ch'tite famille) an den Start, in dem sich Richard als der auf einem Schrottplatz lebende verrückte Vater des Architekten Valentin (Dany Boon1)) präsentiert.
Nicht nur in seiner Heimat Frankreich ist der ehemalige "Blonde mit dem schwarzen Schuh" nach wie vor ein gefragter Star und findet nur selten Zeit, sich seinem Weingut "Château Bel Évêque", das er seit 1986 im südfranzösischen Gruissan besitzt, zu widmen. Sein Privatleben hat Pierre Richard stets vor der Öffentlichkeit streng abgeschirmt. Der drei Mal verheiratete und ebenso oft geschiedene Künstler ist Vater der beiden Söhne Olivier und Christophe, die sich beide als Musiker (Saxophonist bzw. Kontrabassist) einen Namen gemacht haben. Pierre Richard ist inzwischen mehrfacher Großvater, sein Enkel Arthur Defays ist Model und versucht sich inzwischen auch als Schauspieler.
  
Am 26. Februar 2006 erhielt der französische Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Pierre Richard, der nicht nur auf der Leinwand sondern auch auf der Theaterbühne Erfolge feierte, im Rahmen einer Gala im Pariser "Châtelet-Theater" den "Ehren-César" (César d'honneur) für sein Lebenswerk; der Filmpreis "César"1) ist das französische Gegenstück zum amerikanischen "Oscar".
Seit Ende der 1980er Jahre veröffentlichte die Komiker-Legende mehrere Bücher, so 1989 "Le petit blond dans un grand parc" und 2003 "Comme un poisson sans eau. Détournement de mémoires". Ende Februar 2010 erschien von ihm die Publikation "Le petit blond avec un mouton blanc" sowie im September 2010 "Franchise postale – Autoportrait par correspondance", ein autobiografischer Roman in Briefform.
 

Foto: Pierre Richard am 20.09.2010 bei einer Pressekonferenz in Moskau
Urheber: A.Savin; Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons

Pierre Richard am 20.09.2010 bei einer Pressekonferenz in Moskau; Urheber: A.Savin; Lizenz: CC-BY-SA-3.0; Quelle: Wikipedia bzw. Wikimedia Commons
Textbausteine des Kurzportraits von www.prisma.de
Offizielle Webseite von Pierre Richard: www.pierre-richard.fr
Siehe auch Wikipedia, www.cyranos.ch
Link: 1) Wikipedia, 2)  prisma.de Stand März 2018
Lizenz Foto Pierre Richard (Urheber: Georges Biard): Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unported lizenziert. Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren; es gibt keine unveränderlichen Abschnitte, keinen vorderen und keinen hinteren Umschlagtext. Der vollständige Lizenztext ist im Kapitel GNU-Lizenz für freie Dokumentation verfügbar.
Filme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database

(Link: Wikipedia, in Klammern: .prisma.de)
Um zur Seite der Leinwandstars zurückzukehren, bitte dieses Fenster schließen.
Home: www.steffi-line.de