Filmografie / Hörspiel
Balduin Baas im September 1979; Copyright Virginia Shue Balduin Baas wurde am 9. Juni 1922 als Balduin Baaske in Danzig1) (heute: Gdańsk, Polen) geboren. Nach der Schule machte er zunächst eine Lehre bei der Post, während des 2. Weltkrieges musste er seinen Kriegsdienst ableisten und kam über Soldatenbühnen in Kontakt mit der Schauspielerei. Nach dem Krieg schloss er sich zunächst kurz einer Artistentruppe an und fungierte als Conferençier, wechselte dann ab 1946 zu verschiedenen Kabaretts. Zunächst erlangte er auf Bühnen wie dem von Hans Duncker gegründeten "Kaleidoskop" ("Hamburgs Künstler Cabaret") – hier gehörte Baas 1946/1947 als "Balduin" zum festen Ensemble – oder dem "Ulenspiegel" in Gießen1) eine gewisse regionale Berühmtheit. Mit Auftritten an Hamburger Kleinkunstbühnen wie der "Bonbonničre", der "Die Wendeltreppe"1) und dem "rendez-vous" konnte Balduin Baas seinen Bekanntheitsgrad als Kabarettist und Komiker ausbauen. So wurde auch das Fernsehen auf den schlaksigen Mann mit dem Charakterkopf aufmerksam, Baas gehörte zu den TV-Schaffenden der ersten Stunde, der nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Moderator bald bundesweite Popularität erlangte.
So führte er beispielsweise 1952 gemeinsam mit Günter Keil witzig durch das erste vom Fernsehen noch live ausgestrahlte Silvesterprogramm. "Die Leute waren total verunsichert", erinnert sich Baas, vor einem halben Jahrhundert Augenzeuge der Stunde null des "Deutschen Fernsehens". Keiner hatte Erfahrung mit der neumodischen Technik, die aus Amerika nach Old Germany schwappte. Wie viele in der Silvesternacht 1952/53 die Fernsehspäße des "Norddeutschen" und "Westdeutschen Rundfunks" verfolgten, weiß niemand. Kaum jemand konnte sich die teuren TV-Geräte leisten; die wenigen stolzen Besitzer erfreuten sich eines zusehenden Besucheransturms.*)  
     
Balduin Baas im September 1979
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
In verschiedensten Einzelproduktionen und Serien konnte man Baas im Laufe der Jahre auf dem Bildschirm erleben, meist in prägnanten Nebenrollen wie beispielsweise als Redakteur Schwendling in der von Rolf Hädrich1) nach der gleichnamigen Kurzgeschichte1) von Heinrich Böll1) in Szene gesetzten Satire "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen"1) (1964) neben Dieter Hildebrandt (Funk-Redakteur Dr. Murke) und unter anderem Dieter Borsche (Intendant Osterode). Seine TV-Filmografie weist beliebte Krimiserien wie "Dem Täter auf der Spur", "Sonderdezernat K1", "Der Alte"1), "Derrick"1) oder "Großstadtrevier"1) auf, aber auch Quotenrenner wie "Diese Drombuschs"1) oder "Der Landarzt"1). Erwähnenswert ist die Figur des schmierigen Privatdetektivs Georg Altdorf, den er zwischen 1987 und 1990 13 Folgen lang in der damals erfolgreichsten Serie jener Jahre "Das Erbe der Guldenburgs"1) zum Besten gab.

Balduin Baas und Helga Feddersen: Das Foto wurde mir freundlicherweise
von der Fotografin Virginia Shue(Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Balduin Baas und Helga Feddersen
Erwähnenswert ist die Figur des schmierigen Privatdetektivs Georg Altdorf, den er von 1987 bis 1990  13 Folgen lang in der legendären Serie "Das Erbe der Guldenburgs" zum Besten gab. 
In nachhaltiger Erinnerung bleibt Balduin Baas auch durch zahlreiche Rollen vor der Kinokamera, am bekanntesten ist wohl die Figur des Studienrat Blaumeier in den "Lümmel"- und "Pauker"-Streifen1) Ende der 1960er bzw. in den 1970er Jahren.
Sein Leinwanddebüt gab der Charakterkomiker mit dem winzigen, ungenannten Part eines Abhör-Spezialisten in Helmut Käutners1) Verfilmung "Des Teufels General"1) 1955) nach dem gleichnamigem Drama1) von Carl Zuckmayer1) an der Seite von Curd Jürgens als Luftwaffen-General Harry Harras. Auch in der Adaption "Der Hauptmann von Köpenick"1) (1956) nach Zuckmayers gleichnamigem Theaterstück1) mit Heinz Rühmann in der Rolle des Wilhelm Voigt1) betraute ihn Käutner mit der kleinen Aufgabe eines ostpreußischen Grenadiers. Zusammen mit Rühmann stand Baas wiederholt vor der Kamera, so für die Produktionen "Der Mann, der nicht nein sagen konnte"1) (1958), "Der Lügner"1) (1961), "Grieche sucht Griechin"1) (1966) und "Die Ente klingelt um halb acht"1) (1968). Neben Unterhaltungsstreifen wie "Lausbubengeschichten"1) (1964, Regie: Helmut Käutner) und "Willi wird das Kind schon schaukeln"1) (1972, mit Heinz Erhardt), in denen der Mime sein komisches Talent voll ausleben konnte oder Krimis wie "Das Rasthaus der grausamen Puppen"1) (1967) fand Balduin Baas jedoch auch Aufgaben in anspruchsvollen Kinofilmen. In der von Hans W. Geissendörfer1) nach dem gleichnamigen Roman1) von Thomas Mann1) gedrehten Verfilmung "Der Zauberberg"1) (1982) gehörte auch Balduin Baas als Zeichenlehrer zur hochkarätigen Besetzung, in Vergessenheit geraten scheint seine tragende Figur des Dirigenten in Federico Fellinis1) Allegorie "Orchesterprobe"1) (1979, "Prova d'orchestra"), der mit viel schrägem Humor inszenierten vielschichtigen Parabel auf menschliches Sozialverhalten. 1979 wurde das Werk in Frankreich von der "Association Française de la Critique de Cinéma"1) als "Bester ausländischer Film" ("Prix Léon Moussinac"1)) prämiert. In dem Loriot1)-Klassiker "Pappa ante Portas"1) (1991) mimte er einen Musiklehrer, präsentierte sich in der TV-Persiflage "Willi und die Windzors"1) (1996) von (Regie) und mit Hape Kerkeling1) als Zoodirektor.
Zu den letzten Arbeiten des Schauspielers vor der Kamera zählten das von Dagmar Damek1) mit Inge Meysel realisierte TV-Drama "Die blauen und die grauen Tage"2) (2000)  sowie der für das Fernsehen in Szene gesetzte Edgar Wallace1)-Krimi "Das Schloss des Grauens"1) (2002) → Übersicht Filmografie.
Neben seiner umfangreichen Arbeit für Film und Fernsehen arbeitete Balduin Baas für den Hörfunk sowohl als Sprecher als auch als Autor.
Wikipedia notiert: "Im Hörfunk trat er von 1971 bis 1977 in "WDR 2"1) mit satirisch-kabarettistischen Texten in der Solo-Revue "Seid frech zueinander" (über 20 Folgen) auf. Nachdem der "Westdeutsche Rundfunk"1) (WDR) die Ausstrahlung einer Folge wegen zu harscher Kritik an Wolf Biermann1) untersagt und die Sendung ersatzweise mit anderem Baas-Material gestaltet hatte, brach Baas die weitere Zusammenarbeit mit dem WDR ab." Eine Auswahl der bei der ARD-Hörspieldatenbank seit Mitte der 1950er Jahre gelisteten Produktionen mit Balduin Baas findet man hier. Im Synchron-Studio war er eher selten zu finden → mehr bei synchronkartei.de.
Darüber hinaus verfasste er Theaterstücke und veröffentlichte mehrere Bücher. Seine Erinnerungen "40 – Eine Autobiographie" erschien 1964, "Alle diejenigen, die endlich einmal erfahren wollen, wie ein deutscher Nonkonformist aussieht, sollten die Autobiographie von Balduin Baas lesen. Dieser Baas kann trefflich und eigenwillig erzählen (…) Erzählen… heißt für Baas: Unkonventionelles sagen." schrieb Joachim Kaiser1) unter anderem in der "Süddeutsche Zeitung"1). Sein wenig später erschienener, reich mit Scherenschnitten bebilderter Gedichtband "Es ist Frühling, Ilse" wurde von der Kritik ebenfalls hochgelobt, eine weitere Publikation von Balduin Baas ist der Roman "Der Fritz" (1983).
Balduin Baas und Charlotte March im September 1979; Copyright Virginia Shue

Der Schauspieler, Kabarettist, Schriftsteller und Objektkünstler Balduin Baas starb am 22. Mai 2006 in Hamburg1) im Alter von 83 Jahren; seinem Wunsch entsprechend fand eine Seebestattung1) statt.
Eine Zeit lang war er mit seiner Kollegin Ruth Stephan (1926 – 1975) verheiratet. Später wurde für mehr als fünf Jahrzehnte die Hamburger Fotografin Charlotte March1) (1929 – 2005) seine Lebenspartnerin.
 
Der schriftliche Nachlass des vielseitigen Künstlers sowie seine Kunstobjekte und Zeichnungen befinden sich in der Hamburger "Sammlung Falckenberg"1).

Balduin Baas und Charlotte March im September 1979
Das Foto wurde mir freundlicherweise von der 
Fotografin Virginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt.
Das Copyright liegt bei Virginia Shue.

Siehe auch Wikipedia
*) Quelle: abendblatt.de (Artikel nicht mehr online)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehserien.de
      
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, Die Krimihomepage, fernsehserien.de; R = Regie)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Fremde Links: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung), Wikipedia, Die Krimihomepage; R = Regie)
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